Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite
Kurze Beschreibung der Genannten.

Die Wälder Javas, Sumatras, Siams und Bengalens sind die Heimat des Kueruck. Bei Tage
versteckt er sich in Höhlen, kommt aber des Nachts hervor und jagt kleine Säugethiere und Vögel.



Hinze (Catus) nennt man alle kleineren, langschwänzigen Katzen ohne Ohrpinsel. Jhr letzterer
unterer Backenzahn ist zweispitzig, das Ohr ist am Rande gleichmäßig behaart; der Schwanz erreicht
ungefähr die halbe Körperlänge. Eine Mähne fehlt gänzlich. Der Stern steht senkrecht und ist lang
geschlitzt. Die wenigen Arten bewohnen blos die alte Welt, fehlen also in Amerika und Australien.

Unter ihnen betrachten wir billig zuerst die europäische oder gemeine Wildkatze (Catus
ferus
). Lange Zeit hat dieses Thier für die Stammart unserer Hauskatze gegolten, und auch gegen-

[Abbildung] Die europäische oder gemeine Wildkatze (Catus ferus).
wärtig wird es von vielen Naturforschern noch dafür gehalten, obwohl die genaueren Beobachtungen
und Untersuchungen diese Ansicht nicht zu stützen vermögen.

Die Wildkatze ist bedeutend größer und kräftiger, als die Hauskatze. Jhr Kopf und Leib sind
kürzer und dicker, und ihr Schwanz namentlich ist bedeutend stärker, aber auch viel kürzer, als bei der
Hauskatze; zudem unterscheiden sich beider Schwänze noch dadurch, daß der eine von seiner Wurzel
bis zum Ende gleichmäßig dick, der andere aber von der Wurzel bis zur Spitze allmählich verdünnt
ist. Eine erwachsene Wildkatze erreicht ungefähr die Größe eines Fuchses und ist also um ein Drit-
theil größer, als die Hauskatze. Von dieser unterscheidet sie sich auf den ersten Blick durch die stärkere
Behaarung, den reichlichern Schnurrbart, den wildern Blick und das stärkere und schärfere Gebiß.
Als besonderes Kennzeichen gilt die schwarzgeringelte Ruthe und der gelblichweiße Fleck an der Kehle.
Jhre Körperlänge beträgt in der Regel 21/2 Fuß, die Länge ihres Schwanzes gewöhnlich einen
Fuß. Die Höhe am Widerrist erreicht oft 14, ja sogar 16 Zoll, und ihr Gewicht 15 bis 18 Pfund.

18 *
Kurze Beſchreibung der Genannten.

Die Wälder Javas, Sumatras, Siams und Bengalens ſind die Heimat des Kueruck. Bei Tage
verſteckt er ſich in Höhlen, kommt aber des Nachts hervor und jagt kleine Säugethiere und Vögel.



Hinze (Catus) nennt man alle kleineren, langſchwänzigen Katzen ohne Ohrpinſel. Jhr letzterer
unterer Backenzahn iſt zweiſpitzig, das Ohr iſt am Rande gleichmäßig behaart; der Schwanz erreicht
ungefähr die halbe Körperlänge. Eine Mähne fehlt gänzlich. Der Stern ſteht ſenkrecht und iſt lang
geſchlitzt. Die wenigen Arten bewohnen blos die alte Welt, fehlen alſo in Amerika und Auſtralien.

Unter ihnen betrachten wir billig zuerſt die europäiſche oder gemeine Wildkatze (Catus
ferus
). Lange Zeit hat dieſes Thier für die Stammart unſerer Hauskatze gegolten, und auch gegen-

[Abbildung] Die europäiſche oder gemeine Wildkatze (Catus ferus).
wärtig wird es von vielen Naturforſchern noch dafür gehalten, obwohl die genaueren Beobachtungen
und Unterſuchungen dieſe Anſicht nicht zu ſtützen vermögen.

