bei dem Quecksilberthermometer und Luftthermometer. Ueber die Mittel, uns in Hinsicht hierauf genauer zu belehren, werde ich in der Folge noch gelegentlich etwas erwähnen.
Thermometer für die größte und kleinste Wärme.
Um aber jetzt alles zusammen zu fassen, was die Thermo- metrie betrifft, muß ich doch noch ein Wort über diejenigen Ther- mometer sagen, welche die größte und kleinste Wärme in Abwesen- heit des Beobachters angeben. Unter den verschiedenen hiezu in Vorschlag gebrachten Einrichtungen scheint folgende am meisten Beifall gefunden zu haben. Wenn ein mit Weingeist gefülltes Thermometer mit horizontalliegender Röhre AB angewandt wird, (Fig. 8.), so folgt in einer sehr engen Röhre der Weingeist ebenso den Gesetzen der Ausdehnung durch die Wärme, wie in einer verticalen Röhre, weil die Adhäsion ihn hindert, eine nach der Länge der Röhre ausgedehnte Oberfläche anzunehmen und er sich daher in einer auf die Länge der Röhre senkrechten Oberfläche wie ed endigt. Von einem Quecksilberthermometer mit enger Röhre gilt eben das. Nun ist die Adhäsion des Weingeists an ein darin befindliches Glasstäbchen so bedeutend, daß jener ein feines Glas- stäbchen nicht trocken liegend zurückläßt, wenn die Zusammenziehung durch die Kälte den Weingeist von dem Orte zurückzieht, wo das Glasstückchen liegt; das Glasstäbchen geht daher mit der Oberfläche des Weingeistes nach der Richtung gegen A hin mit zurück und bezeichnet immerfort die Stelle der Oberfläche, so lange die Abküh- lung zunimmt. Fängt dagegen der Weingeist wieder an sich aus- zudehnen, so bleibt das von allen Seiten mit der Flüssigkeit umge- bene Glasstückchen liegen, weil die von allen Seiten gleiche Adhä- sion gar keine Kraft mehr ausübt, um die Schwere und Reibung des an der Röhre anliegenden Glasstäbchens zu überwinden, und der Beobachter findet die geringste Wärme angezeigt, ohne zu der Zeit, da sie statt fand, selbst gegenwärtig gewesen zu sein.
Ein ähnliches Mittel giebt es für die größte Wärme, indem im Quecksilberthermometer, dessen Röhre horizontal liegt, ein Stahlstäbchen oder andrer Körper vor der sich ausdehnenden Queck- silbermasse her fortgedrängt wird, aber an der Stelle, wo diese wieder anfängt sich zurückzuziehen, liegen bleibt, also den Stand
bei dem Queckſilberthermometer und Luftthermometer. Ueber die Mittel, uns in Hinſicht hierauf genauer zu belehren, werde ich in der Folge noch gelegentlich etwas erwaͤhnen.
Thermometer fuͤr die groͤßte und kleinſte Waͤrme.
Um aber jetzt alles zuſammen zu faſſen, was die Thermo- metrie betrifft, muß ich doch noch ein Wort uͤber diejenigen Ther- mometer ſagen, welche die groͤßte und kleinſte Waͤrme in Abweſen- heit des Beobachters angeben. Unter den verſchiedenen hiezu in Vorſchlag gebrachten Einrichtungen ſcheint folgende am meiſten Beifall gefunden zu haben. Wenn ein mit Weingeiſt gefuͤlltes Thermometer mit horizontalliegender Roͤhre AB angewandt wird, (Fig. 8.), ſo folgt in einer ſehr engen Roͤhre der Weingeiſt ebenſo den Geſetzen der Ausdehnung durch die Waͤrme, wie in einer verticalen Roͤhre, weil die Adhaͤſion ihn hindert, eine nach der Laͤnge der Roͤhre ausgedehnte Oberflaͤche anzunehmen und er ſich daher in einer auf die Laͤnge der Roͤhre ſenkrechten Oberflaͤche wie ed endigt. Von einem Queckſilberthermometer mit enger Roͤhre gilt eben das. Nun iſt die Adhaͤſion des Weingeiſts an ein darin befindliches Glasſtaͤbchen ſo bedeutend, daß jener ein feines Glas- ſtaͤbchen nicht trocken liegend zuruͤcklaͤßt, wenn die Zuſammenziehung durch die Kaͤlte den Weingeiſt von dem Orte zuruͤckzieht, wo das Glasſtuͤckchen liegt; das Glasſtaͤbchen geht daher mit der Oberflaͤche des Weingeiſtes nach der Richtung gegen A hin mit zuruͤck und bezeichnet immerfort die Stelle der Oberflaͤche, ſo lange die Abkuͤh- lung zunimmt. Faͤngt dagegen der Weingeiſt wieder an ſich aus- zudehnen, ſo bleibt das von allen Seiten mit der Fluͤſſigkeit umge- bene Glasſtuͤckchen liegen, weil die von allen Seiten gleiche Adhaͤ- ſion gar keine Kraft mehr ausuͤbt, um die Schwere und Reibung des an der Roͤhre anliegenden Glasſtaͤbchens zu uͤberwinden, und der Beobachter findet die geringſte Waͤrme angezeigt, ohne zu der Zeit, da ſie ſtatt fand, ſelbſt gegenwaͤrtig geweſen zu ſein.
