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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Hunde. -- Fenek. Löffelhund.
Schlauheit des Fuchses, daß sein Ausdruck nicht falsch verstanden werden kann. Man darf wohl sagen,
daß es kaum einen vollendetern Fuchs, als dieses Wüstenkind, giebt."

"Wie der Fuchs legt auch der Fenek einen Bau unter der Erde an, am liebsten in der Nähe des
schachtelhalmähnlichen Pfriemenkrauts, welches den spärlichen Pflanzenwuchs der Wüstengegend
Algeriens bezeichnet, wahrscheinlich, weil in der Nähe desselben der Boden immer etwas fester ist und
den vielen Röhren, welche zu dem Kessel im Baue des Fenek führen, einige Haltbarkeit gewährt. Ge-
wöhnlich sind diese Röhren nur flach, und auch der Kessel liegt nicht tief unter der Oberfläche der Erde.
Er ist unten mit Palmenfasern, Federn und Haaren ausgefüttert und besonders ausgezeichnet durch
seine große Reinlichkeit. Das Graben versteht der Fenek meisterhaft. Seine Vorderläufe arbeiten
dabei so schnell, daß man den Bewegungen derselben mit den Augen nicht folgen kann. Dieser Ge-
wandtheit verdankt das Thier zuweilen die Rettung seines Lebens; denn bei Verfolgung scharrt sich
der Fenek geradezu in die Erde ein, wie ein Gürtel- oder Schuppenthier. Jn Begleitung eines
Haufens berittener Araber verfolgte ich einstmals einen Wüstenfuchs, welcher in geringer Ent-
fernung vor uns hertrabte, und sah mit Verwunderung, daß er plötzlich vor unseren Augen entschwunden
war. Aber ich kannte seine Kniffe, und sein Kunststückchen sollte ihm diesmal schlecht bekommen. Jch
stieg vom Pferde, grub ihm nach und zog nun das überraschte Thier unter dem Jubel meiner Be-
gleiter lebendig aus seinem Schlupfwinkel hervor."

"Nach den Berichten der Eingebornen soll die Füchsin im Monat März drei bis vier Junge
wölfen. Dieselben sollen blind zur Welt kommen, ein ungemein zierliches Aussehen haben und mit
gelblichen Haaren bedeckt sein. Allen Aussagen zufolge liebt die Mutter, das kleine reizende Ge-
wölfe mit derselben Zärtlichkeit, wie unsre Füchsin ihre Nachkommenschaft."

"Bei Tage schläft der Fenek in seinem Bau. Dabei rollt er sich zusammen und verbirgt seinen
feinen Kopf fast ganz unter der buschigen Standarte, nur die Lauscher bleiben frei. Das geringste
Geräusch schreckt das schlafende Thier augenblicklich auf. Wird der Wüstenfuchs überrascht, so wimmert
er wie ein kleines Kind und bezeugt dadurch gewissermaßen einen unangenehmen Eindruck der gestörten
Ruhe. Mit sinkender Sonne verläßt er den Bau und wendet sich zunächst den Tränkplätzen zu.
Dabei hat man bemerkt, daß er niemals geradenwegs über die Sanddüne geht, sondern immer die
Tiefen derselben aufsucht und sich somit möglichst gedeckt fortschleicht. Die Brunnen der Niederungen
bestehen zumeist aus einfachen trichterartigen Löchern, weil der sandige, von Thonerde durchsetzte Boden
senkrecht eingeteufte Schachte unmöglich macht. Um diese Löcher herum ist die Erde meistens etwas
feucht, und hier prägt sich die Fährte des Fenek gewöhnlich so deutlich aus, daß man den eigenthüm-
lichen Bau der eng zusammenstehenden Pranken mit den überragenden, namentlich an den Hinterläufen
stark hervortretenden Krallen deutlich wahrnehmen kann."

