von Fett auf der Oberfläche hindert das Kochen noch etwas länger, oder bewirkt, daß eine größere Wärme eintritt, ehe das gesalzene und mit Fett bedeckte Wasser zum Kochen kömmt; -- schon durch diese Wirkung tragen jene beiden Umstände bei, ein besseres Weich- werden der Speisen zu bewirken.
Die Chemiker bedienen sich des Erhitzens im Marienbade, da- mit der zu erhitzende Körper gewiß nicht einer größern Hitze, als der Kochwärme des Wassers ausgesetzt werde; -- dieses Marienbad ist nämlich ein Gefäß mit kochendem Wasser, in welchem dasjenige Gefäß aufgestellt ist, worin sich der zu erhitzende Körper befindet.
Die Destillation gründet sich auf die Eigenschaft der Flüssig- keiten, sich bei bestimmten Wärmegraden in Dampf zu verwan- deln, und bei geringerer Wärme sich wieder als tropfbare Flüssigkeit niederzuschlagen. Man bringt daher unter dem Gefäße, wo die der Destillation zu unterwerfende Flüssigkeit sich befindet, Feuer an, und leitet dann die Dämpfe in das mit kaltem Wasser oder allen- falls mit Eis umgebene Kühlgefäß, wo die übergegangenen Dämpfe sich als tropfbare Flüssigkeit darstellen. Der Zweck des Destillirens ist gewöhnlich, eine leichter verdampfende Substanz von der schwerer verdampfenden zu trennen. Man destillirt daher den Wein, um aus ihm Weingeist zu gewinnen; denn da der Dampf des Wein- geistes in der Kühlröhre noch als Dampf fortgeht, wenn das mit aufgestiegene Wasser sich schon niederschlägt, so erhält man den Weingeist desto gereinigter, desto stärker und von desto geringerm specifischen Gewichte, je mehr man die Einrichtung so macht, daß die weniger elastischen Wasserdämpfe sich, früher niedergeschlagen, absondern. Will man eine solche Destillation bei geringerer Wärme bewirken, so muß man sie in luftleeren Gefäßen vollbringen. Man macht dann die Einrichtung so, daß aus dem Raume über der zu destillirenden Flüssigkeit durch Wasserdämpfe, die man durch eine Seitenröhre einläßt, die Luft ausgetrieben wird, indem man der Luft und den siedend heißen Dämpfen durch eine andre Röhre einen Ausgang gestattet; hat man die Luft ausgetrieben, so schließt man jene beiden Röhren, und da alsdann, bei geringerer Wärme, we- gen des mangelnden Luftdruckes, die Ausdünstung lebhaft fortgeht, so hat man nur nöthig, die Kühlröhre oder das Gefäß, worin das Destillat sich sammeln soll, mit Eis zu umgeben, damit dort der in
von Fett auf der Oberflaͤche hindert das Kochen noch etwas laͤnger, oder bewirkt, daß eine groͤßere Waͤrme eintritt, ehe das geſalzene und mit Fett bedeckte Waſſer zum Kochen koͤmmt; — ſchon durch dieſe Wirkung tragen jene beiden Umſtaͤnde bei, ein beſſeres Weich- werden der Speiſen zu bewirken.
Die Chemiker bedienen ſich des Erhitzens im Marienbade, da- mit der zu erhitzende Koͤrper gewiß nicht einer groͤßern Hitze, als der Kochwaͤrme des Waſſers ausgeſetzt werde; — dieſes Marienbad iſt naͤmlich ein Gefaͤß mit kochendem Waſſer, in welchem dasjenige Gefaͤß aufgeſtellt iſt, worin ſich der zu erhitzende Koͤrper befindet.
