auf sie fallenden Lichtes zurückgeben. Die weißen Oberflächen geben mehr Licht zurück, als die grauen, und eine schwarze Oberfläche zeigt, je schwärzer sie erscheint, desto weniger erleuchtende Wir- kung; -- das völlige Schwarz würde uns da erscheinen, wo gar keine Lichtstrahlen zurückgeworfen würden. Da von den Farben der Körper hier noch nicht geredet werden kann, so giebt diese zer- streute Zurückwerfung des Lichtes uns nur zu wenigen näheren Un- tersuchungen Veranlassung.
Wir legen den weißen Flächen und denen, die in das Graue übergehen, einen verschiedenen Grad der Weiße bei, und verste- hen eben darunter ihre ungleiche Fähigkeit, das Licht zurückzuwer- fen. Diesen Grad der Weiße zu beurtheilen, könnte folgendes Ex- periment, das schon hier verständlich ist, dienen. Es ist bekannt, daß selbst ein graues Papier unserm Auge recht lebhaftes Licht zu- rückgiebt, wenn es eine starke Erleuchtung empfängt, und ein sehr weißes Papier neben einem nicht so weißen könnte durch verschiedene Erleuchtung unserm Auge als ziemlich nahe diesem gleich an Glanz erscheinen; da wir nun die Erleuchtung ihrem Grade nach berech- nen können, so würden wir dem Papiere nur die Hälfte der Weiße beilegen, das bei doppelt so lebhafter Erleuchtung uns nur eben so hell als das andre erschiene. Auf diesem Wege können wir nicht allein, -- worüber unser Auge sogleich entscheidet, -- die größere oder mindere Weiße beurtheilen, sondern in Vergleichung gegen einen bestimmten Körper, z. B. frisch gefallenen Schnee, könnten wir auch nach einem sichern Maaßstabe das beurtheilen, was uns nicht unmittelbar vor Augen liegt, wenn ein Andrer diese Verglei- chung angestellt hat. So beurtheilen wir indeß nur vergleichend die Weiße des einen Körpers gegen die des andern, und die Frage, wieviel von dem empfangenen Lichte jeder zurückwirft, bleibt un- entschieden; ein Experiment, das darüber Entscheidung gäbe, kann ich erst später anführen, und muß mich hier begnügen zu sagen, daß selbst das weißeste Papier nur etwa die Hälfte der Lichtstrahlen zurückwirft, oder nur diejenige Erleuchtung für eine andre Fläche, nur denjenigen Eindruck auf unser Auge hervorbringt, der von der Hälfte des auf die weiße Fläche auffallenden Lichtes unmittel- bar hervorgebracht würde.
auf ſie fallenden Lichtes zuruͤckgeben. Die weißen Oberflaͤchen geben mehr Licht zuruͤck, als die grauen, und eine ſchwarze Oberflaͤche zeigt, je ſchwaͤrzer ſie erſcheint, deſto weniger erleuchtende Wir- kung; — das voͤllige Schwarz wuͤrde uns da erſcheinen, wo gar keine Lichtſtrahlen zuruͤckgeworfen wuͤrden. Da von den Farben der Koͤrper hier noch nicht geredet werden kann, ſo giebt dieſe zer- ſtreute Zuruͤckwerfung des Lichtes uns nur zu wenigen naͤheren Un- terſuchungen Veranlaſſung.
