Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Raubthiere. Hunde. -- Seidenhunde. Pintscher.
wenigstens vorzugsweise. Mit solchen erfreut er sich dann sehr. Andere Hunde scheint er zu hassen
oder sie ihn, wahrscheinlich, weil sie ihn als einen besondern Menschenfreund und Vorgezogenen
oder als den höchstbegabten unter den Hunden ansehen und ihn darum nicht leiden mögen."

"Der Pudel liebt die Freiheit ungemein. Er kommt und geht wieder. An der Kette ist kein
Hund gern, am allerwenigsten der Pudel, er versteht, sich davon auf alle Weise loszumachen, und
erprobt darin seine Künste, Stricke zu zerreißen und zu zerbeißen. Aus Schleifen zieht er den
Kopf; er kann gerade so wie ein Mensch jauchzen, wenn er entkettet wird, und vor Freude ganz
unsinnig thun." --

Von seinen Erfindungsgaben, um sich freizumachen, erzählt Giebel eine anmuthige Geschichte.
"Jn einer der Hundesteuer unterworfenen, großen Stadt fing der Abdecker, wie üblich, alle markenlose
Hunde ein und steckte Groß und Klein, Alt und Jung, Schön und Häßlich in einen weiten Schuppen,
wo sie ihr unverschuldetes Unglück in dem lautesten Jammergeheul beklagten. Der verständige Pudel
allein saß ruhig, in sein Schicksal ergeben, im Winkel des Gefängnisses und sah bald, auf welche
Weise die Thüre geöffnet wurde. Der Weg zur Freiheit war ihm damit gezeigt. Er ging flugs an
die Thüre, zog mit der Pfote den Drücker nieder, öffnete die Thür, und auf seinen Wink folgte die
ganze Schar der Gefangenen. Jm Sturmschritt und lärmend eilte sie, im Thore die Wache unter das
Gewehr rufend, in die Stadt hinein, und jeder kehrte zu seinem Herrn vergnügt zurück."

Doch was ließe sich nicht über den Pudel noch Alles sagen! Man könnte ja über ihn allein ein
ganzes Buch schreiben!

Aus einer Kreuzung zwischen Pudel und Spitz oder Wachtelhund sollen die beliebtesten
aller Schoshündchen hervorgehen, der Zwergpudel, das Löwenhündchen und der Bologneser-
hund.
Ersterer verdient seinen Namen in der That und Wahrheit; denn er ist so klein, daß man
ihn fast zu den fabelhaften Thieren rechnen möchte. Er weiß sofort die Aufmerksamkeit aller
Menschen auf sich zu ziehen und findet mindestens ebensoviel Theilnahme, als das merkwürdigste, aus
fremden Ländern zu uns gekommene Thier. Seine Farbe ist gewöhnlich weiß und der wollige Pelz
so zart und fein, daß man sich kaum etwas Schöneres denken kann. Er muß sich durch sein Gebell
ordentlich ausweisen, daß er ein wirklicher Hund ist: man ist sonst versucht, ihm Dies kaum zu
glauben. Dieses Gebell ist aber so eigenthümlich, so hündisch kindlich, daß man es, einmal gehört, nie
wieder vergessen kann.

Außer diesen Genannten giebt es nun noch eine Menge von Abarten, welche wir unberücksichtigt
lassen wollen. Wenden wir dafür unsere Aufmerksamkeit einer andern, sehr merkwürdigen Gruppe
zu, den Pintschern (Canis Gryphus) nämlich. Viele Naturforscher zählen sie noch zu der vorigen
Gruppe, und in der That haben wenigstens einige wegen ihres Haarkleides und der Bildung der
Schnauze, der Ohren und des Schwanzes, wegen ihrer Gutmüthigkeit und Treue, ihrer Munterkeit
und Spiellust Vieles mit dem Pudel gemein. Der Bau des Schädels und des Geripps weicht jedoch
entschieden ab und läßt sie als eigenthümliche Hunde erscheinen. Man unterscheidet hauptsächlich die
glatthaarigen und stachelhaarigen oder die Ratten- und Affenpintscher. Erstere ähneln in
ihrem Gesammtbau dem Dachshund, unterscheiden sich von ihm aber durch die höheren und geraden
Beine und die ganz aufrechtstehenden oder nur mit der Spitze überhängenden Ohren. Die meisten
sind dunkelfarbig, gefleckte kommen schon seltner vor. Jhr Körper ist ziemlich schlank, der Kopf stark,
die Schnauze ist lang und gerade abgestumpft, die Beine sind mittelhoch und gerade, der Schwanz ist
glatt, er wird nach rückwärts oder vorwärts gekrümmt getragen. Jn der Jugend schneidet man den
Pintschern gewöhnlich den Schwanz und die Ohren ab und verhäßlicht hierdurch die Thiere in unver-
antwortlicher Weise.

