Die Raubthiere. Hunde. -- Löffel- und Steppenhund.
Bis jetzt kennt man blos eine einzige Art dieser Sippe, deren Kennzeichen die folgenden sind: Kleiner, dicker Kopf, kurze Schnauze, außergewöhnlich dem Kopf gleichlange, aufrechtstehende Lauscher; gelblichgrau auf dem Rücken, die Pfoten und die buschige Standarte dunkler, an der Unterseite weiß- licher Pelz. Die Ohren sind außen grauweiß gerändert und schwarz gespitzt, der Kopf grau mit schwarzem Nasenrücken.
Ueber die Lebensweise des Löffelhundes ist Nichts bekannt; man weiß blos, daß auch er in unter- irdischen Bauen lebt, wie seine übrigen Verwandten. De Lalande brachte einige lebend mit sich nach Paris, und aus diesem Grunde trägt das Thier wohl auch in einigen Lehrbüchern den Namen Canis Lalandii.
Den Uebergaang von den eigentlichen Hunden zu den in dieselbe Familie gehörenden oder wenigstens innig verwandten Hiänen bildet eines der merkwürdigsten und zugleich am schönsten ge- zeichneten Thiere, der Hiänen-, Steppen- oder gemalte Hund (Lyeaon pictus). Man hat auch ihn, weil er nirgends hin recht passen will, zum Vertreter einer eignen Sippe erhoben. Er ist ein echtes Mittelglied zwischen Hund und Hiäne nicht blos leiblich, sondern auch geistig, obschon das Hündische vorwiegend sein dürfte. Da wir die Kennzeichen der Sippe zugleich beschreiben, wenn wir die des Thieres selbst angeben, können wir uns kurz fassen. Der Leibesbau des Hiänenhundes ist schlank, aber dennoch kräftig. Die Gliedmaßen sind fast von gleicher Länge und vierzehig. Der Kopf ist stark und stumpfschnauzig. Die Lauscher sind groß und namentlich breit, sie stehen, wie bei allen wilden Hunden und Hiänen, aufrecht; die Seher sind groß, und ihr Stern ist rund. Die Standarte ist mittellang und nicht sehr buschig. Eine Rückenmähne fehlt gänzlich, wie denn auch blos der Kopf an die Hiäne erinnert, während alles Uebrige eigentlich den Hunden ähnelt.
Der Steppen- oder Hiäneuhund hat ungefähr die Größe eines schmächtigen Wolfes oder mittel- großen Fleischerhundes, und in seiner Gestalt die größere Aehnlichkeit mit Letzterm. Bei aller Schlank- heit und Leichtigkeit des Baues macht er doch den Eindruck eines kräftigen und starken Thieres; und hiermit stimmen auch alle Beobachtungen überein.
Es giebt kaum zwei von diesen Hunden, welche vollkommen gleich gezeichnet wären; nur am Kopf und am Nacken hat die Zeichnung eine gewisse Beständigkeit. Weiß, Schwarz und Ockergelb bilden die Hauptfarben. Bei dem Einen ist die weiße, bei dem Andern die schwarze Farbe vor- herrschend und so gleichsam Grundfarbe, von welcher die lichteren oder dunkleren Flecken ziemlich grell abstechen. Auch die Flecken sind unregelmäßig, bald kleiner, bald größer, sehr verschieden gestaltet und oft über den ganzen Leib vertheilt, und nur der eine kehrt regelmäßig wieder. Die weißen und ockerfarbenen Flecken sind immer schwarz gesäumt. Beständiger ist, wie gesagt, die Färbung des Gesichts. Hier ist die Schnauze bis zu den Augen hinauf schwarz, und diese Färbung setzt sich auch noch in langen Streifen zwischen den Augen und Ohren, längs des Scheitels, des Ober- kopfes und Nackens fort. Die Lauscher sind schwarz, die Seher braun; in der Regel ist auch die Lunte ziemlich gleichmäßig gezeichnet. Jhre Wurzel ist ockerfarben, ihre Mitte schwarz und ihre buschige Blume weiß oder ockergelb. Die Leibeslänge des erwachsenen Thieres beträgt drei Fuß drei Zoll, die des Schwanzes einen Fuß und vier Zoll, die Höhe am Widerrist einen Fuß und zehn Zoll. Unsere Abbildung bekundet eine treue Auffassung des Thieres.
