daß der hiezu wirksame Druck des in der Röhre ABCD enthal- tenen Wassers eben so groß ist, als der Druck auf eine ebne Wand FE sein würde. In unserm vorigen Beispiele war für den weitern Cylinder EF = 3 Zoll, also auf jeden Zoll Höhe der Druck so groß als auf 3 Quadratzoll des Kolbens, oder wenn der ganze Cylinder 6 Zoll hoch ist, der ganze Druck so groß wie auf 18 Quadratzoll des Kolbens. Der Kolben von 3 Zoll Durch- messer enthält etwas über 7 Quadratzoll, und von den 36000 Pfund Druck, die er leidet, kommen also etwa 5000 Pfund auf jeden Quadratzoll, 90000 Pfund auf jene 18 Quadratzolle; 90000 Pfund Kraft wirken also, um den Cylinder aus einander zu reißen. Da man die Festigkeit des Metalles, das sich freilich nicht im geringsten dehnen darf, doch gewiß auf 23000 Pfund für 1 Quadratzoll rechnen kann, so ist der Cylinder bei 1/3 Zoll Dicke der Wände stark genug, indem zwei Wände von 6 Zoll lang, die bei 1/3 Zoll Dicke also 4 Quadratzoll Bruchfläche halten, aus ein- ander gerissen werden müßten, wenn der Cylinder zersprengt wer- den sollte; diese aber 230004 oder 92000 Pfund Widerstand darbieten. Der nur so weite Cylinder A braucht bei weitem nicht diese Dicke der Wände zu haben, da die zerreißende Kraft dem Durchmesser der Röhre proportional ist.
Man hat bei diesen Pressen die Kraft bis auf 300000 Pfund getrieben, und kann bei gehöriger Erweiterung des größern Cylinders sie noch weiter treiben; daß sie dann zum Heben großer Lasten auf geringe Höhen, und selbst bei geringerer Größe zum Auspressen von Extracten, zum Tuchpressen u. s. w. dienen kön- nen, erhellt leicht, und selbst in Deutschland ist die Wasserpresse vielfältig zu solchen Zwecken angewandt *).
Gleichgewicht des Wassers in Gefäßen und Röhren.
Diese Betrachtungen ließen sich ohne Rücksicht auf die Schwere des Wassers anstellen; denn in der That ist in der Wasserpresse und in manchen ähnlichen Fällen die gebrauchte Wassermenge so geringe, daß das Gewicht derselben dabei ganz unbeachtet bleiben darf; aber auch die Wirkung, welche die
*)Gilberts Annalen LX. 1.
daß der hiezu wirkſame Druck des in der Roͤhre ABCD enthal- tenen Waſſers eben ſo groß iſt, als der Druck auf eine ebne Wand FE ſein wuͤrde. In unſerm vorigen Beiſpiele war fuͤr den weitern Cylinder EF = 3 Zoll, alſo auf jeden Zoll Hoͤhe der Druck ſo groß als auf 3 Quadratzoll des Kolbens, oder wenn der ganze Cylinder 6 Zoll hoch iſt, der ganze Druck ſo groß wie auf 18 Quadratzoll des Kolbens. Der Kolben von 3 Zoll Durch- meſſer enthaͤlt etwas uͤber 7 Quadratzoll, und von den 36000 Pfund Druck, die er leidet, kommen alſo etwa 5000 Pfund auf jeden Quadratzoll, 90000 Pfund auf jene 18 Quadratzolle; 90000 Pfund Kraft wirken alſo, um den Cylinder aus einander zu reißen. Da man die Feſtigkeit des Metalles, das ſich freilich nicht im geringſten dehnen darf, doch gewiß auf 23000 Pfund fuͤr 1 Quadratzoll rechnen kann, ſo iſt der Cylinder bei ⅓ Zoll Dicke der Waͤnde ſtark genug, indem zwei Waͤnde von 6 Zoll lang, die bei ⅓ Zoll Dicke alſo 4 Quadratzoll Bruchflaͤche halten, aus ein- ander geriſſen werden muͤßten, wenn der Cylinder zerſprengt wer- den ſollte; dieſe aber 23000⋅4 oder 92000 Pfund Widerſtand darbieten. Der nur ſo weite Cylinder A braucht bei weitem nicht dieſe Dicke der Waͤnde zu haben, da die zerreißende Kraft dem Durchmeſſer der Roͤhre proportional iſt.
