Flasche ward die Leidener Flasche oder die Kleistische Flasche ge- nannt; ich werde sie die electrische Flasche oder die Verstärkungs- flasche nennen.
Metallplatten unter gegenseitigem Einflusse geladen.
Allerdings lag in diesem Versuche etwas ganz Unerwartetes. Wird die Flasche auf den Tisch gesetzt und das Wasser electrisirt, so kann man sie aufheben, und entladen, ohne einen erheblichen Schlag zu bekommen; -- kurz, es erhellt im ersten Anblicke gar nicht, von welchen Umständen diese Ladung, deren Wirkung so empfindlich ist, abhängt. Eine genauere Bekanntschaft mit den Erscheinungen, die durch Vertheilung der Electricität hervorgehen, hat erst nach und nach zur richtigen Beurtheilung dieser Erfolge geführt, zu welcher wir am besten durch folgende Versuche gelan- gen. Es sei (Fig. 77.) AB eine vertical aufgestellte Glasplatte, an deren beiden Seiten gleich große, dicht an sie anschließende, glatte Metallplatten CD, EF, aufgestellt werden. Diese Metall- platten müssen auf recht gut isolirenden Glasfüßen befestigt sein und selbst durchaus keine scharfe Ecken darbieten, um so wenig als möglich Electricität durch Ausströmen zu verlieren; sie müssen auch etwas kleiner als die Glasplatte sein, damit rund um sie ein hinreichend breiter Rand der Glasplatte ein Ueberschlagen von Fun- ken um das Glas weg von C nach E hindre, und man kann sie nun entweder recht nahe an die Glasplatte sich anlehnen oder ein wenig von derselben entfernt lassen. Man bringt den Conductor L einer Electrisirmaschine so an CD, daß die Funken von dem- selben auf CD überschlagen und CD ebenso wie der Conductor positiv geladen wird; man bemerkt, daß nachdem ein Funke oder einige Funken übergegangen sind, das Funkenschlagen unbedeutend wird, zum Zeichen, daß CD ebenso stark, als jener Leiter selbst geladen ist; aber mit Verwunderung bemerkt man, daß auch die Platte EF, wenn man sie nahe an die Glasplatte setzt und sie dann berührt, Funken giebt, und daß neue Funken vom Con- ductor auf CD schlagen, wenn man unterdeß aus EF Funken zieht. Daß diese aus EF hervorgehenden Funken nicht einer durch Mittheilung von CD dorthin gelangten Electricität ihren Ursprung verdanken, versteht sich von selbst, da das Glas weit sicherer als
Flaſche ward die Leidener Flaſche oder die Kleiſtiſche Flaſche ge- nannt; ich werde ſie die electriſche Flaſche oder die Verſtaͤrkungs- flaſche nennen.
Metallplatten unter gegenſeitigem Einfluſſe geladen.
Allerdings lag in dieſem Verſuche etwas ganz Unerwartetes. Wird die Flaſche auf den Tiſch geſetzt und das Waſſer electriſirt, ſo kann man ſie aufheben, und entladen, ohne einen erheblichen Schlag zu bekommen; — kurz, es erhellt im erſten Anblicke gar nicht, von welchen Umſtaͤnden dieſe Ladung, deren Wirkung ſo empfindlich iſt, abhaͤngt. Eine genauere Bekanntſchaft mit den Erſcheinungen, die durch Vertheilung der Electricitaͤt hervorgehen, hat erſt nach und nach zur richtigen Beurtheilung dieſer Erfolge gefuͤhrt, zu welcher wir am beſten durch folgende Verſuche gelan- gen. Es ſei (Fig. 77.) AB eine vertical aufgeſtellte Glasplatte, an deren beiden Seiten gleich große, dicht an ſie anſchließende, glatte Metallplatten CD, EF, aufgeſtellt werden. Dieſe Metall- platten muͤſſen auf recht gut iſolirenden Glasfuͤßen befeſtigt ſein und ſelbſt durchaus keine ſcharfe Ecken darbieten, um ſo wenig als moͤglich Electricitaͤt durch Ausſtroͤmen zu verlieren; ſie muͤſſen auch etwas kleiner als die Glasplatte ſein, damit