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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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siger Körper, der, wenn die Canone überall verschlossen wäre, einen
heftigen Druck nach allen Seiten ausüben würde, dessen große
Wirkung sich uns aber, bei dem freien Hervorströmen aus der
Mündung dadurch zeigt, daß der Druck auf den der Oeffnung ent-
gegenstehenden Boden mächtig genug ist, die ganze mit so bedeuten-
der Reibung auf dem Boden widerstehende Canone fortzutreiben.
Wird eine Kugel abgeschossen, so kann der, alsdann noch stärkere
Rückstoß dienen, um die Geschwindigkeit der Kugel zu berechnen,
da sich, wenn die Kugel zum Beispiel der ganzen Canone
wiegt, die Geschwindigkeit der Kugel als 100 mal so groß, in Ver-
gleichung gegen die Geschwindigkeit des Rückstoßes ergeben würde.

Es ist wahrscheinlich, daß die meteorischen Feuerkugeln eben-
falls durch Rückwirkung fortgetrieben werden. Entwickelt sich näm-
lich in der sich aufblähenden Masse der Feuerkugel eine elastische
Flüssigkeit und bricht diese mit großer Gewalt an einer Seite her-
vor, so treibt sie die Masse nach der entgegengesetzten Seite zurück
und der Schweif der Feuerkugeln könnte wohl durch jene brennende
oder glühende Materie hervorgebracht werden.



Funfzehnte Vorlesung.



Compression des Wassers.

Bei allen bis jetzt mitgetheilten Untersuchungen durfte ich,
m. h. H, das Wasser so betrachten, als ob es gar keiner Zusam-
menpressung fähig wäre; da aber dieses nicht ganz der Fall ist, so
muß ich Ihnen doch die in neuern Zeiten öfter und sorgfältiger wie-
derholten Versuche erzählen, welche einige Compressibilität des
Wassers zeigen. Da die Zusammendrückung hier immer geringe
ist, so hat man sich meistens starker Kräfte bedient, um einige be-
deutende Wirkung zu erhalten; aber Pfaff hat ein sinnreiches
Verfahren angegeben, das selbst bei kleinem Drucke die ungleiche
Ausdehnung des Wassers zeigt. Er bedient sich dazu eines, oben
in ein sehr enges Röhrchen EF ausgehenden Gefäßes AB, (Fig. 113.)
das mit der hohen Röhre CD in Verbindung gesetzt, aber auch

ſiger Koͤrper, der, wenn die Canone uͤberall verſchloſſen waͤre, einen
heftigen Druck nach allen Seiten ausuͤben wuͤrde, deſſen große
Wirkung ſich uns aber, bei dem freien Hervorſtroͤmen aus der
Muͤndung dadurch zeigt, daß der Druck auf den der Oeffnung ent-
gegenſtehenden Boden maͤchtig genug iſt, die ganze mit ſo bedeuten-
der Reibung auf dem Boden widerſtehende Canone fortzutreiben.
Wird eine Kugel abgeſchoſſen, ſo kann der, alsdann noch ſtaͤrkere
Ruͤckſtoß dienen, um die Geſchwindigkeit der Kugel zu berechnen,
da ſich, wenn die Kugel zum Beiſpiel der ganzen Canone
wiegt, die Geſchwindigkeit der Kugel als 100 mal ſo groß, in Ver-
gleichung gegen die Geſchwindigkeit des Ruͤckſtoßes ergeben wuͤrde.

Es iſt wahrſcheinlich, daß die meteoriſchen Feuerkugeln eben-
falls durch Ruͤckwirkung fortgetrieben werden. Entwickelt ſich naͤm-
lich in der ſich aufblaͤhenden Maſſe der Feuerkugel eine elaſtiſche
Fluͤſſigkeit und bricht dieſe mit großer Gewalt an einer Seite her-
vor, ſo treibt ſie die Maſſe nach der entgegengeſetzten Seite zuruͤck
und der Schweif der Feuerkugeln koͤnnte wohl durch jene brennende
oder gluͤhende Materie hervorgebracht werden.



