Daß dieses äußere Ohr nicht ein harter, zum Selbsttönen geeigneter Körper ist, davon läßt sich wohl der Grund darin finden, daß ein solcher Körper ein Nachtönen bewirken und dadurch das reine Auf- fassen jedes einzelnen Lautes hindern würde, so wie ja auch das so oft angewandte metallene Hörrohr, eine sich nach außen erweiternde Röhre, manchem Schwerhörigen wegen dieses Nachtönens lästig ist.
Der Gehörgang schließt sich an die Muschel an und ist hinten durch eine elastische Haut, das Trommelfell, geschlossen, und offen- bar ist diese Haut dazu da, um durch die zum Ohr gelangenden Vi- brationen der Luft selbst in Vibrationen versetzt zu werden. Hinter dem Trommelfelle liegt die Trommelhöhle, in welcher sich eine Verbindung von zarten Knöchelchen, dem Hammer, dem Ambos und dem Steigbügel, befindet. Der Hammer ist mit seinem einen Ende an das Trommelfell befestiget und geräth olglich mit in Vi- brationen, wenn jene elastische Haut erschüttert wird; der Ambos steht durch eine Art von Gelenk mit dem Hammer in Verbindung, und ist durch das linsenförmige Knöchelchen mit dem Steigbügel verbunden, dessen unterer Theil (gleichsam der Tritt, auf dem im Steigbügel der Fuß ruhet,) das ovale Fenster schließt. Diese feine Maschine ist so verbunden, daß bei den Vibrationen des Trommel- felles auch der Steigbügel in Bewegung geräth, und in die Oeff- nung des ovalen Fensters, worin er genau paßt, etwas herein und heraustreten kann, indem die Haut, die ihn mit den umgebenden Rändern des Fensters verbindet, dieses gestattet. Diese Verbindung zeigt nun wohl, daß die jenseits des ovalen Fensters in den Höh- lungen des Labyrinthes enthaltene Flüssigkeit durch jene Vibratio- nen soll erschüttert werden, und daß die Vibrationen so den in den Labyrinth eintretenden Nerven zugeführt werden sollen; aber warum die Anordnung so künstlich und zusammengesetzt sei, wozu die halb- kreisförmigen Canäle dienen, welche Bestimmung die Schnecke, ein spiralförmig gewundener, noch in zwei getrennte Gänge abge- sonderter Canal, habe, -- das ist noch völlig unaufgehellt. Die Custachische Röhre, die von der Trommelhöhle nach dem Munde zu geht, scheint nur bestimmt, die in der Trommelhöhle enthaltene Luft mit der äußern Luft in Verbindung zu setzen.
Wenn man überlegt, wie viel das Gehör leisten soll, so erhellt wohl, daß dazu mancherlei Theile nöthig sein mögen, und daß wir
Daß dieſes aͤußere Ohr nicht ein harter, zum Selbſttoͤnen geeigneter Koͤrper iſt, davon laͤßt ſich wohl der Grund darin finden, daß ein ſolcher Koͤrper ein Nachtoͤnen bewirken und dadurch das reine Auf- faſſen jedes einzelnen Lautes hindern wuͤrde, ſo wie ja auch das ſo oft angewandte metallene Hoͤrrohr, eine ſich nach außen erweiternde Roͤhre, manchem Schwerhoͤrigen wegen dieſes Nachtoͤnens laͤſtig iſt.
Der Gehoͤrgang ſchließt ſich an die Muſchel an und iſt hinten durch eine elaſtiſche Haut, das Trommelfell, geſchloſſen, und offen- bar iſt dieſe Haut dazu da, um durch die zum Ohr gelangenden Vi- brationen der Luft ſelbſt in Vibrationen verſetzt zu werden. Hinter dem Trommelfelle liegt die Trommelhoͤhle, in welcher ſich eine Verbindung von zarten Knoͤchelchen, dem Hammer, dem Ambos und dem Steigbuͤgel, befindet. Der Hammer iſt mit ſeinem einen Ende an das Trommelfell befeſtiget und geraͤth olglich mit in Vi- brationen, wenn jene elaſtiſche Haut erſchuͤttert wird; der Ambos ſteht durch eine Art von Gelenk mit dem Hammer in Verbindung, und iſt durch das linſenfoͤrmige Knoͤchelchen mit dem Steigbuͤgel verbunden, deſſen unterer Theil (gleichſam der Tritt, auf dem im Steigbuͤgel der Fuß ruhet,) das ovale Fenſter ſchließt. Dieſe feine Maſchine iſt ſo verbunden, daß bei den Vibrationen des Trommel- felles auch der Steigbuͤgel in Bewegung geraͤth, und in die Oeff- nung des ovalen Fenſters, worin er genau paßt, etwas herein und heraustreten kann, indem die Haut, die ihn mit den umgebenden Raͤndern des Fenſters verbindet, dieſes geſtattet. Dieſe Verbindung zeigt nun wohl, daß die jenſeits des ovalen Fenſters in den Hoͤh- lungen des Labyrinthes enthaltene Fluͤſſigkeit durch jene Vibratio- nen ſoll erſchuͤttert werden, und daß die Vibrationen ſo den in den Labyrinth eintretenden Nerven zugefuͤhrt werden ſollen; aber warum die Anordnung ſo kuͤnſtlich und zuſammengeſetzt ſei, wozu die halb- kreisfoͤrmigen Canaͤle dienen, welche Beſtimmung die Schnecke, ein ſpiralfoͤrmig gewundener, noch in zwei getrennte Gaͤnge abge- ſonderter Canal, habe, — das iſt noch voͤllig unaufgehellt. Die Cuſtachiſche Roͤhre, die von der Trommelhoͤhle nach dem Munde zu geht, ſcheint nur beſtimmt, die in der Trommelhoͤhle enthaltene Luft mit der aͤußern Luft in Verbindung zu ſetzen.
