Die Halbaffen. Kurzfüßer. -- Schleier-, Vließ-, Wollenmaki. -- Die Makis.
müthig und daher leicht zähmbar ist. Jn den südlichen Gegenden der Jnsel wird es von den Ein- gebornen von jung an aufgezogen und, wie unsere Hunde, zur Jagd abgerichtet. Sein Geschrei ähnelt der Stimme eines weinenden Kindes. Es ist, wie seine Gattungsverwandten, flink und gewandt und springt so rasch von einem Baume zum andern, daß man ihm kaum mit den Augen folgen kann. Beim Fressen sitzt es aufrecht wie ein Eichhörnchen und führt die Nahrung, welche hauptsächlich aus Früchten besteht, mit seinen vorderen Händen zum Munde.
Hierauf beschränken sich die Nachrichten, welche wir über den Jndri haben. Seit Sonnerat hat kein europäischer Forscher über ihn berichtet.
[Abbildung]
Der Bließmaki (Propithecus diadema).
Die Schleiermakis (Propithecus) unterscheiden sich von dem Jndri durch ihre spitze Schnauze, ihre vollkommen in dem langen, weichwolligen Pelze versteckten Ohren, den langen oder sehr langen Schwanz, die Handbildung und den Zahnbau. Bis jetzt kennt man blos zwei Arten, welche zu dieser Sippe gezählt werden; beide leben auf Madagaskar.
Der ausgezeichnetste von ihnen ist unzweifelhaft der Bließmaki (Propithecus diadema). Er ist eine der größten und schönsten Arten der ganzen Ordnung. Seine Leibeslänge beträgt 21, seine Schwanzlänge 17 Zoll; der Körper ist schlank und zierlich gebaut, die Hinterglieder sind noch einmal so lang, als die vorderen, und das Thier zeigt somit den Leibesbau der Langarmaffen gerade in um-
Die Halbaffen. Kurzfüßer. — Schleier-, Vließ-, Wollenmaki. — Die Makis.
müthig und daher leicht zähmbar iſt. Jn den ſüdlichen Gegenden der Jnſel wird es von den Ein- gebornen von jung an aufgezogen und, wie unſere Hunde, zur Jagd abgerichtet. Sein Geſchrei ähnelt der Stimme eines weinenden Kindes. Es iſt, wie ſeine Gattungsverwandten, flink und gewandt und ſpringt ſo raſch von einem Baume zum andern, daß man ihm kaum mit den Augen folgen kann. Beim Freſſen ſitzt es aufrecht wie ein Eichhörnchen und führt die Nahrung, welche hauptſächlich aus Früchten beſteht, mit ſeinen vorderen Händen zum Munde.
Hierauf beſchränken ſich die Nachrichten, welche wir über den Jndri haben. Seit Sonnerat hat kein europäiſcher Forſcher über ihn berichtet.
[Abbildung]
Der Bließmaki (Propithecus diadema).
Die Schleiermakis (Propithecus) unterſcheiden ſich von dem Jndri durch ihre ſpitze Schnauze, ihre vollkommen in dem langen, weichwolligen Pelze verſteckten Ohren, den langen oder ſehr langen Schwanz, die Handbildung und den Zahnbau. Bis jetzt kennt man blos zwei Arten, welche zu dieſer Sippe gezählt werden; beide leben auf Madagaskar.
