Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

Diesen letztern Satz hat Savary durch einen Versuch nach-
gewiesen, den man leicht versteht, wenn man bedenkt, daß im Me-
talle die Leitung viel schneller als im Wasser ist, und daß daher
das von Wasser umgebene Metall dennoch einen electrischen Strom
in sich fortleitet. Savary's Anordnung des Versuches fordert
einen starken voltaischen Apparat, damit ein recht kräftiger Strom
entstehe. Das Instrument (Fig. 183.) besteht aus einem flachen,
kreisförmigen Metallgefäße AB, dessen Boden im Centrum durch-
bohrt ist und eine durch Glas isolirte Metallsäule IH durchläßt,
auf deren Gipfel in einem mit Quecksilber gefüllten Schälchen die
Metallspitze U ruht, die einen an dem Bügel LGF hängenden
Metallring FDE trägt. Dieser Ring ist bei F so unterbrochen,
daß ein isolirender Körper die beiden Enden des Metallreifens trennt;
vom Ende des Metalles aber geht ein metallischer Leiter FGU
nach der Spitze zu, statt daß die andre Hälfte des Bügels LM aus
Nichtleitern besteht. K und C sind die beiden Puncte, wo die
electrischen Ströme eintreten können. Ist nun das Gefäß AB
mit gesäuertem Wasser gefüllt, und der Metallreifen FDE in das-
selbe (ohne das Gefäß zu berühren) eingetaucht, so wird der bei C
eintretende electrische Strom auf alle Puncte des Gefäßes AB
übergehen und, weil er hier keine Ableitung findet, durch das
Wasser überall zu dem Metallringe hinübergehen. Diese Ströme
sind begrenzte Ströme, die sich nur bis an den Ring erstrecken,
aber so wie sie den Ring erreichen, der bessern Leitung wegen, zu
ihm übergehen und in ihm von D nach F, von E über D nach F,
sämmtlich in einerlei Richtung fließen, weil sie nur diesseits der
isolirenden Unterbrechung durch FG nach H und so durch HIK
zum andern Pole der Säule gelangen können. Da der Metall-
ring so aufgehängt ist, daß er sich um die feine Spitze U mit voll-
kommner Leichtigkeit drehen kann, so ist der kreisförmige Strom
EDF ein beweglicher und er fängt daher an so zu rotiren, daß D
nach F rückt, weil die von D im Ringe nach F zu fließenden Theile
des electrischen Stromes durch die im Wasser gegen D zu fließen-
den Theile fortgestoßen, die jenseits D liegenden aber heran gezogen
werden, und dieses nicht bloß für D, sondern für jeden Punct des
Ringes gilt. Dieses Rotations-Instrument wird einerlei Dre-
hung geben, man lasse den positiven Strom bei C einfließen und

Dieſen letztern Satz hat Savary durch einen Verſuch nach-
gewieſen, den man leicht verſteht, wenn man bedenkt, daß im Me-
talle die Leitung viel ſchneller als im Waſſer iſt, und daß daher
das von Waſſer umgebene Metall dennoch einen electriſchen Strom
in ſich fortleitet. Savary's Anordnung des Verſuches fordert
einen ſtarken voltaiſchen Apparat, damit ein recht kraͤftiger Strom
entſtehe. Das Inſtrument (Fig. 183.) beſteht aus einem flachen,
kreisfoͤrmigen Metallgefaͤße AB, deſſen Boden im Centrum durch-
bohrt iſt und eine durch Glas iſolirte Metallſaͤule IH durchlaͤßt,
auf deren Gipfel in einem mit Queckſilber gefuͤllten Schaͤlchen die
Metallſpitze U ruht, die einen an dem Buͤgel LGF haͤngenden
Metallring FDE traͤgt. Dieſer Ring iſt bei F ſo unterbrochen,
daß ein iſolirender Koͤrper die beiden Enden des Metallreifens trennt;
vom Ende des Metalles aber geht ein metalliſcher Leiter FGU
nach der Spitze zu, ſtatt daß die andre Haͤlfte des Buͤgels LM aus
Nichtleitern beſteht. K und C ſind die beiden Puncte, wo die
electriſchen Stroͤme eintreten koͤnnen. Iſt nun das Gefaͤß AB
mit geſaͤuertem Waſſer gefuͤllt, und der Metallreifen FDE in das-
ſelbe (ohne das Gefaͤß zu beruͤhren) eingetaucht, ſo wird der bei C
eintretende electriſche Strom auf alle Puncte des Gefaͤßes AB
uͤbergehen und, weil er hier keine Ableitung findet, durch das
Waſſer uͤberall zu dem Metallringe hinuͤbergehen. Dieſe Stroͤme
ſind begrenzte Stroͤme, die ſich nur bis an den Ring erſtrecken,
aber ſo wie ſie den Ring erreichen, der beſſern Leitung wegen, zu
ihm uͤbergehen und in ihm von D nach F, von E uͤber D nach F,
ſaͤmmtlich in einerlei Richtung fließen, weil ſie nur diesſeits der
iſolirenden Unterbrechung durch FG nach H und ſo durch HIK
zum andern Pole der Saͤule gelangen koͤnnen. Da der Metall-
ring ſo aufgehaͤngt iſt, daß er ſich um die feine Spitze U mit voll-
