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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Geripp des Menschen und des Gorilla. Leibesbau der Affen.
andere nur die des Eichhörnchen. Die Paviane sind kräftig, untersetzt; ihre Körperformen sind
stark und fleischig, und ihr Bauch ist stark eingezogen: bei den Orangaffen dagegen ist der Leib stark
aufgetrieben und besitzt lange, dünne Gliedmaßen; bei den Klammeraffen sind Leib und Glied-
maßen gleich dünn und mager, bei einzelnen Halbaffen sogar klapperdürr. Die einen tragen ein
dünnes, spärliches Haarkleid, welches die Umrisse des Körpers deutlich durchschimmern läßt; andere
hüllen sich in einen kurzen, dichten, enganliegenden Pelz; noch andere bekleiden sich mit einem langen,
lockern, der am Kopfe, Rumpfe oder Schwanze sogar buschige Mähnen, Quasten oder einen struppigen
Bart bildet. Die Farben sind im Allgemeinen zwar düster, grau, braun, schwarz, eintönig oder
gemischt, jedoch fehlt es auch nicht an bunten Zeichnungen, hervorstechenden Tönen und darunter an
solchen, welche wir sonst nirgends unter den Säugethieren finden. So mischt sich meergrüne Farbe
mit grauer, Weiß sticht am Kopfe scharf gegen die allgemeine schwarze Färbung ab; ja, selbst Grün,
Himmelblau, Blut- und Purpurroth kommen vor, wenn auch nur an nackten, haarlosen Stellen.
Die Ohren ragen frei hervor oder verstecken sich ganz im Pelze; das Gesicht ist hundsartig verlängert
oder kurz und glatt; die Hände sind fünfzehig; der Schwanz fehlt oder ist mehr als körperlang."

Die Affen haben also Nichts, was ihnen einen Anspruch auf Schönheit geben könnte, und selbst
ihre Vorzüge vor andern Thieren sind nur scheinbar. So könnte man vielleicht glauben, daß sie in
ihren vier Händen größere Begabungen erhalten hätten, als der Mensch, welcher nur zwei Hände be-
sitzt: allein dem ist nicht so. Die Hand ist allerdings schon von den alten Weltweisen als dasjenige
Werkzeug anerkannt worden, welches den Menschen leiblich zum Menschen macht: allein die Affen-
hand ist eben auch nur eine ungelungene Nachbildung der vollendeten Menschenhand. Und "nicht die
Zahl gleichförmiger Werkzeuge," sagt Oken, "sondern die Zahl der ungleichförmigen, nicht die Viel-
heit, sondern die Manchfaltigkeit ist die Vollkommenheit. Der Affe kann mit seinen vier Händen nur
Einerlei thun: nämlich sich halten und klettern; er kann daher die vordern Hände nicht einmal als
Hände gebrauchen, weil er sie nicht frei bekommt, weil die hintern nicht im Stande sind, allein den
Leib zu tragen, wie beim Menschen." Somit hat er auch in seinen vier Händen Nichts voraus,
so erscheint auch dieses edle Werkzeug bei ihm nur verbildet, nur verzerrt.

Die Uebereinstimmung des inneren Leibesbaues der Affen ist größer, als man, von ihrer äußeren
Erscheinung folgernd, vermuthen möchte. Das Geripp enthält 12 bis 16 Brustwirbel, 4 bis
9 Lendenwirbel, 2 bis 5 Krenzbein- und 3 bis 33 Schwanzwirbel; das Schlüsselbein
ist stark; die Unterarmknochen sind getrennt und sehr beweglich; die Handwurzelknochen sind
gestreckt, die der Finger aber theilweise verkümmert, während an den Hinterfüßen gerade der entgegen-
setzbare Daumen auffällt. Der Schädel ist sehr verschieden gestaltet, je nachdem der Schnauzentheil
hervor- oder zurücktritt und der Hirnkasten sich erweitert; die Augen liegen immer vorn, in stark
umrandeten Knochenhöhlen, | und die Jochbögen stehen nicht bedeutend vom Schädel ab. Das Gebiß
enthält alle Zahnarten und zwar in ununterbrochenen Reihen, d. h. ohne Lücken zwischen den ver-
schiedenen Zähnen: -- vier Schneidezähne, zwei oft außerordentlich und wie bei Raubthieren ent-
wickelte Eckzähne, zwei oder drei Lück- und drei Mahlzähne in jedem Kiefer, pflegen es zu bilden. --
Unter den Muskeln verdienen die, welche die Vorderhände bewegen, unsere Beachtung, weil sie im
Vergleich zu denen der Menschenhand außerordentlich vereinfacht, ja verkümmert sind. Hierdurch
eben wird der Affenhand jene tausendfältige Beweglichkeit unmöglich, welche unsere Hand auszeichnet.
"Die Vergleichung beider Hände allein," sagt Giebel, "erweist die behauptete Abstammung des
Menschen von den Affen als durchaus unmöglich und bekundet deren Unbildungsfähigkeit, zu so
mancherlei häuslichen Handgeschäften sie sich auch abrichten lassen." Die Hinterhände der Affen sind
der Menschenhand ähnlicher, als die Vorderhände, verlieren aber als Körperstützen ihre Freiheit und
damit ihre Brauchbarkeit. Wie die Hand, unterscheidet sich auch der Kehl|kopf vielfach von dem des
Menschen; er befähigt das Thier nicht zu einer Sprache im menschlichen Sinne; die sackartigen Er-
weiterungen der Luftröhre begünstigen dagegen gellende, heulende Laute, welche unserem Ohre geradezu
entsetzlich vorkommen.

