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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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heiße Flüssigkeit, und sah das Wachs am Silber am weitesten von
der Wärmequelle entfernt zum Schmelzen kommen, statt daß
Blei am wenigsten weit die hiezu nöthige Wärme annahm. Aber
noch besser sind die Versuche so angestellt worden, daß Thermometer
in der Metallmasse angebracht, bei verschiedenen Entfernungen
von der Wärmequelle, die in bestimmten Zeiten erlangten Wärme-
grade zeigten. Nach solchen Versuchen giebt Despretz an, daß
wenn eine Kupferstange am einen Ende immer auf 83° erwärmt
erhalten wurde, in 11/2 Fuß Entfernung die Temperatur nie über
33° stieg, als die Luft 17° Cent. warm war; bei einer gleichen
Bleistange in 11/4 Fuß Entfernung stieg die Wärme nie über 28°,
bei Marmor in eben der Entfernung nur auf 19°. Holz erwärmt
sich in solchen Entfernungen gar nicht mehr, wenn es sich auch am
Ende verkohlt. Die Holz-Arten zeigen hier eine eigenthümliche
Merkwürdigkeit, nämlich die, daß sie nach der Länge der Fasern
die Wärme viel besser fortpflanzen als senkrecht auf die Fasern, und
dies so sehr, daß z. B. Eichenholz an einer Stelle auf 82 Gr. Cent.
erhitzt in 3/4 Zoll Entfernung 41, in 11/2 Zoll Entfernung 171/2 Gr.
Wärme zeigte, wenn der Stab nach der Länge der Fibern geschnit-
ten war, dagegen bei fast eben so starker Erwärmung in jenen bei-
den Entfernungen nur 23 Gr. und 71/2 Gr., wenn der Stab quer
auf die Fibern geschnitten war *). Diese Verschiedenheit scheint
sehr in Betrachtung zu kommen bei der Kälte, welche die Gewächse
im Winter zu ertragen im Stande sind, indem das Innere der
Bäume nur durch eine Leitung quer gegen die Fibern, also sehr
langsam, der Abkühlung unterworfen ist, und dieses offenbar vor-
theilhaft ist, damit der Wechsel in der Spannung der Gefäße nicht
sogleich bei jedem Wechsel der Temperatur eintrete, sondern all-
mählig und nicht oft wechselnd. Die Bäume erkalten zwar im
Innern bis unter den Gefrierpunct und die Säfte sind dann zu
Eis geworden, aber es scheint daß jene langsame Leitung hier den-
noch von wesentlichem Nutzen ist **), so wie ja auch gefrorne Kör-

*) Poggend. Ann. XII. 283. XIV. 594.
**) Eine große Anzahl von Beobachtungen über die Veränderungen
der Gewächse bei der Kälte und über ihr Erfrieren, finden sich in:
Göppert über die Wärme-Entwickelung der Pflanzen, ihr Gefrieren
u. s. w. Breslau. Max. 1830.
III. D

heiße Fluͤſſigkeit, und ſah das Wachs am Silber am weiteſten von
der Waͤrmequelle entfernt zum Schmelzen kommen, ſtatt daß
Blei am wenigſten weit die hiezu noͤthige Waͤrme annahm. Aber
noch beſſer ſind die Verſuche ſo angeſtellt worden, daß Thermometer
in der Metallmaſſe angebracht, bei verſchiedenen Entfernungen
von der Waͤrmequelle, die in beſtimmten Zeiten erlangten Waͤrme-
grade zeigten. Nach ſolchen Verſuchen giebt Despretz an, daß
wenn eine Kupferſtange am einen Ende immer auf 83° erwaͤrmt
erhalten wurde, in 1½ Fuß Entfernung die Temperatur nie uͤber
33° ſtieg, als die Luft 17° Cent. warm war; bei einer gleichen
Bleiſtange in 1¼ Fuß Entfernung ſtieg die Waͤrme nie uͤber 28°,
bei Marmor in eben der Entfernung nur auf 19°. Holz erwaͤrmt
ſich in ſolchen Entfernungen gar nicht mehr, wenn es ſich auch am
Ende verkohlt. Die Holz-Arten zeigen hier eine eigenthuͤmliche
Merkwuͤrdigkeit, naͤmlich die, daß ſie nach der Laͤnge der Faſern
die Waͤrme viel beſſer fortpflanzen als ſenkrecht auf die Faſern, und
dies ſo ſehr, daß z. B. Eichenholz an einer Stelle auf 82 Gr. Cent.
erhitzt in ¾ Zoll Entfernung 41, in 1½ Zoll Entfernung 17½ Gr.
Waͤrme zeigte, wenn der Stab nach der Laͤnge der Fibern geſchnit-
ten war, dagegen bei faſt eben ſo ſtarker Erwaͤrmung in jenen bei-
den Entfernungen nur 23 Gr. und 7½ Gr., wenn der Stab quer
auf die Fibern geſchnitten war *). Dieſe Verſchiedenheit ſcheint
ſehr in Betrachtung zu kommen bei der Kaͤlte, welche die Gewaͤchſe
im Winter zu ertragen im Stande ſind, indem das Innere der
Baͤume nur durch eine Leitung quer gegen die Fibern, alſo ſehr
langſam, der Abkuͤhlung unterworfen iſt, und dieſes offenbar vor-
theilhaft iſt, damit der Wechſel in der Spannung der Gefaͤße nicht
ſogleich bei jedem Wechſel der Temperatur eintrete, ſondern all-
maͤhlig und nicht oft wechſelnd. Die Baͤume erkalten zwar im
Innern bis unter den Gefrierpunct und die Saͤfte ſind dann zu
Eis geworden, aber es ſcheint daß jene langſame Leitung hier den-
noch von weſentlichem Nutzen iſt **), ſo wie ja auch gefrorne Koͤr-

