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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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lich einen von der Sonne abwärts sich etwas weiter fort erstrecken-
den Schweif. Die Theorie giebt Gründe an, warum sie bei
hohem Stande der Sonne oder des Mondes etwas außerhalb des
Ringes stehen können, und warum in diesem Falle zuweilen zwei
neben einander erscheinen. Nebensonnen auf dem zweiten Ringe,
der sich durch schöne Farben auszeichnet, sind nur selten gesehen
worden, so wie denn auch dieser Ring selbst selten gesehen wird,
und noch weit seltener mit einiger Vollständigkeit erscheint.

Beschreibung der vollkommensten Phänomene
dieser Art
.

Die bisher beschriebenen Kreise erscheinen allein oder verbunden,
und stellen den doch immer noch häufiger vorkommenden Theil des
Phänomens dar; sie sind aber nur Theile eines Phänomens, das
in seiner ganzen Vollständigkeit höchst selten gesehen wird, doch
aber in den nördlichen Gegenden noch am leichtesten hervorzuge-
hen scheint. Die Figur (Fig. 106.) stellt es so dar, wie es sich
nach den Beschreibungen derer, die es am vollkommensten gesehen
haben, zeigt; indeß muß ich bemerken, daß eine Zeichnung auf einer
Kugel einen noch genauern Begriff von der wahren Lage der Kreise
giebt, als es auf dem Papiere möglich ist. Hier ist a die Sonne,
durch welche der horizontale Kreis ayghfx geht, der allemal
weiß ist; dcex ist der innere Ring, welcher in seltenen Fällen,
so wie er hier gezeichnet ist, doppelt erscheint; wzzzw ist der
zweite Ring, der sich allemal mit schöneren Farben als der erste
Ring, das Roth innen, zeigt. So weit gehen meine bisherigen
Erklärungen, die auch von den Nebensonnen bei x, y, Rechenschaft
gegeben haben. Außer diesen minder seltenen Erscheinungen zeigen
sich aber bei dem vollkommenen Phänomene noch: 1. zwei Neben-
sonnen f, g, von reinem Weiß, deren Stelle auf dem Horizontal-
kreise sich ändert, wenn die Sonne höher steigt; und über deren
genaue Lage die Beobachter nicht ganz hinreichende Auskunft geben;
2. eine Gegensonne h, der Sonne gegenüber, mit dieser gleich hoch
stehend; 3. zwei allemal höchst matt erscheinende Kreise, die durch die
Sonne und die Gegensonne gehen, alh, amh, deren Neigung
gegen einander und gegen den Horizontalkreis, so weit die unvollkom-
menen Beschreibungen es angeben, 60 Grad ist; 4. mehrere Be-

lich einen von der Sonne abwaͤrts ſich etwas weiter fort erſtrecken-
den Schweif. Die Theorie giebt Gruͤnde an, warum ſie bei
hohem Stande der Sonne oder des Mondes etwas außerhalb des
Ringes ſtehen koͤnnen, und warum in dieſem Falle zuweilen zwei
neben einander erſcheinen. Nebenſonnen auf dem zweiten Ringe,
der ſich durch ſchoͤne Farben auszeichnet, ſind nur ſelten geſehen
worden, ſo wie denn auch dieſer Ring ſelbſt ſelten geſehen wird,
und noch weit ſeltener mit einiger Vollſtaͤndigkeit erſcheint.

Beſchreibung der vollkommenſten Phaͤnomene
dieſer Art
.