rund um ſie ein hinreichend breiter Rand der Glasplatte ein Ueberſchlagen von Fun- ken um das Glas weg von C nach E hindre, und man kann ſie nun entweder recht nahe an die Glasplatte ſich anlehnen oder ein wenig von derſelben entfernt laſſen. Man bringt den Conductor L einer Electriſirmaſchine ſo an CD, daß die Funken von dem- ſelben auf CD uͤberſchlagen und CD ebenſo wie der Conductor poſitiv geladen wird; man bemerkt, daß nachdem ein Funke oder einige Funken uͤbergegangen ſind, das Funkenſchlagen unbedeutend wird, zum Zeichen, daß CD ebenſo ſtark, als jener Leiter ſelbſt geladen iſt; aber mit Verwunderung bemerkt man, daß auch die Platte EF, wenn man ſie nahe an die Glasplatte ſetzt und ſie dann beruͤhrt, Funken giebt, und daß neue Funken vom Con- ductor auf CD ſchlagen, wenn man unterdeß aus EF Funken zieht. Daß dieſe aus EF hervorgehenden Funken nicht einer durch Mittheilung von CD dorthin gelangten Electricitaͤt ihren Urſprung verdanken, verſteht ſich von ſelbſt, da das Glas weit ſicherer als
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Flaſche ward die Leidener Flaſche oder die Kleiſtiſche Flaſche ge-
nannt; ich werde ſie die electriſche Flaſche oder die Verſtaͤrkungs-
flaſche nennen.
Metallplatten unter gegenſeitigem Einfluſſe geladen.
Allerdings lag in dieſem Verſuche etwas ganz Unerwartetes.
Wird die Flaſche auf den Tiſch geſetzt und das Waſſer electriſirt,
ſo kann man ſie aufheben, und entladen, ohne einen erheblichen
Schlag zu bekommen; — kurz, es erhellt im erſten Anblicke gar
nicht, von welchen Umſtaͤnden dieſe Ladung, deren Wirkung ſo
empfindlich iſt, abhaͤngt. Eine genauere Bekanntſchaft mit den
Erſcheinungen, die durch Vertheilung der Electricitaͤt hervorgehen,
hat erſt nach und nach zur richtigen Beurtheilung dieſer Erfolge
gefuͤhrt, zu welcher wir am beſten durch folgende Verſuche gelan-
gen. Es ſei (Fig. 77.) AB eine vertical aufgeſtellte Glasplatte,
an deren beiden Seiten gleich große, dicht an ſie anſchließende,
glatte Metallplatten CD, EF, aufgeſtellt werden. Dieſe Metall-
platten muͤſſen auf recht gut iſolirenden Glasfuͤßen befeſtigt ſein
und ſelbſt durchaus keine ſcharfe Ecken darbieten, um ſo wenig
als moͤglich Electricitaͤt durch Ausſtroͤmen zu verlieren; ſie muͤſſen
auch etwas kleiner als die Glasplatte ſein, damit rund um ſie ein
hinreichend breiter Rand der Glasplatte ein Ueberſchlagen von Fun-
ken um das Glas weg von C nach E hindre, und man kann ſie
nun entweder recht nahe an die Glasplatte ſich anlehnen oder ein
wenig von derſelben entfernt laſſen. Man bringt den Conductor
L einer Electriſirmaſchine ſo an CD, daß die Funken von dem-
ſelben auf CD uͤberſchlagen und CD ebenſo wie der Conductor
poſitiv geladen wird; man bemerkt, daß nachdem ein Funke oder
einige Funken uͤbergegangen ſind, das Funkenſchlagen unbedeutend
wird, zum Zeichen, daß CD ebenſo ſtark, als jener Leiter ſelbſt
geladen iſt; aber mit Verwunderung bemerkt man, daß auch die
Platte EF, wenn man ſie nahe an die Glasplatte ſetzt und ſie
dann beruͤhrt, Funken giebt, und daß neue Funken vom Con-
ductor auf CD ſchlagen, wenn man unterdeß aus EF Funken
zieht. Daß dieſe aus EF hervorgehenden Funken nicht einer durch
Mittheilung von CD dorthin gelangten Electricitaͤt ihren Urſprung
verdanken, verſteht ſich von ſelbſt, da das Glas weit ſicherer als
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/280>, abgerufen am 22.11.2024.
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