Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

streut wird, und also nur ungefähr so wie bei andern zerstreut zu-
rückgeworfenen Strahlen dem Auge eine mäßige, hier sogar ziemlich
matte Erleuchtung, nämlich nur das Grau eines der Sonne ge-
genüber stehenden Regenschauers zeigt. Aber wenn man sorgfältig
die 10 Grad, 20 Grad, 30 Grad von A einfallenden Strahlen
zeichnet, so sieht man bald, daß die Bogen bei B, welche diese
Strahlen oberhalb B abschneiden, ungleich sind, und immer kleiner
werden, endlich gar kein Höherrücken des Punctes E mehr erge-
ben, so daß die bei 50 Grad einfallenden Strahlen den Punct E
am höchsten geben und die noch höher bei 70 Grad einfallenden
Strahlen wieder näher bei B einschneiden. Man findet nämlich
für AD = 10 Grad, BE = 5 Grad; für AD = 20°, BE
= 93/4°; für AD = 30°, BE = 14°; für AD = 40°, BE
= 17 2/3 °; für AD = 50°, BE = 201/4°; für AD = 60°,
BE = 21°; für AD 70°, BE = 19 2/3 °; für AD = 80°,
BE = 151/4°; für AD = 90°, BE = 71/4°. Dieser merk-
würdige Umstand, daß für die bei 50° und 60° einfallenden Strah-
len uv und wx die gebrochenen Strahlen am höchsten und beinahe
in einen Punct fallen, hat aber einen Erfolg in Hinsicht auf das
reflectirte Licht, woraus die Entstehung des Regenbogens sich sehr
bestimmt erklärt. Wenn wir uns statt des Regentropfens eine
Glaskugel denken, sie wir den Sonnenstrahlen so aussetzen, daß
immer nur 10 Grade in der Gegend von D, v, x, unbedeckt
wären, statt daß alle übrigen Puncte gegen das auffallende Son-
nenlicht beschützt würden, so würde das von A bis 10° auffallende
Licht sich reflectiert auf den Raum Sh, das zwischen 10 und 20°
einfallende Licht sich reflectirt auf den Raum hv verbreiten; das
von 50 bis 60° auffallende Licht zerstreut sich dagegen gar nicht,
sondern bleibt, fast genau parallel ausfallend, so vereinigt, wie es
einfiel. Ein in y stehendes und nach der beleuchteten Hinterseite
der Kugel sehendes Auge würde nur durch Zurückwerfung die weni-
gen Strahlen empfangen, die auf den Bogen von einigen Minuten
einfallen; ein bei zz stehendes Auge dagegen empfängt alle Strah-
len, die als zurückgeworfene dem Bogen von mehreren Graden zu-
gehören, und ein von y nach t, nach zz fortgehendes Auge muß
daher von zz aus, nach der Richtung zp blickend, einen viel er-
heblicheren Glanz bemerken, als in jeder anderen Stellung. Und

ſtreut wird, und alſo nur ungefaͤhr ſo wie bei andern zerſtreut zu-
ruͤckgeworfenen Strahlen dem Auge eine maͤßige, hier ſogar ziemlich
matte Erleuchtung, naͤmlich nur das Grau eines der Sonne ge-
genuͤber ſtehenden Regenſchauers zeigt. Aber wenn man ſorgfaͤltig
die 10 Grad, 20 Grad, 30 Grad von A einfallenden Strahlen
zeichnet, ſo ſieht man bald, daß die Bogen bei B, welche dieſe
Strahlen oberhalb B abſchneiden, ungleich ſind, und immer kleiner
werden, endlich gar kein Hoͤherruͤcken des Punctes E mehr erge-
ben, ſo daß die bei 50 Grad einfallenden Strahlen den Punct E
am hoͤchſten geben und die noch hoͤher bei 70 Grad einfallenden
Strahlen wieder naͤher bei B einſchneiden. Man findet naͤmlich
fuͤr AD = 10 Grad, BE = 5 Grad; fuͤr AD = 20°, BE
= 9¾°; fuͤr AD = 30°, BE = 14°; fuͤr AD = 40°, BE
= 17⅔°; fuͤr AD = 50°, BE = 20¼°; fuͤr AD = 60°,
BE = 21°; fuͤr AD 70°, BE = 19⅔°; fuͤr AD = 80°,
BE = 15¼°; fuͤr AD = 90°, BE = 7¼°. Dieſer merk-
wuͤrdige Umſtand, daß fuͤr die bei 50° und 60° einfallenden Strah-
len uv und wx die gebrochenen Strahlen am hoͤchſten und beinahe
in einen Punct fallen, hat aber einen Erfolg in Hinſicht auf das
reflectirte Licht, woraus die Entſtehung des Regenbogens ſich ſehr
beſtimmt erklaͤrt. Wenn wir uns ſtatt des Regentropfens eine
Glaskugel denken, ſie wir den Sonnenſtrahlen ſo ausſetzen, daß
immer nur 10 Grade in der Gegend von D, v, x, unbedeckt
waͤren, ſtatt daß alle uͤbrigen Puncte gegen das auffallende Son-
nenlicht beſchuͤtzt wuͤrden, ſo wuͤrde das von A bis 10° auffallende
Licht ſich reflectiert auf den Raum Sh, das zwiſchen 10 und 20°
einfallende Licht ſich reflectirt auf den Raum hv verbreiten; das
von 50 bis 60° auffallende Licht zerſtreut ſich dagegen gar nicht,
ſondern bleibt, faſt genau parallel ausfallend, ſo vereinigt, wie es
einfiel. Ein in y ſtehendes und nach der beleuchteten Hinterſeite
der Kugel ſehendes Auge wuͤrde nur durch Zuruͤckwerfung die weni-
gen Strahlen empfangen, die auf den Bogen von einigen Minuten
einfallen; ein bei zz ſtehendes Auge dagegen empfaͤngt alle Strah-
len, die als zuruͤckgeworfene dem Bogen von mehreren Graden zu-
