heißt wird, zurückgetrieben, oder (weil in der Nähe dieses Ofens der noch warme Rauch den Luftstrom überwindet,) in andre Zimmer, die mit eben dem Schornsteine in Verbindung stehen. Aus dem entgegengesetzten Grunde ziehen die Oefen so sehr gut bei kaltem Wetter, weil die erwärmte Luft in den Schornsteinröhren nun schon wegen des sich sogleich einfindenden hinaufwärts gehenden Luftstro- mes oben ausströmt und also den Rauch mit hinaufnimmt. Des- wegen ist auch bei schlecht ziehenden Oefen die erste Zeit nach dem Einheitzen die schlimmste, indem, sobald nur einige Erwärmung der Luft im Schornsteine eingetreten ist, der Luftzug hinaufwärts leich- ter hervorgeht; ja selbst wenn heftiger Wind den Rauch herunter- treibt, so ist dies weniger der Fall, sobald eine schon sehr erwärmte Luft im Schornsteine einen aufsteigenden Strom veranlaßt, der endlich so stark werden kann, daß er den von oben einwirkenden Druck gänzlich überwindet. Jenes Uebel, daß die Oefen bei milde werdendem Wetter so leicht rauchen, läßt sich daher durch eine hohe und enge Röhre oft gänzlich heben. Setzt man auf die Oeffnung, wo das gewöhnliche Ofenrohr in den Schornstein geht, noch eine Röhre von der Weite der gewöhnlichen Ofenröhren, aber 6 bis 10 Fuß hoch, so wird beim Heitzen die darin enthaltene geringe Menge Luft schnell durchwärmt, weit schneller als es mit der die weite Feuer-Esse füllenden Luftmasse geschehen könnte; es entsteht daher in dieser engen Röhre sogleich, wenigstens wenn man ein nicht allzu unbedeutendes Feuer angemacht hat, ein starker Luftstrom auf- wärts, der nicht nur das Herausdringen des Rauches in das eben geheitzte Zimmer hindert, sondern selbst lebhaft genug werden kann, um den entgegengesetzten Luftstrom auch in den höhern Theilen des Schornsteines zu überwinden, und in diesem Falle auch in die übri- gen Zimmer keinen Rauch gelangen läßt.
Auch in den Meeren und in der Atmosphäre scheint es vor- züglich diese Ungleichheit des Druckes zu sein, die so mannigfaltige Strömungen hervorbringt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß in den großen Meeren ein Strom in der Tiefe von den Polen gegen den Aequator geht, der dorthin kaltes Wasser führt, während wir in manchen Gegenden sehr auffallend eine warme Strömung an der Oberfläche gegen die Pole zu bemerken. Aber hiebei finden so viele andre Ursachen mit statt, daß die Erscheinungen ein mehr verwickel-
heißt wird, zuruͤckgetrieben, oder (weil in der Naͤhe dieſes Ofens der noch warme Rauch den Luftſtrom uͤberwindet,) in andre Zimmer, die mit eben dem Schornſteine in Verbindung ſtehen. Aus dem entgegengeſetzten Grunde ziehen die Oefen ſo ſehr gut bei kaltem Wetter, weil die erwaͤrmte Luft in den Schornſteinroͤhren nun ſchon wegen des ſich ſogleich einfindenden hinaufwaͤrts gehenden Luftſtro- mes oben ausſtroͤmt und alſo den Rauch mit hinaufnimmt. Des- wegen iſt auch bei ſchlecht ziehenden Oefen die erſte Zeit nach dem Einheitzen die ſchlimmſte, indem, ſobald nur einige Erwaͤrmung der Luft im Schornſteine eingetreten iſt, der Luftzug hinaufwaͤrts leich- ter hervorgeht; ja ſelbſt wenn heftiger Wind den Rauch herunter- treibt, ſo iſt dies weniger der Fall, ſobald eine ſchon ſehr erwaͤrmte Luft im Schornſteine einen aufſteigenden Strom veranlaßt, der endlich ſo ſtark werden kann, daß er den von oben einwirkenden Druck gaͤnzlich uͤberwindet. Jenes Uebel, daß die Oefen bei milde werdendem Wetter ſo leicht rauchen, laͤßt ſich daher durch eine hohe und enge Roͤhre oft gaͤnzlich heben. Setzt man auf die Oeffnung, wo das gewoͤhnliche Ofenrohr in den Schornſtein geht, noch eine Roͤhre von der Weite der gewoͤhnlichen Ofenroͤhren, aber 6 bis 10 Fuß hoch, ſo wird beim Heitzen die darin enthaltene geringe Menge Luft ſchnell durchwaͤrmt, weit ſchneller als es mit der die weite Feuer-Eſſe fuͤllenden Luftmaſſe geſchehen koͤnnte; es entſteht daher in dieſer engen Roͤhre ſogleich, wenigſtens wenn man ein nicht allzu unbedeutendes Feuer angemacht hat, ein ſtarker Luftſtrom auf- waͤrts, der nicht nur das Herausdringen des Rauches in das eben geheitzte Zimmer hindert, ſondern ſelbſt lebhaft genug werden kann, um den entgegengeſetzten Luftſtrom auch in den hoͤhern Theilen des Schornſteines zu uͤberwinden, und in dieſem Falle auch in die uͤbri- gen Zimmer keinen Rauch gelangen laͤßt.
