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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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hat man den Einwurf gefunden, daß diese seit Jahrtausenden von
der Sonne ausgehenden Lichttheilchen die Masse derselben müßten
vermindert haben, und daß die von irdischen Körpern, vorzüglich
von den undurchsichtigen und das Licht wenig zurückwerfenden Kör-
pern aufgefangenen und gleichsam absorbirten Lichtstrahlen Verän-
derungen in diesen hervorbringen müßten, die wir gleichwohl nicht
wahrnehmen. Diesen Einwürfen läßt sich die ungemeine Feinheit
der Lichttheilchen entgegensetzen, und die Vermuthung, daß nur
wenige Körper (denn einige leiden eine Veränderung durch das Licht,)
fähig sind, durch diese feine Materie verändert zu werden. Von
der großen Feinheit dieser Theilchen können wir den überzeugendsten
Beweis darin finden, daß die alle Vorstellung übersteigende Schnel-
ligkeit der Lichttheilchen doch nirgends einen mechanischen Effect
weder auf andre Körper noch auch auf unser so zartes Auge hervor-
bringt; nach den Principien der Mechanik kann dies nur bei einer
unermeßlichen Feinheit der so schnell bewegten Theilchen statt finden.
Ein andrer Einwurf, der aber auf eine ähnliche Art auch die zweite
Hypothese trifft, ist der, daß diese zahllosen, schnell fortbewegten
Lichttheilchen den Weltraum in einigem Grade erfüllen, und einen
Widerstand für die Bewegung der Himmelskörper hervorbringen,
vor allem aber durch ihr Zusammentreffen ihre Bewegung gegenseitig
stören müßten. Diesen Einwurf räumt einigermaßen die Voraus-
setzung, daß die Lichttheilchen nur in sehr weiten Zwischenräumen
sich einander folgen, weg; denn allerdings dauert der Licht-Ein-
druck in unserm Auge so lange, daß wenn auch nur in jeder Vier-
telsecunde ein neues Lichttheilchen ankäme, uns keine Unterbre-
chung merkbar werden würde, und es könnten folglich die Licht-
theilchen um zehntausend Meilen von einander entfernt sein. Daß
aber diese längere Dauer des Licht-Eindruckes statt finde, davon
überzeugt uns der bekannte Versuch, wo man einen leuchtenden
oder glänzenden Körper im Kreise herumschwingt und den ganzen
Kreis leuchtend sieht, obgleich der leuchtende Körper doch in jedem
Augenblicke nur von einem bestimmten Puncte her Licht aussendet.

Erklärung der gradlinigen Fortpflanzung des Lichts.

Der grade Fortgang der Lichtstrahlen versteht sich nach dieser
Hypothese von selbst, indem, so lange der Fortgang in einem ganz

hat man den Einwurf gefunden, daß dieſe ſeit Jahrtauſenden von
der Sonne ausgehenden Lichttheilchen die Maſſe derſelben muͤßten
vermindert haben, und daß die von irdiſchen Koͤrpern, vorzuͤglich
von den undurchſichtigen und das Licht wenig zuruͤckwerfenden Koͤr-
pern aufgefangenen und gleichſam abſorbirten Lichtſtrahlen Veraͤn-
derungen in dieſen hervorbringen muͤßten, die wir gleichwohl nicht
wahrnehmen. Dieſen Einwuͤrfen laͤßt ſich die ungemeine Feinheit
der Lichttheilchen entgegenſetzen, und die Vermuthung, daß nur
wenige Koͤrper (denn einige leiden eine Veraͤnderung durch das Licht,)
faͤhig ſind, durch dieſe feine Materie veraͤndert zu werden. Von
der großen Feinheit dieſer Theilchen koͤnnen wir den uͤberzeugendſten
Beweis darin finden, daß die alle Vorſtellung uͤberſteigende Schnel-
ligkeit der Lichttheilchen doch nirgends einen mechaniſchen Effect
weder auf andre Koͤrper noch auch auf unſer ſo zartes Auge hervor-
bringt; nach den Principien der Mechanik kann dies nur bei einer
unermeßlichen Feinheit der ſo ſchnell bewegten Theilchen ſtatt finden.
Ein andrer Einwurf, der aber auf eine aͤhnliche Art auch die zweite
Hypotheſe trifft, iſt der, daß dieſe zahlloſen, ſchnell fortbewegten
Lichttheilchen den Weltraum in einigem Grade erfuͤllen, und einen
Widerſtand fuͤr die Bewegung der Himmelskoͤrper hervorbringen,
vor allem aber durch ihr Zuſammentreffen ihre Bewegung gegenſeitig
ſtoͤren muͤßten. Dieſen Einwurf raͤumt einigermaßen die Voraus-
ſetzung, daß die Lichttheilchen nur in ſehr weiten Zwiſchenraͤumen
ſich einander folgen, weg; denn allerdings dauert der Licht-Ein-
druck in unſerm Auge ſo lange, daß wenn auch nur in jeder Vier-
telſecunde ein neues Lichttheilchen ankaͤme, uns keine Unterbre-
chung merkbar werden wuͤrde, und es koͤnnten folglich die Licht-
theilchen um zehntauſend Meilen von einander entfernt ſein. Daß
aber dieſe laͤngere Dauer des Licht-Eindruckes ſtatt finde, davon
uͤberzeugt uns der bekannte Verſuch, wo man einen leuchtenden
oder glaͤnzenden Koͤrper im Kreiſe herumſchwingt und den ganzen
Kreis leuchtend ſieht, obgleich der leuchtende Koͤrper doch in jedem
Augenblicke nur von einem beſtimmten Puncte her Licht ausſendet.

