den Bratspieß, zieht in Sibirien den Wagen. Bettelt bei Tische; hat er gestohlen, zieht er ängstlich den Schwanz ein; frißt gierig. Zu Hause Herr unter den Seinigen; Feind der Bettler; greift ungereizt Unbekannte an. Mit Lecken heilt er Wunden, Gicht und Krebs. Heult zur Musik, beißt in einen vorgeworfenen Stein; bei nahem Gewitter unwohl und übelriechend. Hat seine Noth mit dem Bandwurm; Verbreitung der Tollwuth. Zuletzt wird er blind und benagt sich selbst. Der amerikanische vergißt das Bellen. Die Mahammedaner verabscheuen ihn; Opfer der Zergliederer für Blutumlauf etc."
Wir haben diese ausgezeichnete Beschreibung blos weiter auszuführen. Alle Haushunde kommen in der Lebensweise und in ihren Sitten so ziemlich überein, solange nicht die Beeinflussung, welche sie von den Sitten und Gewohnheiten des Menschen nothwendig mit erdulden müssen, ihnen eine andere Lebensweise vorschreibt.
Die Hunde sind mehr Tag- als Nachtthiere, obwohl sie für beide Zeiten gleich günstig ausgerüstet sind und auch ebensowohl bei Tage als bei Nacht munter und lebendig sein können. Sie jagen, wenn sie es dürfen, bei hellem Tage wie auch bei Nacht und vereinigen sich dazu gern in größeren Gesell- schaften. Geselligkeit ist überhaupt ein Grundzug ihres geistigen Wesens und hat auf ihre Sitten den entschiedensten Einfluß. Sie fressen Alles, was der Mensch ißt, thierische Nahrung ebensowohl als pflanzliche, und im rohen Zustand nicht minder als zubereitet. Vor Allem aber lieben sie Fleisch, und zwar etwas fauliges mehr noch, als das frische. Wenn sie es haben können, verzehren sie Aas mit wahrer Leidenschaft, und selbst die wohlerzogensten und bestgehaltenen Hunde fressen oft gierig die schmuzigsten Auswurfsstoffe des menschlichen Leibes. Einzelne Arten ziehen Fleisch aller übrigen Nahrung vor, andere achten es weniger hoch. Von gekochten Speisen sind ihnen mehlige, besonders füße, die willkommensten, und auch wenn sie Früchte fressen, ziehen sie die zuckerhaltigen den säuerlichen besonders vor. Knochen, gute Fleischbrühe, Brod, Gemüse und Milch sind die eigensten Nahrungs- stoffe eines Hundes; Fett und zuviel Salz sind ihm schädlich. Auch mit Brod allein kann man ihn füttern und gesund erhalten, wenn man ihm nur immer seine Nahrung zu bestimmten Zeiten reicht. Keine Speise darf ihm heiß gegeben werden; sie muß immer lau sein und ihm nur aus Geschirren ge- reicht werden, welche man beständig rein hält. Wenn ein alter Hund sich täglich einmal recht fatt- fressen kann, hat er vollkommen genug Nahrung erhalten; besser jedoch ist es, wenn man ihn zweimal füttert: und giebt man ihm abends soviel, daß er genügend gesättigt ist, so hütet er eifriger und sicherer den ihm anvertrauten Posten, als ein hungriger, welcher leicht bestochen werden kann. Wasser trinken alle Hunde viel und oft; sie schlappen es schöpfend mit der Zunge ein, indem sie dieselbe löffel- förmig krümmen und die Spitze etwas nach vorn biegen. Das Wasser ist allen zur Erhaltung ihrer Gesundheit unbedingt nothwendig.
Jn gewissen Gegenden haben die Hunde natürlich ihre eigene Nahrung. So fressen sie, wie be- merkt, auf Kamtschatka und auch im größten Theile Norwegens blos Fische, hingegen gewöhnen sie sich da, wo viel Trauben gezogen werden, leicht an solche Kost und thun dann großen Schaden. Bei Bordeaux haben, wie Lenz angiebt, die Winzer das Recht, jeden Hund, der sich ohne Maulkorb in den Weinbergen sehen läßt, auf eine beliebige Art vom Leben zum Tode zu bringen. Man sieht daher dort viele Hundegalgen, an welche die Verbrecher aufgehängt werden. Auch in den ungarischen Wein- bergen sollen die Haushunde viel Schaden anrichten, weil dort die Trauben fast ganz bis auf die Erde herabhängen.