Wenn man uͤberlegt, wie viel das Gehoͤr leiſten ſoll, ſo erhellt wohl, daß dazu mancherlei Theile noͤthig ſein moͤgen, und daß wir
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Daß dieſes aͤußere Ohr nicht ein harter, zum Selbſttoͤnen geeigneter
Koͤrper iſt, davon laͤßt ſich wohl der Grund darin finden, daß ein
ſolcher Koͤrper ein Nachtoͤnen bewirken und dadurch das reine Auf-
faſſen jedes einzelnen Lautes hindern wuͤrde, ſo wie ja auch das ſo
oft angewandte metallene Hoͤrrohr, eine ſich nach außen erweiternde
Roͤhre, manchem Schwerhoͤrigen wegen dieſes Nachtoͤnens laͤſtig iſt.
Der Gehoͤrgang ſchließt ſich an die Muſchel an und iſt hinten
durch eine elaſtiſche Haut, das Trommelfell, geſchloſſen, und offen-
bar iſt dieſe Haut dazu da, um durch die zum Ohr gelangenden Vi-
brationen der Luft ſelbſt in Vibrationen verſetzt zu werden. Hinter
dem Trommelfelle liegt die Trommelhoͤhle, in welcher ſich eine
Verbindung von zarten Knoͤchelchen, dem Hammer, dem Ambos
und dem Steigbuͤgel, befindet. Der Hammer iſt mit ſeinem einen
Ende an das Trommelfell befeſtiget und geraͤth olglich mit in Vi-
brationen, wenn jene elaſtiſche Haut erſchuͤttert wird; der Ambos
ſteht durch eine Art von Gelenk mit dem Hammer in Verbindung,
und iſt durch das linſenfoͤrmige Knoͤchelchen mit dem Steigbuͤgel
verbunden, deſſen unterer Theil (gleichſam der Tritt, auf dem im
Steigbuͤgel der Fuß ruhet,) das ovale Fenſter ſchließt. Dieſe feine
Maſchine iſt ſo verbunden, daß bei den Vibrationen des Trommel-
felles auch der Steigbuͤgel in Bewegung geraͤth, und in die Oeff-
nung des ovalen Fenſters, worin er genau paßt, etwas herein und
heraustreten kann, indem die Haut, die ihn mit den umgebenden
Raͤndern des Fenſters verbindet, dieſes geſtattet. Dieſe Verbindung
zeigt nun wohl, daß die jenſeits des ovalen Fenſters in den Hoͤh-
lungen des Labyrinthes enthaltene Fluͤſſigkeit durch jene Vibratio-
nen ſoll erſchuͤttert werden, und daß die Vibrationen ſo den in den
Labyrinth eintretenden Nerven zugefuͤhrt werden ſollen; aber warum
die Anordnung ſo kuͤnſtlich und zuſammengeſetzt ſei, wozu die halb-
kreisfoͤrmigen Canaͤle dienen, welche Beſtimmung die Schnecke,
ein ſpiralfoͤrmig gewundener, noch in zwei getrennte Gaͤnge abge-
ſonderter Canal, habe, — das iſt noch voͤllig unaufgehellt. Die
Cuſtachiſche Roͤhre, die von der Trommelhoͤhle nach dem Munde
zu geht, ſcheint nur beſtimmt, die in der Trommelhoͤhle enthaltene
Luft mit der aͤußern Luft in Verbindung zu ſetzen.
Wenn man uͤberlegt, wie viel das Gehoͤr leiſten ſoll, ſo erhellt
wohl, daß dazu mancherlei Theile noͤthig ſein moͤgen, und daß wir
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/376>, abgerufen am 26.11.2024.
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