Wir legen den weißen Flaͤchen und denen, die in das Graue uͤbergehen, einen verſchiedenen Grad der Weiße bei, und verſte- hen eben darunter ihre ungleiche Faͤhigkeit, das Licht zuruͤckzuwer- fen. Dieſen Grad der Weiße zu beurtheilen, koͤnnte folgendes Ex- periment, das ſchon hier verſtaͤndlich iſt, dienen. Es iſt bekannt, daß ſelbſt ein graues Papier unſerm Auge recht lebhaftes Licht zu- ruͤckgiebt, wenn es eine ſtarke Erleuchtung empfaͤngt, und ein ſehr weißes Papier neben einem nicht ſo weißen koͤnnte durch verſchiedene Erleuchtung unſerm Auge als ziemlich nahe dieſem gleich an Glanz erſcheinen; da wir nun die Erleuchtung ihrem Grade nach berech- nen koͤnnen, ſo wuͤrden wir dem Papiere nur die Haͤlfte der Weiße beilegen, das bei doppelt ſo lebhafter Erleuchtung uns nur eben ſo hell als das andre erſchiene. Auf dieſem Wege koͤnnen wir nicht allein, — woruͤber unſer Auge ſogleich entſcheidet, — die groͤßere oder mindere Weiße beurtheilen, ſondern in Vergleichung gegen einen beſtimmten Koͤrper, z. B. friſch gefallenen Schnee, koͤnnten wir auch nach einem ſichern Maaßſtabe das beurtheilen, was uns nicht unmittelbar vor Augen liegt, wenn ein Andrer dieſe Verglei- chung angeſtellt hat. So beurtheilen wir indeß nur vergleichend die Weiße des einen Koͤrpers gegen die des andern, und die Frage, wieviel von dem empfangenen Lichte jeder zuruͤckwirft, bleibt un- entſchieden; ein Experiment, das daruͤber Entſcheidung gaͤbe, kann ich erſt ſpaͤter anfuͤhren, und muß mich hier begnuͤgen zu ſagen, daß ſelbſt das weißeſte Papier nur etwa die Haͤlfte der Lichtſtrahlen zuruͤckwirft, oder nur diejenige Erleuchtung fuͤr eine andre Flaͤche, nur denjenigen Eindruck auf unſer Auge hervorbringt, der von der Haͤlfte des auf die weiße Flaͤche auffallenden Lichtes unmittel- bar hervorgebracht wuͤrde.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0089"n="75"/>
auf ſie fallenden Lichtes zuruͤckgeben. Die weißen Oberflaͤchen geben<lb/>
mehr Licht zuruͤck, als die grauen, und eine ſchwarze Oberflaͤche<lb/>
zeigt, je ſchwaͤrzer ſie erſcheint, deſto weniger erleuchtende Wir-<lb/>
kung; — das voͤllige Schwarz wuͤrde uns da erſcheinen, wo gar<lb/>
keine Lichtſtrahlen zuruͤckgeworfen wuͤrden. Da von den Farben<lb/>
der Koͤrper hier noch nicht geredet werden kann, ſo giebt dieſe zer-<lb/>ſtreute Zuruͤckwerfung des Lichtes uns nur zu wenigen naͤheren Un-<lb/>
terſuchungen Veranlaſſung.</p><lb/><p>Wir legen den weißen Flaͤchen und denen, die in das Graue<lb/>
uͤbergehen, einen verſchiedenen Grad der <hirendition="#g">Weiße</hi> bei, und verſte-<lb/>
hen eben darunter ihre ungleiche Faͤhigkeit, das Licht zuruͤckzuwer-<lb/>
fen. Dieſen Grad der Weiße zu beurtheilen, koͤnnte folgendes Ex-<lb/>
periment, das ſchon hier verſtaͤndlich iſt, dienen. Es iſt bekannt,<lb/>
daß ſelbſt ein graues Papier unſerm Auge recht lebhaftes Licht zu-<lb/>
ruͤckgiebt, wenn es eine ſtarke Erleuchtung empfaͤngt, und ein ſehr<lb/>
weißes Papier neben einem nicht ſo weißen koͤnnte durch verſchiedene<lb/>
Erleuchtung unſerm Auge als ziemlich nahe dieſem gleich an Glanz<lb/>
erſcheinen; da wir nun die Erleuchtung ihrem Grade nach berech-<lb/>
nen koͤnnen, ſo wuͤrden wir dem Papiere nur die Haͤlfte der Weiße<lb/>
beilegen, das bei doppelt ſo lebhafter Erleuchtung uns nur eben ſo<lb/>
hell als das andre erſchiene. Auf dieſem Wege koͤnnen wir nicht<lb/>
allein, — woruͤber unſer Auge ſogleich entſcheidet, — die groͤßere<lb/>