1 *

Geripp des Menſchen und des Gorilla. Leibesbau der Affen.
andere nur die des Eichhörnchen. Die Paviane ſind kräftig, unterſetzt; ihre Körperformen ſind
ſtark und fleiſchig, und ihr Bauch iſt ſtark eingezogen: bei den Orangaffen dagegen iſt der Leib ſtark
aufgetrieben und beſitzt lange, dünne Gliedmaßen; bei den Klammeraffen ſind Leib und Glied-
maßen gleich dünn und mager, bei einzelnen Halbaffen ſogar klapperdürr. Die einen tragen ein
dünnes, ſpärliches Haarkleid, welches die Umriſſe des Körpers deutlich durchſchimmern läßt; andere
hüllen ſich in einen kurzen, dichten, enganliegenden Pelz; noch andere bekleiden ſich mit einem langen,
lockern, der am Kopfe, Rumpfe oder Schwanze ſogar buſchige Mähnen, Quaſten oder einen ſtruppigen
Bart bildet. Die Farben ſind im Allgemeinen zwar düſter, grau, braun, ſchwarz, eintönig oder
gemiſcht, jedoch fehlt es auch nicht an bunten Zeichnungen, hervorſtechenden Tönen und darunter an
ſolchen, welche wir ſonſt nirgends unter den Säugethieren finden. So miſcht ſich meergrüne Farbe
mit grauer, Weiß ſticht am Kopfe ſcharf gegen die allgemeine ſchwarze Färbung ab; ja, ſelbſt Grün,
Himmelblau, Blut- und Purpurroth kommen vor, wenn auch nur an nackten, haarloſen Stellen.
Die Ohren ragen frei hervor oder verſtecken ſich ganz im Pelze; das Geſicht iſt hundsartig verlängert
oder kurz und glatt; die Hände ſind fünfzehig; der Schwanz fehlt oder iſt mehr als körperlang.‟

Die Affen haben alſo Nichts, was ihnen einen Anſpruch auf Schönheit geben könnte, und ſelbſt
ihre Vorzüge vor andern Thieren ſind nur ſcheinbar. So könnte man vielleicht glauben, daß ſie in
ihren vier Händen größere Begabungen erhalten hätten, als der Menſch, welcher nur zwei Hände be-
ſitzt: allein dem iſt nicht ſo. Die Hand iſt allerdings ſchon von den alten Weltweiſen als dasjenige
Werkzeug anerkannt worden, welches den Menſchen leiblich zum Menſchen macht: allein die Affen-
hand iſt eben auch nur eine ungelungene Nachbildung der vollendeten Menſchenhand. Und „nicht die
Zahl gleichförmiger Werkzeuge,‟ ſagt Oken, „ſondern die Zahl der ungleichförmigen, nicht die Viel-
heit, ſondern die Manchfaltigkeit iſt die Vollkommenheit. Der Affe kann mit ſeinen vier Händen nur
Einerlei thun: nämlich ſich halten und klettern; er kann daher die vordern Hände nicht einmal als
Hände gebrauchen, weil er ſie nicht frei bekommt, weil die hintern nicht im Stande ſind, allein den
Leib zu tragen, wie beim Menſchen.‟ Somit hat er auch in ſeinen vier Händen Nichts voraus,
ſo erſcheint auch dieſes edle Werkzeug bei ihm nur verbildet, nur verzerrt.