Wenn die Hunde überflüssige Nahrung besitzen, verscharren sie dieselbe, indem sie ein Loch in den Boden graben und dieses dann mit Erde zudecken. Bei Gelegenheit kehren sie dann zurück und graben sich den verborgenen Schatz wieder aus, aber es kommt auch vor, daß sie derartige Orte vergessen. Um Knochensplitter aus dem Magen zu entfernen, fressen sie gern Gras, namentlich solches von Quecken, und als Abführmittel gebrauchen sie Stachelkräuter.
Der Hund kann vortrefflich laufen und schwimmen, ja auch bis zu einem gewissen Grade klettern, aber nicht leicht, ohne Schwindel zu bekommen, an steilen Abgründen hingehen. Sein Gang geschieht
Die Raubthiere. Hunde. — Haushund.
den Bratſpieß, zieht in Sibirien den Wagen. Bettelt bei Tiſche; hat er geſtohlen, zieht er ängſtlich den Schwanz ein; frißt gierig. Zu Hauſe Herr unter den Seinigen; Feind der Bettler; greift ungereizt Unbekannte an. Mit Lecken heilt er Wunden, Gicht und Krebs. Heult zur Muſik, beißt in einen vorgeworfenen Stein; bei nahem Gewitter unwohl und übelriechend. Hat ſeine Noth mit dem Bandwurm; Verbreitung der Tollwuth. Zuletzt wird er blind und benagt ſich ſelbſt. Der amerikaniſche vergißt das Bellen. Die Mahammedaner verabſcheuen ihn; Opfer der Zergliederer für Blutumlauf ꝛc.‟
Wir haben dieſe ausgezeichnete Beſchreibung blos weiter auszuführen. Alle Haushunde kommen in der Lebensweiſe und in ihren Sitten ſo ziemlich überein, ſolange nicht die Beeinfluſſung, welche ſie von den Sitten und Gewohnheiten des Menſchen nothwendig mit erdulden müſſen, ihnen eine andere Lebensweiſe vorſchreibt.
Die Hunde ſind mehr Tag- als Nachtthiere, obwohl ſie für beide Zeiten gleich günſtig ausgerüſtet ſind und auch ebenſowohl bei Tage als bei Nacht munter und lebendig ſein können. Sie jagen, wenn ſie es dürfen, bei hellem Tage wie auch bei Nacht und vereinigen ſich dazu gern in größeren Geſell- ſchaften. Geſelligkeit iſt überhaupt ein Grundzug ihres geiſtigen Weſens und hat auf ihre Sitten den entſchiedenſten Einfluß. Sie freſſen Alles, was der Menſch ißt, thieriſche Nahrung ebenſowohl als pflanzliche, und im rohen Zuſtand nicht minder als zubereitet. Vor Allem aber lieben ſie Fleiſch, und zwar etwas fauliges mehr noch, als das friſche. Wenn ſie es haben können, verzehren ſie Aas mit wahrer Leidenſchaft, und ſelbſt die wohlerzogenſten und beſtgehaltenen Hunde freſſen oft gierig die ſchmuzigſten Auswurfsſtoffe des menſchlichen Leibes. Einzelne Arten ziehen Fleiſch aller übrigen Nahrung vor, andere achten es weniger hoch. Von gekochten Speiſen ſind ihnen mehlige, beſonders füße, die willkommenſten, und auch wenn ſie Früchte freſſen, ziehen ſie die zuckerhaltigen den ſäuerlichen beſonders vor. Knochen, gute Fleiſchbrühe, Brod, Gemüſe und Milch ſind die eigenſten Nahrungs- ſtoffe eines Hundes; Fett und zuviel Salz ſind ihm ſchädlich. Auch mit Brod allein kann man ihn füttern und geſund erhalten, wenn man ihm nur immer ſeine Nahrung zu beſtimmten Zeiten reicht. Keine Speiſe darf ihm heiß gegeben werden; ſie muß immer lau ſein und ihm nur aus Geſchirren ge- reicht werden, welche man beſtändig rein hält. Wenn ein alter Hund ſich täglich einmal recht fatt- freſſen kann, hat er vollkommen genug Nahrung erhalten; beſſer jedoch iſt es, wenn man ihn zweimal füttert: und giebt man ihm abends ſoviel, daß er genügend geſättigt iſt, ſo hütet er eifriger und ſicherer den ihm anvertrauten Poſten, als ein hungriger, welcher leicht beſtochen werden kann. Waſſer trinken alle Hunde viel und oft; ſie ſchlappen es ſchöpfend mit der Zunge ein, indem ſie dieſelbe löffel- förmig krümmen und die Spitze etwas nach vorn biegen. Das Waſſer iſt allen zur Erhaltung ihrer Geſundheit unbedingt nothwendig.