Der ausgezeichnetſte von ihnen iſt unzweifelhaft der Bließmaki (Propithecus diadema). Er iſt eine der größten und ſchönſten Arten der ganzen Ordnung. Seine Leibeslänge beträgt 21, ſeine Schwanzlänge 17 Zoll; der Körper iſt ſchlank und zierlich gebaut, die Hinterglieder ſind noch einmal ſo lang, als die vorderen, und das Thier zeigt ſomit den Leibesbau der Langarmaffen gerade in um-
<TEI><text><body><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0192"n="134"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Die Halbaffen.</hi> Kurzfüßer. —<hirendition="#g">Schleier-, Vließ-, Wollenmaki.</hi>— Die Makis.</fw><lb/>
müthig und daher leicht zähmbar iſt. Jn den ſüdlichen Gegenden der Jnſel wird es von den Ein-<lb/>
gebornen von jung an aufgezogen und, wie unſere Hunde, zur Jagd abgerichtet. Sein Geſchrei ähnelt<lb/>
der Stimme eines weinenden Kindes. Es iſt, wie ſeine Gattungsverwandten, flink und gewandt und<lb/>ſpringt ſo raſch von einem Baume zum andern, daß man ihm kaum mit den Augen folgen kann. Beim<lb/>
Freſſen ſitzt es aufrecht wie ein Eichhörnchen und führt die Nahrung, welche hauptſächlich aus Früchten<lb/>
beſteht, mit ſeinen vorderen Händen zum Munde.</p><lb/><p>Hierauf beſchränken ſich die Nachrichten, welche wir über den Jndri haben. Seit Sonnerat hat<lb/>
kein europäiſcher Forſcher über ihn berichtet.</p><lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Der Bließmaki</hi> (<hirendition="#aq">Propithecus diadema</hi>).</hi></head></figure><lb/><p><hirendition="#g">Die Schleiermakis</hi> (<hirendition="#aq">Propithecus</hi>) unterſcheiden ſich von dem Jndri durch ihre ſpitze Schnauze,<lb/>
ihre vollkommen in dem langen, weichwolligen Pelze verſteckten Ohren, den langen oder ſehr langen<lb/>
Schwanz, die Handbildung und den Zahnbau. Bis jetzt kennt man blos zwei Arten, welche zu dieſer<lb/>
Sippe gezählt werden; beide leben auf Madagaskar.</p><lb/><p>Der ausgezeichnetſte von ihnen iſt unzweifelhaft der <hirendition="#g">Bließmaki</hi> (<hirendition="#aq">Propithecus diadema</hi>). Er<lb/>
iſt eine der größten und ſchönſten Arten der ganzen Ordnung. Seine Leibeslänge beträgt 21, ſeine<lb/>
Schwanzlänge 17 Zoll; der Körper iſt ſchlank und zierlich gebaut, die Hinterglieder ſind noch einmal<lb/>ſo lang, als die vorderen, und das Thier zeigt ſomit den Leibesbau der Langarmaffen gerade in um-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[134/0192]
Die Halbaffen. Kurzfüßer. — Schleier-, Vließ-, Wollenmaki. — Die Makis.
müthig und daher leicht zähmbar iſt. Jn den ſüdlichen Gegenden der Jnſel wird es von den Ein-
gebornen von jung an aufgezogen und, wie unſere Hunde, zur Jagd abgerichtet. Sein Geſchrei ähnelt
der Stimme eines weinenden Kindes. Es iſt, wie ſeine Gattungsverwandten, flink und gewandt und
ſpringt ſo raſch von einem Baume zum andern, daß man ihm kaum mit den Augen folgen kann. Beim
Freſſen ſitzt es aufrecht wie ein Eichhörnchen und führt die Nahrung, welche hauptſächlich aus Früchten
beſteht, mit ſeinen vorderen Händen zum Munde.
Hierauf beſchränken ſich die Nachrichten, welche wir über den Jndri haben. Seit Sonnerat hat
kein europäiſcher Forſcher über ihn berichtet.
[Abbildung Der Bließmaki (Propithecus diadema).]
Die Schleiermakis (Propithecus) unterſcheiden ſich von dem Jndri durch ihre ſpitze Schnauze,
ihre vollkommen in dem langen, weichwolligen Pelze verſteckten Ohren, den langen oder ſehr langen
Schwanz, die Handbildung und den Zahnbau. Bis jetzt kennt man blos zwei Arten, welche zu dieſer
Sippe gezählt werden; beide leben auf Madagaskar.
Der ausgezeichnetſte von ihnen iſt unzweifelhaft der Bließmaki (Propithecus diadema). Er
iſt eine der größten und ſchönſten Arten der ganzen Ordnung. Seine Leibeslänge beträgt 21, ſeine
Schwanzlänge 17 Zoll; der Körper iſt ſchlank und zierlich gebaut, die Hinterglieder ſind noch einmal
ſo lang, als die vorderen, und das Thier zeigt ſomit den Leibesbau der Langarmaffen gerade in um-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/192>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.