Ein aͤhnliches Mittel giebt es fuͤr die groͤßte Waͤrme, indem im Queckſilberthermometer, deſſen Roͤhre horizontal liegt, ein Stahlſtaͤbchen oder andrer Koͤrper vor der ſich ausdehnenden Queck- ſilbermaſſe her fortgedraͤngt wird, aber an der Stelle, wo dieſe wieder anfaͤngt ſich zuruͤckzuziehen, liegen bleibt, alſo den Stand
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bei dem Queckſilberthermometer und Luftthermometer. Ueber die
Mittel, uns in Hinſicht hierauf genauer zu belehren, werde ich in
der Folge noch gelegentlich etwas erwaͤhnen.
Thermometer fuͤr die groͤßte und kleinſte Waͤrme.
Um aber jetzt alles zuſammen zu faſſen, was die Thermo-
metrie betrifft, muß ich doch noch ein Wort uͤber diejenigen Ther-
mometer ſagen, welche die groͤßte und kleinſte Waͤrme in Abweſen-
heit des Beobachters angeben. Unter den verſchiedenen hiezu in
Vorſchlag gebrachten Einrichtungen ſcheint folgende am meiſten
Beifall gefunden zu haben. Wenn ein mit Weingeiſt gefuͤlltes
Thermometer mit horizontalliegender Roͤhre AB angewandt wird,
(Fig. 8.), ſo folgt in einer ſehr engen Roͤhre der Weingeiſt ebenſo
den Geſetzen der Ausdehnung durch die Waͤrme, wie in einer
verticalen Roͤhre, weil die Adhaͤſion ihn hindert, eine nach der
Laͤnge der Roͤhre ausgedehnte Oberflaͤche anzunehmen und er ſich
daher in einer auf die Laͤnge der Roͤhre ſenkrechten Oberflaͤche wie
ed endigt. Von einem Queckſilberthermometer mit enger Roͤhre
gilt eben das. Nun iſt die Adhaͤſion des Weingeiſts an ein darin
befindliches Glasſtaͤbchen ſo bedeutend, daß jener ein feines Glas-
ſtaͤbchen nicht trocken liegend zuruͤcklaͤßt, wenn die Zuſammenziehung
durch die Kaͤlte den Weingeiſt von dem Orte zuruͤckzieht, wo das
Glasſtuͤckchen liegt; das Glasſtaͤbchen geht daher mit der Oberflaͤche
des Weingeiſtes nach der Richtung gegen A hin mit zuruͤck und
bezeichnet immerfort die Stelle der Oberflaͤche, ſo lange die Abkuͤh-
lung zunimmt. Faͤngt dagegen der Weingeiſt wieder an ſich aus-
zudehnen, ſo bleibt das von allen Seiten mit der Fluͤſſigkeit umge-
bene Glasſtuͤckchen liegen, weil die von allen Seiten gleiche Adhaͤ-
ſion gar keine Kraft mehr ausuͤbt, um die Schwere und Reibung
des an der Roͤhre anliegenden Glasſtaͤbchens zu uͤberwinden, und
der Beobachter findet die geringſte Waͤrme angezeigt, ohne zu der
Zeit, da ſie ſtatt fand, ſelbſt gegenwaͤrtig geweſen zu ſein.
Ein aͤhnliches Mittel giebt es fuͤr die groͤßte Waͤrme, indem
im Queckſilberthermometer, deſſen Roͤhre horizontal liegt, ein
Stahlſtaͤbchen oder andrer Koͤrper vor der ſich ausdehnenden Queck-
ſilbermaſſe her fortgedraͤngt wird, aber an der Stelle, wo dieſe
wieder anfaͤngt ſich zuruͤckzuziehen, liegen bleibt, alſo den Stand
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/34>, abgerufen am 21.11.2024.
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