die Erfahrung auszusprechen, daß nur die im Uebermaaß ange- häufte electrische Materie uns in dem Lichte des Ausströmens kenntlich wird, und daß vermuthlich die Bewegungsgesetze beider electrischen Materien wesentlich verschieden sein müssen. Ob man hinzusetzen darf, die eine zeige uns in der Luft mehr ein dem Strömen ähnliches Hervorgehen, die andre könne wohl in geschlos- senen Kreisen, wellenartig sich ausbreiten, wage ich nicht zu behaupten.
Der electrische Wind, der aus den Spitzen hervorgeht, ist bei beiden Electricitäten nicht wesentlich verschieden, und obgleich man auch darin Verschiedenheiten hat finden wollen, die dem wahrhaften Ausströmen der positiven Electricität entsprächen, so ist doch der Erfolg, wenn man ihn genau beobachtet, durchaus nicht so deutlich. Dieser electrische Wind, das Abstoßen der zunächst liegenden Lufttheilchen, ist auch die Ursache der Bewegung des Flugrädchens mit Spitzen. Stellt man nämlich ein, so wie ABCD (Fig. 71.) geformtes, in Spitzen, die alle nach einer Seite von den Radien abwärts gehen, sich endigendes Rädchen aus Metall- blech so in E unterstützt auf dem Leiter einer Electrisirmaschine auf, daß es sich leicht um diesen Mittelpunct dreht; so fängt es, sobald man den Leiter ladet, an, sich sehr schnell nach der Richtung ABCD zu drehen. An jeder Spitze nämlich wird die Luft von der Spitze A ab gegen F gestoßen, und offenbar erleidet daher A selbst die entgegengesetzte Wirkung, wodurch dann das Rädchen von A nach B umzulaufen anfängt. Der Erfolg ist einerlei, der Leiter mag positiv oder negativ geladen sein.
Lichtenbergische Figuren.
Es giebt noch eine andre Erscheinung, die auf ähnliche Weise auf eine Ungleichheit im Ausströmen der positiven und der nega- tiven Electricität hindeutet. Lichtenberg, der sich ums Jahr 1777 viel mit electrischen Versuchen beschäftigte, bemerkte, daß der Staub auf glatten Harzplatten oft in auffallenden Figuren geordnet war, und nach einigen Versuchen, den wahren Ursprung dieser Figuren zu finden, entdeckte er das Mittel, sie nach Willkür hervorzubringen. Hat man einen dünnen Harzguß mit glatter
die Erfahrung auszuſprechen, daß nur die im Uebermaaß ange- haͤufte electriſche Materie uns in dem Lichte des Ausſtroͤmens kenntlich wird, und daß vermuthlich die Bewegungsgeſetze beider electriſchen Materien weſentlich verſchieden ſein muͤſſen. Ob man hinzuſetzen darf, die eine zeige uns in der Luft mehr ein dem Stroͤmen aͤhnliches Hervorgehen, die andre koͤnne wohl in geſchloſ- ſenen Kreiſen, wellenartig ſich ausbreiten, wage ich nicht zu behaupten.
Der electriſche Wind, der aus den Spitzen hervorgeht, iſt bei beiden Electricitaͤten nicht weſentlich verſchieden, und obgleich man auch darin Verſchiedenheiten hat finden wollen, die dem wahrhaften Ausſtroͤmen der poſitiven Electricitaͤt entſpraͤchen, ſo iſt doch der Erfolg, wenn man ihn genau beobachtet, durchaus nicht ſo deutlich. Dieſer electriſche Wind, das Abſtoßen der zunaͤchſt liegenden Lufttheilchen, iſt auch die Urſache der Bewegung des Flugraͤdchens mit Spitzen. Stellt man naͤmlich ein, ſo wie ABCD (Fig. 71.) geformtes, in Spitzen, die alle nach einer Seite von den Radien abwaͤrts gehen, ſich endigendes Raͤdchen aus Metall- blech ſo in E unterſtuͤtzt auf dem Leiter einer Electriſirmaſchine auf, daß es ſich leicht um dieſen Mittelpunct dreht; ſo faͤngt es, ſobald man den Leiter ladet, an, ſich ſehr ſchnell nach der Richtung ABCD zu drehen. An jeder Spitze naͤmlich wird die Luft von der Spitze A ab gegen F geſtoßen, und offenbar erleidet daher A ſelbſt die entgegengeſetzte Wirkung, wodurch dann das Raͤdchen von A nach B umzulaufen anfaͤngt. Der Erfolg iſt einerlei, der Leiter mag poſitiv oder negativ geladen ſein.
