Instrumentes reflectirte Strahl. Bringt man bei D einen Dop- pelspath so an, daß der polarisirte Strahl senkrecht auf die natür- liche Oberfläche desselben trifft, so bleibt dieser Strahl auch nach dem Durchgange ebenso polarisirt, sowohl wenn der Hauptschnitt des Crystalles mit der ersten Reflexions-Ebne parallel, als wenn er senkrecht auf sie ist, bei allen andern Stellungen zeigt er sich nicht mehr so polarisirt, daß der zweite Spiegel ihn nicht zurück- werfen kann. Diese Verschiedenheit zeigt sich, wenn man in den zweiten Spiegel, der so gestellt ist, daß er den Strahl bei den vo- rigen Versuchen nicht reflectirte, hineinsieht, dadurch, daß das Bild der Lichtflamme im zweiten Spiegel wieder erscheint, wenn man dem Hauptschnitte des Crystalles eine gegen die Reflexions- Ebne geneigte Stellung giebt, statt daß es verschwindet, wenn der Hauptschnitt mit dieser Ebne parallel oder darauf senkrecht ist.
Um die Entscheidung, ob der durch Zurückwerfung polarisirte Strahl dem im Crystalle gewöhnlich gebrochenen oder dem unge- wöhnlich gebrochenen Strahle entspreche, zu erhalten, müßte man den polarisirten Strahl bei seinem Durchgange durch den Crystall noch genauer beobachten; und dann findet man, daß der auf beide Oberflächen senkrechte Strahl ganz ungebrochen durchgeht, wenn die Ebne des Hauptschnittes der ersten Reflexions-Ebne parallel ist, daß ein geringer Theil des Strahles der ungewöhnlichen Bre- chung folgt, ein größerer Antheil dagegen gewöhnlich gebrochen wird, wenn der Hauptschnitt wenig von dieser Richtung abweicht, daß dieser ungewöhnlich gebrochene Strahl immer mehr zunimmt, der gewöhnlich gebrochene immer mehr abnimmt, je mehr der Hauptschnitt sich der senkrechten Stellung gegen die Reflexions- Ebne nähert, daß bei 45° Neigung beide gleich sind, bei 90° der gewöhnlich gebrochene ganz verschwunden ist. Diese Erscheinungen stimmen mit dem, was statt gefunden hätte, wenn jener den Cry- stall treffende Strahl ein durch einen ersten Crystall polarisirter, gewöhnlich gebrochener Strahl gewesen wäre, so überein, daß wir die sichere Bestimmung erhalten, daß der von einem Spiegel unter dem Polarisationswinkel zurückgeworfene Strahl ganz dem durch einen Crystall, dessen Hauptschnitt mit der Reflexions-Ebne pa- rallel läge, hervorgebrachten gewöhnlichen Strahle gleicht.
Inſtrumentes reflectirte Strahl. Bringt man bei D einen Dop- pelſpath ſo an, daß der polariſirte Strahl ſenkrecht auf die natuͤr- liche Oberflaͤche deſſelben trifft, ſo bleibt dieſer Strahl auch nach dem Durchgange ebenſo polariſirt, ſowohl wenn der Hauptſchnitt des Cryſtalles mit der erſten Reflexions-Ebne parallel, als wenn er ſenkrecht auf ſie iſt, bei allen andern Stellungen zeigt er ſich nicht mehr ſo polariſirt, daß der zweite Spiegel ihn nicht zuruͤck- werfen kann. Dieſe Verſchiedenheit zeigt ſich, wenn man in den zweiten Spiegel, der ſo geſtellt iſt, daß er den Strahl bei den vo- rigen Verſuchen nicht reflectirte, hineinſieht, dadurch, daß das Bild der Lichtflamme im zweiten Spiegel wieder erſcheint, wenn man dem Hauptſchnitte des Cryſtalles eine gegen die Reflexions- Ebne geneigte Stellung giebt, ſtatt daß es verſchwindet, wenn der Hauptſchnitt mit dieſer Ebne parallel oder darauf ſenkrecht iſt.
