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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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so ist auf der kleinern Kugel bei C mehr Electricität angehäuft,
als auf der größern bei D. (Fig. 67.) Die Ursache läßt sich
wenigstens einigermaßen einsehen, weil auch hier wie bei dem
Sphäroid (Fig. 65.) dem stärker gekrümmten Theile eine höhere
Schichte zu Erhaltung des Gleichgewichtes zugehört. Man kann
dies auch dadurch bekräftigen, weil auf den gerade in der Mitte
liegenden Punct F offenbar eine größere Fläche DH von der einen
Seite, als CI von der andern Seite unter gleich vortheilhaftem
Winkel wirkt und von H, I bis zum Berührungspuncte nur we-
nig Electricität sich findet. Die Größe der Ladung auf der klei-
nern Kugel zeigt sich auch, wenn man beide Kugeln nach der
Berührung von einander trennt und weit von einander entfernt,
stärker, indem da, wenn sie weit genug von einander entfernt
sind, jeder Punct der kleinen Kugel, mit dem Prüfungsscheibchen
untersucht, stärkere Electricität als jeder Punct der größern zeigt.
Man irrt sich daher sehr, wenn man glaubt, bei der Mittheilung
der Electricität von einem geladenen Leiter an einen zweiten
theile sich die Electricität nach Verhältniß der Oberfläche aus;
dieses ist gar nicht der Fall, sondern eine kleinere Kugel erhält
einen größern Antheil als dem Verhältnisse der Oberflächen ent-
spricht, und jede Verschiedenheit der Figur giebt ein andres Ver-
hältniß der Austheilung.

Wenn die kleine Kugel, ehe sie electrisirt ist, bloß im Besitze
ihrer natürlichen Electricität, der größern Kugel genähert wird,
so tritt wegen des Einflusses der geladenen größern Kugel eine
ungleiche Austheilung der Electricität auf beiden Kugeln ein. Ist
die größere Kugel (Fig. 68.) positiv geladen, so wird die elec-
trische Materie der kleinen Kugel AB zersetzt, die positive geht,
bei größerer Annäherung immer mehr, auf die entfernte Hälfte
A, die negative auf die nähere Hälfte B, über, und ziemlich genau
halbirend liegt die Grenze der einen und der andern Electricität.
Da aber nun die negative Materie in B stärker ziehend als die
entferntere positive Materie in A abstoßend auf die positive elec-
trische Materie in CD wirkt, so zieht sich die positive Ladung mehr
auf die Seite C. Die ganze Schichte von electrischer Materie
auf CD muß sich nun anders ordnen, und es tritt, bei unverän-
dert bleibender Lage der isolirt erhaltenen Kugeln nicht eher Ruhe

ſo iſt auf der kleinern Kugel bei C mehr Electricitaͤt angehaͤuft,
als auf der groͤßern bei D. (Fig. 67.) Die Urſache laͤßt ſich
wenigſtens einigermaßen einſehen, weil auch hier wie bei dem
Sphaͤroid (Fig. 65.) dem ſtaͤrker gekruͤmmten Theile eine hoͤhere
Schichte zu Erhaltung des Gleichgewichtes zugehoͤrt. Man kann
dies auch dadurch bekraͤftigen, weil auf den gerade in der Mitte
liegenden Punct F offenbar eine groͤßere Flaͤche DH von der einen
Seite, als CI von der andern Seite unter gleich vortheilhaftem
Winkel wirkt und von H, I bis zum Beruͤhrungspuncte nur we-
nig Electricitaͤt ſich findet. Die Groͤße der Ladung auf der klei-
nern Kugel zeigt ſich auch, wenn man beide Kugeln nach der
Beruͤhrung von einander trennt und weit von einander entfernt,
ſtaͤrker, indem da, wenn ſie weit genug von einander entfernt
ſind, jeder Punct der kleinen Kugel, mit dem Pruͤfungsſcheibchen
unterſucht, ſtaͤrkere Electricitaͤt als jeder Punct der groͤßern zeigt.
Man irrt ſich daher ſehr, wenn man glaubt, bei der Mittheilung
der Electricitaͤt von einem geladenen Leiter an einen zweiten
theile ſich die Electricitaͤt nach Verhaͤltniß der Oberflaͤche aus;
dieſes iſt gar nicht der Fall, ſondern eine kleinere Kugel erhaͤlt
einen groͤßern Antheil als dem Verhaͤltniſſe der Oberflaͤchen ent-
ſpricht, und jede Verſchiedenheit der Figur giebt ein andres Ver-
haͤltniß der Austheilung.

