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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Schilderung von Buvry. Beschreibung des Löffelhundes.
Reinecke ganz unzweifelhaft thun würde. Er versucht es selbst dann nicht, wenn bei seinen An-
strengungen, frei zu werden, sich die Schlingen so fest zusammenschnüren, daß die Lederhaut zerrieben
und das rohe Fleisch des Laufes bloßgelegt wird. Der Grund ist wahrscheinlich in dem allzufeinen
Gebiß zu suchen; denn dies ist überhaupt nicht dazu eingerichtet, feste Körper zu bewältigen, und
die Muskelkraft der Kiefern ist auffallend gering. Einen Beweis hierzu lieferten mir drei lebende
Feneks, welche, wenn sie nicht frei waren, d. h. in der Stube umherlaufen durften, in einem leichten
Käfig eingesperrt wurden. Dieser war vorn blos durch ein Gitter von ungefähr zollstarken Fichten-
stäben verschlossen, und obwohl die Füchse an den Stäben bei Nacht fortwährend arbeiteten, ist es
ihnen doch niemals gelungen, sich durchzubeißen."

"Jn der Gefangenschaft ist der Fenek, vorzüglich wenn er jung in die Gewalt des Menschen
kam, ein äußerst lebendiger, höchst vergnüglicher Gesellschafter. Er wird sehr bald zahm und mit
seinem neuen Herrn vertraut. Manche werden so anhänglich, daß sie dem Menschen folgen, aus- und
eingehen und abends in ihren Käfig zurückkehren. Weniger verträglich ist er mit anderen seiner Art.
Mehrere Feneks beißen sich wohl sogar gelegentlich, und die Weibchen haben nicht selten unter der
schlechten Laune des Männchens zu leiden; ja, bei mir ereignete es sich sogar, daß ein unzarter und
unhöflicher Mann ein reizendes Weibchen umbrachte. Alle meine Gefangenen liebten die Wärme über
Alles, und oftmals ist es vorgekommen, daß sie sich in noch glühender Kaminasche den Pelz und die
Pfoten verbrannten, ohne den Platz zu verlassen. Vor offnem Feuer muß man sie schützen; denn ich
erlebte es mehrmals, daß sie ohne weiteres in dasselbe hineinsprangen. Wenn ich speiste, saß mein
Lieblingsfenek stets zu meinen Füßen und las sorgsam Alles auf, was ich vom Tische warf. Milch und
Semmel gehörten zu seinen bevorzugten Speisen. Jn meiner Stube hatte ich auch Käfige mit Vögeln
hängen, welche das Thier lebhaft anzogen. Es war seine Hauptbeschäftigung, stundenlang den Be-
wegungen der Vögel zu folgen. Er entwickelte dabei ein bewunderungswürdiges Mienenspiel, bei
welchem die Begierde nach den fröhlichen Vögeln entschieden sehr deutlichen Ausdruck gewann."

"Bei zweckmäßiger Behandlung und guter Pflege kann der Fenek lange in der Gefangenschaft
aushalten. Mein Liebling lebte noch zwei Jahre im Berliner Thiergarten und endete nur durch ein
trauriges Mißverständniß sein Dasein. Er folgte nämlich heimlich dem Wärter, als dieser seinen
Käfig verließ, und ging mit ihm in den Behälter des Schakals. Dieser ungastliche Gesell erwürgte
ihn aber augenblicklich zum größten Leidwesen Aller, welche den liebenswürdigen und eigenthümlichen
Burschen kennen gelernt hatten. -- Vor Erkältung muß man diese echten Söhne der glühenden Sahara
besonders in Acht nehmen, weil sie in Folge einer Erkühlung von einer Augenkrankheit befallen
werden, welche fast immer mit dem Tode endet." --

