diese Richtung zp ist es eben, in welcher wir die helle Erscheinung des Regenbogens sehen, der 42 Grade von dem der Sonne gegen- überliegenden Puncte, 42 Grade von dem Puncte, wohin der Schatten meines Kopfes fällt, erscheint. Daß übrigens das, was hier von einem Tropfen gezeigt ist, der 42 Grad von jenem Puncte entfernt liegt, auch gilt für alle eben so entfernt, rund um jenen Punct liegende Tropfen, ist offenbar, und es muß sich daher ein heller Kreis von 42 Grad Halbmesser uns zeigen. Der Regen- bogen ist dieser helle Kreis, sein höchster Punct steht 42 Grade über dem Horizonte, wenn der Regenbogen sich beim Aufgange oder Un- tergange der Sonne zeigt; steigt die Sonne höher, so rückt der Schatten meines Kopfes, der Mittelpunct des Regenbogens unter den Horizont hinab und der Bogen selbst erscheint niedriger; bei 40 Grad Sonnenhöhe sieht man den Regenbogen nur noch ganz nahe am Horizonte und bei noch höherm Stande der Sonne gar nicht mehr.
Hiebei läßt sich noch eine Bemerkung machen, die man bei aufmerksamer Beobachtung bestätigt findet. Wenn ein Auge in S das an der Hinterseite des Tropfens gespiegelte Sonnenbild sehen will, so muß es sich grade nach A, das ist nach dem der Sonne entgegengesetzten Puncte, richten; ein Auge in y muß nach der Rich- tung yy blicken, ein Auge in t nach tF, und jede dieser Richtun- gen ist etwas weiter von der der Sonne entgegengesetzten Richtung entfernt, bis man nach z kömmt; hier aber ist der Winkel pzq zwischen der Richtung pz, nach welcher jener reflectirte Strahl ins Auge kömmt, und der Richtung zq, die den der Sonne entgegen- gesetzten Punct bezeichnet, größer als irgendwo; ein Auge jenseits z erhält aus diesem Tropfen gar keinen reflectirten Strahl mehr, weil die bei 80° eingefallenen Strahlen nach der Zurückwerfung in der Richtung nr hervorbringen. Diese Ueberzeugung, die sich an die genaue Betrachtung der Zeichung unmittelbar anschließt, zeigt, daß ein in z stehendes Auge diese reflectirten Strahlen aus dem hier gezeichneten Tropfen in dem reichlichsten Maaße erhält, weil es den sich nicht zerstreuenden Strahlen ausgesetzt ist; richtet das Auge in z seinen Blick nach einer mit tF parallelen Richtung, die weniger von zq abweicht, so erhält es aus einem etwas niedri- geren Tropfen den auf 40 Grad eingefallenen Lichtstrahl, und so
dieſe Richtung zp iſt es eben, in welcher wir die helle Erſcheinung des Regenbogens ſehen, der 42 Grade von dem der Sonne gegen- uͤberliegenden Puncte, 42 Grade von dem Puncte, wohin der Schatten meines Kopfes faͤllt, erſcheint. Daß uͤbrigens das, was hier von einem Tropfen gezeigt iſt, der 42 Grad von jenem Puncte entfernt liegt, auch gilt fuͤr alle eben ſo entfernt, rund um jenen Punct liegende Tropfen, iſt offenbar, und es muß ſich daher ein heller Kreis von 42 Grad Halbmeſſer uns zeigen. Der Regen- bogen iſt dieſer helle Kreis, ſein hoͤchſter Punct ſteht 42 Grade uͤber dem Horizonte, wenn der Regenbogen ſich beim Aufgange oder Un- tergange der Sonne zeigt; ſteigt die Sonne hoͤher, ſo ruͤckt der Schatten meines Kopfes, der Mittelpunct des Regenbogens unter den Horizont hinab und der Bogen ſelbſt erſcheint niedriger; bei 40 Grad Sonnenhoͤhe ſieht man den Regenbogen nur noch ganz nahe am Horizonte und bei noch hoͤherm Stande der Sonne gar nicht mehr.
