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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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gezogen, und wenn die Einwirkung stark genug ist, um die Ein-
wirkung des Erdmagnetismus zu überwinden, so wird der Nord-
pol H sich sogar bis in eine südliche Richtung hin ablenken lassen.
Es ist leicht einzusehen, daß eine Berechnung der Einwirkung aller
Theile des Magnetes auf alle Theile der Nadel sich ausführen und
daraus die Lage der Magnetnadel sich bestimmen ließe, und daß
eben so, man mag nun eine oder zwei magnetische Erd-Axen vor-
aussetzen, die Bestimmung der Abweichung und Neigung der Ma-
gnetnadel auf der Erde ausführbar wäre. Wenn man eine ganze
Folge von kleinen Magnetnadeln neben dem Magnete aufstellte,
so würden sie sich in eine regelmäßige Linie stellen, die man, be-
freit von der Einwirkung des Erdmagnetismus, durch folgenden
Versuch zeigt. Man legt (Fig. 149.) einen starken Magnet SN
unter eine horizontale Glasplatte und läßt seine Eisenfeile auf diese
fallen, so ordnet sie sich in lauter kleine Nadeln, die ohngefähr
solche Linien bilden, wie Fig. 149. darstellt. Jedes Theilchen
Eisenfeile bildet hier einen kleinen Magnet, dessen Nordpol a gegen
den Südpol, der Südpol b gegen den Nordpol des großen Magne-
tes angezogen wird, aber wegen der ungleichen Entfernung ist die
Gewalt dieser Anziehungen ungleich und die Nadeln nehmen die
mannigfaltigen Stellungen an, welche die krummen Linien zeigen.
Legt man zwei starke Magnete gegen einander geneigt unter das
Glas, so entstehen mannigfaltige, aber immer zu den vier Polen
in regelmäßiger Beziehung bleibende, krumme Linien.

Magnetische Eigenschaften des weichen Eisens unter
Einwirkung des Erdmagnetismus
.

Die in der neuesten Zeit unternommenen Reisen in die Nähe
des im nördlichen America liegenden magnetischen Poles haben auf
einen Umstand, den man früher nicht sehr beachtet hatte, auf-
merksam gemacht. Obgleich nämlich frühere Seefahrer schon ge-
funden hatten, daß auf dem Schiffe eine nicht genaue Ueberein-
stimmung zwischen den unter verschiedenen Umständen beobachteten
Stellungen der Magnetnadel statt findet, sondern diese ihre Richtung
gegen die Weltgegenden etwas ändert, wenn das Schiff seine Rich-
tung bedeutend ändert, obgleich Flinders aus seinen Beobachtun-
gen bei Neuholland geschlossen hatte, daß diese Unsicherheit in der

Ff 2

gezogen, und wenn die Einwirkung ſtark genug iſt, um die Ein-
wirkung des Erdmagnetismus zu uͤberwinden, ſo wird der Nord-
pol H ſich ſogar bis in eine ſuͤdliche Richtung hin ablenken laſſen.
Es iſt leicht einzuſehen, daß eine Berechnung der Einwirkung aller
Theile des Magnetes auf alle Theile der Nadel ſich ausfuͤhren und
daraus die Lage der Magnetnadel ſich beſtimmen ließe, und daß
eben ſo, man mag nun eine oder zwei magnetiſche Erd-Axen vor-
ausſetzen, die Beſtimmung der Abweichung und Neigung der Ma-
gnetnadel auf der Erde ausfuͤhrbar waͤre. Wenn man eine ganze
Folge von kleinen Magnetnadeln neben dem Magnete aufſtellte,
ſo wuͤrden ſie ſich in eine regelmaͤßige Linie ſtellen, die man, be-
freit von der Einwirkung des Erdmagnetismus, durch folgenden
Verſuch zeigt. Man legt (Fig. 149.) einen ſtarken Magnet SN
unter eine horizontale Glasplatte und laͤßt ſeine Eiſenfeile auf dieſe
fallen, ſo ordnet ſie ſich in lauter kleine Nadeln, die ohngefaͤhr
ſolche Linien bilden, wie Fig. 149. darſtellt. Jedes Theilchen
Eiſenfeile bildet hier einen kleinen Magnet, deſſen Nordpol a gegen
den Suͤdpol, der Suͤdpol b gegen den Nordpol des großen Magne-
tes angezogen wird, aber wegen der ungleichen Entfernung iſt die
Gewalt dieſer Anziehungen ungleich und die Nadeln nehmen die
mannigfaltigen Stellungen an, welche die krummen Linien zeigen.
Legt man zwei ſtarke Magnete gegen einander geneigt unter das
Glas, ſo entſtehen mannigfaltige, aber immer zu den vier Polen
in regelmaͤßiger Beziehung bleibende, krumme Linien.