Lichtenbergiſche Figuren.
Es giebt noch eine andre Erſcheinung, die auf aͤhnliche Weiſe auf eine Ungleichheit im Ausſtroͤmen der poſitiven und der nega- tiven Electricitaͤt hindeutet. Lichtenberg, der ſich ums Jahr 1777 viel mit electriſchen Verſuchen beſchaͤftigte, bemerkte, daß der Staub auf glatten Harzplatten oft in auffallenden Figuren geordnet war, und nach einigen Verſuchen, den wahren Urſprung dieſer Figuren zu finden, entdeckte er das Mittel, ſie nach Willkuͤr hervorzubringen. Hat man einen duͤnnen Harzguß mit glatter
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electriſchen Materien weſentlich verſchieden ſein muͤſſen. Ob man
hinzuſetzen darf, die eine zeige uns in der Luft mehr ein dem
Stroͤmen aͤhnliches Hervorgehen, die andre koͤnne wohl in geſchloſ-
ſenen Kreiſen, wellenartig ſich ausbreiten, wage ich nicht zu
behaupten.
Der electriſche Wind, der aus den Spitzen hervorgeht, iſt
bei beiden Electricitaͤten nicht weſentlich verſchieden, und obgleich
man auch darin Verſchiedenheiten hat finden wollen, die dem
wahrhaften Ausſtroͤmen der poſitiven Electricitaͤt entſpraͤchen, ſo
iſt doch der Erfolg, wenn man ihn genau beobachtet, durchaus nicht
ſo deutlich. Dieſer electriſche Wind, das Abſtoßen der zunaͤchſt
liegenden Lufttheilchen, iſt auch die Urſache der Bewegung des
Flugraͤdchens mit Spitzen. Stellt man naͤmlich ein, ſo wie ABCD
(Fig. 71.) geformtes, in Spitzen, die alle nach einer Seite von
den Radien abwaͤrts gehen, ſich endigendes Raͤdchen aus Metall-
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auf, daß es ſich leicht um dieſen Mittelpunct dreht; ſo faͤngt es,
ſobald man den Leiter ladet, an, ſich ſehr ſchnell nach der Richtung
ABCD zu drehen. An jeder Spitze naͤmlich wird die Luft von
der Spitze A ab gegen F geſtoßen, und offenbar erleidet daher A
ſelbſt die entgegengeſetzte Wirkung, wodurch dann das Raͤdchen
von A nach B umzulaufen anfaͤngt. Der Erfolg iſt einerlei, der
Leiter mag poſitiv oder negativ geladen ſein.
Lichtenbergiſche Figuren.
Es giebt noch eine andre Erſcheinung, die auf aͤhnliche Weiſe
auf eine Ungleichheit im Ausſtroͤmen der poſitiven und der nega-
tiven Electricitaͤt hindeutet. Lichtenberg, der ſich ums Jahr
1777 viel mit electriſchen Verſuchen beſchaͤftigte, bemerkte, daß
der Staub auf glatten Harzplatten oft in auffallenden Figuren
geordnet war, und nach einigen Verſuchen, den wahren Urſprung
dieſer Figuren zu finden, entdeckte er das Mittel, ſie nach Willkuͤr
hervorzubringen. Hat man einen duͤnnen Harzguß mit glatter
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/276>, abgerufen am 22.11.2024.
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