Alle Pintscher sind äußerst kluge, höchst muntere und über alle Maßen jagdbegierige Hunde. Sie
fangen mit der größten Liebhaberei Ratten, Mäuse, aufwühlende Maulwürfe, und sind geradezu

Die Raubthiere. Hunde. — Seidenhunde. Pintſcher.
wenigſtens vorzugsweiſe. Mit ſolchen erfreut er ſich dann ſehr. Andere Hunde ſcheint er zu haſſen
oder ſie ihn, wahrſcheinlich, weil ſie ihn als einen beſondern Menſchenfreund und Vorgezogenen
oder als den höchſtbegabten unter den Hunden anſehen und ihn darum nicht leiden mögen.‟

„Der Pudel liebt die Freiheit ungemein. Er kommt und geht wieder. An der Kette iſt kein
Hund gern, am allerwenigſten der Pudel, er verſteht, ſich davon auf alle Weiſe loszumachen, und
erprobt darin ſeine Künſte, Stricke zu zerreißen und zu zerbeißen. Aus Schleifen zieht er den
Kopf; er kann gerade ſo wie ein Menſch jauchzen, wenn er entkettet wird, und vor Freude ganz
unſinnig thun.‟ —

Von ſeinen Erfindungsgaben, um ſich freizumachen, erzählt Giebel eine anmuthige Geſchichte.
„Jn einer der Hundeſteuer unterworfenen, großen Stadt fing der Abdecker, wie üblich, alle markenloſe
Hunde ein und ſteckte Groß und Klein, Alt und Jung, Schön und Häßlich in einen weiten Schuppen,
wo ſie ihr unverſchuldetes Unglück in dem lauteſten Jammergeheul beklagten. Der verſtändige Pudel
allein ſaß ruhig, in ſein Schickſal ergeben, im Winkel des Gefängniſſes und ſah bald, auf welche
Weiſe die Thüre geöffnet wurde. Der Weg zur Freiheit war ihm damit gezeigt. Er ging flugs an
die Thüre, zog mit der Pfote den Drücker nieder, öffnete die Thür, und auf ſeinen Wink folgte die
ganze Schar der Gefangenen. Jm Sturmſchritt und lärmend eilte ſie, im Thore die Wache unter das
Gewehr rufend, in die Stadt hinein, und jeder kehrte zu ſeinem Herrn vergnügt zurück.‟

Doch was ließe ſich nicht über den Pudel noch Alles ſagen! Man könnte ja über ihn allein ein
ganzes Buch ſchreiben!

Aus einer Kreuzung zwiſchen Pudel und Spitz oder Wachtelhund ſollen die beliebteſten
aller Schoshündchen hervorgehen, der Zwergpudel, das Löwenhündchen und der Bologneſer-
hund.
Erſterer verdient ſeinen Namen in der That und Wahrheit; denn er iſt ſo klein, daß man
ihn faſt zu den fabelhaften Thieren rechnen möchte. Er weiß ſofort die Aufmerkſamkeit aller
Menſchen auf ſich zu ziehen und findet mindeſtens ebenſoviel Theilnahme, als das merkwürdigſte, aus
fremden Ländern zu uns gekommene Thier. Seine Farbe iſt gewöhnlich weiß und der wollige Pelz
ſo zart und fein, daß man ſich kaum etwas Schöneres denken kann. Er muß ſich durch ſein Gebell
ordentlich ausweiſen, daß er ein wirklicher Hund iſt: man iſt ſonſt verſucht, ihm Dies kaum zu
glauben. Dieſes Gebell iſt aber ſo eigenthümlich, ſo hündiſch kindlich, daß man es, einmal gehört, nie
wieder vergeſſen kann.

