wenigstens vorzugsweise. Mit solchen erfreut er sich dann sehr. Andere Hunde scheint er zu hassen oder sie ihn, wahrscheinlich, weil sie ihn als einen besondern Menschenfreund und Vorgezogenen oder als den höchstbegabten unter den Hunden ansehen und ihn darum nicht leiden mögen."
"Der Pudel liebt die Freiheit ungemein. Er kommt und geht wieder. An der Kette ist kein Hund gern, am allerwenigsten der Pudel, er versteht, sich davon auf alle Weise loszumachen, und erprobt darin seine Künste, Stricke zu zerreißen und zu zerbeißen. Aus Schleifen zieht er den Kopf; er kann gerade so wie ein Mensch jauchzen, wenn er entkettet wird, und vor Freude ganz unsinnig thun." --
Von seinen Erfindungsgaben, um sich freizumachen, erzählt Giebel eine anmuthige Geschichte. "Jn einer der Hundesteuer unterworfenen, großen Stadt fing der Abdecker, wie üblich, alle markenlose Hunde ein und steckte Groß und Klein, Alt und Jung, Schön und Häßlich in einen weiten Schuppen, wo sie ihr unverschuldetes Unglück in dem lautesten Jammergeheul beklagten. Der verständige Pudel allein saß ruhig, in sein Schicksal ergeben, im Winkel des Gefängnisses und sah bald, auf welche Weise die Thüre geöffnet wurde. Der Weg zur Freiheit war ihm damit gezeigt. Er ging flugs an die Thüre, zog mit der Pfote den Drücker nieder, öffnete die Thür, und auf seinen Wink folgte die ganze Schar der Gefangenen. Jm Sturmschritt und lärmend eilte sie, im Thore die Wache unter das Gewehr rufend, in die Stadt hinein, und jeder kehrte zu seinem Herrn vergnügt zurück."
Doch was ließe sich nicht über den Pudel noch Alles sagen! Man könnte ja über ihn allein ein ganzes Buch schreiben!
Aus einer Kreuzung zwischen Pudel und Spitz oder Wachtelhund sollen die beliebtesten aller Schoshündchen hervorgehen, der Zwergpudel, das Löwenhündchen und der Bologneser- hund. Ersterer verdient seinen Namen in der That und Wahrheit; denn er ist so klein, daß man ihn fast zu den fabelhaften Thieren rechnen möchte. Er weiß sofort die Aufmerksamkeit aller Menschen auf sich zu ziehen und findet mindestens ebensoviel Theilnahme, als das merkwürdigste, aus fremden Ländern zu uns gekommene Thier. Seine Farbe ist gewöhnlich weiß und der wollige Pelz so zart und fein, daß man sich kaum etwas Schöneres denken kann. Er muß sich durch sein Gebell ordentlich ausweisen, daß er ein wirklicher Hund ist: man ist sonst versucht, ihm Dies kaum zu glauben. Dieses Gebell ist aber so eigenthümlich, so hündisch kindlich, daß man es, einmal gehört, nie wieder vergessen kann.
Außer diesen Genannten giebt es nun noch eine Menge von Abarten, welche wir unberücksichtigt lassen wollen. Wenden wir dafür unsere Aufmerksamkeit einer andern, sehr merkwürdigen Gruppe zu, den Pintschern (Canis Gryphus) nämlich. Viele Naturforscher zählen sie noch zu der vorigen Gruppe, und in der That haben wenigstens einige wegen ihres Haarkleides und der Bildung der Schnauze, der Ohren und des Schwanzes, wegen ihrer Gutmüthigkeit und Treue, ihrer Munterkeit und Spiellust Vieles mit dem Pudel gemein. Der Bau des Schädels und des Geripps weicht jedoch entschieden ab und läßt sie als eigenthümliche Hunde erscheinen. Man unterscheidet hauptsächlich die glatthaarigen und stachelhaarigen oder die Ratten- und Affenpintscher. Erstere ähneln in ihrem Gesammtbau dem Dachshund, unterscheiden sich von ihm aber durch die höheren und geraden Beine und die ganz aufrechtstehenden oder nur mit der Spitze überhängenden Ohren. Die meisten sind dunkelfarbig, gefleckte kommen schon seltner vor. Jhr Körper ist ziemlich schlank, der Kopf stark, die Schnauze ist lang und gerade abgestumpft, die Beine sind mittelhoch und gerade, der Schwanz ist glatt, er wird nach rückwärts oder vorwärts gekrümmt getragen. Jn der Jugend schneidet man den Pintschern gewöhnlich den Schwanz und die Ohren ab und verhäßlicht hierdurch die Thiere in unver- antwortlicher Weise.
