Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.Blasen, je mehr die Verdünnung der Luft zunimmt, hervordringen Jene Entwickelung von Luftblasen zeigt sich bei Bieren und Blaſen, je mehr die Verduͤnnung der Luft zunimmt, hervordringen Jene Entwickelung von Luftblaſen zeigt ſich bei Bieren und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0280" n="258"/> Blaſen, je mehr die Verduͤnnung der Luft zunimmt, hervordringen<lb/> ſieht. Wird die Luft in hohem Grade verduͤnnt, ſo geht dieſes<lb/> Heraufſteigen der Blaſen in ein wahres Kochen, jedoch ohne ver-<lb/> mehrte Waͤrme, uͤber. Das Kochen naͤmlich entſteht aus einem<lb/> Entwickeln von Daͤmpfen im Innern der Fluͤſſigkeit; dieſe Dampf-<lb/> Entwickelung kann erſt ſtatt finden, die Dampfblaſen koͤnnen erſt<lb/> aufſteigen, wenn ihre Elaſticitaͤt den Druck der aͤußern Luft uͤber-<lb/> trifft, und daher tritt, bei dem gewoͤhnlichen Luftdrucke, das Kochen<lb/> erſt dann ein, wenn durch große Waͤrme die Elaſticitaͤt der Daͤmpfe<lb/> einen hohen Grad erreicht hat; iſt aber der aͤußere Druck geringe,<lb/> ſo reicht ſchon die gewoͤhnliche Waͤrme der Atmoſphaͤre hin, um<lb/> jene Dampfbildung, das wahre Aufkochen, zu bewirken. Der luft-<lb/> leere Raum iſt daher ein Befoͤrderungsmittel des Abdampfens, und<lb/> wenn man Fluͤſſigkeiten hat, die durch die gewoͤhnliche Kochwaͤrme<lb/> leiden wuͤrden, ſo iſt es doppelt wichtig, ſie in einem luftleeren<lb/> Raume bei maͤßiger Waͤrme verdampfen zu laſſen. Man hat dabei<lb/> nicht einmal immer die Luftpumpe noͤthig; ſondern wenn man<lb/> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 142.</hi></hi>) die abzudampfende Fluͤſſigkeit in das Gefaͤß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi> gethan<lb/> hat, welches mit einem zweiten Gefaͤße <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> in Verbindung ſteht, ſo<lb/> bringt man nur an die Roͤhre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi> eine Zeit lang ein Gefaͤß mit ko-<lb/> chendem Waſſer an, damit der ganze Raum <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">DEFG</hi></hi> ſich mit hei-<lb/> ßen Daͤmpfen fuͤlle; dieſe treiben durch einen bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">I</hi></hi> geoͤffneten Hahn<lb/> die Luft aus, deren Stelle ſie einnehmen. Verſchließt man nun,<lb/> nachdem die Daͤmpfe recht heiß einige Zeit durchgeſtrichen ſind, die<lb/> Haͤhne <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">H</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">I,</hi></hi> ſo ſchlaͤgt der erkaltende Dampf ſich bald nieder<lb/> und laͤßt einen luftleeren Raum zuruͤck, und damit nun die in die-<lb/> ſem luftleeren Raume erzeugten Daͤmpfe ſich in dem Gefaͤße <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi><lb/> condenſiren, ſtellt man dieſes in Eis, indem dadurch in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">G</hi></hi> der<lb/> Dampf zu tropfbarer Fluͤſſigkeit wird, und immer neue Dampf-<lb/> Erzeugung in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">E</hi></hi> erfolgt. Bei der Zuckerſiederei von <hi rendition="#g">Howard</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Hogſon</hi> iſt eine ſolche erleichterte Dampf-Erzeugung ange-<lb/> bracht, indem dort durch eine Luftpumpe der Raum uͤber dem Zucker<lb/> ſo ausgepumpt wird, daß der Zucker bei 30° R. kocht, alſo nie<lb/> einer zu großen Hitze ausgeſetzt iſt.</p><lb/> <p>Jene Entwickelung von Luftblaſen zeigt ſich bei Bieren und<lb/> Mineralwaſſern noch lebhafter, aber das auf dieſe Weiſe ſeiner Luft<lb/> beraubte Bier iſt nun in wenigen Augenblicken ſchaal geworden.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [258/0280]
Blaſen, je mehr die Verduͤnnung der Luft zunimmt, hervordringen
ſieht. Wird die Luft in hohem Grade verduͤnnt, ſo geht dieſes
Heraufſteigen der Blaſen in ein wahres Kochen, jedoch ohne ver-
mehrte Waͤrme, uͤber. Das Kochen naͤmlich entſteht aus einem
Entwickeln von Daͤmpfen im Innern der Fluͤſſigkeit; dieſe Dampf-
Entwickelung kann erſt ſtatt finden, die Dampfblaſen koͤnnen erſt
aufſteigen, wenn ihre Elaſticitaͤt den Druck der aͤußern Luft uͤber-
trifft, und daher tritt, bei dem gewoͤhnlichen Luftdrucke, das Kochen
erſt dann ein, wenn durch große Waͤrme die Elaſticitaͤt der Daͤmpfe
einen hohen Grad erreicht hat; iſt aber der aͤußere Druck geringe,
ſo reicht ſchon die gewoͤhnliche Waͤrme der Atmoſphaͤre hin, um
jene Dampfbildung, das wahre Aufkochen, zu bewirken. Der luft-
leere Raum iſt daher ein Befoͤrderungsmittel des Abdampfens, und
wenn man Fluͤſſigkeiten hat, die durch die gewoͤhnliche Kochwaͤrme
leiden wuͤrden, ſo iſt es doppelt wichtig, ſie in einem luftleeren
Raume bei maͤßiger Waͤrme verdampfen zu laſſen. Man hat dabei
nicht einmal immer die Luftpumpe noͤthig; ſondern wenn man
(Fig. 142.) die abzudampfende Fluͤſſigkeit in das Gefaͤß AB gethan
hat, welches mit einem zweiten Gefaͤße C in Verbindung ſteht, ſo
bringt man nur an die Roͤhre D eine Zeit lang ein Gefaͤß mit ko-
chendem Waſſer an, damit der ganze Raum DEFG ſich mit hei-
ßen Daͤmpfen fuͤlle; dieſe treiben durch einen bei I geoͤffneten Hahn
die Luft aus, deren Stelle ſie einnehmen. Verſchließt man nun,
nachdem die Daͤmpfe recht heiß einige Zeit durchgeſtrichen ſind, die
Haͤhne H und I, ſo ſchlaͤgt der erkaltende Dampf ſich bald nieder
und laͤßt einen luftleeren Raum zuruͤck, und damit nun die in die-
ſem luftleeren Raume erzeugten Daͤmpfe ſich in dem Gefaͤße C
condenſiren, ſtellt man dieſes in Eis, indem dadurch in G der
Dampf zu tropfbarer Fluͤſſigkeit wird, und immer neue Dampf-
Erzeugung in E erfolgt. Bei der Zuckerſiederei von Howard
und Hogſon iſt eine ſolche erleichterte Dampf-Erzeugung ange-
bracht, indem dort durch eine Luftpumpe der Raum uͤber dem Zucker
ſo ausgepumpt wird, daß der Zucker bei 30° R. kocht, alſo nie
einer zu großen Hitze ausgeſetzt iſt.
Jene Entwickelung von Luftblaſen zeigt ſich bei Bieren und
Mineralwaſſern noch lebhafter, aber das auf dieſe Weiſe ſeiner Luft
beraubte Bier iſt nun in wenigen Augenblicken ſchaal geworden.
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