Wie die Erleuchtung von der Lage der leuchtenden Oberfläche abhängt.
Wir haben die Erleuchtung bisher nur in Beziehung auf die Entfernung und Lage der erleuchteten Fläche untersucht; aber sie hängt auch von der Lage der leuchtenden Oberfläche ab. Wenn wir uns ein leuchtendes Quadrat denken, und als solches kann eine weiße, von der Sonne senkrecht beschienene Tafel uns dienen, so bemerken wir keinen Unterschied in der Intensität des Glanzes, wir mögen senkrecht auf die Tafel blicken oder uns mehr seitwärts stellen, das heißt, jeder einzelne Theil der Tafel kömmt uns gleich blendend, unser Auge in gleichem Grade rührend, vor, bei der einen und bei der andern Stellung. Aber die scheinbare Größe des leuchtenden Quadrates nimmt ab, wenn ich auf die Seite trete, und da von jedem scheinbar gleich großen Theile, nach dem Urtheile unsers Auges, gleich viel Licht ausgeht, so muß die Erleuchtung, durch die ganze quadratische Fläche hervorgebracht, abnehmen. In diesem Beispiele übersehen Sie zugleich den Unterschied dessen, was man gesehene Helligkeit, oder wahre Intensität des Lichtes, und was man gesammten Glanz, auch wohl Licht- stärke, nennt. Die gesehene Helligkeit bleibt bei jener glänzenden Quadratfläche gleich für jede Stellung des Auges, aber der ge- sammte Glanz, der Eindruck, welchen alle Theile der Fläche ver- eint auf das Auge hervorbringen, und eben deswegen auch die Er- leuchtung, die einem Körper durch dieses auffallende Licht zu Theil wird, nimmt ab, so wie die scheinbare Größe abnimmt. In Be- ziehung hierauf sagen wir zum Beispiel, das funkelnde Licht des Sirius sei glänzender, habe mehr gesehene Helligkeit, als das Licht des Mondes, dessen gesammter Glanz gleichwohl mehr be- trägt, als der des Sirius. Hätte jeder Punct des Mondes den blitzenden Glanz, wie der Sirius, so würde das Licht des Mon- des vielleicht dem der Sonne nichts nachgeben.
Die Behauptung, daß der gesehene Glanz, die Intensität des Lichtes, für jede scheinbar gleich große Flächentheile in der Ent- fernung nicht abnimmt, hat im ersten Augenblicke etwas Auffal- lendes, weil man so leicht geneigt ist, die Wirkung, die sich uns in der ganzen Erleuchtung zeigt, mit der Intensität in jedem scheinbar gleich großen Theile zu verwechseln. Es ist ganz gewiß,
Wie die Erleuchtung von der Lage der leuchtenden Oberflaͤche abhaͤngt.
Wir haben die Erleuchtung bisher nur in Beziehung auf die Entfernung und Lage der erleuchteten Flaͤche unterſucht; aber ſie haͤngt auch von der Lage der leuchtenden Oberflaͤche ab. Wenn wir uns ein leuchtendes Quadrat denken, und als ſolches kann eine weiße, von der Sonne ſenkrecht beſchienene Tafel uns dienen, ſo bemerken wir keinen Unterſchied in der Intenſitaͤt des Glanzes, wir moͤgen ſenkrecht auf die Tafel blicken oder uns mehr ſeitwaͤrts ſtellen, das heißt, jeder einzelne Theil der Tafel koͤmmt uns gleich blendend, unſer Auge in gleichem Grade ruͤhrend, vor, bei der einen und bei der andern Stellung. Aber die ſcheinbare Groͤße des leuchtenden Quadrates nimmt ab, wenn ich auf die Seite trete, und da von jedem ſcheinbar gleich großen Theile, nach dem Urtheile unſers Auges, gleich viel Licht ausgeht, ſo muß die Erleuchtung, durch die ganze quadratiſche Flaͤche hervorgebracht, abnehmen. In dieſem Beiſpiele uͤberſehen Sie zugleich den Unterſchied deſſen, was man geſehene Helligkeit, oder wahre Intenſitaͤt des Lichtes, und was man geſammten Glanz, auch wohl Licht- ſtaͤrke, nennt. Die geſehene Helligkeit bleibt bei jener glaͤnzenden Quadratflaͤche gleich fuͤr jede Stellung des Auges, aber der ge- ſammte Glanz, der Eindruck, welchen alle Theile der Flaͤche ver- eint auf das Auge hervorbringen, und eben deswegen auch die Er- leuchtung, die einem Koͤrper durch dieſes auffallende Licht zu Theil wird, nimmt ab, ſo wie die ſcheinbare Groͤße abnimmt. In Be- ziehung hierauf ſagen wir zum Beiſpiel, das funkelnde Licht des Sirius ſei glaͤnzender, habe mehr geſehene Helligkeit, als das Licht des Mondes, deſſen geſammter Glanz gleichwohl mehr be- traͤgt, als der des Sirius. Haͤtte jeder Punct des Mondes den blitzenden Glanz, wie der Sirius, ſo wuͤrde das Licht des Mon- des vielleicht dem der Sonne nichts nachgeben.
