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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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klären sich die Erscheinungen, wo ein Körper aufgelöst und der
andre dafür niedergeschlagen wird, indeß bleibt der Chemie hier
die Erklärung im Einzelnen vorbehalten, da theils die Ueber-
windung der Cohäsionskräfte einen großen Theil der wirkenden
Kräfte erfordern kann, wodurch dann die Auflösung gehindert wird,
theils die Einwirkung mehrerer Körpertheilchen eines an sich we-
niger entgegengesetzt electrischen Körpers gar wohl stärker sein kann,
als die Einwirkung weniger Theilchen eines entfernter stehenden
Körpers; und so kommen hier noch viele einzelne Umstände in Be-
trachtung. Als Beispiel solcher Ueberlegungen theile ich nur eines
mit. Wenn ein Metall in Wasser getaucht wird, so ist die An-
ziehung des Wasserstoffs gegen den Sauerstoff in den Wasser-
theilchen zu stark, als daß beide getrennt werden sollten und eine
Wasserzersetzung entstände; aber wenn Säure zum Wasser kommt,
so ist der Gegensatz zwischen dem gesäuerten Wasser und dem Me-
talle verstärkt, wodurch dies in Stand gesetzt wird, das Oxygen an
sich zu reißen und das Wasser zu zersetzen.

Diese Theorie erklärt eine Menge einzelner Erscheinungen,
ja sie giebt zugleich einen Aufschluß über die Reihenfolge der elec-
tromotorisch wirkenden Körper, indem sie einen Grund übersehen
läßt, warum diejenigen Metalle die am stärksten positiven sind,
deren Oxyde am meisten Verwandtschaft zu den Säuren zeigen;
-- diese stärkere Verwandtschaft zu den Säuren ist nämlich selbst
durch die electro-positive Natur des Metalles bestimmt. Dagegen
bleibt uns allerdings noch manches dunkel, worüber die sinnliche
Wahrnehmung keine unmittelbare Belehrung geben kann. Die
Körpertheilchen sind aufs innigste verbunden und zeigen sich den-
noch in entgegengesetzt electrischem Zustande, obgleich man denken
sollte, es müßte hier eine Ausgleichung beider Electricitäten statt
finden. Die Körpertheilchen bleiben in diesem entgegengesetzten
Zustande, obgleich sie im Augenblicke der Verbindung in so vielen
Fällen durch eine Licht-Erscheinung eine theilweise Vereinigung
beider Electricitäten zeigen. Alle Körper nehmen ihren bestimm-
ten Platz in dieser electrischen Reihenfolge der Körper ein, und
dennoch giebt es Leiter der zweiten Art, die in unsern electrischen
Säulen keine electromotorische Wirksamkeit zeigen. -- Ueber diese
Schwierigkeiten hat vorzüglich Fechner Aufschluß zu geben ge-

klaͤren ſich die Erſcheinungen, wo ein Koͤrper aufgeloͤſt und der
andre dafuͤr niedergeſchlagen wird, indeß bleibt der Chemie hier
die Erklaͤrung im Einzelnen vorbehalten, da theils die Ueber-
windung der Cohaͤſionskraͤfte einen großen Theil der wirkenden
Kraͤfte erfordern kann, wodurch dann die Aufloͤſung gehindert wird,
theils die Einwirkung mehrerer Koͤrpertheilchen eines an ſich we-
niger entgegengeſetzt electriſchen Koͤrpers gar wohl ſtaͤrker ſein kann,
als die Einwirkung weniger Theilchen eines entfernter ſtehenden
Koͤrpers; und ſo kommen hier noch viele einzelne Umſtaͤnde in Be-
trachtung. Als Beiſpiel ſolcher Ueberlegungen theile ich nur eines
mit. Wenn ein Metall in Waſſer getaucht wird, ſo iſt die An-
ziehung des Waſſerſtoffs gegen den Sauerſtoff in den Waſſer-
theilchen zu ſtark, als daß beide getrennt werden ſollten und eine
Waſſerzerſetzung entſtaͤnde; aber wenn Saͤure zum Waſſer kommt,
ſo iſt der Gegenſatz zwiſchen dem geſaͤuerten Waſſer und dem Me-
talle verſtaͤrkt, wodurch dies in Stand geſetzt wird, das Oxygen an
ſich zu reißen und das Waſſer zu zerſetzen.

