und benannte es zuerst wissenschaftlich, und die amerikanischen Forscher Charlesworth, Clark, Baird und vor Allen Audubon sammelten Beobachtungen über Lebensweise und Betragen. Das erwachsene Männchen erreicht eine Gesammtlänge von fast drei Fuß, wovon 2/5 auf den Schwanz zu rechnen sind. Jn der Gestalt erinnert das Katzenfrett an einen kleinen Fuchs, in der Färbung an die Nasenbären. "Das Thier sieht aus," sagt Baird, "als ob es ein Blendling des Fuchses und des Waschbären wäre. Von dem Einen hat es die Gestalt und den listigen Blick, von dem Andern den geringelten Schwanz. Der Leib ist schlanker, als der des Fuchses, aber gedrungener, als der des Wiesels; er hat fast die Verhältnisse des Nörz. Das ziemlich weiche, mit einigen längeren Grannen untermengte Haar ist fast so lang, als das eines Fuchsbalges, der Kopf ist zugespitzt, die nackte Schnauze lang, das Auge groß, die außen nackten, innen kurz behaarten Ohren sind gut entwickelt, zugespitzt und aufrecht gestellt." Seine Oberseite deckt ein dunkles Braungrau, in welches sich schwarze Haare mischen, die Wangen und der Unterbauch sind gelblichweiß oder roströthlich, die Augen von derselben Färbung und hierauf dunkler umrandet, die Seiten sind lichter. Längs des Halses herab und über die Beine verlaufen einige verwaschene Binden, der Schwanz ist weiß, achtmal schwarz geringelt.
[Abbildung]
Das Katzenfrett (Bassaris astuta).
Soviel jetzt bekannt, bewohnt der Cacamizli Mejiko und Tejas, dort Felsenklüste und verlassene Gebäude, hier hauptsächlich Baumhöhlen. Jn Mejiko findet er sich häufig in der Hauptstadt selbst, und Charlesworth nimmt sogar an, daß er sein Lager niemals weit von menschlichen Wohnungen aufschlage, weil gerade der Mensch durch seine Hühnerställe die Jagd des Räubers besonders be- günstige. Auch Clark giebt Stallungen und verlassene Gebäude als Wohnungen des Katzenfrett an, obwohl nur nach Hörensagen, während er es selbst im Geklüft der Felsen und auf Bäumen fand. Audubon scheint es nur auf Bäumen beobachtet zu haben, und zwar in jenen steppenartigen Gegenden von Tejas, in welchen der Graswald ab und zu unterbrochen wird durch ein dichtes Unterholz, aus dem alte, größere Bäume einzeln sich erheben. Viele von ihnen sind hohl, und solche, deren Höhlungen von oben her Schutz gegen den Regen haben, werden vom Katzenfrett bevorzugt. Hier lebt es einzeln, scheu und zurückgezogen vor dem zudringlichen Menschen, durch die Beschaffenheit des Unterwuchses besonders geschützt. Clark behauptet, daß es nirgends selten ist, wegen seines nächtlichen Treibens aber nur nicht oft bemerkt und demzufolge auch selten erlangt wird, obgleich die Landeigenthümer, erbost durch die vielfachen Räubereien, welche das Thier begeht, kein Mittel unversucht lassen, es auszurotten. Treu hängt es an dem einmal gewählten Baume, und selten entfernt es sich weit von
Die Raubthiere. Schleichkatzen. — Katzenſrett.
und benannte es zuerſt wiſſenſchaftlich, und die amerikaniſchen Forſcher Charlesworth, Clark, Baïrd und vor Allen Audubon ſammelten Beobachtungen über Lebensweiſe und Betragen. Das erwachſene Männchen erreicht eine Geſammtlänge von faſt drei Fuß, wovon ⅖ auf den Schwanz zu rechnen ſind. Jn der Geſtalt erinnert das Katzenfrett an einen kleinen Fuchs, in der Färbung an die Naſenbären. „Das Thier ſieht aus,‟ ſagt Baird, „als ob es ein Blendling des Fuchſes und des Waſchbären wäre. Von dem Einen hat es die Geſtalt und den liſtigen Blick, von dem Andern den geringelten Schwanz. Der Leib iſt ſchlanker, als der des Fuchſes, aber gedrungener, als der des Wieſels; er hat faſt die Verhältniſſe des Nörz. Das ziemlich weiche, mit einigen längeren Grannen untermengte Haar iſt faſt ſo lang, als das eines Fuchsbalges, der Kopf iſt zugeſpitzt, die nackte Schnauze lang, das Auge groß, die außen nackten, innen kurz behaarten Ohren ſind gut entwickelt, zugeſpitzt und aufrecht geſtellt.‟ Seine Oberſeite deckt ein dunkles Braungrau, in welches ſich ſchwarze Haare miſchen, die Wangen und der Unterbauch ſind gelblichweiß oder roſtröthlich, die Augen von derſelben Färbung und hierauf dunkler umrandet, die Seiten ſind lichter. Längs des Halſes herab und über die Beine verlaufen einige verwaſchene Binden, der Schwanz iſt weiß, achtmal ſchwarz geringelt.
[Abbildung]
Das Katzenfrett (Bassaris astuta).