Die Wildkatze iſt bedeutend größer und kräftiger, als die Hauskatze. Jhr Kopf und Leib ſind
kürzer und dicker, und ihr Schwanz namentlich iſt bedeutend ſtärker, aber auch viel kürzer, als bei der
Hauskatze; zudem unterſcheiden ſich beider Schwänze noch dadurch, daß der eine von ſeiner Wurzel
bis zum Ende gleichmäßig dick, der andere aber von der Wurzel bis zur Spitze allmählich verdünnt
iſt. Eine erwachſene Wildkatze erreicht ungefähr die Größe eines Fuchſes und iſt alſo um ein Drit-
theil größer, als die Hauskatze. Von dieſer unterſcheidet ſie ſich auf den erſten Blick durch die ſtärkere
Behaarung, den reichlichern Schnurrbart, den wildern Blick und das ſtärkere und ſchärfere Gebiß.
Als beſonderes Kennzeichen gilt die ſchwarzgeringelte Ruthe und der gelblichweiße Fleck an der Kehle.
Jhre Körperlänge beträgt in der Regel 2½ Fuß, die Länge ihres Schwanzes gewöhnlich einen
Fuß. Die Höhe am Widerriſt erreicht oft 14, ja ſogar 16 Zoll, und ihr Gewicht 15 bis 18 Pfund.