gehoͤren, und ein von y nach t, nach zz fortgehendes Auge muß
daher von zz aus, nach der Richtung zp blickend, einen viel er-
heblicheren Glanz bemerken, als in jeder anderen Stellung. Und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0213" n="199"/>
&#x017F;treut wird,                         und al&#x017F;o nur ungefa&#x0364;hr &#x017F;o wie bei andern                         zer&#x017F;treut zu-<lb/>
ru&#x0364;ckgeworfenen Strahlen dem Auge                         eine ma&#x0364;ßige, hier &#x017F;ogar ziemlich<lb/>
matte                         Erleuchtung, na&#x0364;mlich nur das Grau eines der Sonne                         ge-<lb/>
genu&#x0364;ber &#x017F;tehenden Regen&#x017F;chauers                         zeigt. Aber wenn man &#x017F;orgfa&#x0364;ltig<lb/>
die 10 Grad, 20                         Grad, 30 Grad von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> einfallenden Strahlen<lb/>
zeichnet, &#x017F;o &#x017F;ieht man                         bald, daß die Bogen bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">B</hi></hi>, welche die&#x017F;e<lb/>
Strahlen oberhalb <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">B</hi></hi> ab&#x017F;chneiden, ungleich &#x017F;ind, und immer                         kleiner<lb/>
werden, endlich gar kein Ho&#x0364;herru&#x0364;cken                         des Punctes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">E</hi></hi> mehr erge-<lb/>
ben, &#x017F;o daß die bei 50 Grad einfallenden                         Strahlen den Punct <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">E</hi></hi><lb/>
am ho&#x0364;ch&#x017F;ten geben und die noch                         ho&#x0364;her bei 70 Grad einfallenden<lb/>
Strahlen wieder                         na&#x0364;her bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">B</hi></hi> ein&#x017F;chneiden. Man findet                         na&#x0364;mlich<lb/>
fu&#x0364;r <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AD</hi></hi> = 10 Grad, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BE</hi></hi> = 5 Grad; fu&#x0364;r <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AD</hi></hi> = 20°, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BE</hi></hi><lb/>
= 9¾°; fu&#x0364;r <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AD</hi></hi> = 30°, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BE</hi></hi> = 14°; fu&#x0364;r <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AD</hi></hi> = 40°, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BE</hi></hi><lb/>
= 17&#x2154;°; fu&#x0364;r <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AD</hi></hi> = 50°, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BE</hi></hi> = 20¼°; fu&#x0364;r <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AD</hi></hi> = 60°,<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BE</hi></hi> = 21°; fu&#x0364;r <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AD</hi></hi> 70°, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BE</hi></hi> = 19&#x2154;°; fu&#x0364;r <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AD</hi></hi> = 80°,<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BE</hi></hi> = 15¼°; fu&#x0364;r <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AD</hi></hi> = 90°, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BE</hi></hi> = 7¼°. Die&#x017F;er merk-<lb/>
wu&#x0364;rdige                         Um&#x017F;tand, daß fu&#x0364;r die bei 50° und 60° einfallenden                         Strah-<lb/>
len <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">uv</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">wx</hi></hi> die gebrochenen Strahlen am ho&#x0364;ch&#x017F;ten und                         beinahe<lb/>
in einen Punct fallen, hat aber einen Erfolg in                         Hin&#x017F;icht auf das<lb/>
reflectirte Licht, woraus die                         Ent&#x017F;tehung des Regenbogens &#x017F;ich                         &#x017F;ehr<lb/>
be&#x017F;timmt erkla&#x0364;rt. Wenn wir uns                         &#x017F;tatt des Regentropfens eine<lb/>
Glaskugel denken, &#x017F;ie                         wir den Sonnen&#x017F;trahlen &#x017F;o aus&#x017F;etzen,                         daß<lb/>
immer nur 10 Grade in der Gegend von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D, v, x,</hi></hi> unbedeckt<lb/>