Auch in den Meeren und in der Atmoſphaͤre ſcheint es vor- zuͤglich dieſe Ungleichheit des Druckes zu ſein, die ſo mannigfaltige Stroͤmungen hervorbringt. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß in den großen Meeren ein Strom in der Tiefe von den Polen gegen den Aequator geht, der dorthin kaltes Waſſer fuͤhrt, waͤhrend wir in manchen Gegenden ſehr auffallend eine warme Stroͤmung an der Oberflaͤche gegen die Pole zu bemerken. Aber hiebei finden ſo viele andre Urſachen mit ſtatt, daß die Erſcheinungen ein mehr verwickel-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0163"n="141"/>
heißt wird, zuruͤckgetrieben, oder (weil in der Naͤhe dieſes Ofens der<lb/>
noch warme Rauch den Luftſtrom uͤberwindet,) in andre Zimmer,<lb/>
die mit eben dem Schornſteine in Verbindung ſtehen. Aus dem<lb/>
entgegengeſetzten Grunde ziehen die Oefen ſo ſehr gut bei kaltem<lb/>
Wetter, weil die erwaͤrmte Luft in den Schornſteinroͤhren nun ſchon<lb/>
wegen des ſich ſogleich einfindenden hinaufwaͤrts gehenden Luftſtro-<lb/>
mes oben ausſtroͤmt und alſo den Rauch mit hinaufnimmt. Des-<lb/>
wegen iſt auch bei ſchlecht ziehenden Oefen die erſte Zeit nach dem<lb/>
Einheitzen die ſchlimmſte, indem, ſobald nur einige Erwaͤrmung der<lb/>
Luft im Schornſteine eingetreten iſt, der Luftzug hinaufwaͤrts leich-<lb/>
ter hervorgeht; ja ſelbſt wenn heftiger Wind den Rauch herunter-<lb/>
treibt, ſo iſt dies weniger der Fall, ſobald eine ſchon ſehr erwaͤrmte<lb/>
Luft im Schornſteine einen aufſteigenden Strom veranlaßt, der<lb/>
endlich ſo ſtark werden kann, daß er den von oben einwirkenden<lb/>
Druck gaͤnzlich uͤberwindet. Jenes Uebel, daß die Oefen bei milde<lb/>
werdendem Wetter ſo leicht rauchen, laͤßt ſich daher durch eine hohe<lb/>
und enge Roͤhre oft gaͤnzlich heben. Setzt man auf die Oeffnung,<lb/>
wo das gewoͤhnliche Ofenrohr in den Schornſtein geht, noch eine<lb/>
Roͤhre von der Weite der gewoͤhnlichen Ofenroͤhren, aber 6 bis<lb/>
10 Fuß hoch, ſo wird beim Heitzen die darin enthaltene geringe<lb/>
Menge Luft ſchnell durchwaͤrmt, weit ſchneller als es mit der die<lb/>
weite Feuer-Eſſe fuͤllenden Luftmaſſe geſchehen koͤnnte; es entſteht<lb/>
daher in dieſer engen Roͤhre ſogleich, wenigſtens wenn man ein nicht<lb/>
allzu unbedeutendes Feuer angemacht hat, ein ſtarker Luftſtrom auf-<lb/>
waͤrts, der nicht nur das Herausdringen des Rauches in das eben<lb/>
geheitzte Zimmer hindert, ſondern ſelbſt lebhaft genug werden kann,<lb/>
um den entgegengeſetzten Luftſtrom auch in den hoͤhern Theilen des<lb/>
Schornſteines zu uͤberwinden, und in dieſem Falle auch in die uͤbri-<lb/>
gen Zimmer keinen Rauch gelangen laͤßt.</p><lb/><p>Auch in den Meeren und in der Atmoſphaͤre ſcheint es vor-<lb/>
zuͤglich dieſe Ungleichheit des Druckes zu ſein, die ſo mannigfaltige<lb/>
Stroͤmungen hervorbringt. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß in den<lb/>
großen Meeren ein Strom in der Tiefe von den Polen gegen den<lb/>