Die Behauptung, daß der geſehene Glanz, die Intenſitaͤt des Lichtes, fuͤr jede ſcheinbar gleich große Flaͤchentheile in der Ent- fernung nicht abnimmt, hat im erſten Augenblicke etwas Auffal- lendes, weil man ſo leicht geneigt iſt, die Wirkung, die ſich uns in der ganzen Erleuchtung zeigt, mit der Intenſitaͤt in jedem ſcheinbar gleich großen Theile zu verwechſeln. Es iſt ganz gewiß,
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Wie die Erleuchtung von der Lage der leuchtenden
Oberflaͤche abhaͤngt.
Wir haben die Erleuchtung bisher nur in Beziehung auf die
Entfernung und Lage der erleuchteten Flaͤche unterſucht; aber ſie
haͤngt auch von der Lage der leuchtenden Oberflaͤche ab. Wenn
wir uns ein leuchtendes Quadrat denken, und als ſolches kann eine
weiße, von der Sonne ſenkrecht beſchienene Tafel uns dienen, ſo
bemerken wir keinen Unterſchied in der Intenſitaͤt des Glanzes,
wir moͤgen ſenkrecht auf die Tafel blicken oder uns mehr ſeitwaͤrts
ſtellen, das heißt, jeder einzelne Theil der Tafel koͤmmt uns gleich
blendend, unſer Auge in gleichem Grade ruͤhrend, vor, bei der
einen und bei der andern Stellung. Aber die ſcheinbare Groͤße des
leuchtenden Quadrates nimmt ab, wenn ich auf die Seite trete,
und da von jedem ſcheinbar gleich großen Theile, nach dem Urtheile
unſers Auges, gleich viel Licht ausgeht, ſo muß die Erleuchtung,
durch die ganze quadratiſche Flaͤche hervorgebracht, abnehmen. In
dieſem Beiſpiele uͤberſehen Sie zugleich den Unterſchied deſſen, was
man geſehene Helligkeit, oder wahre Intenſitaͤt des
Lichtes, und was man geſammten Glanz, auch wohl Licht-
ſtaͤrke, nennt. Die geſehene Helligkeit bleibt bei jener glaͤnzenden
Quadratflaͤche gleich fuͤr jede Stellung des Auges, aber der ge-
ſammte Glanz, der Eindruck, welchen alle Theile der Flaͤche ver-
eint auf das Auge hervorbringen, und eben deswegen auch die Er-
leuchtung, die einem Koͤrper durch dieſes auffallende Licht zu Theil
wird, nimmt ab, ſo wie die ſcheinbare Groͤße abnimmt. In Be-
ziehung hierauf ſagen wir zum Beiſpiel, das funkelnde Licht des
Sirius ſei glaͤnzender, habe mehr geſehene Helligkeit, als das
Licht des Mondes, deſſen geſammter Glanz gleichwohl mehr be-
traͤgt, als der des Sirius. Haͤtte jeder Punct des Mondes den
blitzenden Glanz, wie der Sirius, ſo wuͤrde das Licht des Mon-
des vielleicht dem der Sonne nichts nachgeben.
Die Behauptung, daß der geſehene Glanz, die Intenſitaͤt
des Lichtes, fuͤr jede ſcheinbar gleich große Flaͤchentheile in der Ent-
fernung nicht abnimmt, hat im erſten Augenblicke etwas Auffal-
lendes, weil man ſo leicht geneigt iſt, die Wirkung, die ſich uns
in der ganzen Erleuchtung zeigt, mit der Intenſitaͤt in jedem
ſcheinbar gleich großen Theile zu verwechſeln. Es iſt ganz gewiß,
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/86>, abgerufen am 21.11.2024.
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