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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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annehmen will, so gedreht, daß sie einen Umlauf in 1 Secunde
macht, so entsteht, durch den in 1 Sec. 64 mal unterbrochenen und
64mal erneuerten Luftzug, ein Ton, der 64 Schwingungen in 1 Sec.
macht; dreht man die Scheibe doppelt so schnell, so erhält man den
Ton, der eine Octave höher ist und so weiter.

Nach diesen und ähnlichen Bestimmungen nimmt man an,
daß der tiefste noch in der Musik brauchbare Ton, 32 Schwingun-
gen in 1 Sec. macht, und dies ist derjenige, der von einer 32fußigen
offenen Orgelpfeife angegeben wird, und als dasjenige C, welches
zwei Octaven tiefer als das sogenannte große C auf dem Clavier ist,
erkannt wird. Das Contra C macht also 64 Schwingungen in
1 Sec., das große C 128 Schwingungen, e 256 Schwingungen,
das tiefste Discant e 512 Schwingungen, c 1024, c 2048, c 4096,
c 8192
Schwingungen in 1 Secunde. Der ungemein hohe Ton,
der als dritter Ton der Stimmgabel hervorgeht, muß also ungefehr
9800 Schwingungen in 1 Sec. vollenden. Die Töne, die wir ge-
wöhnlich nur auf dem Pianoforte gebrauchen, haben vom Contra
F bis f die Schwingungszahlen 85 1/3 bis 5461 Schwingungen in
1 Secunde.

Vibrationen der Flächen, Klangfiguren.

Die Schwingungen von Flächen, deren wir uns bei den
Glocken auch zu wirklichem Gebrauche bedienen, würden einen höchst
merkwürdigen Gegenstand für Untersuchungen darbieten, wenn nur
nicht diese Untersuchungen so schwer wären, daß sie die Kräfte unsrer
bisherigen Theorien fast gänzlich übersteigen. Wir sind nicht im
Stande theoretisch anzugeben, welchen Ton eine Glocke von gegeb-
ner Gestalt hervorbringen wird, und selbst die verschiedenen Töne,
deren eine und dieselbe Glocke fähig ist, und die sehr oft vermischt
unser Ohr treffen, sind wir nicht im Stande ganz genau zu bestim-
men. -- Wenn wir ein recht gut tönendes Glas nach und nach mit
Wasser oder Wein füllen, so wird der Ton, welchen es beim An-
schlagen giebt, immer tiefer; der Unterschied ist zuerst wenig merk-
lich, wenn der Boden noch nicht hoch bedeckt ist, aber wenn die
Füllung sich mehr und mehr dem Rande nähert, so macht eine

annehmen will, ſo gedreht, daß ſie einen Umlauf in 1 Secunde
macht, ſo entſteht, durch den in 1 Sec. 64 mal unterbrochenen und
64mal erneuerten Luftzug, ein Ton, der 64 Schwingungen in 1 Sec.
macht; dreht man die Scheibe doppelt ſo ſchnell, ſo erhaͤlt man den
Ton, der eine Octave hoͤher iſt und ſo weiter.

Nach dieſen und aͤhnlichen Beſtimmungen nimmt man an,
daß der tiefſte noch in der Muſik brauchbare Ton, 32 Schwingun-
gen in 1 Sec. macht, und dies iſt derjenige, der von einer 32fußigen
offenen Orgelpfeife angegeben wird, und als dasjenige C, welches
zwei Octaven tiefer als das ſogenannte große C auf dem Clavier iſt,
erkannt wird. Das Contra C macht alſo 64 Schwingungen in
1 Sec., das große C 128 Schwingungen, e 256 Schwingungen,
das tiefſte Discant e̅ 512 Schwingungen, c̿ 1024, c̅̅̅ 2048, c̅̅̅̅ 4096,
c̅̅̅̅̅ 8192
Schwingungen in 1 Secunde. Der ungemein hohe Ton,
der als dritter Ton der Stimmgabel hervorgeht, muß alſo ungefehr
9800 Schwingungen in 1 Sec. vollenden. Die Toͤne, die wir ge-
woͤhnlich nur auf dem Pianoforte gebrauchen, haben vom Contra
F bis f̅̅̅̅ die Schwingungszahlen 85⅓ bis 5461 Schwingungen in
1 Secunde.