Außer dieſen Genannten giebt es nun noch eine Menge von Abarten, welche wir unberückſichtigt
laſſen wollen. Wenden wir dafür unſere Aufmerkſamkeit einer andern, ſehr merkwürdigen Gruppe
zu, den Pintſchern (Canis Gryphus) nämlich. Viele Naturforſcher zählen ſie noch zu der vorigen
Gruppe, und in der That haben wenigſtens einige wegen ihres Haarkleides und der Bildung der
Schnauze, der Ohren und des Schwanzes, wegen ihrer Gutmüthigkeit und Treue, ihrer Munterkeit
und Spielluſt Vieles mit dem Pudel gemein. Der Bau des Schädels und des Geripps weicht jedoch
entſchieden ab und läßt ſie als eigenthümliche Hunde erſcheinen. Man unterſcheidet hauptſächlich die
glatthaarigen und ſtachelhaarigen oder die Ratten- und Affenpintſcher. Erſtere ähneln in
ihrem Geſammtbau dem Dachshund, unterſcheiden ſich von ihm aber durch die höheren und geraden
Beine und die ganz aufrechtſtehenden oder nur mit der Spitze überhängenden Ohren. Die meiſten
ſind dunkelfarbig, gefleckte kommen ſchon ſeltner vor. Jhr Körper iſt ziemlich ſchlank, der Kopf ſtark,
die Schnauze iſt lang und gerade abgeſtumpft, die Beine ſind mittelhoch und gerade, der Schwanz iſt
glatt, er wird nach rückwärts oder vorwärts gekrümmt getragen. Jn der Jugend ſchneidet man den
Pintſchern gewöhnlich den Schwanz und die Ohren ab und verhäßlicht hierdurch die Thiere in unver-
antwortlicher Weiſe.