Hiebei laͤßt ſich noch eine Bemerkung machen, die man bei aufmerkſamer Beobachtung beſtaͤtigt findet. Wenn ein Auge in S das an der Hinterſeite des Tropfens geſpiegelte Sonnenbild ſehen will, ſo muß es ſich grade nach A, das iſt nach dem der Sonne entgegengeſetzten Puncte, richten; ein Auge in y muß nach der Rich- tung yy blicken, ein Auge in t nach tF, und jede dieſer Richtun- gen iſt etwas weiter von der der Sonne entgegengeſetzten Richtung entfernt, bis man nach z koͤmmt; hier aber iſt der Winkel pzq zwiſchen der Richtung pz, nach welcher jener reflectirte Strahl ins Auge koͤmmt, und der Richtung zq, die den der Sonne entgegen- geſetzten Punct bezeichnet, groͤßer als irgendwo; ein Auge jenſeits z erhaͤlt aus dieſem Tropfen gar keinen reflectirten Strahl mehr, weil die bei 80° eingefallenen Strahlen nach der Zuruͤckwerfung in der Richtung nr hervorbringen. Dieſe Ueberzeugung, die ſich an die genaue Betrachtung der Zeichung unmittelbar anſchließt, zeigt, daß ein in z ſtehendes Auge dieſe reflectirten Strahlen aus dem hier gezeichneten Tropfen in dem reichlichſten Maaße erhaͤlt, weil es den ſich nicht zerſtreuenden Strahlen ausgeſetzt iſt; richtet das Auge in z ſeinen Blick nach einer mit tF parallelen Richtung, die weniger von zq abweicht, ſo erhaͤlt es aus einem etwas niedri- geren Tropfen den auf 40 Grad eingefallenen Lichtſtrahl, und ſo
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dieſe Richtung zp iſt es eben, in welcher wir die helle Erſcheinung
des Regenbogens ſehen, der 42 Grade von dem der Sonne gegen-
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Schatten meines Kopfes faͤllt, erſcheint. Daß uͤbrigens das, was
hier von einem Tropfen gezeigt iſt, der 42 Grad von jenem
Puncte entfernt liegt, auch gilt fuͤr alle eben ſo entfernt, rund um
jenen Punct liegende Tropfen, iſt offenbar, und es muß ſich daher
ein heller Kreis von 42 Grad Halbmeſſer uns zeigen. Der Regen-
bogen iſt dieſer helle Kreis, ſein hoͤchſter Punct ſteht 42 Grade uͤber
dem Horizonte, wenn der Regenbogen ſich beim Aufgange oder Un-
tergange der Sonne zeigt; ſteigt die Sonne hoͤher, ſo ruͤckt der
Schatten meines Kopfes, der Mittelpunct des Regenbogens unter
den Horizont hinab und der Bogen ſelbſt erſcheint niedriger; bei
40 Grad Sonnenhoͤhe ſieht man den Regenbogen nur noch ganz
nahe am Horizonte und bei noch hoͤherm Stande der Sonne gar
nicht mehr.
Hiebei laͤßt ſich noch eine Bemerkung machen, die man bei
aufmerkſamer Beobachtung beſtaͤtigt findet. Wenn ein Auge in S
das an der Hinterſeite des Tropfens geſpiegelte Sonnenbild ſehen
will, ſo muß es ſich grade nach A, das iſt nach dem der Sonne
entgegengeſetzten Puncte, richten; ein Auge in y muß nach der Rich-
tung yy blicken, ein Auge in t nach tF, und jede dieſer Richtun-
gen iſt etwas weiter von der der Sonne entgegengeſetzten Richtung
entfernt, bis man nach z koͤmmt; hier aber iſt der Winkel pzq
zwiſchen der Richtung pz, nach welcher jener reflectirte Strahl ins
Auge koͤmmt, und der Richtung zq, die den der Sonne entgegen-
geſetzten Punct bezeichnet, groͤßer als irgendwo; ein Auge jenſeits
z erhaͤlt aus dieſem Tropfen gar keinen reflectirten Strahl mehr,
weil die bei 80° eingefallenen Strahlen nach der Zuruͤckwerfung in
der Richtung nr hervorbringen. Dieſe Ueberzeugung, die ſich an
die genaue Betrachtung der Zeichung unmittelbar anſchließt, zeigt,
daß ein in z ſtehendes Auge dieſe reflectirten Strahlen aus dem
hier gezeichneten Tropfen in dem reichlichſten Maaße erhaͤlt,
weil es den ſich nicht zerſtreuenden Strahlen ausgeſetzt iſt; richtet
das Auge in z ſeinen Blick nach einer mit tF parallelen Richtung,
die weniger von zq abweicht, ſo erhaͤlt es aus einem etwas niedri-
geren Tropfen den auf 40 Grad eingefallenen Lichtſtrahl, und ſo
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/214>, abgerufen am 16.02.2025.
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