m sieht ihn nach der Richtung mV, und es ist daher auch hier beinahe genau richtig, daß alle Augen, die den Gegenstand D ge- spiegelt sehen, nach V gerichtet sind. Ganz strenge richtig, so strenge richtig, wie beim ebnen Spiegel, ist diese Behauptung nicht, aber nahe genug richtig, um bei einer nicht allzu scharfen Beobach- tung für richtig zu gelten. Der Ort des Bildes, der Punct V, rückt immer näher an den Spiegel, je näher der Gegenstand selbst an den Spiegel heranrückt. Dieses Bild im Spiegel ist aufrecht und vergrößert; denn für einen zweiten Punct d des Gegenstandes liegt jener Punct, nach welchem alle Augen gerichtet sind, in v, so daß die Linien VDC, vdC beide durch den Mittelpunct C des Spiegels gehen.
Ich habe Sie hier, m. h. H., mit einer so großen Mannig- faltigkeit einzelner Fälle unterhalten müssen, daß ich fast fürchten müßte, Sie zu ermüden, wenn nicht die sogleich an jeden einzelnen Fall sich anknüpfenden Versuche eine so lebendige, und zugleich die einzelnen Regeln so klar vor Augen legende Darstellung gewährten, daß dadurch gewiß die Einförmigkeit, die sonst in dem Durchgehen verwandter Fälle liegt, gehoben wird. Um Ihnen aber die eigne Wiederholung dieser Versuche, so wie sie zu jedem einzelnen hier er- wähnten Falle gehören, zu erleichtern, werden Sie mir noch ei- nige Bemerkungen erlauben. Wenn Sie einen Hohlspiegel zur Hand nehmen, so ist es gut, zuerst den Brennpunct, das ist den Vereinigungspunct für Strahlen, die von sehr entfernten Puncten auffallen, zu finden, und dieses geschieht, wenn man das Bild Ff, eines Gegenstandes auffängt, der einige tausend Fuß entfernt ist. Hat man den Brennspiegel fest aufgestellt, so kann man diesen Punct durch ein in seiner Nähe befestigtes Zeichen bemerken, und nun einen Gegenstand, zum Beispiel den Finger oder eine Cirkel- spitze oder etwas Aehnliches, in die verschiedenen Stellungen brin- gen. Läßt man das Auge immer in der Gegend D und läßt die Cirkelspitze von C aus langsam gegen F vorrücken (Fig. 40.), so sieht man ihr Bild deutlich von C aus auf das Auge D zu kommen, und man überzeugt sich durch kleine Aenderungen in der Stellung des Auges leicht, daß das Bild wirklich vor dem Spiegel und zwi- schen dem Mittelpuncte und dem Auge liegt. Wenn die Cirkelspitze zu nahe gegen F gelangt, so kömmt das Bild hinter den Beobachter
m ſieht ihn nach der Richtung mV, und es iſt daher auch hier beinahe genau richtig, daß alle Augen, die den Gegenſtand D ge- ſpiegelt ſehen, nach V gerichtet ſind. Ganz ſtrenge richtig, ſo ſtrenge richtig, wie beim ebnen Spiegel, iſt dieſe Behauptung nicht, aber nahe genug richtig, um bei einer nicht allzu ſcharfen Beobach- tung fuͤr richtig zu gelten. Der Ort des Bildes, der Punct V, ruͤckt immer naͤher an den Spiegel, je naͤher der Gegenſtand ſelbſt an den Spiegel heranruͤckt. Dieſes Bild im Spiegel iſt aufrecht und vergroͤßert; denn fuͤr einen zweiten Punct d des Gegenſtandes liegt jener Punct, nach welchem alle Augen gerichtet ſind, in v, ſo daß die Linien VDC, vdC beide durch den Mittelpunct C des Spiegels gehen.
