Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

Einige Zündungsversuche fordern besondre Vorkehrungen. So
leicht das Schießpulver sich entzündet, so erfolgt diese Entzündung
doch nicht, wenn man den Schlag, selbst einer starken Flasche,
durch die gewöhnliche Entladung vermittelst metallener Leiter durch
dasselbe gehen läßt, sondern es wird dann nur herumgeworfen.
Läßt man dagegen die Leitung durch eine feuchte hänfene Schnur
gehen, so entzündet sich das Schießpulver durch eben denselben
Schlag gewiß. Der weniger schnelle, obgleich immer noch als
momentan erscheinende, Durchgang des electrischen Funkens, der
bei der schlechten Leitung des feuchten Körpers mehr Widerstand
findet, muß wohl hier gerade nöthig sein, um dem Entzünden des
Schießpulvers Zeit zu lassen, statt daß die noch mehr in einem ein-
zigen Stoß vereinigte Wirkung der vollkommen guten Leitung zu
schnell vorübergehend war. Statt der befeuchteten Schnur kann
man auch eine Röhre mit Wasser als Theil der Leitung anbringen,
und Leuthwaite bemerkt, daß eine Flasche von 1 Quadratfuß
Belegung zu dem Versuche hinreiche, daß er aber nicht gelinge,
wenn man die Röhre mit Schwefelsäure, als einem bessern
Leiter, füllt.

Wenn man zwischen den Kugeln des henleyschen Ausladers
einen dünnen Metalldrath ausspannt, und durch diesen den Fun-
ken einer Batterie von 20, 30 Quadratfuß Belegung gehen läßt;
so erhitzt sich der Drath, weil er zu dünne ist, um diese große Menge
electrischer Materie mit Leichtigkeit durchzuleiten. Harris hat
den Grad dieser Erhitzung mit einer Art von Luftthermometer un-
tersucht, indem er (Fig. 94.) den dünnen Drath AB, durch eine
mit Luft gefüllte Kugel gehen ließ, und die Ausdehnung der Luft
an dem Zurückdrängen des Quecksilbers in der Röhre CD beobach-
tete. Nahm man gleich dicke Dräthe aus verschiedenen Metallen,
so betrug die Ausdehnung der Luft für Silber und Kupfer nur
6 Theile, für Gold 9, Zink 18, Platin und Eisen 30, Zinn 36,
Blei 72; offenbar wurden die schlechter leitenden Metalle stärker
erhitzt.

Diese Erhitzung geht nun bei dünnen Dräthen und starken
Batterien so weit, daß die Dräthe schmelzen und die geschmolzenen
Tropfen glühend umhergeworfen werden. Diese Schmelzung ge-


Einige Zuͤndungsverſuche fordern beſondre Vorkehrungen. So
leicht das Schießpulver ſich entzuͤndet, ſo erfolgt dieſe Entzuͤndung
doch nicht, wenn man den Schlag, ſelbſt einer ſtarken Flaſche,
durch die gewoͤhnliche Entladung vermittelſt metallener Leiter durch
dasſelbe gehen laͤßt, ſondern es wird dann nur herumgeworfen.
Laͤßt man dagegen die Leitung durch eine feuchte haͤnfene Schnur
gehen, ſo entzuͤndet ſich das Schießpulver durch eben denſelben
Schlag gewiß. Der weniger ſchnelle, obgleich immer noch als
momentan erſcheinende, Durchgang des electriſchen Funkens, der
bei der ſchlechten Leitung des feuchten Koͤrpers mehr Widerſtand
findet, muß wohl hier gerade noͤthig ſein, um dem Entzuͤnden des
Schießpulvers Zeit zu laſſen, ſtatt daß die noch mehr in einem ein-
zigen Stoß vereinigte Wirkung der vollkommen guten Leitung zu
ſchnell voruͤbergehend war. Statt der befeuchteten Schnur kann
man auch eine Roͤhre mit Waſſer als Theil der Leitung anbringen,
und Leuthwaite bemerkt, daß eine Flaſche von 1 Quadratfuß
Belegung zu dem Verſuche hinreiche, daß er aber nicht gelinge,
wenn man die Roͤhre mit Schwefelſaͤure, als einem beſſern
Leiter, fuͤllt.