Der Steppenhund ist, wie die neuen Forschungen lehren, über einen großen Theil Afrikas ver- breitet. Früher kannte man ihn nur aus der Kapgegend. Später fand ihn Rüppell in der Bahiuda- wüste auf, und neuere Reisende haben ihn am Kongo, wie im Mozambik beobachtet. Er ist ein echtes Steppenthier, bunt am Leibe und lebendig vom Geiste. Das Hündische spricht sich in seinem Wesen vorwiegend aus. Er ist Tag- und Nachtthier und liebt zahlreiche Gesellschaften; deshalb findet man ihn stets in Meuten oder Rudeln von 30 bis 40 Stück vereinigt. Jn früheren Zeiten war er am Kap eine häufige Erscheinung, und vielfache Berichte erwähnen seiner. Daß dabei manchfaltige Aus- schmückungen seiner Naturgeschichte mit unterliefen, versteht sich von selbst, und noch heute sind wir
Die Raubthiere. Hunde. — Löffel- und Steppenhund.
Bis jetzt kennt man blos eine einzige Art dieſer Sippe, deren Kennzeichen die folgenden ſind: Kleiner, dicker Kopf, kurze Schnauze, außergewöhnlich dem Kopf gleichlange, aufrechtſtehende Lauſcher; gelblichgrau auf dem Rücken, die Pfoten und die buſchige Standarte dunkler, an der Unterſeite weiß- licher Pelz. Die Ohren ſind außen grauweiß gerändert und ſchwarz geſpitzt, der Kopf grau mit ſchwarzem Naſenrücken.
Ueber die Lebensweiſe des Löffelhundes iſt Nichts bekannt; man weiß blos, daß auch er in unter- irdiſchen Bauen lebt, wie ſeine übrigen Verwandten. De Lalande brachte einige lebend mit ſich nach Paris, und aus dieſem Grunde trägt das Thier wohl auch in einigen Lehrbüchern den Namen Canis Lalandii.
Den Uebergaang von den eigentlichen Hunden zu den in dieſelbe Familie gehörenden oder wenigſtens innig verwandten Hiänen bildet eines der merkwürdigſten und zugleich am ſchönſten ge- zeichneten Thiere, der Hiänen-, Steppen- oder gemalte Hund (Lyeaon pictus). Man hat auch ihn, weil er nirgends hin recht paſſen will, zum Vertreter einer eignen Sippe erhoben. Er iſt ein echtes Mittelglied zwiſchen Hund und Hiäne nicht blos leiblich, ſondern auch geiſtig, obſchon das Hündiſche vorwiegend ſein dürfte. Da wir die Kennzeichen der Sippe zugleich beſchreiben, wenn wir die des Thieres ſelbſt angeben, können wir uns kurz faſſen. Der Leibesbau des Hiänenhundes iſt ſchlank, aber dennoch kräftig. Die Gliedmaßen ſind faſt von gleicher Länge und vierzehig. Der Kopf iſt ſtark und ſtumpfſchnauzig. Die Lauſcher ſind groß und namentlich breit, ſie ſtehen, wie bei allen wilden Hunden und Hiänen, aufrecht; die Seher ſind groß, und ihr Stern iſt rund. Die Standarte iſt mittellang und nicht ſehr buſchig. Eine Rückenmähne fehlt gänzlich, wie denn auch blos der Kopf an die Hiäne erinnert, während alles Uebrige eigentlich den Hunden ähnelt.
Der Steppen- oder Hiäneuhund hat ungefähr die Größe eines ſchmächtigen Wolfes oder mittel- großen Fleiſcherhundes, und in ſeiner Geſtalt die größere Aehnlichkeit mit Letzterm. Bei aller Schlank- heit und Leichtigkeit des Baues macht er doch den Eindruck eines kräftigen und ſtarken Thieres; und hiermit ſtimmen auch alle Beobachtungen überein.
