ton, wenn die ganzen Zinken schwingen, und also nur zwei nahe an einander gegen die untere Krümmung liegende Schwingungsknoten vorhanden sind. Der nächst höhere, schon sehr hoch hinauf liegende Ton entsteht, wenn in jeder Zinke zwei Schwingungsknoten sind; der dritte entsteht indem ein Schwingungsknoten in der Mitte der Krümmung und zwei in jeder Zinke sich bilden. Ist a der Grund- ton, so ist der zweite f, der dritte es. Auf einigen Stimmgabeln kann man selbst den dritten Ton erhalten, wenn man sehr nahe gegen die Krümmung hin mit dem Violinbogen scharf streicht; es geht dann ein ungemein hoher Ton hervor, der schon beträchtlich über die musicalisch brauchbaren Töne hinausliegt, und dessen Höhe sich durch andre Vergleichungen als ziemlich mit dem eben an- gegebnen Tone übereinstimmend ergiebt. Der zweite Ton geht sehr oft von selbst beim bloßen Anschlagen hervor.
Schwingungszeiten für jeden Ton.
Ich habe bisher die Frage, wie viele Schwingungen denn ei- nem bestimmten Tone entsprechen, noch nicht genügend beantwortet. Außer dem von Chladni empfolnen Mittel, die Schwingungen eines längern Stabes abzuzählen, und daraus die in einer Secunde statt findende Schwingungszahl eines kürzern Stabes, der schon einen durch das Ohr bestimmbaren Ton giebt, zu berechnen, wird uns nachher die Orgelpfeife noch ein andres Mittel geben, die wahre Schwingungszahl eines gegebnen Tones zu bestimmen. Noch ein andres Mittel hat Cagniard Latour angegeben. Da es bei Hervorbringung des Tones nur einer in genau gleich abgemessenen Zeiträumen immer wiederkehrenden gleichen Vibration bedarf, so er- hält man einen Ton, wenn ein gleichmäßig herandringender Luft- strom durch regelmäßige Unterbrechungen nur in wechselnden Ab- sätzen hervordringen kann. Das von Cagniard Latour unter dem Namen Sirene bekannt gemachte Instrument besteht daher aus einem Rohr, durch welches ein gleichförmiges Blasen einen an- haltenden Luftstrom hervorbringt; und aus einer mit Löchern ver- sehenen Scheibe (Fig. 154.), die schnell und gleichförmig gedreht, bald eine Oeffnung bald einen undurchbohrten Theil bei der Röhre vorbeiführt. Wird nun die Scheibe, auf deren Umfang ich 64 Löcher
ton, wenn die ganzen Zinken ſchwingen, und alſo nur zwei nahe an einander gegen die untere Kruͤmmung liegende Schwingungsknoten vorhanden ſind. Der naͤchſt hoͤhere, ſchon ſehr hoch hinauf liegende Ton entſteht, wenn in jeder Zinke zwei Schwingungsknoten ſind; der dritte entſteht indem ein Schwingungsknoten in der Mitte der Kruͤmmung und zwei in jeder Zinke ſich bilden. Iſt a̅ der Grund- ton, ſo iſt der zweite f̅̅̅̅, der dritte es̅̅̅̅̅. Auf einigen Stimmgabeln kann man ſelbſt den dritten Ton erhalten, wenn man ſehr nahe gegen die Kruͤmmung hin mit dem Violinbogen ſcharf ſtreicht; es geht dann ein ungemein hoher Ton hervor, der ſchon betraͤchtlich uͤber die muſicaliſch brauchbaren Toͤne hinausliegt, und deſſen Hoͤhe ſich durch andre Vergleichungen als ziemlich mit dem eben an- gegebnen Tone uͤbereinſtimmend ergiebt. Der zweite Ton geht ſehr oft von ſelbſt beim bloßen Anſchlagen hervor.
Schwingungszeiten fuͤr jeden Ton.