Wenn die kleine Kugel, ehe ſie electriſirt iſt, bloß im Beſitze
ihrer natuͤrlichen Electricitaͤt, der groͤßern Kugel genaͤhert wird,
ſo tritt wegen des Einfluſſes der geladenen groͤßern Kugel eine
ungleiche Austheilung der Electricitaͤt auf beiden Kugeln ein. Iſt
die groͤßere Kugel (Fig. 68.) poſitiv geladen, ſo wird die elec-
triſche Materie der kleinen Kugel AB zerſetzt, die poſitive geht,
bei groͤßerer Annaͤherung immer mehr, auf die entfernte Haͤlfte
A, die negative auf die naͤhere Haͤlfte B, uͤber, und ziemlich genau
halbirend liegt die Grenze der einen und der andern Electricitaͤt.
Da aber nun die negative Materie in B ſtaͤrker ziehend als die
entferntere poſitive Materie in A abſtoßend auf die poſitive elec-
triſche Materie in CD wirkt, ſo zieht ſich die poſitive Ladung mehr
auf die Seite C. Die ganze Schichte von electriſcher Materie
auf CD muß ſich nun anders ordnen, und es tritt, bei unveraͤn-
dert bleibender Lage der iſolirt erhaltenen Kugeln nicht eher Ruhe

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[258/0272] ſo iſt auf der kleinern Kugel bei C mehr Electricitaͤt angehaͤuft, als auf der groͤßern bei D. (Fig. 67.) Die Urſache laͤßt ſich wenigſtens einigermaßen einſehen, weil auch hier wie bei dem Sphaͤroid (Fig. 65.) dem ſtaͤrker gekruͤmmten Theile eine hoͤhere Schichte zu Erhaltung des Gleichgewichtes zugehoͤrt. Man kann dies auch dadurch bekraͤftigen, weil auf den gerade in der Mitte liegenden Punct F offenbar eine groͤßere Flaͤche DH von der einen Seite, als CI von der andern Seite unter gleich vortheilhaftem Winkel wirkt und von H, I bis zum Beruͤhrungspuncte nur we- nig Electricitaͤt ſich findet. Die Groͤße der Ladung auf der klei- nern Kugel zeigt ſich auch, wenn man beide Kugeln nach der Beruͤhrung von einander trennt und weit von einander entfernt, ſtaͤrker, indem da, wenn ſie weit genug von einander entfernt ſind, jeder Punct der kleinen Kugel, mit dem Pruͤfungsſcheibchen unterſucht, ſtaͤrkere Electricitaͤt als jeder Punct der groͤßern zeigt. Man irrt ſich daher ſehr, wenn man glaubt, bei der Mittheilung der Electricitaͤt von einem geladenen Leiter an einen zweiten theile ſich die Electricitaͤt nach Verhaͤltniß der Oberflaͤche aus; dieſes iſt gar nicht der Fall, ſondern eine kleinere Kugel erhaͤlt einen groͤßern Antheil als dem Verhaͤltniſſe der Oberflaͤchen ent- ſpricht, und jede Verſchiedenheit der Figur giebt ein andres Ver- haͤltniß der Austheilung. Wenn die kleine Kugel, ehe ſie electriſirt iſt, bloß im Beſitze ihrer natuͤrlichen Electricitaͤt, der groͤßern Kugel genaͤhert wird, ſo tritt wegen des Einfluſſes der geladenen groͤßern Kugel eine ungleiche Austheilung der Electricitaͤt auf beiden Kugeln ein. Iſt die groͤßere Kugel (Fig. 68.) poſitiv geladen, ſo wird die elec- triſche Materie der kleinen Kugel AB zerſetzt, die poſitive geht, bei groͤßerer Annaͤherung immer mehr, auf die entfernte Haͤlfte A, die negative auf die naͤhere Haͤlfte B, uͤber, und ziemlich genau halbirend liegt die Grenze der einen und der andern Electricitaͤt. Da aber nun die negative Materie in B ſtaͤrker ziehend als die entferntere poſitive Materie in A abſtoßend auf die poſitive elec- triſche Materie in CD wirkt, ſo zieht ſich die poſitive Ladung mehr auf die Seite C. Die ganze Schichte von electriſcher Materie auf CD muß ſich nun anders ordnen, und es tritt, bei unveraͤn- dert bleibender Lage der iſolirt erhaltenen Kugeln nicht eher Ruhe

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/272>, abgerufen am 21.11.2024.