weniger Elasticität besitzen, als die Dämpfe einer bei geringerer Wärme kochenden Flüssigkeit; da nun Salzwasser erst bei etwas höherer Temperatur zum Kochen kömmt als reines Wasser, so müssen die Dämpfe des salzigen Wassers etwas weniger Elasticität besitzen, als die des süßen Wassers. Der Schluß ist keinem Zweifel unterworfen; aber bekanntlich steigt in den Dämpfen des salzigen Wassers kein Salz mit auf, sondern die Dämpfe geben süßes Wasser; -- warum sind denn also diese Dämpfe gleichwohl an Elasticität von denen verschieden, die ohne Zusatz von Salz zum Wasser entstanden sind? Der Grund muß wohl der sein, daß das im Wasser enthaltene Salz gleichsam mit dem Wärmestoffe um den Besitz des Wassers streitet; der Wärmestoff kann sich nicht mit der ganzen Quantität Wasser verbinden, die ihm bei reinem Wasser zukäme, sondern das Salz fordert einen Theil hievon, und daher ist der Salzwasserdampf, bei gleicher Temperatur und so lange er sich über dem noch übrigen salzigen Wasser befindet, ein wenig dünner, obgleich der Dampf kein merkbares Theilchen Salz mit fortführt.
Dichtigkeit der Dämpfe.
Daß auch die Bestimmung, wie viel Wasser denn in Dämpfen von bestimmter Elasticität enthalten ist, von Wichtigkeit sei, brauche ich kaum zu bemerken, und spätere Betrachtungen werden es noch mehr zeigen. Das einfachste Mittel, um zuerst die Dichtigkeit der Dämpfe des kochenden Wassers zu finden, ist das von G. G. Schmidt angewandte, daß man in einem Glasgefäße, welches nur eine kleine Oeffnung hat, und diese röhrenförmig ausgezogen, um sie schnell an der Lampe zuschmelzen zu können, Wasser zum Kochen bringt, und in dem Augenblicke, wo der letzte Tropfen ver- kocht, die Oeffnung zuschmelzt. Wenn man dann das Gefäß abwägt, und dieses Gewicht mit dem vergleicht, welches bei vollkommener Anfüllung mit Wasser von gegebener Temperatur statt findet, so kennt man, weil man ja auch das Gewicht des leeren Gefäßes bestimmen kann, das Verhältniß des Gewichtes der Dämpfe zu dem Gewichte des Wassers und folglich auch zu dem Gewichte trockener Luft. Die Dichtigkeit der Wasserdämpfe bei niedrigern Temperaturen hat man durch ein anderes Verfahren bestimmt. Der ungelöschte Kalk hat die Eigenschaft aus feuchter Luft alle
weniger Elaſticitaͤt beſitzen, als die Daͤmpfe einer bei geringerer Waͤrme kochenden Fluͤſſigkeit; da nun Salzwaſſer erſt bei etwas hoͤherer Temperatur zum Kochen koͤmmt als reines Waſſer, ſo muͤſſen die Daͤmpfe des ſalzigen Waſſers etwas weniger Elaſticitaͤt beſitzen, als die des ſuͤßen Waſſers. Der Schluß iſt keinem Zweifel unterworfen; aber bekanntlich ſteigt in den Daͤmpfen des ſalzigen Waſſers kein Salz mit auf, ſondern die Daͤmpfe geben ſuͤßes Waſſer; — warum ſind denn alſo dieſe Daͤmpfe gleichwohl an Elaſticitaͤt von denen verſchieden, die ohne Zuſatz von Salz zum Waſſer entſtanden ſind? Der Grund muß wohl der ſein, daß das im Waſſer enthaltene Salz gleichſam mit dem Waͤrmeſtoffe um den Beſitz des Waſſers ſtreitet; der Waͤrmeſtoff kann ſich nicht mit der ganzen Quantitaͤt Waſſer verbinden, die ihm bei reinem Waſſer zukaͤme, ſondern das Salz fordert einen Theil hievon, und daher iſt der Salzwaſſerdampf, bei gleicher Temperatur und ſo lange er ſich uͤber dem noch uͤbrigen ſalzigen Waſſer befindet, ein wenig duͤnner, obgleich der Dampf kein merkbares Theilchen Salz mit fortfuͤhrt.
Dichtigkeit der Daͤmpfe.