Die bisher beſchriebenen Kreiſe erſcheinen allein oder verbunden,
und ſtellen den doch immer noch haͤufiger vorkommenden Theil des
Phaͤnomens dar; ſie ſind aber nur Theile eines Phaͤnomens, das
in ſeiner ganzen Vollſtaͤndigkeit hoͤchſt ſelten geſehen wird, doch
aber in den noͤrdlichen Gegenden noch am leichteſten hervorzuge-
hen ſcheint. Die Figur (Fig. 106.) ſtellt es ſo dar, wie es ſich
nach den Beſchreibungen derer, die es am vollkommenſten geſehen
haben, zeigt; indeß muß ich bemerken, daß eine Zeichnung auf einer
Kugel einen noch genauern Begriff von der wahren Lage der Kreiſe
giebt, als es auf dem Papiere moͤglich iſt. Hier iſt a die Sonne,
durch welche der horizontale Kreis ayghfx geht, der allemal
weiß iſt; dcex iſt der innere Ring, welcher in ſeltenen Faͤllen,
ſo wie er hier gezeichnet iſt, doppelt erſcheint; wzzzw iſt der
zweite Ring, der ſich allemal mit ſchoͤneren Farben als der erſte
Ring, das Roth innen, zeigt. So weit gehen meine bisherigen
Erklaͤrungen, die auch von den Nebenſonnen bei x, y, Rechenſchaft
gegeben haben. Außer dieſen minder ſeltenen Erſcheinungen zeigen
ſich aber bei dem vollkommenen Phaͤnomene noch: 1. zwei Neben-
ſonnen f, g, von reinem Weiß, deren Stelle auf dem Horizontal-
kreiſe ſich aͤndert, wenn die Sonne hoͤher ſteigt; und uͤber deren
genaue Lage die Beobachter nicht ganz hinreichende Auskunft geben;
2. eine Gegenſonne h, der Sonne gegenuͤber, mit dieſer gleich hoch
ſtehend; 3. zwei allemal hoͤchſt matt erſcheinende Kreiſe, die durch die
Sonne und die Gegenſonne gehen, alh, amh, deren Neigung
gegen einander und gegen den Horizontalkreis, ſo weit die unvollkom-
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[212/0226] lich einen von der Sonne abwaͤrts ſich etwas weiter fort erſtrecken- den Schweif. Die Theorie giebt Gruͤnde an, warum ſie bei hohem Stande der Sonne oder des Mondes etwas außerhalb des Ringes ſtehen koͤnnen, und warum in dieſem Falle zuweilen zwei neben einander erſcheinen. Nebenſonnen auf dem zweiten Ringe, der ſich durch ſchoͤne Farben auszeichnet, ſind nur ſelten geſehen worden, ſo wie denn auch dieſer Ring ſelbſt ſelten geſehen wird, und noch weit ſeltener mit einiger Vollſtaͤndigkeit erſcheint. Beſchreibung der vollkommenſten Phaͤnomene dieſer Art. Die bisher beſchriebenen Kreiſe erſcheinen allein oder verbunden, und ſtellen den doch immer noch haͤufiger vorkommenden Theil des Phaͤnomens dar; ſie ſind aber nur Theile eines Phaͤnomens, das in ſeiner ganzen Vollſtaͤndigkeit hoͤchſt ſelten geſehen wird, doch aber in den noͤrdlichen Gegenden noch am leichteſten hervorzuge- hen ſcheint. Die Figur (Fig. 106.) ſtellt es ſo dar, wie es ſich nach den Beſchreibungen derer, die es am vollkommenſten geſehen haben, zeigt; indeß muß ich bemerken, daß eine Zeichnung auf einer Kugel einen noch genauern Begriff von der wahren Lage der Kreiſe giebt, als es auf dem Papiere moͤglich iſt. Hier iſt a die Sonne, durch welche der horizontale Kreis ayghfx geht, der allemal weiß iſt; dcex iſt der innere Ring, welcher in ſeltenen Faͤllen, ſo wie er hier gezeichnet iſt, doppelt erſcheint; wzzzw iſt der zweite Ring, der ſich allemal mit ſchoͤneren Farben als der erſte Ring, das Roth innen, zeigt. So weit gehen meine bisherigen Erklaͤrungen, die auch von den Nebenſonnen bei x, y, Rechenſchaft gegeben haben. Außer dieſen minder ſeltenen Erſcheinungen zeigen ſich aber bei dem vollkommenen Phaͤnomene noch: 1. zwei Neben- ſonnen f, g, von reinem Weiß, deren Stelle auf dem Horizontal- kreiſe ſich aͤndert, wenn die Sonne hoͤher ſteigt; und uͤber deren genaue Lage die Beobachter nicht ganz hinreichende Auskunft geben; 2. eine Gegenſonne h, der Sonne gegenuͤber, mit dieſer gleich hoch ſtehend; 3. zwei allemal hoͤchſt matt erſcheinende Kreiſe, die durch die Sonne und die Gegenſonne gehen, alh, amh, deren Neigung gegen einander und gegen den Horizontalkreis, ſo weit die unvollkom- menen Beſchreibungen es angeben, 60 Grad iſt; 4. mehrere Be-

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/226>, abgerufen am 21.11.2024.