Alle Pintscher sind äußerst kluge, höchst muntere und über alle Maßen jagdbegierige Hunde. Sie fangen mit der größten Liebhaberei Ratten, Mäuse, aufwühlende Maulwürfe, und sind geradezu
Die Raubthiere. Hunde. — Seidenhunde. Pintſcher.
wenigſtens vorzugsweiſe. Mit ſolchen erfreut er ſich dann ſehr. Andere Hunde ſcheint er zu haſſen oder ſie ihn, wahrſcheinlich, weil ſie ihn als einen beſondern Menſchenfreund und Vorgezogenen oder als den höchſtbegabten unter den Hunden anſehen und ihn darum nicht leiden mögen.‟
„Der Pudel liebt die Freiheit ungemein. Er kommt und geht wieder. An der Kette iſt kein Hund gern, am allerwenigſten der Pudel, er verſteht, ſich davon auf alle Weiſe loszumachen, und erprobt darin ſeine Künſte, Stricke zu zerreißen und zu zerbeißen. Aus Schleifen zieht er den Kopf; er kann gerade ſo wie ein Menſch jauchzen, wenn er entkettet wird, und vor Freude ganz unſinnig thun.‟ —
Von ſeinen Erfindungsgaben, um ſich freizumachen, erzählt Giebel eine anmuthige Geſchichte. „Jn einer der Hundeſteuer unterworfenen, großen Stadt fing der Abdecker, wie üblich, alle markenloſe Hunde ein und ſteckte Groß und Klein, Alt und Jung, Schön und Häßlich in einen weiten Schuppen, wo ſie ihr unverſchuldetes Unglück in dem lauteſten Jammergeheul beklagten. Der verſtändige Pudel allein ſaß ruhig, in ſein Schickſal ergeben, im Winkel des Gefängniſſes und ſah bald, auf welche Weiſe die Thüre geöffnet wurde. Der Weg zur Freiheit war ihm damit gezeigt. Er ging flugs an die Thüre, zog mit der Pfote den Drücker nieder, öffnete die Thür, und auf ſeinen Wink folgte die ganze Schar der Gefangenen. Jm Sturmſchritt und lärmend eilte ſie, im Thore die Wache unter das Gewehr rufend, in die Stadt hinein, und jeder kehrte zu ſeinem Herrn vergnügt zurück.‟
Doch was ließe ſich nicht über den Pudel noch Alles ſagen! Man könnte ja über ihn allein ein ganzes Buch ſchreiben!
Aus einer Kreuzung zwiſchen Pudel und Spitz oder Wachtelhund ſollen die beliebteſten aller Schoshündchen hervorgehen, der Zwergpudel, das Löwenhündchen und der Bologneſer- hund. Erſterer verdient ſeinen Namen in der That und Wahrheit; denn er iſt ſo klein, daß man ihn faſt zu den fabelhaften Thieren rechnen möchte. Er weiß ſofort die Aufmerkſamkeit aller Menſchen auf ſich zu ziehen und findet mindeſtens ebenſoviel Theilnahme, als das merkwürdigſte, aus fremden Ländern zu uns gekommene Thier. Seine Farbe iſt gewöhnlich weiß und der wollige Pelz ſo zart und fein, daß man ſich kaum etwas Schöneres denken kann. Er muß ſich durch ſein Gebell ordentlich ausweiſen, daß er ein wirklicher Hund iſt: man iſt ſonſt verſucht, ihm Dies kaum zu glauben. Dieſes Gebell iſt aber ſo eigenthümlich, ſo hündiſch kindlich, daß man es, einmal gehört, nie wieder vergeſſen kann.
