Ruhe kömmt, um 10 Gr. ändern, und man hat es also in seiner Gewalt, die Ruhestellung, wo man will, zu bewirken. Für den Gebrauch als Electrometer macht man das Stäbchen AB von Gummilack und befestigt daran eine kleine Kugel von Hollunder- mark, die also isolirt ist; bei C befindet sich am Glase eine gleiche, ebenfalls isolirte Kugel, und man stellt nun die Klemme so, daß die Kugel A sich grade dann an C anlegt, wenn der Faden DE ganz ungedreht ist. Giebt man nun den an einander liegenden Kugeln eine geringe electrische Ladung, z. B. indem man ein sehr kleines geladenes Metallkügelchen mit ihnen in Berührung bringt, so stoßen sie sich einander ab, und A entfernt sich von der unbeweg- lichen Kugel C; je mehr sie sich entfernt, desto mehr wird der Faden gedreht und widersetzt sich daher mit immer stärkerer Gewalt der weitern Drehung, und da zugleich die Abstoßung bei größeren Ab- ständen gewiß geringer wird, so tritt endlich ein Gleichgewicht ein, so daß die abgestoßene Kugel z. B. auf 80° zur Ruhe kömmt, wenn C sich bei 0° befindet. Fände man bei der Prüfung einer andern Ladung weniger Grade, so wäre sie schwächer, und um sie mit der vorigen zu vergleichen, müßte man ganz wenig oben an der Klemme drehen, um die Kugel A auch jetzt auf 80° zu bringen; gesetzt dies hätte eine Aenderung von 20° an dem Zeiger bei F gefordert, so betrüge die Drehung des Fadens nur 80 - 20 = 60°, und die Drehungskraft des Fadens wäre nur drei Viertel der vorhin statt findenden, also auch die bei gleichem Abstande ausgeübte Ab- stoßungskraft im letzten Falle nur 3/4 der vorigen.
Einige Versuche mit dem Electrometer.
Mit diesem Instrumente hat Coulomb den Verlust, den eine schwache electrische Ladung in der Luft leidet, abgemessen. Hätte zum Beispiel der mit 80° übereinstimmende Abstand an- fangs eine Drehungskraft von 80°, nach 2 Min. nur von 76° gefordert, um im Gleichgewichte gehalten zu werden, so würde der Verlust in 2 Min. ein Zwanzigstel betragen haben. Dieser Verlust beträgt, wie Coulombs Versuche zeigen, bei unverändertem Zustande der Luft, immer einen gleichen Theil der noch übrigen Ladung, so daß, wenn man nach längerer Zeit den Abstand von
Ruhe koͤmmt, um 10 Gr. aͤndern, und man hat es alſo in ſeiner Gewalt, die Ruheſtellung, wo man will, zu bewirken. Fuͤr den Gebrauch als Electrometer macht man das Staͤbchen AB von Gummilack und befeſtigt daran eine kleine Kugel von Hollunder- mark, die alſo iſolirt iſt; bei C befindet ſich am Glaſe eine gleiche, ebenfalls iſolirte Kugel, und man ſtellt nun die Klemme ſo, daß die Kugel A ſich grade dann an C anlegt, wenn der Faden DE ganz ungedreht iſt. Giebt man nun den an einander liegenden Kugeln eine geringe electriſche Ladung, z. B. indem man ein ſehr kleines geladenes Metallkuͤgelchen mit ihnen in Beruͤhrung bringt, ſo ſtoßen ſie ſich einander ab, und A entfernt ſich von der unbeweg- lichen Kugel C; je mehr ſie ſich entfernt, deſto mehr wird der Faden gedreht und widerſetzt ſich daher mit immer ſtaͤrkerer Gewalt der weitern Drehung, und da zugleich die Abſtoßung bei groͤßeren Ab- ſtaͤnden gewiß geringer wird, ſo tritt endlich ein Gleichgewicht ein, ſo daß die abgeſtoßene Kugel z. B. auf 80° zur Ruhe koͤmmt, wenn C ſich bei 0° befindet. Faͤnde man bei der Pruͤfung einer andern Ladung weniger Grade, ſo waͤre ſie ſchwaͤcher, und um ſie mit der vorigen zu vergleichen, muͤßte man ganz wenig oben an der Klemme drehen, um die Kugel A auch jetzt auf 80° zu bringen; geſetzt dies haͤtte eine Aenderung von 20° an dem Zeiger bei F gefordert, ſo betruͤge die Drehung des Fadens nur 80 - 20 = 60°, und die Drehungskraft des Fadens waͤre nur drei Viertel der vorhin ſtatt findenden, alſo auch die bei gleichem Abſtande ausgeuͤbte Ab- ſtoßungskraft im letzten Falle nur ¾ der vorigen.