Wenn man zwiſchen den Kugeln des henleyſchen Ausladers
einen duͤnnen Metalldrath ausſpannt, und durch dieſen den Fun-
ken einer Batterie von 20, 30 Quadratfuß Belegung gehen laͤßt;
ſo erhitzt ſich der Drath, weil er zu duͤnne iſt, um dieſe große Menge
electriſcher Materie mit Leichtigkeit durchzuleiten. Harris hat
den Grad dieſer Erhitzung mit einer Art von Luftthermometer un-
terſucht, indem er (Fig. 94.) den duͤnnen Drath AB, durch eine
mit Luft gefuͤllte Kugel gehen ließ, und die Ausdehnung der Luft
an dem Zuruͤckdraͤngen des Queckſilbers in der Roͤhre CD beobach-
tete. Nahm man gleich dicke Draͤthe aus verſchiedenen Metallen,
ſo betrug die Ausdehnung der Luft fuͤr Silber und Kupfer nur
6 Theile, fuͤr Gold 9, Zink 18, Platin und Eiſen 30, Zinn 36,
Blei 72; offenbar wurden die ſchlechter leitenden Metalle ſtaͤrker
erhitzt.

Dieſe Erhitzung geht nun bei duͤnnen Draͤthen und ſtarken
Batterien ſo weit, daß die Draͤthe ſchmelzen und die geſchmolzenen
Tropfen gluͤhend umhergeworfen werden. Dieſe Schmelzung ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0315" n="301"/><lb/>
          <p>Einige Zu&#x0364;ndungsver&#x017F;uche fordern be&#x017F;ondre Vorkehrungen. So<lb/>
leicht das Schießpulver &#x017F;ich entzu&#x0364;ndet, &#x017F;o erfolgt die&#x017F;e Entzu&#x0364;ndung<lb/>
doch nicht, wenn man den Schlag, &#x017F;elb&#x017F;t einer &#x017F;tarken Fla&#x017F;che,<lb/>
durch die gewo&#x0364;hnliche Entladung vermittel&#x017F;t metallener Leiter durch<lb/>
das&#x017F;elbe gehen la&#x0364;ßt, &#x017F;ondern es wird dann nur herumgeworfen.<lb/>
La&#x0364;ßt man dagegen die Leitung durch eine feuchte ha&#x0364;nfene Schnur<lb/>
gehen, &#x017F;o entzu&#x0364;ndet &#x017F;ich das Schießpulver durch eben den&#x017F;elben<lb/>
Schlag gewiß. Der weniger &#x017F;chnelle, obgleich immer noch als<lb/>
momentan er&#x017F;cheinende, Durchgang des electri&#x017F;chen Funkens, der<lb/>
bei der &#x017F;chlechten Leitung des feuchten Ko&#x0364;rpers mehr Wider&#x017F;tand<lb/>
findet, muß wohl hier gerade no&#x0364;thig &#x017F;ein, um dem Entzu&#x0364;nden des<lb/>
Schießpulvers Zeit zu la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;tatt daß die noch mehr in einem ein-<lb/>
zigen Stoß vereinigte Wirkung der vollkommen guten Leitung zu<lb/>
&#x017F;chnell voru&#x0364;bergehend war. Statt der befeuchteten Schnur kann<lb/>
man auch eine Ro&#x0364;hre mit Wa&#x017F;&#x017F;er als Theil der Leitung anbringen,<lb/>
und <hi rendition="#g">Leuthwaite</hi> bemerkt, daß eine Fla&#x017F;che von 1 Quadratfuß<lb/>
Belegung zu dem Ver&#x017F;uche hinreiche, daß er aber nicht gelinge,<lb/>
wenn man die Ro&#x0364;hre mit Schwefel&#x017F;a&#x0364;ure, als einem be&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
Leiter, fu&#x0364;llt.</p><lb/>
          <p>Wenn man zwi&#x017F;chen den Kugeln des henley&#x017F;chen Ausladers<lb/>
einen du&#x0364;nnen Metalldrath aus&#x017F;pannt, und durch die&#x017F;en den Fun-<lb/>
ken einer Batterie von 20, 30 Quadratfuß Belegung gehen la&#x0364;ßt;<lb/>
&#x017F;o erhitzt &#x017F;ich der Drath, weil er zu du&#x0364;nne i&#x017F;t, um die&#x017F;e große Menge<lb/>
electri&#x017F;cher Materie mit Leichtigkeit durchzuleiten. <hi rendition="#g">Harris</hi> hat<lb/>
den Grad die&#x017F;er Erhitzung mit einer Art von Luftthermometer un-<lb/>
