Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

dieses System liegt, die zu sein, daß auch beim Durchgange durch
die Luft die Eigenschaft der Wellen, die vermöge jenes zweiten
Aethers erlangt ist, fortdauert, und daß sie nun in dem zweiten
Crystalle wieder die den dortigen zwei Wellensystemen entsprechenden
Veränderungen annimmt. Ich werde bald noch etwas mehr von
den Bemühungen, diesen bleibend ungleichen Zustand beider Licht-
strahlen zu erklären, sagen, aber auch dann das Bekenntniß wie-
derholen müssen, daß mir hier noch viel Dunkelheit übrig zu bleiben
scheint.



Siebzehnte Vorlesung.


Die neulich betrachteten Erscheinungen, welche darauf hinwie-
sen, daß der Lichtstrahl bei seinem Durchgange durch den doppelt
brechenden Crystall eine bleibende Modification erhalten habe, und
nun nicht mehr an allen Seiten gleich sich darstelle, haben ein
ganzes Jahrhundert lang allein da gestanden, ohne durch andre
Versuche mehr aufgeklärt zu werden; aber endlich hat sich eine
Reihe neuer Phänomene, wobei das Licht eine eben solche Polarisi-
rung erleidet, den Beobachtern dargeboten.

Der von einem Spiegel zurückgeworfene Strahl wird
nicht immer von einem zweiten Spiegel reflectirt
.

Wir sind gewohnt, anzunehmen, daß da, wo ein Lichtstrahl
auf eine Spiegelfläche fällt, unbedingt in allen Fällen eine Zurück-
werfung eintreten müsse; aber wenn dieser Spiegel eine unbelegte
Glasplatte oder ein geschliffener Obsidian *) oder ein ähnlicher
Körper ist, so leidet diese Behauptung eine regelmäßige und seltsam
scheinende Ausnahme, die Malus zuerst entdeckt hat. Man
bedient sich zu dem Versuche am besten in Ermangelung des Obsi-

*) Ein dunkles glasartiges Mineral.
II. X

dieſes Syſtem liegt, die zu ſein, daß auch beim Durchgange durch
die Luft die Eigenſchaft der Wellen, die vermoͤge jenes zweiten
Aethers erlangt iſt, fortdauert, und daß ſie nun in dem zweiten
Cryſtalle wieder die den dortigen zwei Wellenſyſtemen entſprechenden
Veraͤnderungen annimmt. Ich werde bald noch etwas mehr von
den Bemuͤhungen, dieſen bleibend ungleichen Zuſtand beider Licht-
ſtrahlen zu erklaͤren, ſagen, aber auch dann das Bekenntniß wie-
derholen muͤſſen, daß mir hier noch viel Dunkelheit uͤbrig zu bleiben
ſcheint.



Siebzehnte Vorleſung.


Die neulich betrachteten Erſcheinungen, welche darauf hinwie-
ſen, daß der Lichtſtrahl bei ſeinem Durchgange durch den doppelt
brechenden Cryſtall eine bleibende Modification erhalten habe, und
nun nicht mehr an allen Seiten gleich ſich darſtelle, haben ein
ganzes Jahrhundert lang allein da geſtanden, ohne durch andre
Verſuche mehr aufgeklaͤrt zu werden; aber endlich hat ſich eine
Reihe neuer Phaͤnomene, wobei das Licht eine eben ſolche Polariſi-
rung erleidet, den Beobachtern dargeboten.

Der von einem Spiegel zuruͤckgeworfene Strahl wird
nicht immer von einem zweiten Spiegel reflectirt
.

Wir ſind gewohnt, anzunehmen, daß da, wo ein Lichtſtrahl
auf eine Spiegelflaͤche faͤllt, unbedingt in allen Faͤllen eine Zuruͤck-
werfung eintreten muͤſſe; aber wenn dieſer Spiegel eine unbelegte
Glasplatte oder ein geſchliffener Obſidian *) oder ein aͤhnlicher
Koͤrper iſt, ſo leidet dieſe Behauptung eine regelmaͤßige und ſeltſam
ſcheinende Ausnahme, die Malus zuerſt entdeckt hat. Man
bedient ſich zu dem Verſuche am beſten in Ermangelung des Obſi-