Einige Verſuche mit dem Electrometer.
Mit dieſem Inſtrumente hat Coulomb den Verluſt, den eine ſchwache electriſche Ladung in der Luft leidet, abgemeſſen. Haͤtte zum Beiſpiel der mit 80° uͤbereinſtimmende Abſtand an- fangs eine Drehungskraft von 80°, nach 2 Min. nur von 76° gefordert, um im Gleichgewichte gehalten zu werden, ſo wuͤrde der Verluſt in 2 Min. ein Zwanzigſtel betragen haben. Dieſer Verluſt betraͤgt, wie Coulombs Verſuche zeigen, bei unveraͤndertem Zuſtande der Luft, immer einen gleichen Theil der noch uͤbrigen Ladung, ſo daß, wenn man nach laͤngerer Zeit den Abſtand von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0231"n="217"/>
Ruhe koͤmmt, um 10 Gr. aͤndern, und man hat es alſo in ſeiner<lb/>
Gewalt, die Ruheſtellung, wo man will, zu bewirken. Fuͤr den<lb/>
Gebrauch als Electrometer macht man das Staͤbchen <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AB</hi></hi> von<lb/>
Gummilack und befeſtigt daran eine kleine Kugel von Hollunder-<lb/>
mark, die alſo iſolirt iſt; bei <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi> befindet ſich am Glaſe eine gleiche,<lb/>
ebenfalls iſolirte Kugel, und man ſtellt nun die Klemme ſo, daß<lb/>
die Kugel <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi>ſich grade dann an <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi> anlegt, wenn der Faden <hirendition="#aq"><hirendition="#b">DE</hi></hi><lb/>
ganz ungedreht iſt. Giebt man nun den an einander liegenden<lb/>
Kugeln eine geringe electriſche Ladung, z. B. indem man ein ſehr<lb/>
kleines geladenes Metallkuͤgelchen mit ihnen in Beruͤhrung bringt,<lb/>ſo ſtoßen ſie ſich einander ab, und <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> entfernt ſich von der unbeweg-<lb/>
lichen Kugel <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C;</hi></hi> je mehr ſie ſich entfernt, deſto mehr wird der Faden<lb/>
gedreht und widerſetzt ſich daher mit immer ſtaͤrkerer Gewalt der<lb/>
weitern Drehung, und da zugleich die Abſtoßung bei groͤßeren Ab-<lb/>ſtaͤnden gewiß geringer wird, ſo tritt endlich ein Gleichgewicht ein,<lb/>ſo daß die abgeſtoßene Kugel z. B. auf 80° zur Ruhe koͤmmt, wenn<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi>ſich bei 0° befindet. Faͤnde man bei der Pruͤfung einer andern<lb/>
Ladung weniger Grade, ſo waͤre ſie ſchwaͤcher, und um ſie mit der<lb/>
vorigen zu vergleichen, muͤßte man ganz wenig oben an der Klemme<lb/>
drehen, um die Kugel <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> auch jetzt auf 80° zu bringen; geſetzt dies<lb/>
haͤtte eine Aenderung von 20° an dem Zeiger bei <hirendition="#aq"><hirendition="#b">F</hi></hi> gefordert, ſo<lb/>
betruͤge die Drehung des Fadens nur 80 - 20 = 60°, und die<lb/>
Drehungskraft des Fadens waͤre nur drei Viertel der vorhin ſtatt<lb/>
findenden, alſo auch die bei gleichem Abſtande ausgeuͤbte Ab-<lb/>ſtoßungskraft im letzten Falle nur ¾ der vorigen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Einige Verſuche mit dem Electrometer</hi>.</head><lb/><p>Mit dieſem Inſtrumente hat <hirendition="#g">Coulomb</hi> den Verluſt, den<lb/>