ter&#x017F;ucht, indem er (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 94.</hi></hi>) den du&#x0364;nnen Drath <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB,</hi></hi> durch eine<lb/>
mit Luft gefu&#x0364;llte Kugel gehen ließ, und die Ausdehnung der Luft<lb/>
an dem Zuru&#x0364;ckdra&#x0364;ngen des Queck&#x017F;ilbers in der Ro&#x0364;hre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CD</hi></hi> beobach-<lb/>
tete. Nahm man gleich dicke Dra&#x0364;the aus ver&#x017F;chiedenen Metallen,<lb/>
&#x017F;o betrug die Ausdehnung der Luft fu&#x0364;r Silber und Kupfer nur<lb/>
6 Theile, fu&#x0364;r Gold 9, Zink 18, Platin und Ei&#x017F;en 30, Zinn 36,<lb/>
Blei 72; offenbar wurden die &#x017F;chlechter leitenden Metalle &#x017F;ta&#x0364;rker<lb/>
erhitzt.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Erhitzung geht nun bei du&#x0364;nnen Dra&#x0364;then und &#x017F;tarken<lb/>
Batterien &#x017F;o weit, daß die Dra&#x0364;the &#x017F;chmelzen und die ge&#x017F;chmolzenen<lb/>
Tropfen glu&#x0364;hend umhergeworfen werden. Die&#x017F;e Schmelzung ge-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0315] Einige Zuͤndungsverſuche fordern beſondre Vorkehrungen. So leicht das Schießpulver ſich entzuͤndet, ſo erfolgt dieſe Entzuͤndung doch nicht, wenn man den Schlag, ſelbſt einer ſtarken Flaſche, durch die gewoͤhnliche Entladung vermittelſt metallener Leiter durch dasſelbe gehen laͤßt, ſondern es wird dann nur herumgeworfen. Laͤßt man dagegen die Leitung durch eine feuchte haͤnfene Schnur gehen, ſo entzuͤndet ſich das Schießpulver durch eben denſelben Schlag gewiß. Der weniger ſchnelle, obgleich immer noch als momentan erſcheinende, Durchgang des electriſchen Funkens, der bei der ſchlechten Leitung des feuchten Koͤrpers mehr Widerſtand findet, muß wohl hier gerade noͤthig ſein, um dem Entzuͤnden des Schießpulvers Zeit zu laſſen, ſtatt daß die noch mehr in einem ein- zigen Stoß vereinigte Wirkung der vollkommen guten Leitung zu ſchnell voruͤbergehend war. Statt der befeuchteten Schnur kann man auch eine Roͤhre mit Waſſer als Theil der Leitung anbringen, und Leuthwaite bemerkt, daß eine Flaſche von 1 Quadratfuß Belegung zu dem Verſuche hinreiche, daß er aber nicht gelinge, wenn man die Roͤhre mit Schwefelſaͤure, als einem beſſern Leiter, fuͤllt. Wenn man zwiſchen den Kugeln des henleyſchen Ausladers einen duͤnnen Metalldrath ausſpannt, und durch dieſen den Fun- ken einer Batterie von 20, 30 Quadratfuß Belegung gehen laͤßt; ſo erhitzt ſich der Drath, weil er zu duͤnne iſt, um dieſe große Menge electriſcher Materie mit Leichtigkeit durchzuleiten. Harris hat den Grad dieſer Erhitzung mit einer Art von Luftthermometer un- terſucht, indem er (Fig. 94.) den duͤnnen Drath AB, durch eine mit Luft gefuͤllte Kugel gehen ließ, und die Ausdehnung der Luft an dem Zuruͤckdraͤngen des Queckſilbers in der Roͤhre CD beobach- tete. Nahm man gleich dicke Draͤthe aus verſchiedenen Metallen, ſo betrug die Ausdehnung der Luft fuͤr Silber und Kupfer nur 6 Theile, fuͤr Gold 9, Zink 18, Platin und Eiſen 30, Zinn 36, Blei 72; offenbar wurden die ſchlechter leitenden Metalle ſtaͤrker erhitzt. Dieſe Erhitzung geht nun bei duͤnnen Draͤthen und ſtarken Batterien ſo weit, daß die Draͤthe ſchmelzen und die geſchmolzenen Tropfen gluͤhend umhergeworfen werden. Dieſe Schmelzung ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/315
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/315>, abgerufen am 21.11.2024.