"Der auf Jagd ausziehende Fenek kommt zuerst zum Brunnen und säuft hier anhaltend und
begierig, bis er vollkommen gesättigt ist. Nach diesem ersten Geschäfte sucht er seinen Hunger zu stillen,
und dabei kommt ihm seine feine Nase trefflich zu Statten. Hier überrascht er eine große Wüsten-
lerche,
da eine Jsabellenlerche, und wenn dieselbe auch auffliegt, er versteht es dennoch, ihr wieder
aufzulauern, und erlangt sie schließlich gewiß. Kleine Vögel sind seine Lieblingsspeise. Deshalb schont
er auch kein Nest, dasselbe mag Eier oder Junge enthalten. Fehlen ihm Vögel oder Eier, so nimmt er
mit Eidechsen, Käfern und Heuschrecken vorlieb, ja er verschmäht es auch nicht, mit den Renn-
mäusen
(Meriones) oder Springmäusen (Dipus) anzubinden, obgleich ihm diese kaum weniger
Arbeit verursachen, als die Vögel. Von Ersteren fand ich oftmals Haare und Ueberreste in dem
Baue des Fenek. Gelegentlich stattet unser Füchslein auch den Palmenhainen einen Besuch ab, und
hier gewähren ihm die umherliegenden Datteln einen Leckerbissen; denn, wie unser Reinecke, ver-
schmäht auch er Früchte keineswegs, ja er verspeist selbst Wassermelonen."

"Man fängt den Fenek in Haarschlingen, welche bei Tage in den Ausgang seines Baues be-
festigt werden, oder man gräbt ihn aus; doch ist die letztere Fangart oft erfolglos. Sehr eigenthümlich
ist es, daß der Fuchs die Schlinge, in welcher er sich gefangen hat, nicht entzwei beißt, was unser

Die Raubthiere. Hunde. — Fenek. Löffelhund.
Schlauheit des Fuchſes, daß ſein Ausdruck nicht falſch verſtanden werden kann. Man darf wohl ſagen,
daß es kaum einen vollendetern Fuchs, als dieſes Wüſtenkind, giebt.‟

„Wie der Fuchs legt auch der Fenek einen Bau unter der Erde an, am liebſten in der Nähe des
ſchachtelhalmähnlichen Pfriemenkrauts, welches den ſpärlichen Pflanzenwuchs der Wüſtengegend
Algeriens bezeichnet, wahrſcheinlich, weil in der Nähe deſſelben der Boden immer etwas feſter iſt und
den vielen Röhren, welche zu dem Keſſel im Baue des Fenek führen, einige Haltbarkeit gewährt. Ge-
wöhnlich ſind dieſe Röhren nur flach, und auch der Keſſel liegt nicht tief unter der Oberfläche der Erde.
Er iſt unten mit Palmenfaſern, Federn und Haaren ausgefüttert und beſonders ausgezeichnet durch
ſeine große Reinlichkeit. Das Graben verſteht der Fenek meiſterhaft. Seine Vorderläufe arbeiten
dabei ſo ſchnell, daß man den Bewegungen derſelben mit den Augen nicht folgen kann. Dieſer Ge-
wandtheit verdankt das Thier zuweilen die Rettung ſeines Lebens; denn bei Verfolgung ſcharrt ſich
der Fenek geradezu in die Erde ein, wie ein Gürtel- oder Schuppenthier. Jn Begleitung eines
Haufens berittener Araber verfolgte ich einſtmals einen Wüſtenfuchs, welcher in geringer Ent-
fernung vor uns hertrabte, und ſah mit Verwunderung, daß er plötzlich vor unſeren Augen entſchwunden
war. Aber ich kannte ſeine Kniffe, und ſein Kunſtſtückchen ſollte ihm diesmal ſchlecht bekommen. Jch
ſtieg vom Pferde, grub ihm nach und zog nun das überraſchte Thier unter dem Jubel meiner Be-
gleiter lebendig aus ſeinem Schlupfwinkel hervor.‟

„Nach den Berichten der Eingebornen ſoll die Füchſin im Monat März drei bis vier Junge
wölfen. Dieſelben ſollen blind zur Welt kommen, ein ungemein zierliches Ausſehen haben und mit
gelblichen Haaren bedeckt ſein. Allen Ausſagen zufolge liebt die Mutter, das kleine reizende Ge-
wölfe mit derſelben Zärtlichkeit, wie unſre Füchſin ihre Nachkommenſchaft.‟

