Fuchsprellen. Renggers Schilderung des Aguarachay.
"Jch habe zuweilen auf meinen Reisen, wenn ich die Nacht im Freien zubrachte, auf Augenblicke diesen Fuchs im Mondschein beobachten können. War ich bei einer Hütte gelagert, wo Bisamenten gehalten wurden, so sah ich ihn sich mit der größten Vorsicht nähern, immer unter dem Winde, damit er Menschen und Hunde schon von weitem wittern könnte. Mit leisem, ganz unvernehmbaren Tritt schlich er längs der Umzäunung oder durch das Gras, machte oft große Umwege, bis er in die Nähe der Enten kam, sprang dann plötzlich auf eine derselben los, ergriff sie mit den Zähnen beim Halse, so daß sie kaum einen Laut von sich geben konnte und entfernte sich schnell mit seinem Raube, ihn hoch empor haltend, um im Laufe nicht gehindert zu werden. Erst in einiger Entfernung, wenn er sich ge- sichert glaubte, verzehrte er die Beute, wie man an den zurückgelassenen Federn und Knochen wahr-
[Abbildung]
Der Aguarachay oder brasilianische Fuchs (Vulpes Azarae).
nehmen konnte. Wurde er durch Geräusch gestört, so zog er sich sogleich in das dichteste Gebüsch zurück, kam aber später von einer andern Seite wieder und versuchte von neuem. Manchmal erschien er vier bis fünf mal in der Nähe einer Hütte, bis er den günstigsten Augenblick wahrgenommen hatte. Gelingt ihm der Fang nicht in einer Nacht, so macht er die folgende neue Versuche. Jch hatte einem Fuchse, welcher mir eine Ente geraubt hatte, mehrere Nächte hinter einander auflauern lassen. Er zeigte sich aber nicht, obschon wir jeden Morgen die frische Fährte in der Nähe fanden. Die erste Nacht hingegen, wo er Niemanden auf der Lauer bemerkte, besuchte er den Hühnerhof."
"Jm Walde und auf offenem Felde ist der Aguarachay in der Verfolgung der Beute weniger be- hutsam, weil er hier weniger Feinde zu befürchten hat und die kleinen Säugethiere, welche er nicht unversehens überfallen kann, bald einholt. Bei der Verfolgung hält er, wie die Jagdhunde, die Nase
Fuchsprellen. Renggers Schilderung des Aguarachay.
„Jch habe zuweilen auf meinen Reiſen, wenn ich die Nacht im Freien zubrachte, auf Augenblicke dieſen Fuchs im Mondſchein beobachten können. War ich bei einer Hütte gelagert, wo Biſamenten gehalten wurden, ſo ſah ich ihn ſich mit der größten Vorſicht nähern, immer unter dem Winde, damit er Menſchen und Hunde ſchon von weitem wittern könnte. Mit leiſem, ganz unvernehmbaren Tritt ſchlich er längs der Umzäunung oder durch das Gras, machte oft große Umwege, bis er in die Nähe der Enten kam, ſprang dann plötzlich auf eine derſelben los, ergriff ſie mit den Zähnen beim Halſe, ſo daß ſie kaum einen Laut von ſich geben konnte und entfernte ſich ſchnell mit ſeinem Raube, ihn hoch empor haltend, um im Laufe nicht gehindert zu werden. Erſt in einiger Entfernung, wenn er ſich ge- ſichert glaubte, verzehrte er die Beute, wie man an den zurückgelaſſenen Federn und Knochen wahr-
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Der Aguarachay oder braſilianiſche Fuchs (Vulpes Azarae).
nehmen konnte. Wurde er durch Geräuſch geſtört, ſo zog er ſich ſogleich in das dichteſte Gebüſch zurück, kam aber ſpäter von einer andern Seite wieder und verſuchte von neuem. Manchmal erſchien er vier bis fünf mal in der Nähe einer Hütte, bis er den günſtigſten Augenblick wahrgenommen hatte. Gelingt ihm der Fang nicht in einer Nacht, ſo macht er die folgende neue Verſuche. Jch hatte einem Fuchſe, welcher mir eine Ente geraubt hatte, mehrere Nächte hinter einander auflauern laſſen. Er zeigte ſich aber nicht, obſchon wir jeden Morgen die friſche Fährte in der Nähe fanden. Die erſte Nacht hingegen, wo er Niemanden auf der Lauer bemerkte, beſuchte er den Hühnerhof.‟
„Jm Walde und auf offenem Felde iſt der Aguarachay in der Verfolgung der Beute weniger be- hutſam, weil er hier weniger Feinde zu befürchten hat und die kleinen Säugethiere, welche er nicht unverſehens überfallen kann, bald einholt. Bei der Verfolgung hält er, wie die Jagdhunde, die Naſe
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Fuchsprellen. Renggers Schilderung des Aguarachay.
„Jch habe zuweilen auf meinen Reiſen, wenn ich die Nacht im Freien zubrachte, auf Augenblicke
dieſen Fuchs im Mondſchein beobachten können. War ich bei einer Hütte gelagert, wo Biſamenten
gehalten wurden, ſo ſah ich ihn ſich mit der größten Vorſicht nähern, immer unter dem Winde, damit
er Menſchen und Hunde ſchon von weitem wittern könnte. Mit leiſem, ganz unvernehmbaren Tritt
ſchlich er längs der Umzäunung oder durch das Gras, machte oft große Umwege, bis er in die Nähe
der Enten kam, ſprang dann plötzlich auf eine derſelben los, ergriff ſie mit den Zähnen beim Halſe,
ſo daß ſie kaum einen Laut von ſich geben konnte und entfernte ſich ſchnell mit ſeinem Raube, ihn hoch
empor haltend, um im Laufe nicht gehindert zu werden. Erſt in einiger Entfernung, wenn er ſich ge-
ſichert glaubte, verzehrte er die Beute, wie man an den zurückgelaſſenen Federn und Knochen wahr-
[Abbildung Der Aguarachay oder braſilianiſche Fuchs (Vulpes Azarae).]
nehmen konnte. Wurde er durch Geräuſch geſtört, ſo zog er ſich ſogleich in das dichteſte Gebüſch
zurück, kam aber ſpäter von einer andern Seite wieder und verſuchte von neuem. Manchmal erſchien
er vier bis fünf mal in der Nähe einer Hütte, bis er den günſtigſten Augenblick wahrgenommen hatte.
Gelingt ihm der Fang nicht in einer Nacht, ſo macht er die folgende neue Verſuche. Jch hatte einem
Fuchſe, welcher mir eine Ente geraubt hatte, mehrere Nächte hinter einander auflauern laſſen. Er
zeigte ſich aber nicht, obſchon wir jeden Morgen die friſche Fährte in der Nähe fanden. Die erſte
Nacht hingegen, wo er Niemanden auf der Lauer bemerkte, beſuchte er den Hühnerhof.‟
„Jm Walde und auf offenem Felde iſt der Aguarachay in der Verfolgung der Beute weniger be-
hutſam, weil er hier weniger Feinde zu befürchten hat und die kleinen Säugethiere, welche er nicht
unverſehens überfallen kann, bald einholt. Bei der Verfolgung hält er, wie die Jagdhunde, die Naſe
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/499>, abgerufen am 22.11.2024.
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