Jn den letzten Jahren habe ich den Fenek in verschiedenen Thiergärten gesehen. Einer mir sehr
auffallenden Beobachtung, welche ich in Paris machte, muß ich hier Erwähnung thun. Jm Raub-
thierhause des Jardin des Plantes lebte ein Pärchen, welches der Kälte wegen noch in dem heizbaren
Raume gehalten und von den Wärtern selten besucht wurde. Um so größer schien die Freude der
Thiere zu sein, wenn endlich Jemand kam. Sie geberdeten sich wie unsinnig, hüpften und sprangen
lebhaft umher, ließen freudige Töne hören und kamen zuletzt so in Aufregung, daß sie sich begatteten!
Jch besuchte sie mehrere Male: es geschah jedes Mal Dasselbe, und ich darf also wohl vermuthen,
daß die schließlich eintretende Brunst nichts Anderes war, als die Folge der maßlosen Aufregung der
Thiere. Dieses merkwürdigen Gebahrens ungeachtet, muß ich meinem Freunde beistimmen: der
Fenek ist der liebenswürdigste Fuchs der Erde.

Das letzte Mitglied der zahlreichen Fuchsgesellschaft ist der Löffelhund (Otocyon megalotis),
welcher Südafrika angehört. Er gleicht seiner äußern Erscheinung nach einem Fuchse und zwar am
meisten unserm Fenek, ist sogar mit diesem mehrmals verwechselt worden. Allein er ist bedeutend
größer und hochbeiniger, als der Fenek; seine Schnauze ist viel kürzer, und nur die Ohren sind denen
des Fenek gleich und fast ebenso groß.

Schilderung von Buvry. Beſchreibung des Löffelhundes.
Reinecke ganz unzweifelhaft thun würde. Er verſucht es ſelbſt dann nicht, wenn bei ſeinen An-
ſtrengungen, frei zu werden, ſich die Schlingen ſo feſt zuſammenſchnüren, daß die Lederhaut zerrieben
und das rohe Fleiſch des Laufes bloßgelegt wird. Der Grund iſt wahrſcheinlich in dem allzufeinen
Gebiß zu ſuchen; denn dies iſt überhaupt nicht dazu eingerichtet, feſte Körper zu bewältigen, und
die Muskelkraft der Kiefern iſt auffallend gering. Einen Beweis hierzu lieferten mir drei lebende
Feneks, welche, wenn ſie nicht frei waren, d. h. in der Stube umherlaufen durften, in einem leichten
Käfig eingeſperrt wurden. Dieſer war vorn blos durch ein Gitter von ungefähr zollſtarken Fichten-
ſtäben verſchloſſen, und obwohl die Füchſe an den Stäben bei Nacht fortwährend arbeiteten, iſt es
ihnen doch niemals gelungen, ſich durchzubeißen.‟

„Jn der Gefangenſchaft iſt der Fenek, vorzüglich wenn er jung in die Gewalt des Menſchen
kam, ein äußerſt lebendiger, höchſt vergnüglicher Geſellſchafter. Er wird ſehr bald zahm und mit
ſeinem neuen Herrn vertraut. Manche werden ſo anhänglich, daß ſie dem Menſchen folgen, aus- und
eingehen und abends in ihren Käfig zurückkehren. Weniger verträglich iſt er mit anderen ſeiner Art.
Mehrere Feneks beißen ſich wohl ſogar gelegentlich, und die Weibchen haben nicht ſelten unter der
ſchlechten Laune des Männchens zu leiden; ja, bei mir ereignete es ſich ſogar, daß ein unzarter und
unhöflicher Mann ein reizendes Weibchen umbrachte. Alle meine Gefangenen liebten die Wärme über
Alles, und oftmals iſt es vorgekommen, daß ſie ſich in noch glühender Kaminaſche den Pelz und die
Pfoten verbrannten, ohne den Platz zu verlaſſen. Vor offnem Feuer muß man ſie ſchützen; denn ich
erlebte es mehrmals, daß ſie ohne weiteres in daſſelbe hineinſprangen. Wenn ich ſpeiſte, ſaß mein
Lieblingsfenek ſtets zu meinen Füßen und las ſorgſam Alles auf, was ich vom Tiſche warf. Milch und
Semmel gehörten zu ſeinen bevorzugten Speiſen. Jn meiner Stube hatte ich auch Käfige mit Vögeln
hängen, welche das Thier lebhaft anzogen. Es war ſeine Hauptbeſchäftigung, ſtundenlang den Be-
wegungen der Vögel zu folgen. Er entwickelte dabei ein bewunderungswürdiges Mienenſpiel, bei
welchem die Begierde nach den fröhlichen Vögeln entſchieden ſehr deutlichen Ausdruck gewann.‟

