Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.Vierzehnte Vorlesung. Stoß flüssiger Körper. Unter den Lehren, m. h. H., welche an practischen Anwendun- Vierzehnte Vorleſung. Stoß fluͤſſiger Koͤrper. Unter den Lehren, m. h. H., welche an practiſchen Anwendun- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0208" n="186"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vierzehnte Vorleſung</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Stoß fluͤſſiger Koͤrper</hi>.</head><lb/> <p>Unter den Lehren, m. h. H., welche an practiſchen Anwendun-<lb/> gen reich ſind, nimmt die Lehre von dem Stoße, den bewegte fluͤſſige<lb/> Koͤrper auf feſte Koͤrper ausuͤben, und von dem Widerſtande, den<lb/> feſte Koͤrper in ruhenden fluͤſſigen fortbewegt leiden, einen vorzuͤg-<lb/> lichen Platz ein. Um die Kraft des Stoßes fluͤſſiger Koͤrper abzu-<lb/> meſſen, kann man eine Platte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 108.</hi></hi>) ſo dem ausſtroͤmen-<lb/> den Waſſerſtrahle entgegen ſtellen, daß ſie, an dem Hebel-Arme<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AC</hi></hi> angebracht, durch ein Gegengewicht in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi> gehindert wird, aus-<lb/> zuweichen. Bei dieſer Einrichtung erhaͤlt man die Kraft des Stoßes<lb/> in Pfunden ausgedruͤckt, wenn fuͤr die Mitte des auffallenden<lb/> Strahles <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">E</hi></hi> der Abſtand vom Ruhepuncte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> ebenſo groß, als der<lb/> Hebel-Arm <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CD</hi></hi> iſt, welcher das Gewicht traͤgt. Dieſe Kraft iſt<lb/> bei Strahlen von ungleichem Querſchnitte aber gleicher Geſchwin-<lb/> digkeit des ausfließenden Waſſers, doppelt ſo groß, wenn der Quer-<lb/> ſchnitt verdoppelt wird, und uͤberhaupt dem Querſchnitte proportio-<lb/> nal; dagegen wird ſie, wenn aus einerlei Oeffnung das Waſſer<lb/> fließt, vierfach bei verdoppelter Geſchwindigkeit, neunfach bei dreimal<lb/> ſo großer Geſchwindigkeit. Es iſt naͤmlich leicht einzuſehen, daß die<lb/> Kraft des Stoßes ſich verdoppeln muß, wenn zweimal ſo viele Theil-<lb/> chen einwirken; aber wenn bei vermehrter Geſchwindigkeit nicht bloß<lb/> mehrere Theilchen wirken, ſondern dieſe auch mit verſtaͤrkter Gewalt<lb/> wirken, ſo wird die Kraft in groͤßerm Verhaͤltniſſe wachſen, als<lb/> dem, welches der Zahl der anſtoßenden Theilchen gemaͤß iſt, da die<lb/> Quantitaͤt der Bewegung zugleich mit der Menge der Theilchen und<lb/> zugleich mit der Geſchwindigkeit waͤchſt. Man kann die Groͤße der<lb/> Kraft des Stoßes durch folgende leichte Ueberlegung finden. Es<lb/> ſtroͤme das Waſſer (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 108.</hi></hi>) aus der Oeffnung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> aus, und<lb/> werde nahe vor dieſer Oeffnung von der Ebne <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi> aufgefangen, ſo<lb/> wuͤrde ſchon der ruhige Druck in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">E</hi></hi> ſo groß als in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> ſein, wenn<lb/> eine Roͤhre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">FE</hi></hi> die Ebne <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BA</hi></hi> mit dem Gefaͤße verbaͤnde; aber da<lb/> das mit einem Stoße anprallende Waſſer beinahe ſo wie ein elaſti-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0208]
Vierzehnte Vorleſung.
Stoß fluͤſſiger Koͤrper.
Unter den Lehren, m. h. H., welche an practiſchen Anwendun-
gen reich ſind, nimmt die Lehre von dem Stoße, den bewegte fluͤſſige
Koͤrper auf feſte Koͤrper ausuͤben, und von dem Widerſtande, den
feſte Koͤrper in ruhenden fluͤſſigen fortbewegt leiden, einen vorzuͤg-
lichen Platz ein. Um die Kraft des Stoßes fluͤſſiger Koͤrper abzu-
meſſen, kann man eine Platte AB (Fig. 108.) ſo dem ausſtroͤmen-
den Waſſerſtrahle entgegen ſtellen, daß ſie, an dem Hebel-Arme
AC angebracht, durch ein Gegengewicht in D gehindert wird, aus-
zuweichen. Bei dieſer Einrichtung erhaͤlt man die Kraft des Stoßes
in Pfunden ausgedruͤckt, wenn fuͤr die Mitte des auffallenden
Strahles E der Abſtand vom Ruhepuncte C ebenſo groß, als der
Hebel-Arm CD iſt, welcher das Gewicht traͤgt. Dieſe Kraft iſt
bei Strahlen von ungleichem Querſchnitte aber gleicher Geſchwin-
digkeit des ausfließenden Waſſers, doppelt ſo groß, wenn der Quer-
ſchnitt verdoppelt wird, und uͤberhaupt dem Querſchnitte proportio-
nal; dagegen wird ſie, wenn aus einerlei Oeffnung das Waſſer
fließt, vierfach bei verdoppelter Geſchwindigkeit, neunfach bei dreimal
ſo großer Geſchwindigkeit. Es iſt naͤmlich leicht einzuſehen, daß die
Kraft des Stoßes ſich verdoppeln muß, wenn zweimal ſo viele Theil-
chen einwirken; aber wenn bei vermehrter Geſchwindigkeit nicht bloß
mehrere Theilchen wirken, ſondern dieſe auch mit verſtaͤrkter Gewalt
wirken, ſo wird die Kraft in groͤßerm Verhaͤltniſſe wachſen, als
dem, welches der Zahl der anſtoßenden Theilchen gemaͤß iſt, da die
Quantitaͤt der Bewegung zugleich mit der Menge der Theilchen und
zugleich mit der Geſchwindigkeit waͤchſt. Man kann die Groͤße der
Kraft des Stoßes durch folgende leichte Ueberlegung finden. Es
ſtroͤme das Waſſer (Fig. 108.) aus der Oeffnung F aus, und
werde nahe vor dieſer Oeffnung von der Ebne AB aufgefangen, ſo
wuͤrde ſchon der ruhige Druck in E ſo groß als in F ſein, wenn
eine Roͤhre FE die Ebne BA mit dem Gefaͤße verbaͤnde; aber da
das mit einem Stoße anprallende Waſſer beinahe ſo wie ein elaſti-
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