Vibrationen der Flaͤchen, Klangfiguren.

Die Schwingungen von Flaͤchen, deren wir uns bei den
Glocken auch zu wirklichem Gebrauche bedienen, wuͤrden einen hoͤchſt
merkwuͤrdigen Gegenſtand fuͤr Unterſuchungen darbieten, wenn nur
nicht dieſe Unterſuchungen ſo ſchwer waͤren, daß ſie die Kraͤfte unſrer
bisherigen Theorien faſt gaͤnzlich uͤberſteigen. Wir ſind nicht im
Stande theoretiſch anzugeben, welchen Ton eine Glocke von gegeb-
ner Geſtalt hervorbringen wird, und ſelbſt die verſchiedenen Toͤne,
deren eine und dieſelbe Glocke faͤhig iſt, und die ſehr oft vermiſcht
unſer Ohr treffen, ſind wir nicht im Stande ganz genau zu beſtim-
men. — Wenn wir ein recht gut toͤnendes Glas nach und nach mit
Waſſer oder Wein fuͤllen, ſo wird der Ton, welchen es beim An-
ſchlagen giebt, immer tiefer; der Unterſchied iſt zuerſt wenig merk-
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[313/0335] annehmen will, ſo gedreht, daß ſie einen Umlauf in 1 Secunde macht, ſo entſteht, durch den in 1 Sec. 64 mal unterbrochenen und 64mal erneuerten Luftzug, ein Ton, der 64 Schwingungen in 1 Sec. macht; dreht man die Scheibe doppelt ſo ſchnell, ſo erhaͤlt man den Ton, der eine Octave hoͤher iſt und ſo weiter. Nach dieſen und aͤhnlichen Beſtimmungen nimmt man an, daß der tiefſte noch in der Muſik brauchbare Ton, 32 Schwingun- gen in 1 Sec. macht, und dies iſt derjenige, der von einer 32fußigen offenen Orgelpfeife angegeben wird, und als dasjenige C, welches zwei Octaven tiefer als das ſogenannte große C auf dem Clavier iſt, erkannt wird. Das Contra C macht alſo 64 Schwingungen in 1 Sec., das große C 128 Schwingungen, e 256 Schwingungen, das tiefſte Discant e̅ 512 Schwingungen, c̿ 1024, c̅̅̅ 2048, c̅̅̅̅ 4096, c̅̅̅̅̅ 8192 Schwingungen in 1 Secunde. Der ungemein hohe Ton, der als dritter Ton der Stimmgabel hervorgeht, muß alſo ungefehr 9800 Schwingungen in 1 Sec. vollenden. Die Toͤne, die wir ge- woͤhnlich nur auf dem Pianoforte gebrauchen, haben vom Contra F bis f̅̅̅̅ die Schwingungszahlen 85⅓ bis 5461 Schwingungen in 1 Secunde. Vibrationen der Flaͤchen, Klangfiguren. Die Schwingungen von Flaͤchen, deren wir uns bei den Glocken auch zu wirklichem Gebrauche bedienen, wuͤrden einen hoͤchſt merkwuͤrdigen Gegenſtand fuͤr Unterſuchungen darbieten, wenn nur nicht dieſe Unterſuchungen ſo ſchwer waͤren, daß ſie die Kraͤfte unſrer bisherigen Theorien faſt gaͤnzlich uͤberſteigen. Wir ſind nicht im Stande theoretiſch anzugeben, welchen Ton eine Glocke von gegeb- ner Geſtalt hervorbringen wird, und ſelbſt die verſchiedenen Toͤne, deren eine und dieſelbe Glocke faͤhig iſt, und die ſehr oft vermiſcht unſer Ohr treffen, ſind wir nicht im Stande ganz genau zu beſtim- men. — Wenn wir ein recht gut toͤnendes Glas nach und nach mit Waſſer oder Wein fuͤllen, ſo wird der Ton, welchen es beim An- ſchlagen giebt, immer tiefer; der Unterſchied iſt zuerſt wenig merk- lich, wenn der Boden noch nicht hoch bedeckt iſt, aber wenn die Fuͤllung ſich mehr und mehr dem Rande naͤhert, ſo macht eine

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/335>, abgerufen am 24.11.2024.