Erklaͤrung der gradlinigen Fortpflanzung des Lichts.

Der grade Fortgang der Lichtſtrahlen verſteht ſich nach dieſer
Hypotheſe von ſelbſt, indem, ſo lange der Fortgang in einem ganz

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[232/0246] hat man den Einwurf gefunden, daß dieſe ſeit Jahrtauſenden von der Sonne ausgehenden Lichttheilchen die Maſſe derſelben muͤßten vermindert haben, und daß die von irdiſchen Koͤrpern, vorzuͤglich von den undurchſichtigen und das Licht wenig zuruͤckwerfenden Koͤr- pern aufgefangenen und gleichſam abſorbirten Lichtſtrahlen Veraͤn- derungen in dieſen hervorbringen muͤßten, die wir gleichwohl nicht wahrnehmen. Dieſen Einwuͤrfen laͤßt ſich die ungemeine Feinheit der Lichttheilchen entgegenſetzen, und die Vermuthung, daß nur wenige Koͤrper (denn einige leiden eine Veraͤnderung durch das Licht,) faͤhig ſind, durch dieſe feine Materie veraͤndert zu werden. Von der großen Feinheit dieſer Theilchen koͤnnen wir den uͤberzeugendſten Beweis darin finden, daß die alle Vorſtellung uͤberſteigende Schnel- ligkeit der Lichttheilchen doch nirgends einen mechaniſchen Effect weder auf andre Koͤrper noch auch auf unſer ſo zartes Auge hervor- bringt; nach den Principien der Mechanik kann dies nur bei einer unermeßlichen Feinheit der ſo ſchnell bewegten Theilchen ſtatt finden. Ein andrer Einwurf, der aber auf eine aͤhnliche Art auch die zweite Hypotheſe trifft, iſt der, daß dieſe zahlloſen, ſchnell fortbewegten Lichttheilchen den Weltraum in einigem Grade erfuͤllen, und einen Widerſtand fuͤr die Bewegung der Himmelskoͤrper hervorbringen, vor allem aber durch ihr Zuſammentreffen ihre Bewegung gegenſeitig ſtoͤren muͤßten. Dieſen Einwurf raͤumt einigermaßen die Voraus- ſetzung, daß die Lichttheilchen nur in ſehr weiten Zwiſchenraͤumen ſich einander folgen, weg; denn allerdings dauert der Licht-Ein- druck in unſerm Auge ſo lange, daß wenn auch nur in jeder Vier- telſecunde ein neues Lichttheilchen ankaͤme, uns keine Unterbre- chung merkbar werden wuͤrde, und es koͤnnten folglich die Licht- theilchen um zehntauſend Meilen von einander entfernt ſein. Daß aber dieſe laͤngere Dauer des Licht-Eindruckes ſtatt finde, davon uͤberzeugt uns der bekannte Verſuch, wo man einen leuchtenden oder glaͤnzenden Koͤrper im Kreiſe herumſchwingt und den ganzen Kreis leuchtend ſieht, obgleich der leuchtende Koͤrper doch in jedem Augenblicke nur von einem beſtimmten Puncte her Licht ausſendet. Erklaͤrung der gradlinigen Fortpflanzung des Lichts. Der grade Fortgang der Lichtſtrahlen verſteht ſich nach dieſer Hypotheſe von ſelbſt, indem, ſo lange der Fortgang in einem ganz

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/246>, abgerufen am 21.11.2024.