oder mindere Weiße beurtheilen, ſondern in Vergleichung gegen<lb/>
einen beſtimmten Koͤrper, z. B. friſch gefallenen Schnee, koͤnnten<lb/>
wir auch nach einem ſichern Maaßſtabe das beurtheilen, was uns<lb/>
nicht unmittelbar vor Augen liegt, wenn ein Andrer dieſe Verglei-<lb/>
chung angeſtellt hat. So beurtheilen wir indeß nur vergleichend<lb/>
die Weiße des einen Koͤrpers gegen die des andern, und die Frage,<lb/>
wieviel von dem empfangenen Lichte jeder zuruͤckwirft, bleibt un-<lb/>
entſchieden; ein Experiment, das daruͤber Entſcheidung gaͤbe, kann<lb/>
ich erſt ſpaͤter anfuͤhren, und muß mich hier begnuͤgen zu ſagen,<lb/>
daß ſelbſt das weißeſte Papier nur etwa die Haͤlfte der Lichtſtrahlen<lb/>
zuruͤckwirft, oder nur diejenige Erleuchtung fuͤr eine andre Flaͤche,<lb/>
nur denjenigen Eindruck auf unſer Auge hervorbringt, der von<lb/>
der Haͤlfte des auf die weiße Flaͤche auffallenden Lichtes unmittel-<lb/>
bar hervorgebracht wuͤrde.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[75/0089]
auf ſie fallenden Lichtes zuruͤckgeben. Die weißen Oberflaͤchen geben
mehr Licht zuruͤck, als die grauen, und eine ſchwarze Oberflaͤche
zeigt, je ſchwaͤrzer ſie erſcheint, deſto weniger erleuchtende Wir-
kung; — das voͤllige Schwarz wuͤrde uns da erſcheinen, wo gar
keine Lichtſtrahlen zuruͤckgeworfen wuͤrden. Da von den Farben
der Koͤrper hier noch nicht geredet werden kann, ſo giebt dieſe zer-
ſtreute Zuruͤckwerfung des Lichtes uns nur zu wenigen naͤheren Un-
terſuchungen Veranlaſſung.
Wir legen den weißen Flaͤchen und denen, die in das Graue
uͤbergehen, einen verſchiedenen Grad der Weiße bei, und verſte-
hen eben darunter ihre ungleiche Faͤhigkeit, das Licht zuruͤckzuwer-
fen. Dieſen Grad der Weiße zu beurtheilen, koͤnnte folgendes Ex-
periment, das ſchon hier verſtaͤndlich iſt, dienen. Es iſt bekannt,
daß ſelbſt ein graues Papier unſerm Auge recht lebhaftes Licht zu-
ruͤckgiebt, wenn es eine ſtarke Erleuchtung empfaͤngt, und ein ſehr
weißes Papier neben einem nicht ſo weißen koͤnnte durch verſchiedene
Erleuchtung unſerm Auge als ziemlich nahe dieſem gleich an Glanz
erſcheinen; da wir nun die Erleuchtung ihrem Grade nach berech-
nen koͤnnen, ſo wuͤrden wir dem Papiere nur die Haͤlfte der Weiße
beilegen, das bei doppelt ſo lebhafter Erleuchtung uns nur eben ſo
hell als das andre erſchiene. Auf dieſem Wege koͤnnen wir nicht
allein, — woruͤber unſer Auge ſogleich entſcheidet, — die groͤßere
oder mindere Weiße beurtheilen, ſondern in Vergleichung gegen
einen beſtimmten Koͤrper, z. B. friſch gefallenen Schnee, koͤnnten
wir auch nach einem ſichern Maaßſtabe das beurtheilen, was uns
nicht unmittelbar vor Augen liegt, wenn ein Andrer dieſe Verglei-
chung angeſtellt hat. So beurtheilen wir indeß nur vergleichend
die Weiße des einen Koͤrpers gegen die des andern, und die Frage,
wieviel von dem empfangenen Lichte jeder zuruͤckwirft, bleibt un-
entſchieden; ein Experiment, das daruͤber Entſcheidung gaͤbe, kann
ich erſt ſpaͤter anfuͤhren, und muß mich hier begnuͤgen zu ſagen,
daß ſelbſt das weißeſte Papier nur etwa die Haͤlfte der Lichtſtrahlen
zuruͤckwirft, oder nur diejenige Erleuchtung fuͤr eine andre Flaͤche,
nur denjenigen Eindruck auf unſer Auge hervorbringt, der von
der Haͤlfte des auf die weiße Flaͤche auffallenden Lichtes unmittel-
bar hervorgebracht wuͤrde.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/89>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.