dann schwer hält, die kalt gewordene Flasche zu öffnen, weil die enger gewordene Oeffnung den Stöpsel jetzt sehr fest umschließt; ein so eingetriebener Stöpsel ist oft sehr schwer wieder herauszubringen, weil bei neuer Erwärmung der Flasche nun beide Körper sich zugleich erwärmen und ausdehnen, statt daß dies zuerst nur bei dem einen der Fall war. Ebenso findet man, daß ein durch die Thür eines erhitzten Ofens hinein gebrachtes kaltes Gefäß sich erhitzt nicht wie- der herausbringen läßt, wenn es vorhin nur mit geringem Spiel- raume hindurch ging.
Die festen Körper dehnen sich weniger aus als die flüssigen, daher sieht man feste Körper bei der Erwärmung in den flüssigen untersinken, wenn sie sich bei geringerer Wärme nur noch eben schwimmend erhielten; denn obgleich sie zusammen erwärmt sich beide ausdehnen, so beträgt dies doch bei dem festen Körper so we- nig, daß sein specifisches Gewicht sich nur unbedeutend ändert, während der sich stärker ausdehnende flüssige Körper in bedeuten- dem Maaße specifisch leichter wird. Diese stärkere Ausdehnung macht die flüssigen Körper mehr geeignet, um zur Abmessung der Ausdehnung und so mittelbar zur Messung der Wärme zu dienen, und sie dienen hiezu um so bequemer, da man ihre Ausdehnung durch passend gewählte Form der Gefäße leichter bemerkbar machen kann. Nehmen wir nämlich an, was die Erfahrung als richtig zeigt, daß Glasgefäße ihren innern Raum bei der Erwärmung nur sehr wenig vergrößern, so wird eine hohle Glaskugel, die mit einer engen Röhre verbunden ist, der bei niedriger Temperatur sie ganz füllenden Flüssigkeit nicht mehr Raum genug geben, wenn eine Erwärmung statt findet, sondern die Flüssigkeit wird dann in die Röhre hineintreten, und man wird ihre Ausdehnung in der engen Röhre sehr bequem wahrnehmen können. Quecksilber dehnt sich von der Kälte des gefrierenden Wassers bis zu der Temperatur eines heißen Sommertags etwa um aus; -- eine Ausdehnung, die in einer 12 Zoll langen cylindrischen Röhre noch keine Linie betra- gen würde; die aber höchst merklich wird, wenn man einer Kugel von 200 Cubiclinien Inhalt eine so enge Röhre angefügt hat, daß eine Cubiclinie eine Länge von 2 Zoll einnimmt. Da dieses die Einrichtung ist, die wir unsern Thermometern geben, so führt mich
dann ſchwer haͤlt, die kalt gewordene Flaſche zu oͤffnen, weil die enger gewordene Oeffnung den Stoͤpſel jetzt ſehr feſt umſchließt; ein ſo eingetriebener Stoͤpſel iſt oft ſehr ſchwer wieder herauszubringen, weil bei neuer Erwaͤrmung der Flaſche nun beide Koͤrper ſich zugleich erwaͤrmen und ausdehnen, ſtatt daß dies zuerſt nur bei dem einen der Fall war. Ebenſo findet man, daß ein durch die Thuͤr eines erhitzten Ofens hinein gebrachtes kaltes Gefaͤß ſich erhitzt nicht wie- der herausbringen laͤßt, wenn es vorhin nur mit geringem Spiel- raume hindurch ging.