Um die Entſcheidung, ob der durch Zuruͤckwerfung polariſirte Strahl dem im Cryſtalle gewoͤhnlich gebrochenen oder dem unge- woͤhnlich gebrochenen Strahle entſpreche, zu erhalten, muͤßte man den polariſirten Strahl bei ſeinem Durchgange durch den Cryſtall noch genauer beobachten; und dann findet man, daß der auf beide Oberflaͤchen ſenkrechte Strahl ganz ungebrochen durchgeht, wenn die Ebne des Hauptſchnittes der erſten Reflexions-Ebne parallel iſt, daß ein geringer Theil des Strahles der ungewoͤhnlichen Bre- chung folgt, ein groͤßerer Antheil dagegen gewoͤhnlich gebrochen wird, wenn der Hauptſchnitt wenig von dieſer Richtung abweicht, daß dieſer ungewoͤhnlich gebrochene Strahl immer mehr zunimmt, der gewoͤhnlich gebrochene immer mehr abnimmt, je mehr der Hauptſchnitt ſich der ſenkrechten Stellung gegen die Reflexions- Ebne naͤhert, daß bei 45° Neigung beide gleich ſind, bei 90° der gewoͤhnlich gebrochene ganz verſchwunden iſt. Dieſe Erſcheinungen ſtimmen mit dem, was ſtatt gefunden haͤtte, wenn jener den Cry- ſtall treffende Strahl ein durch einen erſten Cryſtall polariſirter, gewoͤhnlich gebrochener Strahl geweſen waͤre, ſo uͤberein, daß wir die ſichere Beſtimmung erhalten, daß der von einem Spiegel unter dem Polariſationswinkel zuruͤckgeworfene Strahl ganz dem durch einen Cryſtall, deſſen Hauptſchnitt mit der Reflexions-Ebne pa- rallel laͤge, hervorgebrachten gewoͤhnlichen Strahle gleicht.
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Inſtrumentes reflectirte Strahl. Bringt man bei D einen Dop-
pelſpath ſo an, daß der polariſirte Strahl ſenkrecht auf die natuͤr-
liche Oberflaͤche deſſelben trifft, ſo bleibt dieſer Strahl auch nach
dem Durchgange ebenſo polariſirt, ſowohl wenn der Hauptſchnitt
des Cryſtalles mit der erſten Reflexions-Ebne parallel, als wenn
er ſenkrecht auf ſie iſt, bei allen andern Stellungen zeigt er ſich
nicht mehr ſo polariſirt, daß der zweite Spiegel ihn nicht zuruͤck-
werfen kann. Dieſe Verſchiedenheit zeigt ſich, wenn man in den
zweiten Spiegel, der ſo geſtellt iſt, daß er den Strahl bei den vo-
rigen Verſuchen nicht reflectirte, hineinſieht, dadurch, daß das
Bild der Lichtflamme im zweiten Spiegel wieder erſcheint, wenn
man dem Hauptſchnitte des Cryſtalles eine gegen die Reflexions-
Ebne geneigte Stellung giebt, ſtatt daß es verſchwindet, wenn der
Hauptſchnitt mit dieſer Ebne parallel oder darauf ſenkrecht iſt.
Um die Entſcheidung, ob der durch Zuruͤckwerfung polariſirte
Strahl dem im Cryſtalle gewoͤhnlich gebrochenen oder dem unge-
woͤhnlich gebrochenen Strahle entſpreche, zu erhalten, muͤßte man
den polariſirten Strahl bei ſeinem Durchgange durch den Cryſtall
noch genauer beobachten; und dann findet man, daß der auf beide
Oberflaͤchen ſenkrechte Strahl ganz ungebrochen durchgeht, wenn
die Ebne des Hauptſchnittes der erſten Reflexions-Ebne parallel
iſt, daß ein geringer Theil des Strahles der ungewoͤhnlichen Bre-
chung folgt, ein groͤßerer Antheil dagegen gewoͤhnlich gebrochen
wird, wenn der Hauptſchnitt wenig von dieſer Richtung abweicht,
daß dieſer ungewoͤhnlich gebrochene Strahl immer mehr zunimmt,
der gewoͤhnlich gebrochene immer mehr abnimmt, je mehr der
Hauptſchnitt ſich der ſenkrechten Stellung gegen die Reflexions-
Ebne naͤhert, daß bei 45° Neigung beide gleich ſind, bei 90° der
gewoͤhnlich gebrochene ganz verſchwunden iſt. Dieſe Erſcheinungen
ſtimmen mit dem, was ſtatt gefunden haͤtte, wenn jener den Cry-
ſtall treffende Strahl ein durch einen erſten Cryſtall polariſirter,
gewoͤhnlich gebrochener Strahl geweſen waͤre, ſo uͤberein, daß wir
die ſichere Beſtimmung erhalten, daß der von einem Spiegel unter
dem Polariſationswinkel zuruͤckgeworfene Strahl ganz dem durch
einen Cryſtall, deſſen Hauptſchnitt mit der Reflexions-Ebne pa-
rallel laͤge, hervorgebrachten gewoͤhnlichen Strahle gleicht.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/343>, abgerufen am 21.11.2024.
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