Man hat bei dieſen Preſſen die Kraft bis auf 300000 Pfund getrieben, und kann bei gehoͤriger Erweiterung des groͤßern Cylinders ſie noch weiter treiben; daß ſie dann zum Heben großer Laſten auf geringe Hoͤhen, und ſelbſt bei geringerer Groͤße zum Auspreſſen von Extracten, zum Tuchpreſſen u. ſ. w. dienen koͤn- nen, erhellt leicht, und ſelbſt in Deutſchland iſt die Waſſerpreſſe vielfaͤltig zu ſolchen Zwecken angewandt *).
Gleichgewicht des Waſſers in Gefaͤßen und Roͤhren.
Dieſe Betrachtungen ließen ſich ohne Ruͤckſicht auf die Schwere des Waſſers anſtellen; denn in der That iſt in der Waſſerpreſſe und in manchen aͤhnlichen Faͤllen die gebrauchte Waſſermenge ſo geringe, daß das Gewicht derſelben dabei ganz unbeachtet bleiben darf; aber auch die Wirkung, welche die
*)Gilberts Annalen LX. 1.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0156"n="134"/>
daß der hiezu wirkſame Druck des in der Roͤhre <hirendition="#aq"><hirendition="#b">ABCD</hi></hi> enthal-<lb/>
tenen Waſſers eben ſo groß iſt, als der Druck auf eine ebne<lb/>
Wand <hirendition="#aq"><hirendition="#b">FE</hi></hi>ſein wuͤrde. In unſerm vorigen Beiſpiele war fuͤr<lb/>
den weitern Cylinder <hirendition="#aq"><hirendition="#b">EF</hi></hi> = 3 Zoll, alſo auf jeden Zoll Hoͤhe<lb/>
der Druck ſo groß als auf 3 Quadratzoll des Kolbens, oder wenn<lb/>
der ganze Cylinder 6 Zoll hoch iſt, der ganze Druck ſo groß wie<lb/>
auf 18 Quadratzoll des Kolbens. Der Kolben von 3 Zoll Durch-<lb/>
meſſer enthaͤlt etwas uͤber 7 Quadratzoll, und von den 36000<lb/>
Pfund Druck, die er leidet, kommen alſo etwa 5000 Pfund<lb/>
auf jeden Quadratzoll, 90000 Pfund auf jene 18 Quadratzolle;<lb/>
90000 Pfund Kraft wirken alſo, um den Cylinder aus einander zu<lb/>
reißen. Da man die Feſtigkeit des Metalles, das ſich freilich<lb/>
nicht im geringſten dehnen darf, doch gewiß auf 23000 Pfund<lb/>
fuͤr 1 Quadratzoll rechnen kann, ſo iſt der Cylinder bei ⅓ Zoll<lb/>
Dicke der Waͤnde ſtark genug, indem zwei Waͤnde von 6 Zoll lang,<lb/>
die bei ⅓ Zoll Dicke alſo 4 Quadratzoll Bruchflaͤche halten, aus ein-<lb/>
ander geriſſen werden muͤßten, wenn der Cylinder zerſprengt wer-<lb/>
den ſollte; dieſe aber 23000⋅4 oder 92000 Pfund Widerſtand<lb/>
darbieten. Der nur <formulanotation="TeX">\frac{1}{12}</formula>ſo weite Cylinder <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> braucht bei weitem<lb/>
nicht dieſe Dicke der Waͤnde zu haben, da die zerreißende Kraft<lb/>
dem Durchmeſſer der Roͤhre proportional iſt.</p><lb/><p>Man hat bei dieſen Preſſen die Kraft bis auf 300000<lb/>
Pfund getrieben, und kann bei gehoͤriger Erweiterung des groͤßern<lb/>
Cylinders ſie noch weiter treiben; daß ſie dann zum Heben großer<lb/>
Laſten auf geringe Hoͤhen, und ſelbſt bei geringerer Groͤße zum<lb/>
Auspreſſen von Extracten, zum Tuchpreſſen u. ſ. w. dienen koͤn-<lb/>
nen, erhellt leicht, und ſelbſt in Deutſchland iſt die Waſſerpreſſe<lb/>