Die feſten Koͤrper dehnen ſich weniger aus als die fluͤſſigen, daher ſieht man feſte Koͤrper bei der Erwaͤrmung in den fluͤſſigen unterſinken, wenn ſie ſich bei geringerer Waͤrme nur noch eben ſchwimmend erhielten; denn obgleich ſie zuſammen erwaͤrmt ſich beide ausdehnen, ſo betraͤgt dies doch bei dem feſten Koͤrper ſo we- nig, daß ſein ſpecifiſches Gewicht ſich nur unbedeutend aͤndert, waͤhrend der ſich ſtaͤrker ausdehnende fluͤſſige Koͤrper in bedeuten- dem Maaße ſpecifiſch leichter wird. Dieſe ſtaͤrkere Ausdehnung macht die fluͤſſigen Koͤrper mehr geeignet, um zur Abmeſſung der Ausdehnung und ſo mittelbar zur Meſſung der Waͤrme zu dienen, und ſie dienen hiezu um ſo bequemer, da man ihre Ausdehnung durch paſſend gewaͤhlte Form der Gefaͤße leichter bemerkbar machen kann. Nehmen wir naͤmlich an, was die Erfahrung als richtig zeigt, daß Glasgefaͤße ihren innern Raum bei der Erwaͤrmung nur ſehr wenig vergroͤßern, ſo wird eine hohle Glaskugel, die mit einer engen Roͤhre verbunden iſt, der bei niedriger Temperatur ſie ganz fuͤllenden Fluͤſſigkeit nicht mehr Raum genug geben, wenn eine Erwaͤrmung ſtatt findet, ſondern die Fluͤſſigkeit wird dann in die Roͤhre hineintreten, und man wird ihre Ausdehnung in der engen Roͤhre ſehr bequem wahrnehmen koͤnnen. Queckſilber dehnt ſich von der Kaͤlte des gefrierenden Waſſers bis zu der Temperatur eines heißen Sommertags etwa um aus; — eine Ausdehnung, die in einer 12 Zoll langen cylindriſchen Roͤhre noch keine Linie betra- gen wuͤrde; die aber hoͤchſt merklich wird, wenn man einer Kugel von 200 Cubiclinien Inhalt eine ſo enge Roͤhre angefuͤgt hat, daß eine Cubiclinie eine Laͤnge von 2 Zoll einnimmt. Da dieſes die Einrichtung iſt, die wir unſern Thermometern geben, ſo fuͤhrt mich
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dann ſchwer haͤlt, die kalt gewordene Flaſche zu oͤffnen, weil die
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ſo eingetriebener Stoͤpſel iſt oft ſehr ſchwer wieder herauszubringen,
weil bei neuer Erwaͤrmung der Flaſche nun beide Koͤrper ſich zugleich
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der Fall war. Ebenſo findet man, daß ein durch die Thuͤr eines
erhitzten Ofens hinein gebrachtes kaltes Gefaͤß ſich erhitzt nicht wie-
der herausbringen laͤßt, wenn es vorhin nur mit geringem Spiel-
raume hindurch ging.
Die feſten Koͤrper dehnen ſich weniger aus als die fluͤſſigen,
daher ſieht man feſte Koͤrper bei der Erwaͤrmung in den fluͤſſigen
unterſinken, wenn ſie ſich bei geringerer Waͤrme nur noch eben
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beide ausdehnen, ſo betraͤgt dies doch bei dem feſten Koͤrper ſo we-
nig, daß ſein ſpecifiſches Gewicht ſich nur unbedeutend aͤndert,
waͤhrend der ſich ſtaͤrker ausdehnende fluͤſſige Koͤrper in bedeuten-
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macht die fluͤſſigen Koͤrper mehr geeignet, um zur Abmeſſung der
Ausdehnung und ſo mittelbar zur Meſſung der Waͤrme zu dienen,
und ſie dienen hiezu um ſo bequemer, da man ihre Ausdehnung
durch paſſend gewaͤhlte Form der Gefaͤße leichter bemerkbar machen
kann. Nehmen wir naͤmlich an, was die Erfahrung als richtig
zeigt, daß Glasgefaͤße ihren innern Raum bei der Erwaͤrmung nur
ſehr wenig vergroͤßern, ſo wird eine hohle Glaskugel, die mit einer
engen Roͤhre verbunden iſt, der bei niedriger Temperatur ſie ganz
fuͤllenden Fluͤſſigkeit nicht mehr Raum genug geben, wenn eine
Erwaͤrmung ſtatt findet, ſondern die Fluͤſſigkeit wird dann in die
Roͤhre hineintreten, und man wird ihre Ausdehnung in der engen
Roͤhre ſehr bequem wahrnehmen koͤnnen. Queckſilber dehnt ſich
von der Kaͤlte des gefrierenden Waſſers bis zu der Temperatur eines
heißen Sommertags etwa um [FORMEL] aus; — eine Ausdehnung, die
in einer 12 Zoll langen cylindriſchen Roͤhre noch keine Linie betra-
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von 200 Cubiclinien Inhalt eine ſo enge Roͤhre angefuͤgt hat, daß
eine Cubiclinie eine Laͤnge von 2 Zoll einnimmt. Da dieſes die
Einrichtung iſt, die wir unſern Thermometern geben, ſo fuͤhrt mich
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/18>, abgerufen am 21.11.2024.
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