eine ſchwache electriſche Ladung in der Luft leidet, abgemeſſen.<lb/>
Haͤtte zum Beiſpiel der mit 80° uͤbereinſtimmende Abſtand an-<lb/>
fangs eine Drehungskraft von 80°, nach 2 Min. nur von 76°<lb/>
gefordert, um im Gleichgewichte gehalten zu werden, ſo wuͤrde der<lb/>
Verluſt in 2 Min. ein Zwanzigſtel betragen haben. Dieſer Verluſt<lb/>
betraͤgt, wie <hirendition="#g">Coulombs</hi> Verſuche zeigen, bei unveraͤndertem<lb/>
Zuſtande der Luft, immer einen gleichen Theil der noch uͤbrigen<lb/>
Ladung, ſo daß, wenn man nach laͤngerer Zeit den Abſtand von<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[217/0231]
Ruhe koͤmmt, um 10 Gr. aͤndern, und man hat es alſo in ſeiner
Gewalt, die Ruheſtellung, wo man will, zu bewirken. Fuͤr den
Gebrauch als Electrometer macht man das Staͤbchen AB von
Gummilack und befeſtigt daran eine kleine Kugel von Hollunder-
mark, die alſo iſolirt iſt; bei C befindet ſich am Glaſe eine gleiche,
ebenfalls iſolirte Kugel, und man ſtellt nun die Klemme ſo, daß
die Kugel A ſich grade dann an C anlegt, wenn der Faden DE
ganz ungedreht iſt. Giebt man nun den an einander liegenden
Kugeln eine geringe electriſche Ladung, z. B. indem man ein ſehr
kleines geladenes Metallkuͤgelchen mit ihnen in Beruͤhrung bringt,
ſo ſtoßen ſie ſich einander ab, und A entfernt ſich von der unbeweg-
lichen Kugel C; je mehr ſie ſich entfernt, deſto mehr wird der Faden
gedreht und widerſetzt ſich daher mit immer ſtaͤrkerer Gewalt der
weitern Drehung, und da zugleich die Abſtoßung bei groͤßeren Ab-
ſtaͤnden gewiß geringer wird, ſo tritt endlich ein Gleichgewicht ein,
ſo daß die abgeſtoßene Kugel z. B. auf 80° zur Ruhe koͤmmt, wenn
C ſich bei 0° befindet. Faͤnde man bei der Pruͤfung einer andern
Ladung weniger Grade, ſo waͤre ſie ſchwaͤcher, und um ſie mit der
vorigen zu vergleichen, muͤßte man ganz wenig oben an der Klemme
drehen, um die Kugel A auch jetzt auf 80° zu bringen; geſetzt dies
haͤtte eine Aenderung von 20° an dem Zeiger bei F gefordert, ſo
betruͤge die Drehung des Fadens nur 80 - 20 = 60°, und die
Drehungskraft des Fadens waͤre nur drei Viertel der vorhin ſtatt
findenden, alſo auch die bei gleichem Abſtande ausgeuͤbte Ab-
ſtoßungskraft im letzten Falle nur ¾ der vorigen.
Einige Verſuche mit dem Electrometer.
Mit dieſem Inſtrumente hat Coulomb den Verluſt, den
eine ſchwache electriſche Ladung in der Luft leidet, abgemeſſen.
Haͤtte zum Beiſpiel der mit 80° uͤbereinſtimmende Abſtand an-
fangs eine Drehungskraft von 80°, nach 2 Min. nur von 76°
gefordert, um im Gleichgewichte gehalten zu werden, ſo wuͤrde der
Verluſt in 2 Min. ein Zwanzigſtel betragen haben. Dieſer Verluſt
betraͤgt, wie Coulombs Verſuche zeigen, bei unveraͤndertem
Zuſtande der Luft, immer einen gleichen Theil der noch uͤbrigen
Ladung, ſo daß, wenn man nach laͤngerer Zeit den Abſtand von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/231>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.