Die Uebereinſtimmung des inneren Leibesbaues der Affen iſt größer, als man, von ihrer äußeren
Erſcheinung folgernd, vermuthen möchte. Das Geripp enthält 12 bis 16 Bruſtwirbel, 4 bis
9 Lendenwirbel, 2 bis 5 Krenzbein- und 3 bis 33 Schwanzwirbel; das Schlüſſelbein
iſt ſtark; die Unterarmknochen ſind getrennt und ſehr beweglich; die Handwurzelknochen ſind
geſtreckt, die der Finger aber theilweiſe verkümmert, während an den Hinterfüßen gerade der entgegen-
ſetzbare Daumen auffällt. Der Schädel iſt ſehr verſchieden geſtaltet, je nachdem der Schnauzentheil
hervor- oder zurücktritt und der Hirnkaſten ſich erweitert; die Augen liegen immer vorn, in ſtark
umrandeten Knochenhöhlen, | und die Jochbögen ſtehen nicht bedeutend vom Schädel ab. Das Gebiß
enthält alle Zahnarten und zwar in ununterbrochenen Reihen, d. h. ohne Lücken zwiſchen den ver-
ſchiedenen Zähnen: — vier Schneidezähne, zwei oft außerordentlich und wie bei Raubthieren ent-
wickelte Eckzähne, zwei oder drei Lück- und drei Mahlzähne in jedem Kiefer, pflegen es zu bilden. —
Unter den Muskeln verdienen die, welche die Vorderhände bewegen, unſere Beachtung, weil ſie im
Vergleich zu denen der Menſchenhand außerordentlich vereinfacht, ja verkümmert ſind. Hierdurch
eben wird der Affenhand jene tauſendfältige Beweglichkeit unmöglich, welche unſere Hand auszeichnet.
„Die Vergleichung beider Hände allein,‟ ſagt Giebel, „erweiſt die behauptete Abſtammung des
Menſchen von den Affen als durchaus unmöglich und bekundet deren Unbildungsfähigkeit, zu ſo
mancherlei häuslichen Handgeſchäften ſie ſich auch abrichten laſſen.‟ Die Hinterhände der Affen ſind
der Menſchenhand ähnlicher, als die Vorderhände, verlieren aber als Körperſtützen ihre Freiheit und
damit ihre Brauchbarkeit. Wie die Hand, unterſcheidet ſich auch der Kehl|kopf vielfach von dem des
Menſchen; er befähigt das Thier nicht zu einer Sprache im menſchlichen Sinne; die ſackartigen Er-
weiterungen der Luftröhre begünſtigen dagegen gellende, heulende Laute, welche unſerem Ohre geradezu
entſetzlich vorkommen.