wa&#x0364;ren, &#x017F;tatt daß alle                         u&#x0364;brigen Puncte gegen das auffallende Son-<lb/>
nenlicht                         be&#x017F;chu&#x0364;tzt wu&#x0364;rden, &#x017F;o                         wu&#x0364;rde das von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> bis 10° auffallende<lb/>
Licht &#x017F;ich reflectiert auf den Raum <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Sh</hi></hi>, das zwi&#x017F;chen 10 und 20°<lb/>
einfallende Licht                         &#x017F;ich reflectirt auf den Raum <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">hv</hi></hi> verbreiten; das<lb/>
von 50 bis 60° auffallende Licht                         zer&#x017F;treut &#x017F;ich dagegen gar                         nicht,<lb/>
&#x017F;ondern bleibt, fa&#x017F;t genau parallel                         ausfallend, &#x017F;o vereinigt, wie es<lb/>
einfiel. Ein in <hi rendition="#aq">y</hi> &#x017F;tehendes und nach der                         beleuchteten Hinter&#x017F;eite<lb/>
der Kugel                         &#x017F;ehendes Auge wu&#x0364;rde nur durch                         Zuru&#x0364;ckwerfung die weni-<lb/>
gen Strahlen empfangen, die auf den                         Bogen von einigen Minuten<lb/>
einfallen; ein bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">zz</hi></hi> &#x017F;tehendes Auge dagegen empfa&#x0364;ngt alle                         Strah-<lb/>
len, die als zuru&#x0364;ckgeworfene dem Bogen von mehreren                         Graden zu-<lb/>
geho&#x0364;ren, und ein von <hi rendition="#aq">y</hi> nach <hi rendition="#aq">t</hi>, nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">zz</hi></hi> fortgehendes Auge muß<lb/>
daher von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">zz</hi></hi> aus, nach der Richtung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">zp</hi></hi> blickend, einen viel er-<lb/>
heblicheren Glanz bemerken, als in jeder                         anderen Stellung. Und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0213] ſtreut wird, und alſo nur ungefaͤhr ſo wie bei andern zerſtreut zu- ruͤckgeworfenen Strahlen dem Auge eine maͤßige, hier ſogar ziemlich matte Erleuchtung, naͤmlich nur das Grau eines der Sonne ge- genuͤber ſtehenden Regenſchauers zeigt. Aber wenn man ſorgfaͤltig die 10 Grad, 20 Grad, 30 Grad von A einfallenden Strahlen zeichnet, ſo ſieht man bald, daß die Bogen bei B, welche dieſe Strahlen oberhalb B abſchneiden, ungleich ſind, und immer kleiner werden, endlich gar kein Hoͤherruͤcken des Punctes E mehr erge- ben, ſo daß die bei 50 Grad einfallenden Strahlen den Punct E am hoͤchſten geben und die noch hoͤher bei 70 Grad einfallenden Strahlen wieder naͤher bei B einſchneiden. Man findet naͤmlich fuͤr AD = 10 Grad, BE = 5 Grad; fuͤr AD = 20°, BE = 9¾°; fuͤr AD = 30°, BE = 14°; fuͤr AD = 40°, BE = 17⅔°; fuͤr AD = 50°, BE = 20¼°; fuͤr AD = 60°, BE = 21°; fuͤr AD 70°, BE = 19⅔°; fuͤr AD = 80°, BE = 15¼°; fuͤr AD = 90°, BE = 7¼°. Dieſer merk- wuͤrdige Umſtand, daß fuͤr die bei 50° und 60° einfallenden Strah- len uv und wx die gebrochenen Strahlen am hoͤchſten und beinahe in einen Punct fallen, hat aber einen Erfolg in Hinſicht auf das reflectirte Licht, woraus die Entſtehung des Regenbogens ſich ſehr beſtimmt erklaͤrt. Wenn wir uns ſtatt des Regentropfens eine Glaskugel denken, ſie wir den Sonnenſtrahlen ſo ausſetzen, daß immer nur 10 Grade in der Gegend von D, v, x, unbedeckt waͤren, ſtatt daß alle uͤbrigen Puncte gegen das auffallende Son- nenlicht beſchuͤtzt wuͤrden, ſo wuͤrde das von A bis 10° auffallende Licht ſich reflectiert auf den Raum Sh, das zwiſchen 10 und 20° einfallende Licht ſich reflectirt auf den Raum hv verbreiten; das von 50 bis 60° auffallende Licht zerſtreut ſich dagegen gar nicht, ſondern bleibt, faſt genau parallel ausfallend, ſo vereinigt, wie es einfiel. Ein in y ſtehendes und nach der beleuchteten Hinterſeite der Kugel ſehendes Auge wuͤrde nur durch Zuruͤckwerfung die weni- gen Strahlen empfangen, die auf den Bogen von einigen Minuten einfallen; ein bei zz ſtehendes Auge dagegen empfaͤngt alle Strah- len, die als zuruͤckgeworfene dem Bogen von mehreren Graden zu- gehoͤren, und ein von y nach t, nach zz fortgehendes Auge muß daher von zz aus, nach der Richtung zp blickend, einen viel er- heblicheren Glanz bemerken, als in jeder anderen Stellung. Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/213
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/213>, abgerufen am 21.11.2024.