kommner Leichtigkeit drehen kann, ſo iſt der kreisfoͤrmige Strom
EDF ein beweglicher und er faͤngt daher an ſo zu rotiren, daß D
nach F ruͤckt, weil die von D im Ringe nach F zu fließenden Theile
des electriſchen Stromes durch die im Waſſer gegen D zu fließen-
den Theile fortgeſtoßen, die jenſeits D liegenden aber heran gezogen
werden, und dieſes nicht bloß fuͤr D, ſondern fuͤr jeden Punct des
Ringes gilt. Dieſes Rotations-Inſtrument wird einerlei Dre-
hung geben, man laſſe den poſitiven Strom bei C einfließen und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0521" n="507"/>
          <p>Die&#x017F;en letztern Satz hat <hi rendition="#g">Savary</hi> durch einen Ver&#x017F;uch nach-<lb/>
gewie&#x017F;en, den man leicht ver&#x017F;teht, wenn man bedenkt, daß im Me-<lb/>
talle die Leitung viel &#x017F;chneller als im Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t, und daß daher<lb/>
das von Wa&#x017F;&#x017F;er umgebene Metall dennoch einen electri&#x017F;chen Strom<lb/>
in &#x017F;ich fortleitet. <hi rendition="#g">Savary's</hi> Anordnung des Ver&#x017F;uches fordert<lb/>
einen &#x017F;tarken voltai&#x017F;chen Apparat, damit ein recht kra&#x0364;ftiger Strom<lb/>
ent&#x017F;tehe. Das In&#x017F;trument (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 183.</hi></hi>) be&#x017F;teht aus einem flachen,<lb/>
kreisfo&#x0364;rmigen Metallgefa&#x0364;ße <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB,</hi></hi> de&#x017F;&#x017F;en Boden im Centrum durch-<lb/>
bohrt i&#x017F;t und eine durch Glas i&#x017F;olirte Metall&#x017F;a&#x0364;ule <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">IH</hi></hi> durchla&#x0364;ßt,<lb/>
auf deren Gipfel in einem mit Queck&#x017F;ilber gefu&#x0364;llten Scha&#x0364;lchen die<lb/>
Metall&#x017F;pitze <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">U</hi></hi> ruht, die einen an dem Bu&#x0364;gel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">LGF</hi></hi> ha&#x0364;ngenden<lb/>
Metallring <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">FDE</hi></hi> tra&#x0364;gt. Die&#x017F;er Ring i&#x017F;t bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> &#x017F;o unterbrochen,<lb/>
daß ein i&#x017F;olirender Ko&#x0364;rper die beiden Enden des Metallreifens trennt;<lb/>
vom Ende des Metalles aber geht ein metalli&#x017F;cher Leiter <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">FGU</hi></hi><lb/>
nach der Spitze zu, &#x017F;tatt daß die andre Ha&#x0364;lfte des Bu&#x0364;gels <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">LM</hi></hi> aus<lb/>
Nichtleitern be&#x017F;teht. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">K</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> &#x017F;ind die beiden Puncte, wo die<lb/>
electri&#x017F;chen Stro&#x0364;me eintreten ko&#x0364;nnen. I&#x017F;t nun das Gefa&#x0364;ß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi><lb/>
mit ge&#x017F;a&#x0364;uertem Wa&#x017F;&#x017F;er gefu&#x0364;llt, und der Metallreifen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">FDE</hi></hi> in das-<lb/>
&#x017F;elbe (ohne das Gefa&#x0364;ß zu beru&#x0364;hren) eingetaucht, &#x017F;o wird der bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi><lb/>
eintretende electri&#x017F;che Strom auf alle Puncte des Gefa&#x0364;ßes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi><lb/>
u&#x0364;bergehen und, weil er hier keine Ableitung findet, durch das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er u&#x0364;berall zu dem Metallringe hinu&#x0364;bergehen. Die&#x017F;e Stro&#x0364;me<lb/>
&#x017F;ind begrenzte Stro&#x0364;me, die &#x017F;ich nur bis an den Ring er&#x017F;trecken,<lb/>
aber &#x017F;o wie &#x017F;ie den Ring erreichen, der be&#x017F;&#x017F;ern Leitung wegen, zu<lb/>
ihm u&#x0364;bergehen und in ihm von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi> nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F,</hi></hi> von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">E</hi></hi> u&#x0364;ber <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi> nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F,</hi></hi><lb/>
&#x017F;a&#x0364;mmtlich in einerlei Richtung fließen, weil &#x017F;ie nur dies&#x017F;eits der<lb/>