vielfaͤltig zu ſolchen Zwecken angewandt <noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#g">Gilberts</hi> Annalen <hirendition="#aq"><hirendition="#b">LX.</hi></hi> 1.</note>.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Gleichgewicht des Waſſers in Gefaͤßen und Roͤhren</hi>.</head><lb/><p>Dieſe Betrachtungen ließen ſich ohne Ruͤckſicht auf die<lb/>
Schwere des Waſſers anſtellen; denn in der That iſt in der<lb/>
Waſſerpreſſe und in manchen aͤhnlichen Faͤllen die gebrauchte<lb/>
Waſſermenge ſo geringe, daß das Gewicht derſelben dabei ganz<lb/>
unbeachtet bleiben darf; aber auch die Wirkung, welche die<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[134/0156]
daß der hiezu wirkſame Druck des in der Roͤhre ABCD enthal-
tenen Waſſers eben ſo groß iſt, als der Druck auf eine ebne
Wand FE ſein wuͤrde. In unſerm vorigen Beiſpiele war fuͤr
den weitern Cylinder EF = 3 Zoll, alſo auf jeden Zoll Hoͤhe
der Druck ſo groß als auf 3 Quadratzoll des Kolbens, oder wenn
der ganze Cylinder 6 Zoll hoch iſt, der ganze Druck ſo groß wie
auf 18 Quadratzoll des Kolbens. Der Kolben von 3 Zoll Durch-
meſſer enthaͤlt etwas uͤber 7 Quadratzoll, und von den 36000
Pfund Druck, die er leidet, kommen alſo etwa 5000 Pfund
auf jeden Quadratzoll, 90000 Pfund auf jene 18 Quadratzolle;
90000 Pfund Kraft wirken alſo, um den Cylinder aus einander zu
reißen. Da man die Feſtigkeit des Metalles, das ſich freilich
nicht im geringſten dehnen darf, doch gewiß auf 23000 Pfund
fuͤr 1 Quadratzoll rechnen kann, ſo iſt der Cylinder bei ⅓ Zoll
Dicke der Waͤnde ſtark genug, indem zwei Waͤnde von 6 Zoll lang,
die bei ⅓ Zoll Dicke alſo 4 Quadratzoll Bruchflaͤche halten, aus ein-
ander geriſſen werden muͤßten, wenn der Cylinder zerſprengt wer-
den ſollte; dieſe aber 23000⋅4 oder 92000 Pfund Widerſtand
darbieten. Der nur [FORMEL] ſo weite Cylinder A braucht bei weitem
nicht dieſe Dicke der Waͤnde zu haben, da die zerreißende Kraft
dem Durchmeſſer der Roͤhre proportional iſt.
Man hat bei dieſen Preſſen die Kraft bis auf 300000
Pfund getrieben, und kann bei gehoͤriger Erweiterung des groͤßern
Cylinders ſie noch weiter treiben; daß ſie dann zum Heben großer
Laſten auf geringe Hoͤhen, und ſelbſt bei geringerer Groͤße zum
Auspreſſen von Extracten, zum Tuchpreſſen u. ſ. w. dienen koͤn-
nen, erhellt leicht, und ſelbſt in Deutſchland iſt die Waſſerpreſſe
vielfaͤltig zu ſolchen Zwecken angewandt *).
Gleichgewicht des Waſſers in Gefaͤßen und Roͤhren.
Dieſe Betrachtungen ließen ſich ohne Ruͤckſicht auf die
Schwere des Waſſers anſtellen; denn in der That iſt in der
Waſſerpreſſe und in manchen aͤhnlichen Faͤllen die gebrauchte
Waſſermenge ſo geringe, daß das Gewicht derſelben dabei ganz
unbeachtet bleiben darf; aber auch die Wirkung, welche die
*) Gilberts Annalen LX. 1.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/156>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.