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[3/0053] Geripp des Menſchen und des Gorilla. Leibesbau der Affen. andere nur die des Eichhörnchen. Die Paviane ſind kräftig, unterſetzt; ihre Körperformen ſind ſtark und fleiſchig, und ihr Bauch iſt ſtark eingezogen: bei den Orangaffen dagegen iſt der Leib ſtark aufgetrieben und beſitzt lange, dünne Gliedmaßen; bei den Klammeraffen ſind Leib und Glied- maßen gleich dünn und mager, bei einzelnen Halbaffen ſogar klapperdürr. Die einen tragen ein dünnes, ſpärliches Haarkleid, welches die Umriſſe des Körpers deutlich durchſchimmern läßt; andere hüllen ſich in einen kurzen, dichten, enganliegenden Pelz; noch andere bekleiden ſich mit einem langen, lockern, der am Kopfe, Rumpfe oder Schwanze ſogar buſchige Mähnen, Quaſten oder einen ſtruppigen Bart bildet. Die Farben ſind im Allgemeinen zwar düſter, grau, braun, ſchwarz, eintönig oder gemiſcht, jedoch fehlt es auch nicht an bunten Zeichnungen, hervorſtechenden Tönen und darunter an ſolchen, welche wir ſonſt nirgends unter den Säugethieren finden. So miſcht ſich meergrüne Farbe mit grauer, Weiß ſticht am Kopfe ſcharf gegen die allgemeine ſchwarze Färbung ab; ja, ſelbſt Grün, Himmelblau, Blut- und Purpurroth kommen vor, wenn auch nur an nackten, haarloſen Stellen. Die Ohren ragen frei hervor oder verſtecken ſich ganz im Pelze; das Geſicht iſt hundsartig verlängert oder kurz und glatt; die Hände ſind fünfzehig; der Schwanz fehlt oder iſt mehr als körperlang.‟ Die Affen haben alſo Nichts, was ihnen einen Anſpruch auf Schönheit geben könnte, und ſelbſt ihre Vorzüge vor andern Thieren ſind nur ſcheinbar. So könnte man vielleicht glauben, daß ſie in ihren vier Händen größere Begabungen erhalten hätten, als der Menſch, welcher nur zwei Hände be- ſitzt: allein dem iſt nicht ſo. Die Hand iſt allerdings ſchon von den alten Weltweiſen als dasjenige Werkzeug anerkannt worden, welches den Menſchen leiblich zum Menſchen macht: allein die Affen- hand iſt eben auch nur eine ungelungene Nachbildung der vollendeten Menſchenhand. Und „nicht die Zahl gleichförmiger Werkzeuge,‟ ſagt Oken, „ſondern die Zahl der ungleichförmigen, nicht die Viel- heit, ſondern die Manchfaltigkeit iſt die Vollkommenheit. Der Affe kann mit ſeinen vier Händen nur Einerlei thun: nämlich ſich halten und klettern; er kann daher die vordern Hände nicht einmal als Hände gebrauchen, weil er ſie nicht frei bekommt, weil die hintern nicht im Stande ſind, allein den Leib zu tragen, wie beim Menſchen.‟ Somit hat er auch in ſeinen vier Händen Nichts voraus, ſo erſcheint auch dieſes edle Werkzeug bei ihm nur verbildet, nur verzerrt. Die Uebereinſtimmung des inneren Leibesbaues der Affen iſt größer, als man, von ihrer äußeren Erſcheinung folgernd, vermuthen möchte. Das Geripp enthält 12 bis 16 Bruſtwirbel, 4 bis 9 Lendenwirbel, 2 bis 5 Krenzbein- und 3 bis 33 Schwanzwirbel; das Schlüſſelbein iſt ſtark; die Unterarmknochen ſind getrennt und ſehr beweglich; die Handwurzelknochen ſind geſtreckt, die der Finger aber theilweiſe verkümmert, während an den Hinterfüßen gerade der entgegen- ſetzbare Daumen auffällt. Der Schädel iſt ſehr verſchieden geſtaltet, je nachdem der Schnauzentheil hervor- oder zurücktritt und der Hirnkaſten ſich erweitert; die Augen liegen immer vorn, in ſtark umrandeten Knochenhöhlen, | und die Jochbögen ſtehen nicht bedeutend vom Schädel ab. Das Gebiß enthält alle Zahnarten und zwar in ununterbrochenen Reihen, d. h. ohne Lücken zwiſchen den ver- ſchiedenen Zähnen: — vier Schneidezähne, zwei oft außerordentlich und wie bei Raubthieren ent- wickelte Eckzähne, zwei oder drei Lück- und drei Mahlzähne in jedem Kiefer, pflegen es zu bilden. — Unter den Muskeln verdienen die, welche die Vorderhände bewegen, unſere Beachtung, weil ſie im Vergleich zu denen der Menſchenhand außerordentlich vereinfacht, ja verkümmert ſind. Hierdurch eben wird der Affenhand jene tauſendfältige Beweglichkeit unmöglich, welche unſere Hand auszeichnet. „Die Vergleichung beider Hände allein,‟ ſagt Giebel, „erweiſt die behauptete Abſtammung des Menſchen von den Affen als durchaus unmöglich und bekundet deren Unbildungsfähigkeit, zu ſo mancherlei häuslichen Handgeſchäften ſie ſich auch abrichten laſſen.‟ Die Hinterhände der Affen ſind der Menſchenhand ähnlicher, als die Vorderhände, verlieren aber als Körperſtützen ihre Freiheit und damit ihre Brauchbarkeit. Wie die Hand, unterſcheidet ſich auch der Kehl|kopf vielfach von dem des Menſchen; er befähigt das Thier nicht zu einer Sprache im menſchlichen Sinne; die ſackartigen Er- weiterungen der Luftröhre begünſtigen dagegen gellende, heulende Laute, welche unſerem Ohre geradezu entſetzlich vorkommen. 1 *

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/53>, abgerufen am 21.11.2024.