Alle Pintſcher ſind äußerſt kluge, höchſt muntere und über alle Maßen jagdbegierige Hunde. Sie
fangen mit der größten Liebhaberei Ratten, Mäuſe, aufwühlende Maulwürfe, und ſind geradezu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0454" n="388"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Raubthiere.</hi> Hunde. &#x2014; <hi rendition="#g">Seidenhunde. Pint&#x017F;cher.</hi></fw><lb/>
wenig&#x017F;tens vorzugswei&#x017F;e. Mit &#x017F;olchen erfreut er &#x017F;ich dann &#x017F;ehr. Andere Hunde &#x017F;cheint er zu ha&#x017F;&#x017F;en<lb/>
oder &#x017F;ie ihn, wahr&#x017F;cheinlich, weil &#x017F;ie ihn als einen be&#x017F;ondern Men&#x017F;chenfreund und Vorgezogenen<lb/>
oder als den höch&#x017F;tbegabten unter den Hunden an&#x017F;ehen und ihn darum nicht leiden mögen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Der Pudel liebt die Freiheit ungemein. Er kommt und geht wieder. An der Kette i&#x017F;t kein<lb/>
Hund gern, am allerwenig&#x017F;ten der Pudel, er ver&#x017F;teht, &#x017F;ich davon auf alle Wei&#x017F;e loszumachen, und<lb/>
erprobt darin &#x017F;eine Kün&#x017F;te, Stricke zu zerreißen und zu zerbeißen. Aus Schleifen zieht er den<lb/>
Kopf; er kann gerade &#x017F;o wie ein Men&#x017F;ch jauchzen, wenn er entkettet wird, und vor Freude ganz<lb/>
un&#x017F;innig thun.&#x201F; &#x2014;</p><lb/>
          <p>Von &#x017F;einen Erfindungsgaben, um &#x017F;ich freizumachen, erzählt <hi rendition="#g">Giebel</hi> eine anmuthige Ge&#x017F;chichte.<lb/>
&#x201E;Jn einer der Hunde&#x017F;teuer unterworfenen, großen Stadt fing der Abdecker, wie üblich, alle markenlo&#x017F;e<lb/>
Hunde ein und &#x017F;teckte Groß und Klein, Alt und Jung, Schön und Häßlich in einen weiten Schuppen,<lb/>
wo &#x017F;ie ihr unver&#x017F;chuldetes Unglück in dem laute&#x017F;ten Jammergeheul beklagten. Der ver&#x017F;tändige Pudel<lb/>
allein &#x017F;aß ruhig, in &#x017F;ein Schick&#x017F;al ergeben, im Winkel des Gefängni&#x017F;&#x017F;es und &#x017F;ah bald, auf welche<lb/>
Wei&#x017F;e die Thüre geöffnet wurde. Der Weg zur Freiheit war ihm damit gezeigt. Er ging flugs an<lb/>
die Thüre, zog mit der Pfote den Drücker nieder, öffnete die Thür, und auf &#x017F;einen Wink folgte die<lb/>
ganze Schar der Gefangenen. Jm Sturm&#x017F;chritt und lärmend eilte &#x017F;ie, im Thore die Wache unter das<lb/>
Gewehr rufend, in die Stadt hinein, und jeder kehrte zu &#x017F;einem Herrn vergnügt zurück.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Doch was ließe &#x017F;ich nicht über den Pudel noch Alles &#x017F;agen! Man könnte ja über ihn allein ein<lb/>
ganzes Buch &#x017F;chreiben!</p><lb/>
          <p>Aus einer Kreuzung zwi&#x017F;chen <hi rendition="#g">Pudel</hi> und <hi rendition="#g">Spitz</hi> oder <hi rendition="#g">Wachtelhund</hi> &#x017F;ollen die beliebte&#x017F;ten<lb/>
aller Schoshündchen hervorgehen, der <hi rendition="#g">Zwergpudel,</hi> das <hi rendition="#g">Löwenhündchen</hi> und der <hi rendition="#g">Bologne&#x017F;er-<lb/>
hund.</hi> Er&#x017F;terer verdient &#x017F;einen Namen in der That und Wahrheit; denn er i&#x017F;t &#x017F;o klein, daß man<lb/>
ihn fa&#x017F;t zu den fabelhaften Thieren rechnen möchte. Er weiß &#x017F;ofort die Aufmerk&#x017F;amkeit aller<lb/>
Men&#x017F;chen auf &#x017F;ich zu ziehen und findet minde&#x017F;tens eben&#x017F;oviel Theilnahme, als das merkwürdig&#x017F;te, aus<lb/>
fremden Ländern zu uns gekommene Thier. Seine Farbe i&#x017F;t gewöhnlich weiß und der wollige Pelz<lb/>