Außer dieſen Genannten giebt es nun noch eine Menge von Abarten, welche wir unberückſichtigt laſſen wollen. Wenden wir dafür unſere Aufmerkſamkeit einer andern, ſehr merkwürdigen Gruppe zu, den Pintſchern (Canis Gryphus) nämlich. Viele Naturforſcher zählen ſie noch zu der vorigen Gruppe, und in der That haben wenigſtens einige wegen ihres Haarkleides und der Bildung der Schnauze, der Ohren und des Schwanzes, wegen ihrer Gutmüthigkeit und Treue, ihrer Munterkeit und Spielluſt Vieles mit dem Pudel gemein. Der Bau des Schädels und des Geripps weicht jedoch entſchieden ab und läßt ſie als eigenthümliche Hunde erſcheinen. Man unterſcheidet hauptſächlich die glatthaarigen und ſtachelhaarigen oder die Ratten- und Affenpintſcher. Erſtere ähneln in ihrem Geſammtbau dem Dachshund, unterſcheiden ſich von ihm aber durch die höheren und geraden Beine und die ganz aufrechtſtehenden oder nur mit der Spitze überhängenden Ohren. Die meiſten ſind dunkelfarbig, gefleckte kommen ſchon ſeltner vor. Jhr Körper iſt ziemlich ſchlank, der Kopf ſtark, die Schnauze iſt lang und gerade abgeſtumpft, die Beine ſind mittelhoch und gerade, der Schwanz iſt glatt, er wird nach rückwärts oder vorwärts gekrümmt getragen. Jn der Jugend ſchneidet man den Pintſchern gewöhnlich den Schwanz und die Ohren ab und verhäßlicht hierdurch die Thiere in unver- antwortlicher Weiſe.
Alle Pintſcher ſind äußerſt kluge, höchſt muntere und über alle Maßen jagdbegierige Hunde. Sie fangen mit der größten Liebhaberei Ratten, Mäuſe, aufwühlende Maulwürfe, und ſind geradezu
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Die Raubthiere. Hunde. — Seidenhunde. Pintſcher.
wenigſtens vorzugsweiſe. Mit ſolchen erfreut er ſich dann ſehr. Andere Hunde ſcheint er zu haſſen
oder ſie ihn, wahrſcheinlich, weil ſie ihn als einen beſondern Menſchenfreund und Vorgezogenen
oder als den höchſtbegabten unter den Hunden anſehen und ihn darum nicht leiden mögen.‟
„Der Pudel liebt die Freiheit ungemein. Er kommt und geht wieder. An der Kette iſt kein
Hund gern, am allerwenigſten der Pudel, er verſteht, ſich davon auf alle Weiſe loszumachen, und
erprobt darin ſeine Künſte, Stricke zu zerreißen und zu zerbeißen. Aus Schleifen zieht er den
Kopf; er kann gerade ſo wie ein Menſch jauchzen, wenn er entkettet wird, und vor Freude ganz
unſinnig thun.‟ —
Von ſeinen Erfindungsgaben, um ſich freizumachen, erzählt Giebel eine anmuthige Geſchichte.