Ich habe bisher die Frage, wie viele Schwingungen denn ei- nem beſtimmten Tone entſprechen, noch nicht genuͤgend beantwortet. Außer dem von Chladni empfolnen Mittel, die Schwingungen eines laͤngern Stabes abzuzaͤhlen, und daraus die in einer Secunde ſtatt findende Schwingungszahl eines kuͤrzern Stabes, der ſchon einen durch das Ohr beſtimmbaren Ton giebt, zu berechnen, wird uns nachher die Orgelpfeife noch ein andres Mittel geben, die wahre Schwingungszahl eines gegebnen Tones zu beſtimmen. Noch ein andres Mittel hat Cagniard Latour angegeben. Da es bei Hervorbringung des Tones nur einer in genau gleich abgemeſſenen Zeitraͤumen immer wiederkehrenden gleichen Vibration bedarf, ſo er- haͤlt man einen Ton, wenn ein gleichmaͤßig herandringender Luft- ſtrom durch regelmaͤßige Unterbrechungen nur in wechſelnden Ab- ſaͤtzen hervordringen kann. Das von Cagniard Latour unter dem Namen Sirene bekannt gemachte Inſtrument beſteht daher aus einem Rohr, durch welches ein gleichfoͤrmiges Blaſen einen an- haltenden Luftſtrom hervorbringt; und aus einer mit Loͤchern ver- ſehenen Scheibe (Fig. 154.), die ſchnell und gleichfoͤrmig gedreht, bald eine Oeffnung bald einen undurchbohrten Theil bei der Roͤhre vorbeifuͤhrt. Wird nun die Scheibe, auf deren Umfang ich 64 Loͤcher
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ton, wenn die ganzen Zinken ſchwingen, und alſo nur zwei nahe an
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Ton entſteht, wenn in jeder Zinke zwei Schwingungsknoten ſind;
der dritte entſteht indem ein Schwingungsknoten in der Mitte der
Kruͤmmung und zwei in jeder Zinke ſich bilden. Iſt a̅ der Grund-
ton, ſo iſt der zweite f̅̅̅̅, der dritte es̅̅̅̅̅. Auf einigen Stimmgabeln
kann man ſelbſt den dritten Ton erhalten, wenn man ſehr nahe
gegen die Kruͤmmung hin mit dem Violinbogen ſcharf ſtreicht; es
geht dann ein ungemein hoher Ton hervor, der ſchon betraͤchtlich
uͤber die muſicaliſch brauchbaren Toͤne hinausliegt, und deſſen
Hoͤhe ſich durch andre Vergleichungen als ziemlich mit dem eben an-
gegebnen Tone uͤbereinſtimmend ergiebt. Der zweite Ton geht
ſehr oft von ſelbſt beim bloßen Anſchlagen hervor.
Schwingungszeiten fuͤr jeden Ton.
Ich habe bisher die Frage, wie viele Schwingungen denn ei-
nem beſtimmten Tone entſprechen, noch nicht genuͤgend beantwortet.
Außer dem von Chladni empfolnen Mittel, die Schwingungen
eines laͤngern Stabes abzuzaͤhlen, und daraus die in einer Secunde
ſtatt findende Schwingungszahl eines kuͤrzern Stabes, der ſchon
einen durch das Ohr beſtimmbaren Ton giebt, zu berechnen, wird
uns nachher die Orgelpfeife noch ein andres Mittel geben, die wahre
Schwingungszahl eines gegebnen Tones zu beſtimmen. Noch ein
andres Mittel hat Cagniard Latour angegeben. Da es bei
Hervorbringung des Tones nur einer in genau gleich abgemeſſenen
Zeitraͤumen immer wiederkehrenden gleichen Vibration bedarf, ſo er-
haͤlt man einen Ton, wenn ein gleichmaͤßig herandringender Luft-
ſtrom durch regelmaͤßige Unterbrechungen nur in wechſelnden Ab-
ſaͤtzen hervordringen kann. Das von Cagniard Latour unter
dem Namen Sirene bekannt gemachte Inſtrument beſteht daher
aus einem Rohr, durch welches ein gleichfoͤrmiges Blaſen einen an-
haltenden Luftſtrom hervorbringt; und aus einer mit Loͤchern ver-
ſehenen Scheibe (Fig. 154.), die ſchnell und gleichfoͤrmig gedreht,
bald eine Oeffnung bald einen undurchbohrten Theil bei der Roͤhre
vorbeifuͤhrt. Wird nun die Scheibe, auf deren Umfang ich 64 Loͤcher
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/334>, abgerufen am 24.11.2024.
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