Magnetiſche Eigenſchaften des weichen Eiſens unter
Einwirkung des Erdmagnetismus
.

Die in der neueſten Zeit unternommenen Reiſen in die Naͤhe
des im noͤrdlichen America liegenden magnetiſchen Poles haben auf
einen Umſtand, den man fruͤher nicht ſehr beachtet hatte, auf-
merkſam gemacht. Obgleich naͤmlich fruͤhere Seefahrer ſchon ge-
funden hatten, daß auf dem Schiffe eine nicht genaue Ueberein-
ſtimmung zwiſchen den unter verſchiedenen Umſtaͤnden beobachteten
Stellungen der Magnetnadel ſtatt findet, ſondern dieſe ihre Richtung
gegen die Weltgegenden etwas aͤndert, wenn das Schiff ſeine Rich-
tung bedeutend aͤndert, obgleich Flinders aus ſeinen Beobachtun-
gen bei Neuholland geſchloſſen hatte, daß dieſe Unſicherheit in der

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[451/0465] gezogen, und wenn die Einwirkung ſtark genug iſt, um die Ein- wirkung des Erdmagnetismus zu uͤberwinden, ſo wird der Nord- pol H ſich ſogar bis in eine ſuͤdliche Richtung hin ablenken laſſen. Es iſt leicht einzuſehen, daß eine Berechnung der Einwirkung aller Theile des Magnetes auf alle Theile der Nadel ſich ausfuͤhren und daraus die Lage der Magnetnadel ſich beſtimmen ließe, und daß eben ſo, man mag nun eine oder zwei magnetiſche Erd-Axen vor- ausſetzen, die Beſtimmung der Abweichung und Neigung der Ma- gnetnadel auf der Erde ausfuͤhrbar waͤre. Wenn man eine ganze Folge von kleinen Magnetnadeln neben dem Magnete aufſtellte, ſo wuͤrden ſie ſich in eine regelmaͤßige Linie ſtellen, die man, be- freit von der Einwirkung des Erdmagnetismus, durch folgenden Verſuch zeigt. Man legt (Fig. 149.) einen ſtarken Magnet SN unter eine horizontale Glasplatte und laͤßt ſeine Eiſenfeile auf dieſe fallen, ſo ordnet ſie ſich in lauter kleine Nadeln, die ohngefaͤhr ſolche Linien bilden, wie Fig. 149. darſtellt. Jedes Theilchen Eiſenfeile bildet hier einen kleinen Magnet, deſſen Nordpol a gegen den Suͤdpol, der Suͤdpol b gegen den Nordpol des großen Magne- tes angezogen wird, aber wegen der ungleichen Entfernung iſt die Gewalt dieſer Anziehungen ungleich und die Nadeln nehmen die mannigfaltigen Stellungen an, welche die krummen Linien zeigen. Legt man zwei ſtarke Magnete gegen einander geneigt unter das Glas, ſo entſtehen mannigfaltige, aber immer zu den vier Polen in regelmaͤßiger Beziehung bleibende, krumme Linien. Magnetiſche Eigenſchaften des weichen Eiſens unter Einwirkung des Erdmagnetismus. Die in der neueſten Zeit unternommenen Reiſen in die Naͤhe des im noͤrdlichen America liegenden magnetiſchen Poles haben auf einen Umſtand, den man fruͤher nicht ſehr beachtet hatte, auf- merkſam gemacht. Obgleich naͤmlich fruͤhere Seefahrer ſchon ge- funden hatten, daß auf dem Schiffe eine nicht genaue Ueberein- ſtimmung zwiſchen den unter verſchiedenen Umſtaͤnden beobachteten Stellungen der Magnetnadel ſtatt findet, ſondern dieſe ihre Richtung gegen die Weltgegenden etwas aͤndert, wenn das Schiff ſeine Rich- tung bedeutend aͤndert, obgleich Flinders aus ſeinen Beobachtun- gen bei Neuholland geſchloſſen hatte, daß dieſe Unſicherheit in der Ff 2

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/465>, abgerufen am 22.11.2024.