Jn gewiſſen Gegenden haben die Hunde natürlich ihre eigene Nahrung. So freſſen ſie, wie be- merkt, auf Kamtſchatka und auch im größten Theile Norwegens blos Fiſche, hingegen gewöhnen ſie ſich da, wo viel Trauben gezogen werden, leicht an ſolche Koſt und thun dann großen Schaden. Bei Bordeaux haben, wie Lenz angiebt, die Winzer das Recht, jeden Hund, der ſich ohne Maulkorb in den Weinbergen ſehen läßt, auf eine beliebige Art vom Leben zum Tode zu bringen. Man ſieht daher dort viele Hundegalgen, an welche die Verbrecher aufgehängt werden. Auch in den ungariſchen Wein- bergen ſollen die Haushunde viel Schaden anrichten, weil dort die Trauben faſt ganz bis auf die Erde herabhängen.
Wenn die Hunde überflüſſige Nahrung beſitzen, verſcharren ſie dieſelbe, indem ſie ein Loch in den Boden graben und dieſes dann mit Erde zudecken. Bei Gelegenheit kehren ſie dann zurück und graben ſich den verborgenen Schatz wieder aus, aber es kommt auch vor, daß ſie derartige Orte vergeſſen. Um Knochenſplitter aus dem Magen zu entfernen, freſſen ſie gern Gras, namentlich ſolches von Quecken, und als Abführmittel gebrauchen ſie Stachelkräuter.
Der Hund kann vortrefflich laufen und ſchwimmen, ja auch bis zu einem gewiſſen Grade klettern, aber nicht leicht, ohne Schwindel zu bekommen, an ſteilen Abgründen hingehen. Sein Gang geſchieht
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[332/0398]
Die Raubthiere. Hunde. — Haushund.
den Bratſpieß, zieht in Sibirien den Wagen. Bettelt bei Tiſche; hat er geſtohlen, zieht er ängſtlich
den Schwanz ein; frißt gierig. Zu Hauſe Herr unter den Seinigen; Feind der Bettler; greift
ungereizt Unbekannte an. Mit Lecken heilt er Wunden, Gicht und Krebs. Heult zur Muſik,
beißt in einen vorgeworfenen Stein; bei nahem Gewitter unwohl und übelriechend. Hat ſeine Noth
mit dem Bandwurm; Verbreitung der Tollwuth. Zuletzt wird er blind und benagt ſich ſelbſt. Der
amerikaniſche vergißt das Bellen. Die Mahammedaner verabſcheuen ihn; Opfer der Zergliederer für
Blutumlauf ꝛc.‟
Wir haben dieſe ausgezeichnete Beſchreibung blos weiter auszuführen. Alle Haushunde kommen
in der Lebensweiſe und in ihren Sitten ſo ziemlich überein, ſolange nicht die Beeinfluſſung, welche
ſie von den Sitten und Gewohnheiten des Menſchen nothwendig mit erdulden müſſen, ihnen eine andere
Lebensweiſe vorſchreibt.