&#x017F;o zart und fein, daß man &#x017F;ich kaum etwas Schöneres denken kann. Er muß &#x017F;ich durch &#x017F;ein Gebell<lb/>
ordentlich auswei&#x017F;en, daß er ein wirklicher Hund i&#x017F;t: man i&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t ver&#x017F;ucht, ihm Dies kaum zu<lb/>
glauben. Die&#x017F;es Gebell i&#x017F;t aber &#x017F;o eigenthümlich, &#x017F;o hündi&#x017F;ch kindlich, daß man es, einmal gehört, nie<lb/>
wieder verge&#x017F;&#x017F;en kann.</p><lb/>
          <p>Außer die&#x017F;en Genannten giebt es nun noch eine Menge von Abarten, welche wir unberück&#x017F;ichtigt<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en wollen. Wenden wir dafür un&#x017F;ere Aufmerk&#x017F;amkeit einer andern, &#x017F;ehr merkwürdigen Gruppe<lb/>
zu, <hi rendition="#g">den Pint&#x017F;chern</hi> (<hi rendition="#aq">Canis Gryphus</hi>) nämlich. Viele Naturfor&#x017F;cher zählen &#x017F;ie noch zu der vorigen<lb/>
Gruppe, und in der That haben wenig&#x017F;tens einige wegen ihres Haarkleides und der Bildung der<lb/>
Schnauze, der Ohren und des Schwanzes, wegen ihrer Gutmüthigkeit und Treue, ihrer Munterkeit<lb/>
und Spiellu&#x017F;t Vieles mit dem Pudel gemein. Der Bau des Schädels und des Geripps weicht jedoch<lb/>
ent&#x017F;chieden ab und läßt &#x017F;ie als eigenthümliche Hunde er&#x017F;cheinen. Man unter&#x017F;cheidet haupt&#x017F;ächlich die<lb/><hi rendition="#g">glatthaarigen</hi> und <hi rendition="#g">&#x017F;tachelhaarigen</hi> oder die <hi rendition="#g">Ratten-</hi> und <hi rendition="#g">Affenpint&#x017F;cher.</hi> Er&#x017F;tere ähneln in<lb/>
ihrem Ge&#x017F;ammtbau dem <hi rendition="#g">Dachshund,</hi> unter&#x017F;cheiden &#x017F;ich von ihm aber durch die höheren und geraden<lb/>
Beine und die ganz aufrecht&#x017F;tehenden oder nur mit der Spitze überhängenden Ohren. Die mei&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;ind dunkelfarbig, gefleckte kommen &#x017F;chon &#x017F;eltner vor. Jhr Körper i&#x017F;t ziemlich &#x017F;chlank, der Kopf &#x017F;tark,<lb/>
die Schnauze i&#x017F;t lang und gerade abge&#x017F;tumpft, die Beine &#x017F;ind mittelhoch und gerade, der Schwanz i&#x017F;t<lb/>
glatt, er wird nach rückwärts oder vorwärts gekrümmt getragen. Jn der Jugend &#x017F;chneidet man den<lb/>
Pint&#x017F;chern gewöhnlich den Schwanz und die Ohren ab und verhäßlicht hierdurch die Thiere in unver-<lb/>
antwortlicher Wei&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>Alle Pint&#x017F;cher &#x017F;ind äußer&#x017F;t kluge, höch&#x017F;t muntere und über alle Maßen jagdbegierige Hunde. Sie<lb/>
fangen mit der größten Liebhaberei <hi rendition="#g">Ratten, Mäu&#x017F;e,</hi> aufwühlende <hi rendition="#g">Maulwürfe,</hi> und &#x017F;ind geradezu<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388/0454] Die Raubthiere. Hunde. — Seidenhunde. Pintſcher. wenigſtens vorzugsweiſe. Mit ſolchen erfreut er ſich dann ſehr. Andere Hunde ſcheint er zu haſſen oder ſie ihn, wahrſcheinlich, weil ſie ihn als einen beſondern Menſchenfreund und Vorgezogenen oder als den höchſtbegabten unter den Hunden anſehen und ihn darum nicht leiden mögen.‟ „Der Pudel liebt die Freiheit ungemein. Er kommt und geht wieder. An der Kette iſt kein Hund gern, am allerwenigſten der Pudel, er verſteht, ſich davon auf alle Weiſe loszumachen, und erprobt darin ſeine Künſte, Stricke zu zerreißen und zu zerbeißen. Aus Schleifen zieht er den Kopf; er kann gerade ſo wie ein Menſch jauchzen, wenn er entkettet wird, und vor Freude ganz unſinnig thun.