Es giebt kaum zwei von dieſen Hunden, welche vollkommen gleich gezeichnet wären; nur am Kopf und am Nacken hat die Zeichnung eine gewiſſe Beſtändigkeit. Weiß, Schwarz und Ockergelb bilden die Hauptfarben. Bei dem Einen iſt die weiße, bei dem Andern die ſchwarze Farbe vor- herrſchend und ſo gleichſam Grundfarbe, von welcher die lichteren oder dunkleren Flecken ziemlich grell abſtechen. Auch die Flecken ſind unregelmäßig, bald kleiner, bald größer, ſehr verſchieden geſtaltet und oft über den ganzen Leib vertheilt, und nur der eine kehrt regelmäßig wieder. Die weißen und ockerfarbenen Flecken ſind immer ſchwarz geſäumt. Beſtändiger iſt, wie geſagt, die Färbung des Geſichts. Hier iſt die Schnauze bis zu den Augen hinauf ſchwarz, und dieſe Färbung ſetzt ſich auch noch in langen Streifen zwiſchen den Augen und Ohren, längs des Scheitels, des Ober- kopfes und Nackens fort. Die Lauſcher ſind ſchwarz, die Seher braun; in der Regel iſt auch die Lunte ziemlich gleichmäßig gezeichnet. Jhre Wurzel iſt ockerfarben, ihre Mitte ſchwarz und ihre buſchige Blume weiß oder ockergelb. Die Leibeslänge des erwachſenen Thieres beträgt drei Fuß drei Zoll, die des Schwanzes einen Fuß und vier Zoll, die Höhe am Widerriſt einen Fuß und zehn Zoll. Unſere Abbildung bekundet eine treue Auffaſſung des Thieres.
Der Steppenhund iſt, wie die neuen Forſchungen lehren, über einen großen Theil Afrikas ver- breitet. Früher kannte man ihn nur aus der Kapgegend. Später fand ihn Rüppell in der Bahiuda- wüſte auf, und neuere Reiſende haben ihn am Kongo, wie im Mozambik beobachtet. Er iſt ein echtes Steppenthier, bunt am Leibe und lebendig vom Geiſte. Das Hündiſche ſpricht ſich in ſeinem Weſen vorwiegend aus. Er iſt Tag- und Nachtthier und liebt zahlreiche Geſellſchaften; deshalb findet man ihn ſtets in Meuten oder Rudeln von 30 bis 40 Stück vereinigt. Jn früheren Zeiten war er am Kap eine häufige Erſcheinung, und vielfache Berichte erwähnen ſeiner. Daß dabei manchfaltige Aus- ſchmückungen ſeiner Naturgeſchichte mit unterliefen, verſteht ſich von ſelbſt, und noch heute ſind wir
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Die Raubthiere. Hunde. — Löffel- und Steppenhund.
Bis jetzt kennt man blos eine einzige Art dieſer Sippe, deren Kennzeichen die folgenden ſind:
Kleiner, dicker Kopf, kurze Schnauze, außergewöhnlich dem Kopf gleichlange, aufrechtſtehende Lauſcher;
gelblichgrau auf dem Rücken, die Pfoten und die buſchige Standarte dunkler, an der Unterſeite weiß-
licher Pelz. Die Ohren ſind außen grauweiß gerändert und ſchwarz geſpitzt, der Kopf grau mit
ſchwarzem Naſenrücken.
Ueber die Lebensweiſe des Löffelhundes iſt Nichts bekannt; man weiß blos, daß auch er in unter-
irdiſchen Bauen lebt, wie ſeine übrigen Verwandten. De Lalande brachte einige lebend mit ſich
nach Paris, und aus dieſem Grunde trägt das Thier wohl auch in einigen Lehrbüchern den Namen
Canis Lalandii.
