kochendem Wasser gefüllt hat, das viel schnellere Sinken des Ther- mometers in dem geschwärzten deutlich wahrzunehmen.
Man bemerkt diese ungleiche Ausstrahlung auch noch durch eine andre Beobachtung. Wenn man nämlich das polirte und das geschwärzte Gefäß gleich erhitzt, beide zum Beispiel mit kochendem Wasser füllt, so bemerkt man bei Annäherung der Hand die strah- lende Wärme schon ziemlich entfernt von dem geschwärzten Gefäße, aber erst bei sehr großer Annäherung, wenn man sie gegen das polirte Gefäß heranbringt. Leslie hat hierüber mehrere Ver- suche angestellt und Zahlenbestimmungen angegeben, wie viel die unter verschiedenen Umständen durch Strahlung sich zerstreuende Wärme beträgt; darnach ist die Menge der ausstrahlenden Wärme 7 mal so groß, wenn polirtes Silber mit einem dünnen Gold- schlägerhäutchen bedeckt, als wenn es ganz frei ist, und 10 mal so groß, wenn es mit Ruß bedeckt, als wenn es frei ist. Ein Ver- such, der dies am besten zeigt, ist folgender von Leslie vorge- schlagene, der mit Hülfe eines Differenzthermometers sich leicht anstellen läßt. Man läßt einen Würfel von Blech verfertigen, dessen eine Seite vollkommen glänzend polirt, die andre matt ge- schliffen, die dritte weiß übermalt, die vierte geschwärzt wird. Man stellt (Fig. 13.) einen Brennspiegel AB auf, und bestimmt genau den Punct, wo ein in bestimmter Stellung D angebrachtes Licht sein Bild C hin wirft; in diesen letztern Punct C, der in der Nähe des Brennpunctes liegt, wenn man das Licht mehrere Fuße weit jenseits des Brennpunctes aufgestellt hatte, bringt man die eine Kugel des Differenzthermometers, in den Ort D aber, wo das Licht sich befand, bringt man jenen Würfel, den man mit kochendem Wasser gefüllt hat. Hier zeigt sich nun die von dem heißen Würfel ausstrahlende Wärme dadurch, daß sie, zurückgewor- fen und gesammelt durch die Hohlspiegel, das Thermometer C zum Steigen bringt; aber man bemerkt, daß dieses Steigen viel bedeu- tender ist, wenn man die schwarze Fläche dem Spiegel zuwendet, daß das Thermometer weniger steigt, wenn die weiße oder die matt geschliffene Fläche gegen den Spiegel gekehrt ist, und daß die Er- hitzung am geringsten ist, wenn die polirte Seite diesen Platz ein- nimmt. So lange das Wasser sich nicht erheblich abkühlt, kann man diese Wechsel mehrmals nach einander hervorbringen.
kochendem Waſſer gefuͤllt hat, das viel ſchnellere Sinken des Ther- mometers in dem geſchwaͤrzten deutlich wahrzunehmen.
Man bemerkt dieſe ungleiche Ausſtrahlung auch noch durch eine andre Beobachtung. Wenn man naͤmlich das polirte und das geſchwaͤrzte Gefaͤß gleich erhitzt, beide zum Beiſpiel mit kochendem Waſſer fuͤllt, ſo bemerkt man bei Annaͤherung der Hand die ſtrah- lende Waͤrme ſchon ziemlich entfernt von dem geſchwaͤrzten Gefaͤße, aber erſt bei ſehr großer Annaͤherung, wenn man ſie gegen das polirte Gefaͤß heranbringt. Leslie hat hieruͤber mehrere Ver- ſuche angeſtellt und Zahlenbeſtimmungen angegeben, wie viel die unter verſchiedenen Umſtaͤnden durch Strahlung ſich zerſtreuende Waͤrme betraͤgt; darnach iſt die Menge der ausſtrahlenden Waͤrme 7 mal ſo groß, wenn polirtes Silber mit einem duͤnnen Gold- ſchlaͤgerhaͤutchen bedeckt, als wenn es ganz frei iſt, und 10 mal ſo groß, wenn es mit Ruß bedeckt, als wenn es frei iſt. Ein Ver- ſuch, der dies am beſten zeigt, iſt folgender von Leslie vorge- ſchlagene, der mit Huͤlfe eines Differenzthermometers ſich leicht anſtellen laͤßt. Man laͤßt einen Wuͤrfel von Blech verfertigen, deſſen eine Seite vollkommen glaͤnzend polirt, die andre matt ge- ſchliffen, die dritte weiß uͤbermalt, die vierte geſchwaͤrzt wird. Man ſtellt (Fig. 13.) einen Brennſpiegel AB auf, und beſtimmt genau den Punct, wo ein in beſtimmter Stellung D angebrachtes Licht ſein Bild C hin wirft; in dieſen letztern Punct C, der in der Naͤhe des Brennpunctes liegt, wenn man das Licht mehrere Fuße weit jenſeits des Brennpunctes aufgeſtellt hatte, bringt man die eine Kugel des Differenzthermometers, in den Ort D aber, wo das Licht ſich befand, bringt man jenen Wuͤrfel, den man mit kochendem Waſſer gefuͤllt hat. Hier zeigt ſich nun die von dem heißen Wuͤrfel ausſtrahlende Waͤrme dadurch, daß ſie, zuruͤckgewor- fen und geſammelt durch die Hohlſpiegel, das Thermometer C zum Steigen bringt; aber man bemerkt, daß dieſes Steigen viel bedeu- tender iſt, wenn man die ſchwarze Flaͤche dem Spiegel zuwendet, daß das Thermometer weniger ſteigt, wenn die weiße oder die matt geſchliffene Flaͤche gegen den Spiegel gekehrt iſt, und daß die Er- hitzung am geringſten iſt, wenn die polirte Seite dieſen Platz ein- nimmt. So lange das Waſſer ſich nicht erheblich abkuͤhlt, kann man dieſe Wechſel mehrmals nach einander hervorbringen.