*) Ein dunkles glasartiges Mineral.
II. X
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0335" n="321"/>
die&#x017F;es Sy&#x017F;tem liegt, die                         zu &#x017F;ein, daß auch beim Durchgange durch<lb/>
die Luft die                         Eigen&#x017F;chaft der Wellen, die vermo&#x0364;ge jenes                         zweiten<lb/>
Aethers erlangt i&#x017F;t, fortdauert, und daß                         &#x017F;ie nun in dem zweiten<lb/>
Cry&#x017F;talle wieder die den                         dortigen zwei Wellen&#x017F;y&#x017F;temen                         ent&#x017F;prechenden<lb/>
Vera&#x0364;nderungen annimmt. Ich werde                         bald noch etwas mehr von<lb/>
den Bemu&#x0364;hungen, die&#x017F;en                         bleibend ungleichen Zu&#x017F;tand beider Licht-<lb/>
&#x017F;trahlen                         zu erkla&#x0364;ren, &#x017F;agen, aber auch dann das Bekenntniß                         wie-<lb/>
derholen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, daß mir hier                         noch viel Dunkelheit u&#x0364;brig zu                         bleiben<lb/>
&#x017F;cheint.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Siebzehnte Vorle&#x017F;ung</hi>.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>Die neulich betrachteten Er&#x017F;cheinungen, welche darauf                     hinwie-<lb/>
&#x017F;en, daß der Licht&#x017F;trahl bei &#x017F;einem                     Durchgange durch den doppelt<lb/>
brechenden Cry&#x017F;tall eine bleibende                     Modification erhalten habe, und<lb/>
nun nicht mehr an allen Seiten gleich                     &#x017F;ich dar&#x017F;telle, haben ein<lb/>
ganzes Jahrhundert lang                     allein da ge&#x017F;tanden, ohne durch andre<lb/>
Ver&#x017F;uche mehr                     aufgekla&#x0364;rt zu werden; aber endlich hat &#x017F;ich                     eine<lb/>
Reihe neuer Pha&#x0364;nomene, wobei das Licht eine eben                     &#x017F;olche Polari&#x017F;i-<lb/>
rung erleidet, den Beobachtern                     dargeboten.</p><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Der von einem Spiegel zuru&#x0364;ckgeworfene                             Strahl wird<lb/>
nicht immer von einem zweiten Spiegel                         reflectirt</hi>.</head><lb/>
          <p>Wir &#x017F;ind gewohnt, anzunehmen, daß da, wo ein                         Licht&#x017F;trahl<lb/>
auf eine Spiegelfla&#x0364;che                         fa&#x0364;llt, unbedingt in allen Fa&#x0364;llen eine                         Zuru&#x0364;ck-<lb/>
werfung eintreten                         mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e; aber wenn die&#x017F;er Spiegel                         eine unbelegte<lb/>
Glasplatte oder ein ge&#x017F;chliffener                         Ob&#x017F;idian <note place="foot" n="*)">Ein dunkles glasartiges                             Mineral.</note> oder ein a&#x0364;hnlicher<lb/>
Ko&#x0364;rper                         i&#x017F;t, &#x017F;o leidet die&#x017F;e Behauptung eine                         regelma&#x0364;ßige und                         &#x017F;elt&#x017F;am<lb/>
&#x017F;cheinende Ausnahme, die <hi rendition="#g">Malus</hi> zuer&#x017F;t entdeckt hat.                         Man<lb/>
bedient &#x017F;ich zu dem Ver&#x017F;uche am                         be&#x017F;ten in Ermangelung des Ob&#x017F;i-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">II.</hi></hi> X</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[321/0335] dieſes Syſtem liegt, die zu ſein, daß auch beim Durchgange durch die Luft die Eigenſchaft der Wellen, die vermoͤge jenes zweiten Aethers erlangt iſt, fortdauert, und daß ſie nun in dem zweiten Cryſtalle wieder die den dortigen zwei Wellenſyſtemen entſprechenden Veraͤnderungen annimmt. Ich werde bald noch etwas mehr von den Bemuͤhungen, dieſen bleibend ungleichen Zuſtand beider Licht- ſtrahlen zu erklaͤren, ſagen, aber auch dann das Bekenntniß wie- derholen muͤſſen, daß mir hier noch viel Dunkelheit uͤbrig zu bleiben ſcheint. Siebzehnte Vorleſung. Die neulich betrachteten Erſcheinungen, welche darauf hinwie- ſen, daß der Lichtſtrahl bei ſeinem Durchgange durch den doppelt brechenden Cryſtall eine bleibende Modification erhalten habe, und nun nicht mehr an allen Seiten gleich ſich darſtelle, haben ein ganzes Jahrhundert lang allein da geſtanden, ohne durch andre Verſuche mehr aufgeklaͤrt zu werden; aber endlich hat ſich eine Reihe neuer Phaͤnomene, wobei das Licht eine eben ſolche Polariſi- rung erleidet, den Beobachtern dargeboten. Der von einem Spiegel zuruͤckgeworfene Strahl wird nicht immer von einem zweiten Spiegel reflectirt. Wir ſind gewohnt, anzunehmen, daß da, wo ein Lichtſtrahl auf eine Spiegelflaͤche faͤllt, unbedingt in allen Faͤllen eine Zuruͤck- werfung eintreten muͤſſe; aber wenn dieſer Spiegel eine unbelegte Glasplatte oder ein geſchliffener Obſidian *) oder ein aͤhnlicher Koͤrper iſt, ſo leidet dieſe Behauptung eine regelmaͤßige und ſeltſam ſcheinende Ausnahme, die Malus zuerſt entdeckt hat. Man bedient ſich zu dem Verſuche am beſten in Ermangelung des Obſi- *) Ein dunkles glasartiges Mineral. II. X

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/335
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/335>, abgerufen am 21.11.2024.