Soviel jetzt bekannt, bewohnt der Cacamizli Mejiko und Tejas, dort Felſenklüſte und verlaſſene Gebäude, hier hauptſächlich Baumhöhlen. Jn Mejiko findet er ſich häufig in der Hauptſtadt ſelbſt, und Charlesworth nimmt ſogar an, daß er ſein Lager niemals weit von menſchlichen Wohnungen aufſchlage, weil gerade der Menſch durch ſeine Hühnerſtälle die Jagd des Räubers beſonders be- günſtige. Auch Clark giebt Stallungen und verlaſſene Gebäude als Wohnungen des Katzenfrett an, obwohl nur nach Hörenſagen, während er es ſelbſt im Geklüft der Felſen und auf Bäumen fand. Audubon ſcheint es nur auf Bäumen beobachtet zu haben, und zwar in jenen ſteppenartigen Gegenden von Tejas, in welchen der Graswald ab und zu unterbrochen wird durch ein dichtes Unterholz, aus dem alte, größere Bäume einzeln ſich erheben. Viele von ihnen ſind hohl, und ſolche, deren Höhlungen von oben her Schutz gegen den Regen haben, werden vom Katzenfrett bevorzugt. Hier lebt es einzeln, ſcheu und zurückgezogen vor dem zudringlichen Menſchen, durch die Beſchaffenheit des Unterwuchſes beſonders geſchützt. Clark behauptet, daß es nirgends ſelten iſt, wegen ſeines nächtlichen Treibens aber nur nicht oft bemerkt und demzufolge auch ſelten erlangt wird, obgleich die Landeigenthümer, erboſt durch die vielfachen Räubereien, welche das Thier begeht, kein Mittel unverſucht laſſen, es auszurotten. Treu hängt es an dem einmal gewählten Baume, und ſelten entfernt es ſich weit von
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[472/0544]
Die Raubthiere. Schleichkatzen. — Katzenſrett.
und benannte es zuerſt wiſſenſchaftlich, und die amerikaniſchen Forſcher Charlesworth, Clark,
Baïrd und vor Allen Audubon ſammelten Beobachtungen über Lebensweiſe und Betragen. Das
erwachſene Männchen erreicht eine Geſammtlänge von faſt drei Fuß, wovon ⅖ auf den Schwanz zu
rechnen ſind. Jn der Geſtalt erinnert das Katzenfrett an einen kleinen Fuchs, in der Färbung an
die Naſenbären. „Das Thier ſieht aus,‟ ſagt Baird, „als ob es ein Blendling des Fuchſes und
des Waſchbären wäre. Von dem Einen hat es die Geſtalt und den liſtigen Blick, von dem Andern
den geringelten Schwanz. Der Leib iſt ſchlanker, als der des Fuchſes, aber gedrungener, als der des
Wieſels; er hat faſt die Verhältniſſe des Nörz. Das ziemlich weiche, mit einigen längeren Grannen
untermengte Haar iſt faſt ſo lang, als das eines Fuchsbalges, der Kopf iſt zugeſpitzt, die nackte
Schnauze lang, das Auge groß, die außen nackten, innen kurz behaarten Ohren ſind gut entwickelt,
zugeſpitzt und aufrecht geſtellt.‟ Seine Oberſeite deckt ein dunkles Braungrau, in welches ſich ſchwarze
Haare miſchen, die Wangen und der Unterbauch ſind gelblichweiß oder roſtröthlich, die Augen von
derſelben Färbung und hierauf dunkler umrandet, die Seiten ſind lichter. Längs des Halſes herab und
über die Beine verlaufen einige verwaſchene Binden, der Schwanz iſt weiß, achtmal ſchwarz geringelt.
[Abbildung Das Katzenfrett (Bassaris astuta).]
Soviel jetzt bekannt, bewohnt der Cacamizli Mejiko und Tejas, dort Felſenklüſte und verlaſſene
Gebäude, hier hauptſächlich Baumhöhlen. Jn Mejiko findet er ſich häufig in der Hauptſtadt ſelbſt,
und Charlesworth nimmt ſogar an, daß er ſein Lager niemals weit von menſchlichen Wohnungen
aufſchlage, weil gerade der Menſch durch ſeine Hühnerſtälle die Jagd des Räubers beſonders be-
günſtige. Auch Clark giebt Stallungen und verlaſſene Gebäude als Wohnungen des Katzenfrett an,
obwohl nur nach Hörenſagen, während er es ſelbſt im Geklüft der Felſen und auf Bäumen fand.
Audubon ſcheint es nur auf Bäumen beobachtet zu haben, und zwar in jenen ſteppenartigen Gegenden
von Tejas, in welchen der Graswald ab und zu unterbrochen wird durch ein dichtes Unterholz, aus
dem alte, größere Bäume einzeln ſich erheben. Viele von ihnen ſind hohl, und ſolche, deren Höhlungen
von oben her Schutz gegen den Regen haben, werden vom Katzenfrett bevorzugt. Hier lebt es einzeln,
ſcheu und zurückgezogen vor dem zudringlichen Menſchen, durch die Beſchaffenheit des Unterwuchſes
beſonders geſchützt. Clark behauptet, daß es nirgends ſelten iſt, wegen ſeines nächtlichen Treibens
aber nur nicht oft bemerkt und demzufolge auch ſelten erlangt wird, obgleich die Landeigenthümer,
erboſt durch die vielfachen Räubereien, welche das Thier begeht, kein Mittel unverſucht laſſen, es
auszurotten. Treu hängt es an dem einmal gewählten Baume, und ſelten entfernt es ſich weit von
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/544>, abgerufen am 18.06.2024.
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