Aequator geht, der dorthin kaltes Waſſer fuͤhrt, waͤhrend wir in<lb/>
manchen Gegenden ſehr auffallend eine warme Stroͤmung an der<lb/>
Oberflaͤche gegen die Pole zu bemerken. Aber hiebei finden ſo viele<lb/>
andre Urſachen mit ſtatt, daß die Erſcheinungen ein mehr verwickel-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[141/0163]
heißt wird, zuruͤckgetrieben, oder (weil in der Naͤhe dieſes Ofens der
noch warme Rauch den Luftſtrom uͤberwindet,) in andre Zimmer,
die mit eben dem Schornſteine in Verbindung ſtehen. Aus dem
entgegengeſetzten Grunde ziehen die Oefen ſo ſehr gut bei kaltem
Wetter, weil die erwaͤrmte Luft in den Schornſteinroͤhren nun ſchon
wegen des ſich ſogleich einfindenden hinaufwaͤrts gehenden Luftſtro-
mes oben ausſtroͤmt und alſo den Rauch mit hinaufnimmt. Des-
wegen iſt auch bei ſchlecht ziehenden Oefen die erſte Zeit nach dem
Einheitzen die ſchlimmſte, indem, ſobald nur einige Erwaͤrmung der
Luft im Schornſteine eingetreten iſt, der Luftzug hinaufwaͤrts leich-
ter hervorgeht; ja ſelbſt wenn heftiger Wind den Rauch herunter-
treibt, ſo iſt dies weniger der Fall, ſobald eine ſchon ſehr erwaͤrmte
Luft im Schornſteine einen aufſteigenden Strom veranlaßt, der
endlich ſo ſtark werden kann, daß er den von oben einwirkenden
Druck gaͤnzlich uͤberwindet. Jenes Uebel, daß die Oefen bei milde
werdendem Wetter ſo leicht rauchen, laͤßt ſich daher durch eine hohe
und enge Roͤhre oft gaͤnzlich heben. Setzt man auf die Oeffnung,
wo das gewoͤhnliche Ofenrohr in den Schornſtein geht, noch eine
Roͤhre von der Weite der gewoͤhnlichen Ofenroͤhren, aber 6 bis
10 Fuß hoch, ſo wird beim Heitzen die darin enthaltene geringe
Menge Luft ſchnell durchwaͤrmt, weit ſchneller als es mit der die
weite Feuer-Eſſe fuͤllenden Luftmaſſe geſchehen koͤnnte; es entſteht
daher in dieſer engen Roͤhre ſogleich, wenigſtens wenn man ein nicht
allzu unbedeutendes Feuer angemacht hat, ein ſtarker Luftſtrom auf-
waͤrts, der nicht nur das Herausdringen des Rauches in das eben
geheitzte Zimmer hindert, ſondern ſelbſt lebhaft genug werden kann,
um den entgegengeſetzten Luftſtrom auch in den hoͤhern Theilen des
Schornſteines zu uͤberwinden, und in dieſem Falle auch in die uͤbri-
gen Zimmer keinen Rauch gelangen laͤßt.
Auch in den Meeren und in der Atmoſphaͤre ſcheint es vor-
zuͤglich dieſe Ungleichheit des Druckes zu ſein, die ſo mannigfaltige
Stroͤmungen hervorbringt. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß in den
großen Meeren ein Strom in der Tiefe von den Polen gegen den
Aequator geht, der dorthin kaltes Waſſer fuͤhrt, waͤhrend wir in
manchen Gegenden ſehr auffallend eine warme Stroͤmung an der
Oberflaͤche gegen die Pole zu bemerken. Aber hiebei finden ſo viele
andre Urſachen mit ſtatt, daß die Erſcheinungen ein mehr verwickel-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/163>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.