i&#x017F;olirenden Unterbrechung durch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">FG</hi></hi> nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">H</hi></hi> und &#x017F;o durch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">HIK</hi></hi><lb/>
zum andern Pole der Sa&#x0364;ule gelangen ko&#x0364;nnen. Da der Metall-<lb/>
ring &#x017F;o aufgeha&#x0364;ngt i&#x017F;t, daß er &#x017F;ich um die feine Spitze <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">U</hi></hi> mit voll-<lb/>
kommner Leichtigkeit drehen kann, &#x017F;o i&#x017F;t der kreisfo&#x0364;rmige Strom<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">EDF</hi></hi> ein beweglicher und er fa&#x0364;ngt daher an &#x017F;o zu rotiren, daß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi><lb/>
nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> ru&#x0364;ckt, weil die von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi> im Ringe nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> zu fließenden Theile<lb/>
des electri&#x017F;chen Stromes durch die im Wa&#x017F;&#x017F;er gegen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi> zu fließen-<lb/>
den Theile fortge&#x017F;toßen, die jen&#x017F;eits <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi> liegenden aber heran gezogen<lb/>
werden, und die&#x017F;es nicht bloß fu&#x0364;r <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D,</hi></hi> &#x017F;ondern fu&#x0364;r jeden Punct des<lb/>
Ringes gilt. Die&#x017F;es Rotations-In&#x017F;trument wird einerlei Dre-<lb/>
hung geben, man la&#x017F;&#x017F;e den po&#x017F;itiven Strom bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> einfließen und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[507/0521] Dieſen letztern Satz hat Savary durch einen Verſuch nach- gewieſen, den man leicht verſteht, wenn man bedenkt, daß im Me- talle die Leitung viel ſchneller als im Waſſer iſt, und daß daher das von Waſſer umgebene Metall dennoch einen electriſchen Strom in ſich fortleitet. Savary's Anordnung des Verſuches fordert einen ſtarken voltaiſchen Apparat, damit ein recht kraͤftiger Strom entſtehe. Das Inſtrument (Fig. 183.) beſteht aus einem flachen, kreisfoͤrmigen Metallgefaͤße AB, deſſen Boden im Centrum durch- bohrt iſt und eine durch Glas iſolirte Metallſaͤule IH durchlaͤßt, auf deren Gipfel in einem mit Queckſilber gefuͤllten Schaͤlchen die Metallſpitze U ruht, die einen an dem Buͤgel LGF haͤngenden Metallring FDE traͤgt. Dieſer Ring iſt bei F ſo unterbrochen, daß ein iſolirender Koͤrper die beiden Enden des Metallreifens trennt; vom Ende des Metalles aber geht ein metalliſcher Leiter FGU nach der Spitze zu, ſtatt daß die andre Haͤlfte des Buͤgels LM aus Nichtleitern beſteht. K und C ſind die beiden Puncte, wo die electriſchen Stroͤme eintreten koͤnnen. Iſt nun das Gefaͤß AB mit geſaͤuertem Waſſer gefuͤllt, und der Metallreifen FDE in das- ſelbe (ohne das Gefaͤß zu beruͤhren) eingetaucht, ſo wird der bei C eintretende electriſche Strom auf alle Puncte des Gefaͤßes AB uͤbergehen und, weil er hier keine Ableitung findet, durch das Waſſer uͤberall zu dem Metallringe hinuͤbergehen. Dieſe Stroͤme ſind begrenzte Stroͤme, die ſich nur bis an den Ring erſtrecken, aber ſo wie ſie den Ring erreichen, der beſſern Leitung wegen, zu ihm uͤbergehen und in ihm von D nach F, von E uͤber D nach F, ſaͤmmtlich in einerlei Richtung fließen, weil ſie nur diesſeits der iſolirenden Unterbrechung durch FG nach H und ſo durch HIK zum andern Pole der Saͤule gelangen koͤnnen. Da der Metall- ring ſo aufgehaͤngt iſt, daß er ſich um die feine Spitze U mit voll- kommner Leichtigkeit drehen kann, ſo iſt der kreisfoͤrmige Strom EDF ein beweglicher und er faͤngt daher an ſo zu rotiren, daß D nach F ruͤckt, weil die von D im Ringe nach F zu fließenden Theile des electriſchen Stromes durch die im Waſſer gegen D zu fließen- den Theile fortgeſtoßen, die jenſeits D liegenden aber heran gezogen werden, und dieſes nicht bloß fuͤr D, ſondern fuͤr jeden Punct des Ringes gilt. Dieſes Rotations-Inſtrument wird einerlei Dre- hung geben, man laſſe den poſitiven Strom bei C einfließen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/521
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/521>, abgerufen am 22.11.2024.