Ich habe Sie hier, m. h. H., mit einer ſo großen Mannig- faltigkeit einzelner Faͤlle unterhalten muͤſſen, daß ich faſt fuͤrchten muͤßte, Sie zu ermuͤden, wenn nicht die ſogleich an jeden einzelnen Fall ſich anknuͤpfenden Verſuche eine ſo lebendige, und zugleich die einzelnen Regeln ſo klar vor Augen legende Darſtellung gewaͤhrten, daß dadurch gewiß die Einfoͤrmigkeit, die ſonſt in dem Durchgehen verwandter Faͤlle liegt, gehoben wird. Um Ihnen aber die eigne Wiederholung dieſer Verſuche, ſo wie ſie zu jedem einzelnen hier er- waͤhnten Falle gehoͤren, zu erleichtern, werden Sie mir noch ei- nige Bemerkungen erlauben. Wenn Sie einen Hohlſpiegel zur Hand nehmen, ſo iſt es gut, zuerſt den Brennpunct, das iſt den Vereinigungspunct fuͤr Strahlen, die von ſehr entfernten Puncten auffallen, zu finden, und dieſes geſchieht, wenn man das Bild Ff, eines Gegenſtandes auffaͤngt, der einige tauſend Fuß entfernt iſt. Hat man den Brennſpiegel feſt aufgeſtellt, ſo kann man dieſen Punct durch ein in ſeiner Naͤhe befeſtigtes Zeichen bemerken, und nun einen Gegenſtand, zum Beiſpiel den Finger oder eine Cirkel- ſpitze oder etwas Aehnliches, in die verſchiedenen Stellungen brin- gen. Laͤßt man das Auge immer in der Gegend D und laͤßt die Cirkelſpitze von C aus langſam gegen F vorruͤcken (Fig. 40.), ſo ſieht man ihr Bild deutlich von C aus auf das Auge D zu kommen, und man uͤberzeugt ſich durch kleine Aenderungen in der Stellung des Auges leicht, daß das Bild wirklich vor dem Spiegel und zwi- ſchen dem Mittelpuncte und dem Auge liegt. Wenn die Cirkelſpitze zu nahe gegen F gelangt, ſo koͤmmt das Bild hinter den Beobachter
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m ſieht ihn nach der Richtung mV, und es iſt daher auch hier
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ſtrenge richtig, wie beim ebnen Spiegel, iſt dieſe Behauptung nicht,
aber nahe genug richtig, um bei einer nicht allzu ſcharfen Beobach-
tung fuͤr richtig zu gelten. Der Ort des Bildes, der Punct V,
ruͤckt immer naͤher an den Spiegel, je naͤher der Gegenſtand ſelbſt
an den Spiegel heranruͤckt. Dieſes Bild im Spiegel iſt aufrecht
und vergroͤßert; denn fuͤr einen zweiten Punct d des Gegenſtandes
liegt jener Punct, nach welchem alle Augen gerichtet ſind, in v,
ſo daß die Linien VDC, vdC beide durch den Mittelpunct C des
Spiegels gehen.
Ich habe Sie hier, m. h. H., mit einer ſo großen Mannig-
faltigkeit einzelner Faͤlle unterhalten muͤſſen, daß ich faſt fuͤrchten
muͤßte, Sie zu ermuͤden, wenn nicht die ſogleich an jeden einzelnen
Fall ſich anknuͤpfenden Verſuche eine ſo lebendige, und zugleich die
einzelnen Regeln ſo klar vor Augen legende Darſtellung gewaͤhrten,
daß dadurch gewiß die Einfoͤrmigkeit, die ſonſt in dem Durchgehen
verwandter Faͤlle liegt, gehoben wird. Um Ihnen aber die eigne
Wiederholung dieſer Verſuche, ſo wie ſie zu jedem einzelnen hier er-
waͤhnten Falle gehoͤren, zu erleichtern, werden Sie mir noch ei-
nige Bemerkungen erlauben. Wenn Sie einen Hohlſpiegel zur
Hand nehmen, ſo iſt es gut, zuerſt den Brennpunct, das iſt den
Vereinigungspunct fuͤr Strahlen, die von ſehr entfernten Puncten
auffallen, zu finden, und dieſes geſchieht, wenn man das Bild Ff,
eines Gegenſtandes auffaͤngt, der einige tauſend Fuß entfernt iſt.
Hat man den Brennſpiegel feſt aufgeſtellt, ſo kann man dieſen
Punct durch ein in ſeiner Naͤhe befeſtigtes Zeichen bemerken, und
nun einen Gegenſtand, zum Beiſpiel den Finger oder eine Cirkel-
ſpitze oder etwas Aehnliches, in die verſchiedenen Stellungen brin-
gen. Laͤßt man das Auge immer in der Gegend D und laͤßt die
Cirkelſpitze von C aus langſam gegen F vorruͤcken (Fig. 40.), ſo
ſieht man ihr Bild deutlich von C aus auf das Auge D zu kommen,
und man uͤberzeugt ſich durch kleine Aenderungen in der Stellung
des Auges leicht, daß das Bild wirklich vor dem Spiegel und zwi-
ſchen dem Mittelpuncte und dem Auge liegt. Wenn die Cirkelſpitze
zu nahe gegen F gelangt, ſo koͤmmt das Bild hinter den Beobachter
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/104>, abgerufen am 16.02.2025.
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