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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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dert, so erscheinen die geästelten positiven Figuren weiß, von aus-
gesondertem Schwefel, und der Mennig liegt in der Ferne zer-
streut, dagegen erscheinen die runden negativen Figuren roth, in-
dem hier der Schwefel unregelmäßig zerstreut abwärts getrieben
wird. Hier scheint also der Schwefel mehr negativ von den posi-
tiv electrisirten Stellen angezogen zu werden, der Mennig mehr
von den negativen. Andre Mischungen zeigen ähnliche Verschie-
denheiten.



Sechszehnte Vorlesung.


Erfindung der electrischen Flasche.

Früher als man von den Erscheinungen, mit denen ich Sie
neulich unterhalten habe, und die zuerst Canton 1753, darauf
Wilke und Aepinus kennen lehrten, etwas wußte, trat un-
erwartet und im höchsten Grade überraschend eine electrische Er-
scheinung hervor, die zum ersten Male die Electricität als eine
Kraft, deren Wirkung Schrecken erregen könne, kennen lehrte.
Im Jahre 1745 bemerkte zuerst von Kleist, daß man einen
ungewöhnlich starken electrischen Schlag erhalte, wenn man ein
mit Wasser nicht ganz gefülltes Glas, aus welchem ein eiserner
Nagel in das Wasser gesetzt hervorragt, in der Hand hält, das
Wasser nebst dem Nagel electrisirt, und endlich mit der andern
Hand den Nagel berührt. Einen ganz ähnlichen Versuch stellte
Cunaeus in Leiden etwas später an. Er hoffte, ein rund
um von Glas umgebenes Wasser, dem man durch einen Leiter
die Electricität zuführe, werde diese nicht so leicht verlieren; da
es sich nun einmal zufällig traf, daß er bei dem Electrisiren das
Glas in der Hand hielt, und dann mit der andern Hand den
Drath, durch welchen dem Wasser die Electricität zugeführt war,
berührte, so erhielt er einen heftigen Schlag, den er von der La-
dung einer so geringen Wassermenge gar nicht erwartet hatte.
Dieser Versuch erhielt den Namen des Leidener Versuches, die

dert, ſo erſcheinen die geaͤſtelten poſitiven Figuren weiß, von aus-
geſondertem Schwefel, und der Mennig liegt in der Ferne zer-
ſtreut, dagegen erſcheinen die runden negativen Figuren roth, in-
dem hier der Schwefel unregelmaͤßig zerſtreut abwaͤrts getrieben
wird. Hier ſcheint alſo der Schwefel mehr negativ von den poſi-
tiv electriſirten Stellen angezogen zu werden, der Mennig mehr
von den negativen. Andre Miſchungen zeigen aͤhnliche Verſchie-
denheiten.



Sechszehnte Vorleſung.


Erfindung der electriſchen Flaſche.

Fruͤher als man von den Erſcheinungen, mit denen ich Sie
neulich unterhalten habe, und die zuerſt Canton 1753, darauf
Wilke und Aepinus kennen lehrten, etwas wußte, trat un-
erwartet und im hoͤchſten Grade uͤberraſchend eine electriſche Er-
ſcheinung hervor, die zum erſten Male die Electricitaͤt als eine
Kraft, deren Wirkung Schrecken erregen koͤnne, kennen lehrte.
Im Jahre 1745 bemerkte zuerſt von Kleiſt, daß man einen
ungewoͤhnlich ſtarken electriſchen Schlag erhalte, wenn man ein
mit Waſſer nicht ganz gefuͤlltes Glas, aus welchem ein eiſerner
Nagel in das Waſſer geſetzt hervorragt, in der Hand haͤlt, das
Waſſer nebſt dem Nagel electriſirt, und endlich mit der andern
Hand den Nagel beruͤhrt. Einen ganz aͤhnlichen Verſuch ſtellte
Cunaeus in Leiden etwas ſpaͤter an. Er hoffte, ein rund
um von Glas umgebenes Waſſer, dem man durch einen Leiter
die Electricitaͤt zufuͤhre, werde dieſe nicht ſo leicht verlieren; da
es ſich nun einmal zufaͤllig traf, daß er bei dem Electriſiren das
Glas in der Hand hielt, und dann mit der andern Hand den
Drath, durch welchen dem Waſſer die Electricitaͤt zugefuͤhrt war,
beruͤhrte, ſo erhielt er einen heftigen Schlag, den er von der La-
dung einer ſo geringen Waſſermenge gar nicht erwartet hatte.
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[265/0279] dert, ſo erſcheinen die geaͤſtelten poſitiven Figuren weiß, von aus- geſondertem Schwefel, und der Mennig liegt in der Ferne zer- ſtreut, dagegen erſcheinen die runden negativen Figuren roth, in- dem hier der Schwefel unregelmaͤßig zerſtreut abwaͤrts getrieben wird. Hier ſcheint alſo der Schwefel mehr negativ von den poſi- tiv electriſirten Stellen angezogen zu werden, der Mennig mehr von den negativen. Andre Miſchungen zeigen aͤhnliche Verſchie- denheiten. Sechszehnte Vorleſung. Erfindung der electriſchen Flaſche. Fruͤher als man von den Erſcheinungen, mit denen ich Sie neulich unterhalten habe, und die zuerſt Canton 1753, darauf Wilke und Aepinus kennen lehrten, etwas wußte, trat un- erwartet und im hoͤchſten Grade uͤberraſchend eine electriſche Er- ſcheinung hervor, die zum erſten Male die Electricitaͤt als eine Kraft, deren Wirkung Schrecken erregen koͤnne, kennen lehrte. Im Jahre 1745 bemerkte zuerſt von Kleiſt, daß man einen ungewoͤhnlich ſtarken electriſchen Schlag erhalte, wenn man ein mit Waſſer nicht ganz gefuͤlltes Glas, aus welchem ein eiſerner Nagel in das Waſſer geſetzt hervorragt, in der Hand haͤlt, das Waſſer nebſt dem Nagel electriſirt, und endlich mit der andern Hand den Nagel beruͤhrt. Einen ganz aͤhnlichen Verſuch ſtellte Cunaeus in Leiden etwas ſpaͤter an. Er hoffte, ein rund um von Glas umgebenes Waſſer, dem man durch einen Leiter die Electricitaͤt zufuͤhre, werde dieſe nicht ſo leicht verlieren; da es ſich nun einmal zufaͤllig traf, daß er bei dem Electriſiren das Glas in der Hand hielt, und dann mit der andern Hand den Drath, durch welchen dem Waſſer die Electricitaͤt zugefuͤhrt war, beruͤhrte, ſo erhielt er einen heftigen Schlag, den er von der La- dung einer ſo geringen Waſſermenge gar nicht erwartet hatte. Dieſer Verſuch erhielt den Namen des Leidener Verſuches, die

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/279>, abgerufen am 22.11.2024.