Funfzehnte Vorleſung.



Compreſſion des Waſſers.

Bei allen bis jetzt mitgetheilten Unterſuchungen durfte ich,
m. h. H, das Waſſer ſo betrachten, als ob es gar keiner Zuſam-
menpreſſung faͤhig waͤre; da aber dieſes nicht ganz der Fall iſt, ſo
muß ich Ihnen doch die in neuern Zeiten oͤfter und ſorgfaͤltiger wie-
derholten Verſuche erzaͤhlen, welche einige Compreſſibilitaͤt des
Waſſers zeigen. Da die Zuſammendruͤckung hier immer geringe
iſt, ſo hat man ſich meiſtens ſtarker Kraͤfte bedient, um einige be-
deutende Wirkung zu erhalten; aber Pfaff hat ein ſinnreiches
Verfahren angegeben, das ſelbſt bei kleinem Drucke die ungleiche
Ausdehnung des Waſſers zeigt. Er bedient ſich dazu eines, oben
in ein ſehr enges Roͤhrchen EF ausgehenden Gefaͤßes AB, (Fig. 113.)
das mit der hohen Roͤhre CD in Verbindung geſetzt, aber auch

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[200/0222] ſiger Koͤrper, der, wenn die Canone uͤberall verſchloſſen waͤre, einen heftigen Druck nach allen Seiten ausuͤben wuͤrde, deſſen große Wirkung ſich uns aber, bei dem freien Hervorſtroͤmen aus der Muͤndung dadurch zeigt, daß der Druck auf den der Oeffnung ent- gegenſtehenden Boden maͤchtig genug iſt, die ganze mit ſo bedeuten- der Reibung auf dem Boden widerſtehende Canone fortzutreiben. Wird eine Kugel abgeſchoſſen, ſo kann der, alsdann noch ſtaͤrkere Ruͤckſtoß dienen, um die Geſchwindigkeit der Kugel zu berechnen, da ſich, wenn die Kugel zum Beiſpiel [FORMEL] der ganzen Canone wiegt, die Geſchwindigkeit der Kugel als 100 mal ſo groß, in Ver- gleichung gegen die Geſchwindigkeit des Ruͤckſtoßes ergeben wuͤrde. Es iſt wahrſcheinlich, daß die meteoriſchen Feuerkugeln eben- falls durch Ruͤckwirkung fortgetrieben werden. Entwickelt ſich naͤm- lich in der ſich aufblaͤhenden Maſſe der Feuerkugel eine elaſtiſche Fluͤſſigkeit und bricht dieſe mit großer Gewalt an einer Seite her- vor, ſo treibt ſie die Maſſe nach der entgegengeſetzten Seite zuruͤck und der Schweif der Feuerkugeln koͤnnte wohl durch jene brennende oder gluͤhende Materie hervorgebracht werden. Funfzehnte Vorleſung. Compreſſion des Waſſers. Bei allen bis jetzt mitgetheilten Unterſuchungen durfte ich, m. h. H, das Waſſer ſo betrachten, als ob es gar keiner Zuſam- menpreſſung faͤhig waͤre; da aber dieſes nicht ganz der Fall iſt, ſo muß ich Ihnen doch die in neuern Zeiten oͤfter und ſorgfaͤltiger wie- derholten Verſuche erzaͤhlen, welche einige Compreſſibilitaͤt des Waſſers zeigen. Da die Zuſammendruͤckung hier immer geringe iſt, ſo hat man ſich meiſtens ſtarker Kraͤfte bedient, um einige be- deutende Wirkung zu erhalten; aber Pfaff hat ein ſinnreiches Verfahren angegeben, das ſelbſt bei kleinem Drucke die ungleiche Ausdehnung des Waſſers zeigt. Er bedient ſich dazu eines, oben in ein ſehr enges Roͤhrchen EF ausgehenden Gefaͤßes AB, (Fig. 113.) das mit der hohen Roͤhre CD in Verbindung geſetzt, aber auch

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/222>, abgerufen am 21.11.2024.