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kochendem Waſſer gefuͤllt hat, das viel ſchnellere Sinken des Ther-
mometers in dem geſchwaͤrzten deutlich wahrzunehmen.
Man bemerkt dieſe ungleiche Ausſtrahlung auch noch durch
eine andre Beobachtung. Wenn man naͤmlich das polirte und das
geſchwaͤrzte Gefaͤß gleich erhitzt, beide zum Beiſpiel mit kochendem
Waſſer fuͤllt, ſo bemerkt man bei Annaͤherung der Hand die ſtrah-
lende Waͤrme ſchon ziemlich entfernt von dem geſchwaͤrzten Gefaͤße,
aber erſt bei ſehr großer Annaͤherung, wenn man ſie gegen das
polirte Gefaͤß heranbringt. Leslie hat hieruͤber mehrere Ver-
ſuche angeſtellt und Zahlenbeſtimmungen angegeben, wie viel die
unter verſchiedenen Umſtaͤnden durch Strahlung ſich zerſtreuende
Waͤrme betraͤgt; darnach iſt die Menge der ausſtrahlenden Waͤrme
7 mal ſo groß, wenn polirtes Silber mit einem duͤnnen Gold-
ſchlaͤgerhaͤutchen bedeckt, als wenn es ganz frei iſt, und 10 mal ſo
groß, wenn es mit Ruß bedeckt, als wenn es frei iſt. Ein Ver-
ſuch, der dies am beſten zeigt, iſt folgender von Leslie vorge-
ſchlagene, der mit Huͤlfe eines Differenzthermometers ſich leicht
anſtellen laͤßt. Man laͤßt einen Wuͤrfel von Blech verfertigen,
deſſen eine Seite vollkommen glaͤnzend polirt, die andre matt ge-
ſchliffen, die dritte weiß uͤbermalt, die vierte geſchwaͤrzt wird. Man
ſtellt (Fig. 13.) einen Brennſpiegel AB auf, und beſtimmt genau
den Punct, wo ein in beſtimmter Stellung D angebrachtes Licht
ſein Bild C hin wirft; in dieſen letztern Punct C, der in der
Naͤhe des Brennpunctes liegt, wenn man das Licht mehrere Fuße
weit jenſeits des Brennpunctes aufgeſtellt hatte, bringt man die
eine Kugel des Differenzthermometers, in den Ort D aber, wo
das Licht ſich befand, bringt man jenen Wuͤrfel, den man mit
kochendem Waſſer gefuͤllt hat. Hier zeigt ſich nun die von dem
heißen Wuͤrfel ausſtrahlende Waͤrme dadurch, daß ſie, zuruͤckgewor-
fen und geſammelt durch die Hohlſpiegel, das Thermometer C zum
Steigen bringt; aber man bemerkt, daß dieſes Steigen viel bedeu-
tender iſt, wenn man die ſchwarze Flaͤche dem Spiegel zuwendet,
daß das Thermometer weniger ſteigt, wenn die weiße oder die matt
geſchliffene Flaͤche gegen den Spiegel gekehrt iſt, und daß die Er-
hitzung am geringſten iſt, wenn die polirte Seite dieſen Platz ein-
nimmt. So lange das Waſſer ſich nicht erheblich abkuͤhlt, kann
man dieſe Wechſel mehrmals nach einander hervorbringen.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/55>, abgerufen am 16.02.2025.
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