Dieſe Theorie erklaͤrt eine Menge einzelner Erſcheinungen,
ja ſie giebt zugleich einen Aufſchluß uͤber die Reihenfolge der elec-
tromotoriſch wirkenden Koͤrper, indem ſie einen Grund uͤberſehen
laͤßt, warum diejenigen Metalle die am ſtaͤrkſten poſitiven ſind,
deren Oxyde am meiſten Verwandtſchaft zu den Saͤuren zeigen;
— dieſe ſtaͤrkere Verwandtſchaft zu den Saͤuren iſt naͤmlich ſelbſt
durch die electro-poſitive Natur des Metalles beſtimmt. Dagegen
bleibt uns allerdings noch manches dunkel, woruͤber die ſinnliche
Wahrnehmung keine unmittelbare Belehrung geben kann. Die
Koͤrpertheilchen ſind aufs innigſte verbunden und zeigen ſich den-
noch in entgegengeſetzt electriſchem Zuſtande, obgleich man denken
ſollte, es muͤßte hier eine Ausgleichung beider Electricitaͤten ſtatt
finden. Die Koͤrpertheilchen bleiben in dieſem entgegengeſetzten
Zuſtande, obgleich ſie im Augenblicke der Verbindung in ſo vielen
Faͤllen durch eine Licht-Erſcheinung eine theilweiſe Vereinigung
beider Electricitaͤten zeigen. Alle Koͤrper nehmen ihren beſtimm-
ten Platz in dieſer electriſchen Reihenfolge der Koͤrper ein, und
dennoch giebt es Leiter der zweiten Art, die in unſern electriſchen
Saͤulen keine electromotoriſche Wirkſamkeit zeigen. — Ueber dieſe
Schwierigkeiten hat vorzuͤglich Fechner Aufſchluß zu geben ge-

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[374/0388] klaͤren ſich die Erſcheinungen, wo ein Koͤrper aufgeloͤſt und der andre dafuͤr niedergeſchlagen wird, indeß bleibt der Chemie hier die Erklaͤrung im Einzelnen vorbehalten, da theils die Ueber- windung der Cohaͤſionskraͤfte einen großen Theil der wirkenden Kraͤfte erfordern kann, wodurch dann die Aufloͤſung gehindert wird, theils die Einwirkung mehrerer Koͤrpertheilchen eines an ſich we- niger entgegengeſetzt electriſchen Koͤrpers gar wohl ſtaͤrker ſein kann, als die Einwirkung weniger Theilchen eines entfernter ſtehenden Koͤrpers; und ſo kommen hier noch viele einzelne Umſtaͤnde in Be- trachtung. Als Beiſpiel ſolcher Ueberlegungen theile ich nur eines mit. Wenn ein Metall in Waſſer getaucht wird, ſo iſt die An- ziehung des Waſſerſtoffs gegen den Sauerſtoff in den Waſſer- theilchen zu ſtark, als daß beide getrennt werden ſollten und eine Waſſerzerſetzung entſtaͤnde; aber wenn Saͤure zum Waſſer kommt, ſo iſt der Gegenſatz zwiſchen dem geſaͤuerten Waſſer und dem Me- talle verſtaͤrkt, wodurch dies in Stand geſetzt wird, das Oxygen an ſich zu reißen und das Waſſer zu zerſetzen. Dieſe Theorie erklaͤrt eine Menge einzelner Erſcheinungen, ja ſie giebt zugleich einen Aufſchluß uͤber die Reihenfolge der elec- tromotoriſch wirkenden Koͤrper, indem ſie einen Grund uͤberſehen laͤßt, warum diejenigen Metalle die am ſtaͤrkſten poſitiven ſind, deren Oxyde am meiſten Verwandtſchaft zu den Saͤuren zeigen; — dieſe ſtaͤrkere Verwandtſchaft zu den Saͤuren iſt naͤmlich ſelbſt durch die electro-poſitive Natur des Metalles beſtimmt. Dagegen bleibt uns allerdings noch manches dunkel, woruͤber die ſinnliche Wahrnehmung keine unmittelbare Belehrung geben kann. Die Koͤrpertheilchen ſind aufs innigſte verbunden und zeigen ſich den- noch in entgegengeſetzt electriſchem Zuſtande, obgleich man denken ſollte, es muͤßte hier eine Ausgleichung beider Electricitaͤten ſtatt finden. Die Koͤrpertheilchen bleiben in dieſem entgegengeſetzten Zuſtande, obgleich ſie im Augenblicke der Verbindung in ſo vielen Faͤllen durch eine Licht-Erſcheinung eine theilweiſe Vereinigung beider Electricitaͤten zeigen. Alle Koͤrper nehmen ihren beſtimm- ten Platz in dieſer electriſchen Reihenfolge der Koͤrper ein, und dennoch giebt es Leiter der zweiten Art, die in unſern electriſchen Saͤulen keine electromotoriſche Wirkſamkeit zeigen. — Ueber dieſe Schwierigkeiten hat vorzuͤglich Fechner Aufſchluß zu geben ge-

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/388>, abgerufen am 24.11.2024.