„Bei zweckmäßiger Behandlung und guter Pflege kann der Fenek lange in der Gefangenſchaft
aushalten. Mein Liebling lebte noch zwei Jahre im Berliner Thiergarten und endete nur durch ein
trauriges Mißverſtändniß ſein Daſein. Er folgte nämlich heimlich dem Wärter, als dieſer ſeinen
Käfig verließ, und ging mit ihm in den Behälter des Schakals. Dieſer ungaſtliche Geſell erwürgte
ihn aber augenblicklich zum größten Leidweſen Aller, welche den liebenswürdigen und eigenthümlichen
Burſchen kennen gelernt hatten. — Vor Erkältung muß man dieſe echten Söhne der glühenden Sahara
beſonders in Acht nehmen, weil ſie in Folge einer Erkühlung von einer Augenkrankheit befallen
werden, welche faſt immer mit dem Tode endet.‟ —

Jn den letzten Jahren habe ich den Fenek in verſchiedenen Thiergärten geſehen. Einer mir ſehr
auffallenden Beobachtung, welche ich in Paris machte, muß ich hier Erwähnung thun. Jm Raub-
thierhauſe des Jardin des Plantes lebte ein Pärchen, welches der Kälte wegen noch in dem heizbaren
Raume gehalten und von den Wärtern ſelten beſucht wurde. Um ſo größer ſchien die Freude der
Thiere zu ſein, wenn endlich Jemand kam. Sie geberdeten ſich wie unſinnig, hüpften und ſprangen
lebhaft umher, ließen freudige Töne hören und kamen zuletzt ſo in Aufregung, daß ſie ſich begatteten!
Jch beſuchte ſie mehrere Male: es geſchah jedes Mal Daſſelbe, und ich darf alſo wohl vermuthen,
daß die ſchließlich eintretende Brunſt nichts Anderes war, als die Folge der maßloſen Aufregung der
Thiere. Dieſes merkwürdigen Gebahrens ungeachtet, muß ich meinem Freunde beiſtimmen: der
Fenek iſt der liebenswürdigſte Fuchs der Erde.