„Bei Tage ſchläft der Fenek in ſeinem Bau. Dabei rollt er ſich zuſammen und verbirgt ſeinen
feinen Kopf faſt ganz unter der buſchigen Standarte, nur die Lauſcher bleiben frei. Das geringſte
Geräuſch ſchreckt das ſchlafende Thier augenblicklich auf. Wird der Wüſtenfuchs überraſcht, ſo wimmert
er wie ein kleines Kind und bezeugt dadurch gewiſſermaßen einen unangenehmen Eindruck der geſtörten
Ruhe. Mit ſinkender Sonne verläßt er den Bau und wendet ſich zunächſt den Tränkplätzen zu.
Dabei hat man bemerkt, daß er niemals geradenwegs über die Sanddüne geht, ſondern immer die
Tiefen derſelben aufſucht und ſich ſomit möglichſt gedeckt fortſchleicht. Die Brunnen der Niederungen
beſtehen zumeiſt aus einfachen trichterartigen Löchern, weil der ſandige, von Thonerde durchſetzte Boden
ſenkrecht eingeteufte Schachte unmöglich macht. Um dieſe Löcher herum iſt die Erde meiſtens etwas
feucht, und hier prägt ſich die Fährte des Fenek gewöhnlich ſo deutlich aus, daß man den eigenthüm-
lichen Bau der eng zuſammenſtehenden Pranken mit den überragenden, namentlich an den Hinterläufen
ſtark hervortretenden Krallen deutlich wahrnehmen kann.‟

„Der auf Jagd ausziehende Fenek kommt zuerſt zum Brunnen und ſäuft hier anhaltend und
begierig, bis er vollkommen geſättigt iſt. Nach dieſem erſten Geſchäfte ſucht er ſeinen Hunger zu ſtillen,
und dabei kommt ihm ſeine feine Naſe trefflich zu Statten. Hier überraſcht er eine große Wüſten-
lerche,
da eine Jſabellenlerche, und wenn dieſelbe auch auffliegt, er verſteht es dennoch, ihr wieder
aufzulauern, und erlangt ſie ſchließlich gewiß. Kleine Vögel ſind ſeine Lieblingsſpeiſe. Deshalb ſchont
er auch kein Neſt, daſſelbe mag Eier oder Junge enthalten. Fehlen ihm Vögel oder Eier, ſo nimmt er
mit Eidechſen, Käfern und Heuſchrecken vorlieb, ja er verſchmäht es auch nicht, mit den Renn-
mäuſen
(Meriones) oder Springmäuſen (Dipus) anzubinden, obgleich ihm dieſe kaum weniger
Arbeit verurſachen, als die Vögel. Von Erſteren fand ich oftmals Haare und Ueberreſte in dem
Baue des Fenek. Gelegentlich ſtattet unſer Füchslein auch den Palmenhainen einen Beſuch ab, und
hier gewähren ihm die umherliegenden Datteln einen Leckerbiſſen; denn, wie unſer Reinecke, ver-
ſchmäht auch er Früchte keineswegs, ja er verſpeiſt ſelbſt Waſſermelonen.‟