Die Deſtillation gruͤndet ſich auf die Eigenſchaft der Fluͤſſig- keiten, ſich bei beſtimmten Waͤrmegraden in Dampf zu verwan- deln, und bei geringerer Waͤrme ſich wieder als tropfbare Fluͤſſigkeit niederzuſchlagen. Man bringt daher unter dem Gefaͤße, wo die der Deſtillation zu unterwerfende Fluͤſſigkeit ſich befindet, Feuer an, und leitet dann die Daͤmpfe in das mit kaltem Waſſer oder allen- falls mit Eis umgebene Kuͤhlgefaͤß, wo die uͤbergegangenen Daͤmpfe ſich als tropfbare Fluͤſſigkeit darſtellen. Der Zweck des Deſtillirens iſt gewoͤhnlich, eine leichter verdampfende Subſtanz von der ſchwerer verdampfenden zu trennen. Man deſtillirt daher den Wein, um aus ihm Weingeiſt zu gewinnen; denn da der Dampf des Wein- geiſtes in der Kuͤhlroͤhre noch als Dampf fortgeht, wenn das mit aufgeſtiegene Waſſer ſich ſchon niederſchlaͤgt, ſo erhaͤlt man den Weingeiſt deſto gereinigter, deſto ſtaͤrker und von deſto geringerm ſpecifiſchen Gewichte, je mehr man die Einrichtung ſo macht, daß die weniger elaſtiſchen Waſſerdaͤmpfe ſich, fruͤher niedergeſchlagen, abſondern. Will man eine ſolche Deſtillation bei geringerer Waͤrme bewirken, ſo muß man ſie in luftleeren Gefaͤßen vollbringen. Man macht dann die Einrichtung ſo, daß aus dem Raume uͤber der zu deſtillirenden Fluͤſſigkeit durch Waſſerdaͤmpfe, die man durch eine Seitenroͤhre einlaͤßt, die Luft ausgetrieben wird, indem man der Luft und den ſiedend heißen Daͤmpfen durch eine andre Roͤhre einen Ausgang geſtattet; hat man die Luft ausgetrieben, ſo ſchließt man jene beiden Roͤhren, und da alsdann, bei geringerer Waͤrme, we- gen des mangelnden Luftdruckes, die Ausduͤnſtung lebhaft fortgeht, ſo hat man nur noͤthig, die Kuͤhlroͤhre oder das Gefaͤß, worin das Deſtillat ſich ſammeln ſoll, mit Eis zu umgeben, damit dort der in
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von Fett auf der Oberflaͤche hindert das Kochen noch etwas laͤnger,
oder bewirkt, daß eine groͤßere Waͤrme eintritt, ehe das geſalzene
und mit Fett bedeckte Waſſer zum Kochen koͤmmt; — ſchon durch
dieſe Wirkung tragen jene beiden Umſtaͤnde bei, ein beſſeres Weich-
werden der Speiſen zu bewirken.
Die Chemiker bedienen ſich des Erhitzens im Marienbade, da-
mit der zu erhitzende Koͤrper gewiß nicht einer groͤßern Hitze, als der
Kochwaͤrme des Waſſers ausgeſetzt werde; — dieſes Marienbad iſt
naͤmlich ein Gefaͤß mit kochendem Waſſer, in welchem dasjenige
Gefaͤß aufgeſtellt iſt, worin ſich der zu erhitzende Koͤrper befindet.
Die Deſtillation gruͤndet ſich auf die Eigenſchaft der Fluͤſſig-
keiten, ſich bei beſtimmten Waͤrmegraden in Dampf zu verwan-
deln, und bei geringerer Waͤrme ſich wieder als tropfbare Fluͤſſigkeit
niederzuſchlagen. Man bringt daher unter dem Gefaͤße, wo die
der Deſtillation zu unterwerfende Fluͤſſigkeit ſich befindet, Feuer an,
und leitet dann die Daͤmpfe in das mit kaltem Waſſer oder allen-
falls mit Eis umgebene Kuͤhlgefaͤß, wo die uͤbergegangenen Daͤmpfe
ſich als tropfbare Fluͤſſigkeit darſtellen. Der Zweck des Deſtillirens
iſt gewoͤhnlich, eine leichter verdampfende Subſtanz von der ſchwerer
verdampfenden zu trennen. Man deſtillirt daher den Wein, um
aus ihm Weingeiſt zu gewinnen; denn da der Dampf des Wein-
geiſtes in der Kuͤhlroͤhre noch als Dampf fortgeht, wenn das mit
aufgeſtiegene Waſſer ſich ſchon niederſchlaͤgt, ſo erhaͤlt man den
Weingeiſt deſto gereinigter, deſto ſtaͤrker und von deſto geringerm
ſpecifiſchen Gewichte, je mehr man die Einrichtung ſo macht, daß
die weniger elaſtiſchen Waſſerdaͤmpfe ſich, fruͤher niedergeſchlagen,
abſondern. Will man eine ſolche Deſtillation bei geringerer Waͤrme
bewirken, ſo muß man ſie in luftleeren Gefaͤßen vollbringen. Man
macht dann die Einrichtung ſo, daß aus dem Raume uͤber der zu
deſtillirenden Fluͤſſigkeit durch Waſſerdaͤmpfe, die man durch eine
Seitenroͤhre einlaͤßt, die Luft ausgetrieben wird, indem man der
Luft und den ſiedend heißen Daͤmpfen durch eine andre Roͤhre einen
Ausgang geſtattet; hat man die Luft ausgetrieben, ſo ſchließt man
jene beiden Roͤhren, und da alsdann, bei geringerer Waͤrme, we-
gen des mangelnden Luftdruckes, die Ausduͤnſtung lebhaft fortgeht,
ſo hat man nur noͤthig, die Kuͤhlroͤhre oder das Gefaͤß, worin das
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/135>, abgerufen am 23.11.2024.
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