18 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <pb facs="#f0339" n="275"/>
          <fw place="top" type="header">Kurze Be&#x017F;chreibung der Genannten.</fw><lb/>
          <p>Die Wälder Javas, Sumatras, Siams und Bengalens &#x017F;ind die Heimat des Kueruck. Bei Tage<lb/>
ver&#x017F;teckt er &#x017F;ich in Höhlen, kommt aber des Nachts hervor und jagt kleine Säugethiere und Vögel.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Hinze</hi> (<hi rendition="#aq">Catus</hi>) nennt man alle kleineren, lang&#x017F;chwänzigen Katzen ohne Ohrpin&#x017F;el. Jhr letzterer<lb/>
unterer Backenzahn i&#x017F;t zwei&#x017F;pitzig, das Ohr i&#x017F;t am Rande gleichmäßig behaart; der Schwanz erreicht<lb/>
ungefähr die halbe Körperlänge. Eine Mähne fehlt gänzlich. Der Stern &#x017F;teht &#x017F;enkrecht und i&#x017F;t lang<lb/>
ge&#x017F;chlitzt. Die wenigen Arten bewohnen blos die alte Welt, fehlen al&#x017F;o in Amerika und Au&#x017F;tralien.</p><lb/>
          <p>Unter ihnen betrachten wir billig zuer&#x017F;t die <hi rendition="#g">europäi&#x017F;che</hi> oder <hi rendition="#g">gemeine Wildkatze</hi> (<hi rendition="#aq">Catus<lb/>
ferus</hi>). Lange Zeit hat die&#x017F;es Thier für die Stammart un&#x017F;erer Hauskatze gegolten, und auch gegen-<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die europäi&#x017F;che</hi> oder <hi rendition="#g">gemeine Wildkatze</hi> (<hi rendition="#aq">Catus ferus</hi>).</hi></head></figure><lb/>
wärtig wird es von vielen Naturfor&#x017F;chern noch dafür gehalten, obwohl die genaueren Beobachtungen<lb/>
und Unter&#x017F;uchungen die&#x017F;e An&#x017F;icht nicht zu &#x017F;tützen vermögen.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Wildkatze</hi> i&#x017F;t bedeutend größer und kräftiger, als die Hauskatze. Jhr Kopf und Leib &#x017F;ind<lb/>
kürzer und dicker, und ihr Schwanz namentlich i&#x017F;t bedeutend &#x017F;tärker, aber auch viel kürzer, als bei der<lb/>
Hauskatze; zudem unter&#x017F;cheiden &#x017F;ich beider Schwänze noch dadurch, daß der eine von &#x017F;einer Wurzel<lb/>
bis zum Ende gleichmäßig dick, der andere aber von der Wurzel bis zur Spitze allmählich verdünnt<lb/>
i&#x017F;t. Eine erwach&#x017F;ene Wildkatze erreicht ungefähr die Größe eines <hi rendition="#g">Fuch&#x017F;es</hi> und i&#x017F;t al&#x017F;o um ein Drit-<lb/>
theil größer, als die Hauskatze. Von die&#x017F;er unter&#x017F;cheidet &#x017F;ie &#x017F;ich auf den er&#x017F;ten Blick durch die &#x017F;tärkere<lb/>
Behaarung, den reichlichern Schnurrbart, den wildern Blick und das &#x017F;tärkere und &#x017F;chärfere Gebiß.<lb/>
Als be&#x017F;onderes Kennzeichen gilt die &#x017F;chwarzgeringelte Ruthe und der gelblichweiße Fleck an der Kehle.<lb/>
Jhre Körperlänge beträgt in der Regel 2½ Fuß, die Länge ihres Schwanzes gewöhnlich einen<lb/>
Fuß. Die Höhe am Widerri&#x017F;t erreicht oft 14, ja &#x017F;ogar 16 Zoll, und ihr Gewicht 15 bis 18 Pfund.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">18 *</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0339] Kurze Beſchreibung der Genannten. Die Wälder Javas, Sumatras, Siams und Bengalens ſind die Heimat des Kueruck. Bei Tage verſteckt er ſich in Höhlen, kommt aber des Nachts hervor und jagt kleine Säugethiere und Vögel. Hinze (Catus) nennt man alle kleineren, langſchwänzigen Katzen ohne Ohrpinſel. Jhr letzterer unterer Backenzahn iſt zweiſpitzig, das Ohr iſt am Rande gleichmäßig behaart; der Schwanz erreicht ungefähr die halbe Körperlänge. Eine Mähne fehlt gänzlich. Der Stern ſteht ſenkrecht und iſt lang geſchlitzt. Die wenigen Arten bewohnen blos die alte Welt, fehlen alſo in Amerika und Auſtralien. Unter ihnen betrachten wir billig zuerſt die europäiſche oder gemeine Wildkatze (Catus ferus). Lange Zeit hat dieſes Thier für die Stammart unſerer Hauskatze gegolten, und auch gegen- [Abbildung Die europäiſche oder gemeine Wildkatze (Catus ferus).] wärtig wird es von vielen Naturforſchern noch dafür gehalten, obwohl die genaueren Beobachtungen und Unterſuchungen dieſe Anſicht nicht zu ſtützen vermögen. Die Wildkatze iſt bedeutend größer und kräftiger, als die Hauskatze. Jhr Kopf und Leib ſind kürzer und dicker, und ihr Schwanz namentlich iſt bedeutend ſtärker, aber auch viel kürzer, als bei der Hauskatze; zudem unterſcheiden ſich beider Schwänze noch dadurch, daß der eine von ſeiner Wurzel bis zum Ende gleichmäßig dick, der andere aber von der Wurzel bis zur Spitze allmählich verdünnt iſt. Eine erwachſene Wildkatze erreicht ungefähr die Größe eines Fuchſes und iſt alſo um ein Drit- theil größer, als die Hauskatze. Von dieſer unterſcheidet ſie ſich auf den erſten Blick durch die ſtärkere Behaarung, den reichlichern Schnurrbart, den wildern Blick und das ſtärkere und ſchärfere Gebiß. Als beſonderes Kennzeichen gilt die ſchwarzgeringelte Ruthe und der gelblichweiße Fleck an der Kehle. Jhre Körperlänge beträgt in der Regel 2½ Fuß, die Länge ihres Schwanzes gewöhnlich einen Fuß. Die Höhe am Widerriſt erreicht oft 14, ja ſogar 16 Zoll, und ihr Gewicht 15 bis 18 Pfund. 18 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/339
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/339>, abgerufen am 22.11.2024.