Daß auch die Beſtimmung, wie viel Waſſer denn in Daͤmpfen von beſtimmter Elaſticitaͤt enthalten iſt, von Wichtigkeit ſei, brauche ich kaum zu bemerken, und ſpaͤtere Betrachtungen werden es noch mehr zeigen. Das einfachſte Mittel, um zuerſt die Dichtigkeit der Daͤmpfe des kochenden Waſſers zu finden, iſt das von G. G. Schmidt angewandte, daß man in einem Glasgefaͤße, welches nur eine kleine Oeffnung hat, und dieſe roͤhrenfoͤrmig ausgezogen, um ſie ſchnell an der Lampe zuſchmelzen zu koͤnnen, Waſſer zum Kochen bringt, und in dem Augenblicke, wo der letzte Tropfen ver- kocht, die Oeffnung zuſchmelzt. Wenn man dann das Gefaͤß abwaͤgt, und dieſes Gewicht mit dem vergleicht, welches bei vollkommener Anfuͤllung mit Waſſer von gegebener Temperatur ſtatt findet, ſo kennt man, weil man ja auch das Gewicht des leeren Gefaͤßes beſtimmen kann, das Verhaͤltniß des Gewichtes der Daͤmpfe zu dem Gewichte des Waſſers und folglich auch zu dem Gewichte trockener Luft. Die Dichtigkeit der Waſſerdaͤmpfe bei niedrigern Temperaturen hat man durch ein anderes Verfahren beſtimmt. Der ungeloͤſchte Kalk hat die Eigenſchaft aus feuchter Luft alle
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weniger Elaſticitaͤt beſitzen, als die Daͤmpfe einer bei geringerer
Waͤrme kochenden Fluͤſſigkeit; da nun Salzwaſſer erſt bei etwas
hoͤherer Temperatur zum Kochen koͤmmt als reines Waſſer, ſo
muͤſſen die Daͤmpfe des ſalzigen Waſſers etwas weniger Elaſticitaͤt
beſitzen, als die des ſuͤßen Waſſers. Der Schluß iſt keinem Zweifel
unterworfen; aber bekanntlich ſteigt in den Daͤmpfen des ſalzigen
Waſſers kein Salz mit auf, ſondern die Daͤmpfe geben ſuͤßes
Waſſer; — warum ſind denn alſo dieſe Daͤmpfe gleichwohl an
Elaſticitaͤt von denen verſchieden, die ohne Zuſatz von Salz zum
Waſſer entſtanden ſind? Der Grund muß wohl der ſein, daß das
im Waſſer enthaltene Salz gleichſam mit dem Waͤrmeſtoffe um
den Beſitz des Waſſers ſtreitet; der Waͤrmeſtoff kann ſich nicht mit
der ganzen Quantitaͤt Waſſer verbinden, die ihm bei reinem Waſſer
zukaͤme, ſondern das Salz fordert einen Theil hievon, und daher iſt
der Salzwaſſerdampf, bei gleicher Temperatur und ſo lange er ſich
uͤber dem noch uͤbrigen ſalzigen Waſſer befindet, ein wenig duͤnner,
obgleich der Dampf kein merkbares Theilchen Salz mit fortfuͤhrt.
Dichtigkeit der Daͤmpfe.
Daß auch die Beſtimmung, wie viel Waſſer denn in Daͤmpfen
von beſtimmter Elaſticitaͤt enthalten iſt, von Wichtigkeit ſei, brauche
ich kaum zu bemerken, und ſpaͤtere Betrachtungen werden es noch
mehr zeigen. Das einfachſte Mittel, um zuerſt die Dichtigkeit der
Daͤmpfe des kochenden Waſſers zu finden, iſt das von G. G.
Schmidt angewandte, daß man in einem Glasgefaͤße, welches
nur eine kleine Oeffnung hat, und dieſe roͤhrenfoͤrmig ausgezogen,
um ſie ſchnell an der Lampe zuſchmelzen zu koͤnnen, Waſſer zum
Kochen bringt, und in dem Augenblicke, wo der letzte Tropfen ver-
kocht, die Oeffnung zuſchmelzt. Wenn man dann das Gefaͤß abwaͤgt,
und dieſes Gewicht mit dem vergleicht, welches bei vollkommener
Anfuͤllung mit Waſſer von gegebener Temperatur ſtatt findet, ſo
kennt man, weil man ja auch das Gewicht des leeren Gefaͤßes
beſtimmen kann, das Verhaͤltniß des Gewichtes der Daͤmpfe zu
dem Gewichte des Waſſers und folglich auch zu dem Gewichte
trockener Luft. Die Dichtigkeit der Waſſerdaͤmpfe bei niedrigern
Temperaturen hat man durch ein anderes Verfahren beſtimmt.
Der ungeloͤſchte Kalk hat die Eigenſchaft aus feuchter Luft alle
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/128>, abgerufen am 23.11.2024.
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