*) Poggend. Ann. XII. 283. XIV. 594.
**) Eine große Anzahl von Beobachtungen uͤber die Veraͤnderungen
der Gewaͤchſe bei der Kaͤlte und uͤber ihr Erfrieren, finden ſich in:
Goͤppert uͤber die Waͤrme-Entwickelung der Pflanzen, ihr Gefrieren
u. ſ. w. Breslau. Max. 1830.
III. D
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[49/0063] heiße Fluͤſſigkeit, und ſah das Wachs am Silber am weiteſten von der Waͤrmequelle entfernt zum Schmelzen kommen, ſtatt daß Blei am wenigſten weit die hiezu noͤthige Waͤrme annahm. Aber noch beſſer ſind die Verſuche ſo angeſtellt worden, daß Thermometer in der Metallmaſſe angebracht, bei verſchiedenen Entfernungen von der Waͤrmequelle, die in beſtimmten Zeiten erlangten Waͤrme- grade zeigten. Nach ſolchen Verſuchen giebt Despretz an, daß wenn eine Kupferſtange am einen Ende immer auf 83° erwaͤrmt erhalten wurde, in 1½ Fuß Entfernung die Temperatur nie uͤber 33° ſtieg, als die Luft 17° Cent. warm war; bei einer gleichen Bleiſtange in 1¼ Fuß Entfernung ſtieg die Waͤrme nie uͤber 28°, bei Marmor in eben der Entfernung nur auf 19°. Holz erwaͤrmt ſich in ſolchen Entfernungen gar nicht mehr, wenn es ſich auch am Ende verkohlt. Die Holz-Arten zeigen hier eine eigenthuͤmliche Merkwuͤrdigkeit, naͤmlich die, daß ſie nach der Laͤnge der Faſern die Waͤrme viel beſſer fortpflanzen als ſenkrecht auf die Faſern, und dies ſo ſehr, daß z. B. Eichenholz an einer Stelle auf 82 Gr. Cent. erhitzt in ¾ Zoll Entfernung 41, in 1½ Zoll Entfernung 17½ Gr. Waͤrme zeigte, wenn der Stab nach der Laͤnge der Fibern geſchnit- ten war, dagegen bei faſt eben ſo ſtarker Erwaͤrmung in jenen bei- den Entfernungen nur 23 Gr. und 7½ Gr., wenn der Stab quer auf die Fibern geſchnitten war *). Dieſe Verſchiedenheit ſcheint ſehr in Betrachtung zu kommen bei der Kaͤlte, welche die Gewaͤchſe im Winter zu ertragen im Stande ſind, indem das Innere der Baͤume nur durch eine Leitung quer gegen die Fibern, alſo ſehr langſam, der Abkuͤhlung unterworfen iſt, und dieſes offenbar vor- theilhaft iſt, damit der Wechſel in der Spannung der Gefaͤße nicht ſogleich bei jedem Wechſel der Temperatur eintrete, ſondern all- maͤhlig und nicht oft wechſelnd. Die Baͤume erkalten zwar im Innern bis unter den Gefrierpunct und die Saͤfte ſind dann zu Eis geworden, aber es ſcheint daß jene langſame Leitung hier den- noch von weſentlichem Nutzen iſt **), ſo wie ja auch gefrorne Koͤr- *) Poggend. Ann. XII. 283. XIV. 594. **) Eine große Anzahl von Beobachtungen uͤber die Veraͤnderungen der Gewaͤchſe bei der Kaͤlte und uͤber ihr Erfrieren, finden ſich in: Goͤppert uͤber die Waͤrme-Entwickelung der Pflanzen, ihr Gefrieren u. ſ. w. Breslau. Max. 1830. III. D

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/63>, abgerufen am 24.11.2024.