Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.und da beim Bohren der Widerstand sehr nahe an der Drehungs- Wenn die um die Angeln A, B, (Fig. 20.) bewegliche Fallthür Diese Gesetze der Wirkung von Kräften am Hebel geben uns und da beim Bohren der Widerſtand ſehr nahe an der Drehungs- Wenn die um die Angeln A, B, (Fig. 20.) bewegliche Fallthuͤr Dieſe Geſetze der Wirkung von Kraͤften am Hebel geben uns <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0075" n="53"/> und da beim Bohren der Widerſtand ſehr nahe an der Drehungs-<lb/> Axe liegt, ſo leiſtet eine geringe Gewalt an einem ziemlich breiten<lb/> Handgriffe ungemein viel.</p><lb/> <p>Wenn die um die Angeln <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A, B,</hi></hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 20.</hi></hi>) bewegliche Fallthuͤr<lb/> oder horizontale Platte gehoben werden ſoll, ſo ergreifen wir ſie am<lb/> liebſten bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C,</hi></hi> moͤglichſt weit von der Drehungs-Axe, damit unſre<lb/> Kraft deſto wirkſamer ſei. Wir bemerken uͤbrigens hier auch die<lb/> ungleiche Gewalt, mit welcher die Fallthuͤr unſrer Kraft entgegen<lb/> wirkt, daß ſie uns naͤmlich am ſchwerſten zu heben iſt, wenn ſie<lb/> noch horizontal liegt, und ſich immer leichter heben laͤßt, je hoͤher<lb/> ſie ſchon gehoben iſt. In der Lage <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AC</hi></hi> naͤmlich (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 21.</hi></hi>) muͤſſen<lb/> wir die ganze Laſt der Thuͤr uͤberwinden und nur der Umſtand<lb/> koͤmmt uns vortheilhaft zu ſtatten, daß unſre Kraft in groͤßerer<lb/> Entfernung wirkt, als der Haupttheil der Laſt. Wenn dagegen die<lb/> Fallthuͤr ſchon in die Lage <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AD</hi></hi> gehoben iſt, ſo wirkt die nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">EF</hi></hi><lb/> herabdraͤngende Laſt zum Theil auf die Axe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> druͤckend, und nur<lb/> der bei der Zerlegung der Kraft als auf <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AD</hi></hi> ſenkrecht hervorgehende<lb/> Theil braucht noch von uns uͤberwunden zu werden.</p><lb/> <p>Dieſe Geſetze der Wirkung von Kraͤften am Hebel geben uns<lb/> Mittel, die große Gewalt zu berechnen, mit welcher die Muskeln<lb/> zur Bewegung der Glieder wirken. Bei der Anordnung der Mus-<lb/> keln war der Zweck nicht, mit kleiner Kraft große Laſten zu heben,<lb/> ſondern er beſteht offenbar darin, die Kraft ſo anzuwenden, daß<lb/> durch ſehr geringe Verkuͤrzung oder Verlaͤngerung des dieſe Kraft<lb/> ausuͤbenden Muskels die Glieder einen bedeutenden Weg durchlaufen,<lb/> ſo wie es zu dem Zwecke ihrer Thaͤtigkeit noͤthig iſt. Aus dieſem<lb/> Grunde ſind die Muskeln ſehr nahe am Drehungspuncte des He-<lb/> bels angebracht, und zugleich ſo, daß ſie den Gelenken kein dickes<lb/> und unfoͤrmliches Anſehen geben; aber eben deshalb mußten ſie<lb/> eine große Spannung ertragen koͤnnen, und die geheimnißvolle<lb/> Kraft der Seele, die Muskeln zu verlaͤngern oder zu verkuͤrzen,<lb/> mußte ſich in ihnen ſo maͤchtig zeigen, wie ich es ſogleich angeben<lb/> will. <hi rendition="#g">Borelli</hi> giebt uͤber die Muskeln des Armes, welche am<lb/> Ellenbogen die Biegung des Gelenkes bewirken, Folgendes an.<lb/> Wenn man den Arm ſo ausſtreckt (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 22.</hi></hi>), daß eine Beugung<lb/> des Ellenbogens den vordern Theil des Armes hinaufwaͤrts be-<lb/> wegen wuͤrde, ſo kann ein ruͤſtiger Mann an den Fingerſpitzen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [53/0075]
und da beim Bohren der Widerſtand ſehr nahe an der Drehungs-
Axe liegt, ſo leiſtet eine geringe Gewalt an einem ziemlich breiten
Handgriffe ungemein viel.
Wenn die um die Angeln A, B, (Fig. 20.) bewegliche Fallthuͤr
oder horizontale Platte gehoben werden ſoll, ſo ergreifen wir ſie am
liebſten bei C, moͤglichſt weit von der Drehungs-Axe, damit unſre
Kraft deſto wirkſamer ſei. Wir bemerken uͤbrigens hier auch die
ungleiche Gewalt, mit welcher die Fallthuͤr unſrer Kraft entgegen
wirkt, daß ſie uns naͤmlich am ſchwerſten zu heben iſt, wenn ſie
noch horizontal liegt, und ſich immer leichter heben laͤßt, je hoͤher
ſie ſchon gehoben iſt. In der Lage AC naͤmlich (Fig. 21.) muͤſſen
wir die ganze Laſt der Thuͤr uͤberwinden und nur der Umſtand
koͤmmt uns vortheilhaft zu ſtatten, daß unſre Kraft in groͤßerer
Entfernung wirkt, als der Haupttheil der Laſt. Wenn dagegen die
Fallthuͤr ſchon in die Lage AD gehoben iſt, ſo wirkt die nach EF
herabdraͤngende Laſt zum Theil auf die Axe A druͤckend, und nur
der bei der Zerlegung der Kraft als auf AD ſenkrecht hervorgehende
Theil braucht noch von uns uͤberwunden zu werden.
Dieſe Geſetze der Wirkung von Kraͤften am Hebel geben uns
Mittel, die große Gewalt zu berechnen, mit welcher die Muskeln
zur Bewegung der Glieder wirken. Bei der Anordnung der Mus-
keln war der Zweck nicht, mit kleiner Kraft große Laſten zu heben,
ſondern er beſteht offenbar darin, die Kraft ſo anzuwenden, daß
durch ſehr geringe Verkuͤrzung oder Verlaͤngerung des dieſe Kraft
ausuͤbenden Muskels die Glieder einen bedeutenden Weg durchlaufen,
ſo wie es zu dem Zwecke ihrer Thaͤtigkeit noͤthig iſt. Aus dieſem
Grunde ſind die Muskeln ſehr nahe am Drehungspuncte des He-
bels angebracht, und zugleich ſo, daß ſie den Gelenken kein dickes
und unfoͤrmliches Anſehen geben; aber eben deshalb mußten ſie
eine große Spannung ertragen koͤnnen, und die geheimnißvolle
Kraft der Seele, die Muskeln zu verlaͤngern oder zu verkuͤrzen,
mußte ſich in ihnen ſo maͤchtig zeigen, wie ich es ſogleich angeben
will. Borelli giebt uͤber die Muskeln des Armes, welche am
Ellenbogen die Biegung des Gelenkes bewirken, Folgendes an.
Wenn man den Arm ſo ausſtreckt (Fig. 22.), daß eine Beugung
des Ellenbogens den vordern Theil des Armes hinaufwaͤrts be-
wegen wuͤrde, ſo kann ein ruͤſtiger Mann an den Fingerſpitzen
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