‟ — Von ſeinen Erfindungsgaben, um ſich freizumachen, erzählt Giebel eine anmuthige Geſchichte. „Jn einer der Hundeſteuer unterworfenen, großen Stadt fing der Abdecker, wie üblich, alle markenloſe Hunde ein und ſteckte Groß und Klein, Alt und Jung, Schön und Häßlich in einen weiten Schuppen, wo ſie ihr unverſchuldetes Unglück in dem lauteſten Jammergeheul beklagten. Der verſtändige Pudel allein ſaß ruhig, in ſein Schickſal ergeben, im Winkel des Gefängniſſes und ſah bald, auf welche Weiſe die Thüre geöffnet wurde. Der Weg zur Freiheit war ihm damit gezeigt. Er ging flugs an die Thüre, zog mit der Pfote den Drücker nieder, öffnete die Thür, und auf ſeinen Wink folgte die ganze Schar der Gefangenen. Jm Sturmſchritt und lärmend eilte ſie, im Thore die Wache unter das Gewehr rufend, in die Stadt hinein, und jeder kehrte zu ſeinem Herrn vergnügt zurück.‟ Doch was ließe ſich nicht über den Pudel noch Alles ſagen! Man könnte ja über ihn allein ein ganzes Buch ſchreiben! Aus einer Kreuzung zwiſchen Pudel und Spitz oder Wachtelhund ſollen die beliebteſten aller Schoshündchen hervorgehen, der Zwergpudel, das Löwenhündchen und der Bologneſer- hund. Erſterer verdient ſeinen Namen in der That und Wahrheit; denn er iſt ſo klein, daß man ihn faſt zu den fabelhaften Thieren rechnen möchte. Er weiß ſofort die Aufmerkſamkeit aller Menſchen auf ſich zu ziehen und findet mindeſtens ebenſoviel Theilnahme, als das merkwürdigſte, aus fremden Ländern zu uns gekommene Thier. Seine Farbe iſt gewöhnlich weiß und der wollige Pelz ſo zart und fein, daß man ſich kaum etwas Schöneres denken kann. Er muß ſich durch ſein Gebell ordentlich ausweiſen, daß er ein wirklicher Hund iſt: man iſt ſonſt verſucht, ihm Dies kaum zu glauben. Dieſes Gebell iſt aber ſo eigenthümlich, ſo hündiſch kindlich, daß man es, einmal gehört, nie wieder vergeſſen kann. Außer dieſen Genannten giebt es nun noch eine Menge von Abarten, welche wir unberückſichtigt laſſen wollen. Wenden wir dafür unſere Aufmerkſamkeit einer andern, ſehr merkwürdigen Gruppe zu, den Pintſchern (Canis Gryphus) nämlich. Viele Naturforſcher zählen ſie noch zu der vorigen Gruppe, und in der That haben wenigſtens einige wegen ihres Haarkleides und der Bildung der Schnauze, der Ohren und des Schwanzes, wegen ihrer Gutmüthigkeit und Treue, ihrer Munterkeit und Spielluſt Vieles mit dem Pudel gemein. Der Bau des Schädels und des Geripps weicht jedoch entſchieden ab und läßt ſie als eigenthümliche Hunde erſcheinen. Man unterſcheidet hauptſächlich die glatthaarigen und ſtachelhaarigen oder die Ratten- und Affenpintſcher. Erſtere ähneln in ihrem Geſammtbau dem Dachshund, unterſcheiden ſich von ihm aber durch die höheren und geraden Beine und die ganz aufrechtſtehenden oder nur mit der Spitze überhängenden Ohren. Die meiſten ſind dunkelfarbig, gefleckte kommen ſchon ſeltner vor. Jhr Körper iſt ziemlich ſchlank, der Kopf ſtark, die Schnauze iſt lang und gerade abgeſtumpft, die Beine ſind mittelhoch und gerade, der Schwanz iſt glatt, er wird nach rückwärts oder vorwärts gekrümmt getragen. Jn der Jugend ſchneidet man den Pintſchern gewöhnlich den Schwanz und die Ohren ab und verhäßlicht hierdurch die Thiere in unver- antwortlicher Weiſe. Alle Pintſcher ſind äußerſt kluge, höchſt muntere und über alle Maßen jagdbegierige Hunde. Sie fangen mit der größten Liebhaberei Ratten, Mäuſe, aufwühlende Maulwürfe, und ſind geradezu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/454
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/454>, abgerufen am 22.11.2024.