„Man fängt den Fenek in Haarſchlingen, welche bei Tage in den Ausgang ſeines Baues be-
feſtigt werden, oder man gräbt ihn aus; doch iſt die letztere Fangart oft erfolglos. Sehr eigenthümlich
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[444/0514] Die Raubthiere. Hunde. — Fenek. Löffelhund. Schlauheit des Fuchſes, daß ſein Ausdruck nicht falſch verſtanden werden kann. Man darf wohl ſagen, daß es kaum einen vollendetern Fuchs, als dieſes Wüſtenkind, giebt.‟ „Wie der Fuchs legt auch der Fenek einen Bau unter der Erde an, am liebſten in der Nähe des ſchachtelhalmähnlichen Pfriemenkrauts, welches den ſpärlichen Pflanzenwuchs der Wüſtengegend Algeriens bezeichnet, wahrſcheinlich, weil in der Nähe deſſelben der Boden immer etwas feſter iſt und den vielen Röhren, welche zu dem Keſſel im Baue des Fenek führen, einige Haltbarkeit gewährt. Ge- wöhnlich ſind dieſe Röhren nur flach, und auch der Keſſel liegt nicht tief unter der Oberfläche der Erde. Er iſt unten mit Palmenfaſern, Federn und Haaren ausgefüttert und beſonders ausgezeichnet durch ſeine große Reinlichkeit. Das Graben verſteht der Fenek meiſterhaft. Seine Vorderläufe arbeiten dabei ſo ſchnell, daß man den Bewegungen derſelben mit den Augen nicht folgen kann. Dieſer Ge- wandtheit verdankt das Thier zuweilen die Rettung ſeines Lebens; denn bei Verfolgung ſcharrt ſich der Fenek geradezu in die Erde ein, wie ein Gürtel- oder Schuppenthier. Jn Begleitung eines Haufens berittener Araber verfolgte ich einſtmals einen Wüſtenfuchs, welcher in geringer Ent- fernung vor uns hertrabte, und ſah mit Verwunderung, daß er plötzlich vor unſeren Augen entſchwunden war. Aber ich kannte ſeine Kniffe, und ſein Kunſtſtückchen ſollte ihm diesmal ſchlecht bekommen. Jch ſtieg vom Pferde, grub ihm nach und zog nun das überraſchte Thier unter dem Jubel meiner Be- gleiter lebendig aus ſeinem Schlupfwinkel hervor.‟ „Nach den Berichten der Eingebornen ſoll die Füchſin im Monat März drei bis vier Junge wölfen. Dieſelben ſollen blind zur Welt kommen, ein ungemein zierliches Ausſehen haben und mit gelblichen Haaren bedeckt ſein. Allen Ausſagen zufolge liebt die Mutter, das kleine reizende Ge- wölfe mit derſelben Zärtlichkeit, wie unſre Füchſin ihre Nachkommenſchaft.‟ „Bei Tage ſchläft der Fenek in ſeinem Bau. Dabei rollt er ſich zuſammen und verbirgt ſeinen feinen Kopf faſt ganz unter der buſchigen Standarte, nur die Lauſcher bleiben frei. Das geringſte Geräuſch ſchreckt das ſchlafende Thier augenblicklich auf. Wird der Wüſtenfuchs überraſcht, ſo wimmert er wie ein kleines Kind und bezeugt dadurch gewiſſermaßen einen unangenehmen Eindruck der geſtörten Ruhe. Mit ſinkender Sonne verläßt er den Bau und wendet ſich zunächſt den Tränkplätzen zu. Dabei hat man bemerkt, daß er niemals geradenwegs über die Sanddüne geht, ſondern immer die Tiefen derſelben aufſucht und ſich ſomit möglichſt gedeckt fortſchleicht. Die Brunnen der Niederungen beſtehen zumeiſt aus einfachen trichterartigen Löchern, weil der ſandige, von Thonerde durchſetzte Boden ſenkrecht eingeteufte Schachte unmöglich macht. Um dieſe Löcher herum iſt die Erde meiſtens etwas feucht, und hier prägt ſich die Fährte des Fenek gewöhnlich ſo deutlich aus, daß man den eigenthüm- lichen Bau der eng zuſammenſtehenden Pranken mit den überragenden, namentlich an den Hinterläufen ſtark hervortretenden Krallen deutlich wahrnehmen kann.‟ „Der auf Jagd ausziehende Fenek kommt zuerſt zum Brunnen und ſäuft hier anhaltend und begierig, bis er vollkommen geſättigt iſt. Nach dieſem erſten Geſchäfte ſucht er ſeinen Hunger zu ſtillen, und dabei kommt ihm ſeine feine Naſe trefflich zu Statten. Hier überraſcht er eine große Wüſten- lerche, da eine Jſabellenlerche, und wenn dieſelbe auch auffliegt, er verſteht es dennoch, ihr wieder aufzulauern, und erlangt ſie ſchließlich gewiß. Kleine Vögel ſind ſeine Lieblingsſpeiſe. Deshalb ſchont er auch kein Neſt, daſſelbe mag Eier oder Junge enthalten. Fehlen ihm Vögel oder Eier, ſo nimmt er mit Eidechſen, Käfern und Heuſchrecken vorlieb, ja er verſchmäht es auch nicht, mit den Renn- mäuſen (Meriones) oder Springmäuſen (Dipus) anzubinden, obgleich ihm dieſe kaum weniger Arbeit verurſachen, als die Vögel. Von Erſteren fand ich oftmals Haare und Ueberreſte in dem Baue des Fenek. Gelegentlich ſtattet unſer Füchslein auch den Palmenhainen einen Beſuch ab, und hier gewähren ihm die umherliegenden Datteln einen Leckerbiſſen; denn, wie unſer Reinecke, ver- ſchmäht auch er Früchte keineswegs, ja er verſpeiſt ſelbſt Waſſermelonen.‟ „Man fängt den Fenek in Haarſchlingen, welche bei Tage in den Ausgang ſeines Baues be- feſtigt werden, oder man gräbt ihn aus; doch iſt die letztere Fangart oft erfolglos. Sehr eigenthümlich iſt es, daß der Fuchs die Schlinge, in welcher er ſich gefangen hat, nicht entzwei beißt, was unſer

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/514>, abgerufen am 24.11.2024.