Das letzte Mitglied der zahlreichen Fuchsgeſellſchaft iſt der Löffelhund (Otocyon megalotis),
welcher Südafrika angehört. Er gleicht ſeiner äußern Erſcheinung nach einem Fuchſe und zwar am
meiſten unſerm Fenek, iſt ſogar mit dieſem mehrmals verwechſelt worden. Allein er iſt bedeutend
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[445/0515] Schilderung von Buvry. Beſchreibung des Löffelhundes. Reinecke ganz unzweifelhaft thun würde. Er verſucht es ſelbſt dann nicht, wenn bei ſeinen An- ſtrengungen, frei zu werden, ſich die Schlingen ſo feſt zuſammenſchnüren, daß die Lederhaut zerrieben und das rohe Fleiſch des Laufes bloßgelegt wird. Der Grund iſt wahrſcheinlich in dem allzufeinen Gebiß zu ſuchen; denn dies iſt überhaupt nicht dazu eingerichtet, feſte Körper zu bewältigen, und die Muskelkraft der Kiefern iſt auffallend gering. Einen Beweis hierzu lieferten mir drei lebende Feneks, welche, wenn ſie nicht frei waren, d. h. in der Stube umherlaufen durften, in einem leichten Käfig eingeſperrt wurden. Dieſer war vorn blos durch ein Gitter von ungefähr zollſtarken Fichten- ſtäben verſchloſſen, und obwohl die Füchſe an den Stäben bei Nacht fortwährend arbeiteten, iſt es ihnen doch niemals gelungen, ſich durchzubeißen.‟ „Jn der Gefangenſchaft iſt der Fenek, vorzüglich wenn er jung in die Gewalt des Menſchen kam, ein äußerſt lebendiger, höchſt vergnüglicher Geſellſchafter. Er wird ſehr bald zahm und mit ſeinem neuen Herrn vertraut. Manche werden ſo anhänglich, daß ſie dem Menſchen folgen, aus- und eingehen und abends in ihren Käfig zurückkehren. Weniger verträglich iſt er mit anderen ſeiner Art. Mehrere Feneks beißen ſich wohl ſogar gelegentlich, und die Weibchen haben nicht ſelten unter der ſchlechten Laune des Männchens zu leiden; ja, bei mir ereignete es ſich ſogar, daß ein unzarter und unhöflicher Mann ein reizendes Weibchen umbrachte. Alle meine Gefangenen liebten die Wärme über Alles, und oftmals iſt es vorgekommen, daß ſie ſich in noch glühender Kaminaſche den Pelz und die Pfoten verbrannten, ohne den Platz zu verlaſſen. Vor offnem Feuer muß man ſie ſchützen; denn ich erlebte es mehrmals, daß ſie ohne weiteres in daſſelbe hineinſprangen. Wenn ich ſpeiſte, ſaß mein Lieblingsfenek ſtets zu meinen Füßen und las ſorgſam Alles auf, was ich vom Tiſche warf. Milch und Semmel gehörten zu ſeinen bevorzugten Speiſen. Jn meiner Stube hatte ich auch Käfige mit Vögeln hängen, welche das Thier lebhaft anzogen. Es war ſeine Hauptbeſchäftigung, ſtundenlang den Be- wegungen der Vögel zu folgen. Er entwickelte dabei ein bewunderungswürdiges Mienenſpiel, bei welchem die Begierde nach den fröhlichen Vögeln entſchieden ſehr deutlichen Ausdruck gewann.‟ „Bei zweckmäßiger Behandlung und guter Pflege kann der Fenek lange in der Gefangenſchaft aushalten. Mein Liebling lebte noch zwei Jahre im Berliner Thiergarten und endete nur durch ein trauriges Mißverſtändniß ſein Daſein. Er folgte nämlich heimlich dem Wärter, als dieſer ſeinen Käfig verließ, und ging mit ihm in den Behälter des Schakals. Dieſer ungaſtliche Geſell erwürgte ihn aber augenblicklich zum größten Leidweſen Aller, welche den liebenswürdigen und eigenthümlichen Burſchen kennen gelernt hatten. — Vor Erkältung muß man dieſe echten Söhne der glühenden Sahara beſonders in Acht nehmen, weil ſie in Folge einer Erkühlung von einer Augenkrankheit befallen werden, welche faſt immer mit dem Tode endet.‟ — Jn den letzten Jahren habe ich den Fenek in verſchiedenen Thiergärten geſehen. Einer mir ſehr auffallenden Beobachtung, welche ich in Paris machte, muß ich hier Erwähnung thun. Jm Raub- thierhauſe des Jardin des Plantes lebte ein Pärchen, welches der Kälte wegen noch in dem heizbaren Raume gehalten und von den Wärtern ſelten beſucht wurde. Um ſo größer ſchien die Freude der Thiere zu ſein, wenn endlich Jemand kam. Sie geberdeten ſich wie unſinnig, hüpften und ſprangen lebhaft umher, ließen freudige Töne hören und kamen zuletzt ſo in Aufregung, daß ſie ſich begatteten! Jch beſuchte ſie mehrere Male: es geſchah jedes Mal Daſſelbe, und ich darf alſo wohl vermuthen, daß die ſchließlich eintretende Brunſt nichts Anderes war, als die Folge der maßloſen Aufregung der Thiere. Dieſes merkwürdigen Gebahrens ungeachtet, muß ich meinem Freunde beiſtimmen: der Fenek iſt der liebenswürdigſte Fuchs der Erde. Das letzte Mitglied der zahlreichen Fuchsgeſellſchaft iſt der Löffelhund (Otocyon megalotis), welcher Südafrika angehört. Er gleicht ſeiner äußern Erſcheinung nach einem Fuchſe und zwar am meiſten unſerm Fenek, iſt ſogar mit dieſem mehrmals verwechſelt worden. Allein er iſt bedeutend größer und hochbeiniger, als der Fenek; ſeine Schnauze iſt viel kürzer, und nur die Ohren ſind denen des Fenek gleich und faſt ebenſo groß.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/515>, abgerufen am 24.11.2024.