Die Hunde ſind mehr Tag- als Nachtthiere, obwohl ſie für beide Zeiten gleich günſtig ausgerüſtet
ſind und auch ebenſowohl bei Tage als bei Nacht munter und lebendig ſein können. Sie jagen, wenn
ſie es dürfen, bei hellem Tage wie auch bei Nacht und vereinigen ſich dazu gern in größeren Geſell-
ſchaften. Geſelligkeit iſt überhaupt ein Grundzug ihres geiſtigen Weſens und hat auf ihre Sitten den
entſchiedenſten Einfluß. Sie freſſen Alles, was der Menſch ißt, thieriſche Nahrung ebenſowohl als
pflanzliche, und im rohen Zuſtand nicht minder als zubereitet. Vor Allem aber lieben ſie Fleiſch, und
zwar etwas fauliges mehr noch, als das friſche. Wenn ſie es haben können, verzehren ſie Aas mit
wahrer Leidenſchaft, und ſelbſt die wohlerzogenſten und beſtgehaltenen Hunde freſſen oft gierig die
ſchmuzigſten Auswurfsſtoffe des menſchlichen Leibes. Einzelne Arten ziehen Fleiſch aller übrigen
Nahrung vor, andere achten es weniger hoch. Von gekochten Speiſen ſind ihnen mehlige, beſonders
füße, die willkommenſten, und auch wenn ſie Früchte freſſen, ziehen ſie die zuckerhaltigen den ſäuerlichen
beſonders vor. Knochen, gute Fleiſchbrühe, Brod, Gemüſe und Milch ſind die eigenſten Nahrungs-
ſtoffe eines Hundes; Fett und zuviel Salz ſind ihm ſchädlich. Auch mit Brod allein kann man ihn
füttern und geſund erhalten, wenn man ihm nur immer ſeine Nahrung zu beſtimmten Zeiten reicht.
Keine Speiſe darf ihm heiß gegeben werden; ſie muß immer lau ſein und ihm nur aus Geſchirren ge-
reicht werden, welche man beſtändig rein hält. Wenn ein alter Hund ſich täglich einmal recht fatt-
freſſen kann, hat er vollkommen genug Nahrung erhalten; beſſer jedoch iſt es, wenn man ihn zweimal
füttert: und giebt man ihm abends ſoviel, daß er genügend geſättigt iſt, ſo hütet er eifriger und
ſicherer den ihm anvertrauten Poſten, als ein hungriger, welcher leicht beſtochen werden kann. Waſſer
trinken alle Hunde viel und oft; ſie ſchlappen es ſchöpfend mit der Zunge ein, indem ſie dieſelbe löffel-
förmig krümmen und die Spitze etwas nach vorn biegen. Das Waſſer iſt allen zur Erhaltung ihrer
Geſundheit unbedingt nothwendig.
Jn gewiſſen Gegenden haben die Hunde natürlich ihre eigene Nahrung. So freſſen ſie, wie be-
merkt, auf Kamtſchatka und auch im größten Theile Norwegens blos Fiſche, hingegen gewöhnen
ſie ſich da, wo viel Trauben gezogen werden, leicht an ſolche Koſt und thun dann großen Schaden.
Bei Bordeaux haben, wie Lenz angiebt, die Winzer das Recht, jeden Hund, der ſich ohne Maulkorb in
den Weinbergen ſehen läßt, auf eine beliebige Art vom Leben zum Tode zu bringen. Man ſieht daher
dort viele Hundegalgen, an welche die Verbrecher aufgehängt werden. Auch in den ungariſchen Wein-
bergen ſollen die Haushunde viel Schaden anrichten, weil dort die Trauben faſt ganz bis auf die
Erde herabhängen.
Wenn die Hunde überflüſſige Nahrung beſitzen, verſcharren ſie dieſelbe, indem ſie ein Loch in den
Boden graben und dieſes dann mit Erde zudecken. Bei Gelegenheit kehren ſie dann zurück und graben
ſich den verborgenen Schatz wieder aus, aber es kommt auch vor, daß ſie derartige Orte vergeſſen.
Um Knochenſplitter aus dem Magen zu entfernen, freſſen ſie gern Gras, namentlich ſolches von
Quecken, und als Abführmittel gebrauchen ſie Stachelkräuter.
Der Hund kann vortrefflich laufen und ſchwimmen, ja auch bis zu einem gewiſſen Grade klettern,
aber nicht leicht, ohne Schwindel zu bekommen, an ſteilen Abgründen hingehen. Sein Gang geſchieht
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/398>, abgerufen am 23.11.2024.
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