Den Uebergaang von den eigentlichen Hunden zu den in dieſelbe Familie gehörenden oder
wenigſtens innig verwandten Hiänen bildet eines der merkwürdigſten und zugleich am ſchönſten ge-
zeichneten Thiere, der Hiänen-, Steppen- oder gemalte Hund (Lyeaon pictus). Man hat auch
ihn, weil er nirgends hin recht paſſen will, zum Vertreter einer eignen Sippe erhoben. Er iſt ein echtes
Mittelglied zwiſchen Hund und Hiäne nicht blos leiblich, ſondern auch geiſtig, obſchon das Hündiſche
vorwiegend ſein dürfte. Da wir die Kennzeichen der Sippe zugleich beſchreiben, wenn wir die des
Thieres ſelbſt angeben, können wir uns kurz faſſen. Der Leibesbau des Hiänenhundes iſt ſchlank,
aber dennoch kräftig. Die Gliedmaßen ſind faſt von gleicher Länge und vierzehig. Der Kopf iſt ſtark
und ſtumpfſchnauzig. Die Lauſcher ſind groß und namentlich breit, ſie ſtehen, wie bei allen wilden
Hunden und Hiänen, aufrecht; die Seher ſind groß, und ihr Stern iſt rund. Die Standarte iſt
mittellang und nicht ſehr buſchig. Eine Rückenmähne fehlt gänzlich, wie denn auch blos der Kopf an
die Hiäne erinnert, während alles Uebrige eigentlich den Hunden ähnelt.
Der Steppen- oder Hiäneuhund hat ungefähr die Größe eines ſchmächtigen Wolfes oder mittel-
großen Fleiſcherhundes, und in ſeiner Geſtalt die größere Aehnlichkeit mit Letzterm. Bei aller Schlank-
heit und Leichtigkeit des Baues macht er doch den Eindruck eines kräftigen und ſtarken Thieres; und
hiermit ſtimmen auch alle Beobachtungen überein.
Es giebt kaum zwei von dieſen Hunden, welche vollkommen gleich gezeichnet wären; nur am
Kopf und am Nacken hat die Zeichnung eine gewiſſe Beſtändigkeit. Weiß, Schwarz und Ockergelb
bilden die Hauptfarben. Bei dem Einen iſt die weiße, bei dem Andern die ſchwarze Farbe vor-
herrſchend und ſo gleichſam Grundfarbe, von welcher die lichteren oder dunkleren Flecken ziemlich
grell abſtechen. Auch die Flecken ſind unregelmäßig, bald kleiner, bald größer, ſehr verſchieden
geſtaltet und oft über den ganzen Leib vertheilt, und nur der eine kehrt regelmäßig wieder. Die
weißen und ockerfarbenen Flecken ſind immer ſchwarz geſäumt. Beſtändiger iſt, wie geſagt, die Färbung
des Geſichts. Hier iſt die Schnauze bis zu den Augen hinauf ſchwarz, und dieſe Färbung ſetzt
ſich auch noch in langen Streifen zwiſchen den Augen und Ohren, längs des Scheitels, des Ober-
kopfes und Nackens fort. Die Lauſcher ſind ſchwarz, die Seher braun; in der Regel iſt auch die
Lunte ziemlich gleichmäßig gezeichnet. Jhre Wurzel iſt ockerfarben, ihre Mitte ſchwarz und ihre
buſchige Blume weiß oder ockergelb. Die Leibeslänge des erwachſenen Thieres beträgt drei Fuß
drei Zoll, die des Schwanzes einen Fuß und vier Zoll, die Höhe am Widerriſt einen Fuß und
zehn Zoll. Unſere Abbildung bekundet eine treue Auffaſſung des Thieres.
Der Steppenhund iſt, wie die neuen Forſchungen lehren, über einen großen Theil Afrikas ver-
breitet. Früher kannte man ihn nur aus der Kapgegend. Später fand ihn Rüppell in der Bahiuda-
wüſte auf, und neuere Reiſende haben ihn am Kongo, wie im Mozambik beobachtet. Er iſt ein echtes
Steppenthier, bunt am Leibe und lebendig vom Geiſte. Das Hündiſche ſpricht ſich in ſeinem Weſen
vorwiegend aus. Er iſt Tag- und Nachtthier und liebt zahlreiche Geſellſchaften; deshalb findet man
ihn ſtets in Meuten oder Rudeln von 30 bis 40 Stück vereinigt. Jn früheren Zeiten war er am
Kap eine häufige Erſcheinung, und vielfache Berichte erwähnen ſeiner. Daß dabei manchfaltige Aus-
ſchmückungen ſeiner Naturgeſchichte mit unterliefen, verſteht ſich von ſelbſt, und noch heute ſind wir
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/516>, abgerufen am 24.11.2024.
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