einer Seite ist, die überwiegende Last desto schneller herabsinken wird, je größer das Uebergewicht ist. Um aber die hier statt fin- dende Beschleunigung genau zu bestimmen, müssen wir folgende Ueberlegung anstellen. Ließe man das Gewicht Q ganz frei fallen, so zeigt die Erfahrung, daß es 15 pariser Fuß in der ersten Secunde durchläuft; aber nun betrage die Summe beider Gewichte P und Q tausend Gran, und Q habe nur ein Uebergewicht von 10 Gran (P = 495 Gr. Q = 505 Gr.), so muß dieses geringe Uebergewicht eine hundertfach so große Masse fortziehen, und kann dieser nur ein Hunderttel jener durch den freien Fall bewirkten Geschwindigkeit er- theilen. In diesem Falle wird also Q nicht 15 Fuß oder 180 Zoll, sondern nur den hundertsten Theil, nämlich 1,8 Zoll in der ersten Secunde durchlaufen. Macht man das Uebergewicht immer gleich, während beide Gewichte eine andre Größe erhalten, so findet man, daß wirklich die in gleichen Zeiten durchlaufenen Räume dem eben angegebenen Gesetze gemäß sind.
Da das Gewicht, welchem man an der Rolle AB das Ueber- gewicht ertheilt hat, vor der eingetheilten Scale an CD herabläuft und hier eine langsame Bewegung, so daß man es mit dem Auge verfolgen kann, behält, so läßt sich nun auch das Gesetz der Fall- räume beobachten. Man nehme das eine Gewicht 900 Gran, das andre 910 Gran schwer, so ist die bewegende Kraft des Ueberge- wichts 10 Gran, aber da diese Kraft 1810 Gran fortziehen muß, so durchläuft das schwerere Gewicht nur des Raumes, welchen es bei freiem Falle durchlaufen würde, das ist beinahe genau 1 Zoll in 1 Secunde; giebt man also der Tafel CD genau die Höhe, daß man die untere Fläche des Gewichtes Q 64 Zoll über dem Boden aufhängen kann, so wird es am Ende der achten Secunde nach dem Anfange des Falles auftreffen, und wenn man eine zum Anschrau- ben eingerichtete Platte auf 49 Zoll, auf 36 Zoll Tiefe, auf 25 Zoll Tiefe unter dem Anfangspuncte befestigt, so wird sie in 7 Secun- den oder in 6 Secunden oder in 5 Secunden erreicht werden. Da- mit man hiebei einen genauen Zeitmoment für den Anfang des Fallens wahrnehmen könne, wird das Stäbchen EF, welches die Figur nur im Querschnitte zeigt, an den Faden gedrängt, um diesen fest zu halten, und man stößt dieses plötzlich in dem Augen- blicke fort, da das in der Nähe aufgehängte Secundenpendel grade
einer Seite iſt, die uͤberwiegende Laſt deſto ſchneller herabſinken wird, je groͤßer das Uebergewicht iſt. Um aber die hier ſtatt fin- dende Beſchleunigung genau zu beſtimmen, muͤſſen wir folgende Ueberlegung anſtellen. Ließe man das Gewicht Q ganz frei fallen, ſo zeigt die Erfahrung, daß es 15 pariſer Fuß in der erſten Secunde durchlaͤuft; aber nun betrage die Summe beider Gewichte P und Q tauſend Gran, und Q habe nur ein Uebergewicht von 10 Gran (P = 495 Gr. Q = 505 Gr.), ſo muß dieſes geringe Uebergewicht eine hundertfach ſo große Maſſe fortziehen, und kann dieſer nur ein Hunderttel jener durch den freien Fall bewirkten Geſchwindigkeit er- theilen. In dieſem Falle wird alſo Q nicht 15 Fuß oder 180 Zoll, ſondern nur den hundertſten Theil, naͤmlich 1,8 Zoll in der erſten Secunde durchlaufen. Macht man das Uebergewicht immer gleich, waͤhrend beide Gewichte eine andre Groͤße erhalten, ſo findet man, daß wirklich die in gleichen Zeiten durchlaufenen Raͤume dem eben angegebenen Geſetze gemaͤß ſind.
Da das Gewicht, welchem man an der Rolle AB das Ueber- gewicht ertheilt hat, vor der eingetheilten Scale an CD herablaͤuft und hier eine langſame Bewegung, ſo daß man es mit dem Auge verfolgen kann, behaͤlt, ſo laͤßt ſich nun auch das Geſetz der Fall- raͤume beobachten. Man nehme das eine Gewicht 900 Gran, das andre 910 Gran ſchwer, ſo iſt die bewegende Kraft des Ueberge- wichts 10 Gran, aber da dieſe Kraft 1810 Gran fortziehen muß, ſo durchlaͤuft das ſchwerere Gewicht nur des Raumes, welchen es bei freiem Falle durchlaufen wuͤrde, das iſt beinahe genau 1 Zoll in 1 Secunde; giebt man alſo der Tafel CD genau die Hoͤhe, daß man die untere Flaͤche des Gewichtes Q 64 Zoll uͤber dem Boden aufhaͤngen kann, ſo wird es am Ende der achten Secunde nach dem Anfange des Falles auftreffen, und wenn man eine zum Anſchrau- ben eingerichtete Platte auf 49 Zoll, auf 36 Zoll Tiefe, auf 25 Zoll Tiefe unter dem Anfangspuncte befeſtigt, ſo wird ſie in 7 Secun- den oder in 6 Secunden oder in 5 Secunden erreicht werden. Da- mit man hiebei einen genauen Zeitmoment fuͤr den Anfang des Fallens wahrnehmen koͤnne, wird das Staͤbchen EF, welches die Figur nur im Querſchnitte zeigt, an den Faden gedraͤngt, um dieſen feſt zu halten, und man ſtoͤßt dieſes ploͤtzlich in dem Augen- blicke fort, da das in der Naͤhe aufgehaͤngte Secundenpendel grade
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einer Seite iſt, die uͤberwiegende Laſt deſto ſchneller herabſinken
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ſo zeigt die Erfahrung, daß es 15 pariſer Fuß in der erſten Secunde
durchlaͤuft; aber nun betrage die Summe beider Gewichte P und
Q tauſend Gran, und Q habe nur ein Uebergewicht von 10 Gran
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ſondern nur den hundertſten Theil, naͤmlich 1,8 Zoll in der erſten
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Da das Gewicht, welchem man an der Rolle AB das Ueber-
gewicht ertheilt hat, vor der eingetheilten Scale an CD herablaͤuft
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aufhaͤngen kann, ſo wird es am Ende der achten Secunde nach dem
Anfange des Falles auftreffen, und wenn man eine zum Anſchrau-
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Tiefe unter dem Anfangspuncte befeſtigt, ſo wird ſie in 7 Secun-
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mit man hiebei einen genauen Zeitmoment fuͤr den Anfang des
Fallens wahrnehmen koͤnne, wird das Staͤbchen EF, welches die
Figur nur im Querſchnitte zeigt, an den Faden gedraͤngt, um
dieſen feſt zu halten, und man ſtoͤßt dieſes ploͤtzlich in dem Augen-
blicke fort, da das in der Naͤhe aufgehaͤngte Secundenpendel grade
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/95>, abgerufen am 16.02.2025.
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