Dieses Hervorgehen der entgegengesetzten Electricitäten läßt sich auf sehr mannichfaltige Weise zeigen. Stehen zwei Personen auf isolirenden Fußgestellen mit Glasfüßen, und reibt die eine mit Seidenzeuge eine von der andern Person gehaltene Glasröhre, so sind nach etwas anhaltendem Reiben beide Personen electrisch; jede zieht leichte Körper an und die an ihr electrisirten Körper werden wieder abgestoßen; aber die an der einen electrisirten Körper werden von der andern angezogen. --
Vierzehnte Vorlesung.
Die Electrisirmaschine.
Obgleich die meisten derjenigen Versuche, die ich neulich erwähnt habe, keine weitere Vorkehrung fordern, sondern mit einer Reibung der in der Hand gehaltenen Körper zu Stande gebracht werden können, obgleich Dufay, Grey und andre frühere Beobachter recht bedeutende Wirkungen der Electricität durch Glas- röhren, frei in der Hand gehalten, und mit der Hand oder mit einem in der Hand gehaltenen Wollenzeuge oder Seidenzeuge gerie- ben, hervorbrachten; so fand man doch bald die Nothwendigkeit, sich der Electrisirmaschine zu bedienen, indem die Schnelligkeit und Stetigkeit der Reibung viel größere Wirkungen hervorbringt, als man bei den in der Hand gehaltenen Glasröhren erreichen konnte. Schon Guericke hatte eine Schwefelkugel mit Hülfe einer Kurbel gedreht, und auch Hawksbee bediente sich auf ähnliche Art einer Glaskugel; aber diese bequeme Einrichtung war doch wieder aufgegeben, bis Hausen sie 1742 aufs neue anwandte. In dieser frühesten Zeit der Electrisirmaschine bediente man sich der Glaskugeln, die mit der Hand gerieben wurden; aber Wink- ler fand es besser, sich eines Polsters als Reibzeugs zu bedienen. Nachher sind statt der Kugeln die Cylinder, weil das Reibzeug sich gleichförmiger an sie andrückt, vorgezogen worden, und Cylinder-
Dieſes Hervorgehen der entgegengeſetzten Electricitaͤten laͤßt ſich auf ſehr mannichfaltige Weiſe zeigen. Stehen zwei Perſonen auf iſolirenden Fußgeſtellen mit Glasfuͤßen, und reibt die eine mit Seidenzeuge eine von der andern Perſon gehaltene Glasroͤhre, ſo ſind nach etwas anhaltendem Reiben beide Perſonen electriſch; jede zieht leichte Koͤrper an und die an ihr electriſirten Koͤrper werden wieder abgeſtoßen; aber die an der einen electriſirten Koͤrper werden von der andern angezogen. —
Vierzehnte Vorleſung.
Die Electriſirmaſchine.
Obgleich die meiſten derjenigen Verſuche, die ich neulich erwaͤhnt habe, keine weitere Vorkehrung fordern, ſondern mit einer Reibung der in der Hand gehaltenen Koͤrper zu Stande gebracht werden koͤnnen, obgleich Dufay, Grey und andre fruͤhere Beobachter recht bedeutende Wirkungen der Electricitaͤt durch Glas- roͤhren, frei in der Hand gehalten, und mit der Hand oder mit einem in der Hand gehaltenen Wollenzeuge oder Seidenzeuge gerie- ben, hervorbrachten; ſo fand man doch bald die Nothwendigkeit, ſich der Electriſirmaſchine zu bedienen, indem die Schnelligkeit und Stetigkeit der Reibung viel groͤßere Wirkungen hervorbringt, als man bei den in der Hand gehaltenen Glasroͤhren erreichen konnte. Schon Guericke hatte eine Schwefelkugel mit Huͤlfe einer Kurbel gedreht, und auch Hawksbee bediente ſich auf aͤhnliche Art einer Glaskugel; aber dieſe bequeme Einrichtung war doch wieder aufgegeben, bis Hauſen ſie 1742 aufs neue anwandte. In dieſer fruͤheſten Zeit der Electriſirmaſchine bediente man ſich der Glaskugeln, die mit der Hand gerieben wurden; aber Wink- ler fand es beſſer, ſich eines Polſters als Reibzeugs zu bedienen. Nachher ſind ſtatt der Kugeln die Cylinder, weil das Reibzeug ſich gleichfoͤrmiger an ſie andruͤckt, vorgezogen worden, und Cylinder-
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Dieſes Hervorgehen der entgegengeſetzten Electricitaͤten laͤßt
ſich auf ſehr mannichfaltige Weiſe zeigen. Stehen zwei Perſonen
auf iſolirenden Fußgeſtellen mit Glasfuͤßen, und reibt die eine
mit Seidenzeuge eine von der andern Perſon gehaltene Glasroͤhre,
ſo ſind nach etwas anhaltendem Reiben beide Perſonen electriſch;
jede zieht leichte Koͤrper an und die an ihr electriſirten Koͤrper
werden wieder abgeſtoßen; aber die an der einen electriſirten Koͤrper
werden von der andern angezogen. —
Vierzehnte Vorleſung.
Die Electriſirmaſchine.
Obgleich die meiſten derjenigen Verſuche, die ich neulich
erwaͤhnt habe, keine weitere Vorkehrung fordern, ſondern mit einer
Reibung der in der Hand gehaltenen Koͤrper zu Stande gebracht
werden koͤnnen, obgleich Dufay, Grey und andre fruͤhere
Beobachter recht bedeutende Wirkungen der Electricitaͤt durch Glas-
roͤhren, frei in der Hand gehalten, und mit der Hand oder mit
einem in der Hand gehaltenen Wollenzeuge oder Seidenzeuge gerie-
ben, hervorbrachten; ſo fand man doch bald die Nothwendigkeit,
ſich der Electriſirmaſchine zu bedienen, indem die Schnelligkeit und
Stetigkeit der Reibung viel groͤßere Wirkungen hervorbringt, als
man bei den in der Hand gehaltenen Glasroͤhren erreichen konnte.
Schon Guericke hatte eine Schwefelkugel mit Huͤlfe einer
Kurbel gedreht, und auch Hawksbee bediente ſich auf aͤhnliche
Art einer Glaskugel; aber dieſe bequeme Einrichtung war doch
wieder aufgegeben, bis Hauſen ſie 1742 aufs neue anwandte.
In dieſer fruͤheſten Zeit der Electriſirmaſchine bediente man ſich
der Glaskugeln, die mit der Hand gerieben wurden; aber Wink-
ler fand es beſſer, ſich eines Polſters als Reibzeugs zu bedienen.
Nachher ſind ſtatt der Kugeln die Cylinder, weil das Reibzeug ſich
gleichfoͤrmiger an ſie andruͤckt, vorgezogen worden, und Cylinder-
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/240>, abgerufen am 24.11.2024.
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