„Jn einer der Hundeſteuer unterworfenen, großen Stadt fing der Abdecker, wie üblich, alle markenloſe
Hunde ein und ſteckte Groß und Klein, Alt und Jung, Schön und Häßlich in einen weiten Schuppen,
wo ſie ihr unverſchuldetes Unglück in dem lauteſten Jammergeheul beklagten. Der verſtändige Pudel
allein ſaß ruhig, in ſein Schickſal ergeben, im Winkel des Gefängniſſes und ſah bald, auf welche
Weiſe die Thüre geöffnet wurde. Der Weg zur Freiheit war ihm damit gezeigt. Er ging flugs an
die Thüre, zog mit der Pfote den Drücker nieder, öffnete die Thür, und auf ſeinen Wink folgte die
ganze Schar der Gefangenen. Jm Sturmſchritt und lärmend eilte ſie, im Thore die Wache unter das
Gewehr rufend, in die Stadt hinein, und jeder kehrte zu ſeinem Herrn vergnügt zurück.‟
Doch was ließe ſich nicht über den Pudel noch Alles ſagen! Man könnte ja über ihn allein ein
ganzes Buch ſchreiben!
Aus einer Kreuzung zwiſchen Pudel und Spitz oder Wachtelhund ſollen die beliebteſten
aller Schoshündchen hervorgehen, der Zwergpudel, das Löwenhündchen und der Bologneſer-
hund. Erſterer verdient ſeinen Namen in der That und Wahrheit; denn er iſt ſo klein, daß man
ihn faſt zu den fabelhaften Thieren rechnen möchte. Er weiß ſofort die Aufmerkſamkeit aller
Menſchen auf ſich zu ziehen und findet mindeſtens ebenſoviel Theilnahme, als das merkwürdigſte, aus
fremden Ländern zu uns gekommene Thier. Seine Farbe iſt gewöhnlich weiß und der wollige Pelz
ſo zart und fein, daß man ſich kaum etwas Schöneres denken kann. Er muß ſich durch ſein Gebell
ordentlich ausweiſen, daß er ein wirklicher Hund iſt: man iſt ſonſt verſucht, ihm Dies kaum zu
glauben. Dieſes Gebell iſt aber ſo eigenthümlich, ſo hündiſch kindlich, daß man es, einmal gehört, nie
wieder vergeſſen kann.
Außer dieſen Genannten giebt es nun noch eine Menge von Abarten, welche wir unberückſichtigt
laſſen wollen. Wenden wir dafür unſere Aufmerkſamkeit einer andern, ſehr merkwürdigen Gruppe
zu, den Pintſchern (Canis Gryphus) nämlich. Viele Naturforſcher zählen ſie noch zu der vorigen
Gruppe, und in der That haben wenigſtens einige wegen ihres Haarkleides und der Bildung der
Schnauze, der Ohren und des Schwanzes, wegen ihrer Gutmüthigkeit und Treue, ihrer Munterkeit
und Spielluſt Vieles mit dem Pudel gemein. Der Bau des Schädels und des Geripps weicht jedoch
entſchieden ab und läßt ſie als eigenthümliche Hunde erſcheinen. Man unterſcheidet hauptſächlich die
glatthaarigen und ſtachelhaarigen oder die Ratten- und Affenpintſcher. Erſtere ähneln in
ihrem Geſammtbau dem Dachshund, unterſcheiden ſich von ihm aber durch die höheren und geraden
Beine und die ganz aufrechtſtehenden oder nur mit der Spitze überhängenden Ohren. Die meiſten
ſind dunkelfarbig, gefleckte kommen ſchon ſeltner vor. Jhr Körper iſt ziemlich ſchlank, der Kopf ſtark,
die Schnauze iſt lang und gerade abgeſtumpft, die Beine ſind mittelhoch und gerade, der Schwanz iſt
glatt, er wird nach rückwärts oder vorwärts gekrümmt getragen. Jn der Jugend ſchneidet man den
Pintſchern gewöhnlich den Schwanz und die Ohren ab und verhäßlicht hierdurch die Thiere in unver-
antwortlicher Weiſe.
Alle Pintſcher ſind äußerſt kluge, höchſt muntere und über alle Maßen jagdbegierige Hunde. Sie
fangen mit der größten Liebhaberei Ratten, Mäuſe, aufwühlende Maulwürfe, und ſind geradezu
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/454>, abgerufen am 22.11.2024.
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