ihrer Verwandten, und die dunklen Flecke sind ganz verschiedenartig gestellt. Ueber den Rücken läuft ein fast ununterbrochener Streifen, und auf dem Nacken und Schultern gehen die Flecken fast in ein- ander über und formen so ebenfalls Streifen, welche sich dann auch an den Seiten fortsetzen. Auf jeder Seite des Gesichts befindet sich ein dunkler, schwarzer Flecken.
Zu den Ginsterkatzen zählte man früher auch noch ein anderes, höchst zierliches Raubthier, die Wieselkatze, welches man gegenwärtig als Vertreter einer besondern Sippe (Hemigale) angesehen hat.
Das Thier ist nur wenige Male von Asien nach Europa gekommen und deshalb noch sehr unbekannt. Sein wissenschaftlicher Name ist Hemigale Boiei. Jn der Gestalt ähnelt es den Zibet- katzen ungemein, und nur die Färbung unterscheidet sie ziemlich weit von ihnen. Der Pelz ist oben gelblichgrau, unten lichtschmuzig ockergelb, an den Beinen und Pfoten gelblichbraun. Ueber den Rücken laufen vier breite, sattelartig aufliegende, schwarzbraune Querbinden, welche bis an die Unter- seite reichen und sich nach unten hin verschmälern und weiter vorn und hinten durch schmälere Binden angedeutet sind. So kommt es, daß einige Naturforscher von fünf solchen Binden, andere aber von acht reden. Jederseits des Halses, von den Ohren bis zu den Schultern, verlaufen eben solche ge-
[Abbildung]
Die Wieselkatze (Hemlgale Botel).
färbte Streifen, welche sich auf der Schulter durch Querflecke vereinigen. Eine andere schwarzbraune Linie geht von dem Rücken, eine ähnliche von der Nase und den Augen nach den Ohren. Die vordere Schwanzhälfte ist schwarzbraun, die hintere mit dunklen Flecken gezeichnet. Die Körperlänge beträgt etwa zwei Fuß und die des Schwanzes einen Fuß. Ueber Sitten und Lebensweise ist nicht das Geringste bekannt; ich finde nicht einmal über das Vaterland eine bestimmte Angabe.
Als einzigen Vertreter der Zibet in Amerika kann man das Katzenfrett oder, wie es bereits Hernandez im Jahr 1651 nannte, den Cacamizli der Mejikaner (Bassaris astuta) ansehen. Die Sippe, welche einzig und allein von diesem Thiere gebildet wird, reiht sich aufs engste den Zibetkatzen an, ähnelt aber auch wieder in anderer Hinsicht den Mardern. Jm Gebiß unterscheiden der doppelte Höcker am obern Fleischzahne, der beträchtlich große Unterkauzahn und verschiedene geringfügige Merkmale das Katzenfrett von den Zibetkatzen; auch ist der Cacamizli ein Zehengänger, und endlich sind die kurzen Krallen der fünf Zehen jedes Fußes nur halb zurückziehbar.
Obgleich das Katzenfrett seit länger als zwei Jahrhunderten bekannt ist, haben wir doch erst in der Neuzeit eine genaue Schilderung seines Leibes und seines Lebens erhalten. Lichtenstein beschrieb
Naturgeſchichte beider.
ihrer Verwandten, und die dunklen Flecke ſind ganz verſchiedenartig geſtellt. Ueber den Rücken läuft ein faſt ununterbrochener Streifen, und auf dem Nacken und Schultern gehen die Flecken faſt in ein- ander über und formen ſo ebenfalls Streifen, welche ſich dann auch an den Seiten fortſetzen. Auf jeder Seite des Geſichts befindet ſich ein dunkler, ſchwarzer Flecken.
Zu den Ginſterkatzen zählte man früher auch noch ein anderes, höchſt zierliches Raubthier, die Wieſelkatze, welches man gegenwärtig als Vertreter einer beſondern Sippe (Hemigale) angeſehen hat.
Das Thier iſt nur wenige Male von Aſien nach Europa gekommen und deshalb noch ſehr unbekannt. Sein wiſſenſchaftlicher Name iſt Hemigale Boiei. Jn der Geſtalt ähnelt es den Zibet- katzen ungemein, und nur die Färbung unterſcheidet ſie ziemlich weit von ihnen. Der Pelz iſt oben gelblichgrau, unten lichtſchmuzig ockergelb, an den Beinen und Pfoten gelblichbraun. Ueber den Rücken laufen vier breite, ſattelartig aufliegende, ſchwarzbraune Querbinden, welche bis an die Unter- ſeite reichen und ſich nach unten hin verſchmälern und weiter vorn und hinten durch ſchmälere Binden angedeutet ſind. So kommt es, daß einige Naturforſcher von fünf ſolchen Binden, andere aber von acht reden. Jederſeits des Halſes, von den Ohren bis zu den Schultern, verlaufen eben ſolche ge-
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Die Wieſelkatze (Hemlgale Botel).
färbte Streifen, welche ſich auf der Schulter durch Querflecke vereinigen. Eine andere ſchwarzbraune Linie geht von dem Rücken, eine ähnliche von der Naſe und den Augen nach den Ohren. Die vordere Schwanzhälfte iſt ſchwarzbraun, die hintere mit dunklen Flecken gezeichnet. Die Körperlänge beträgt etwa zwei Fuß und die des Schwanzes einen Fuß. Ueber Sitten und Lebensweiſe iſt nicht das Geringſte bekannt; ich finde nicht einmal über das Vaterland eine beſtimmte Angabe.
Als einzigen Vertreter der Zibet in Amerika kann man das Katzenfrett oder, wie es bereits Hernandez im Jahr 1651 nannte, den Cacamizli der Mejikaner (Bassaris astuta) anſehen. Die Sippe, welche einzig und allein von dieſem Thiere gebildet wird, reiht ſich aufs engſte den Zibetkatzen an, ähnelt aber auch wieder in anderer Hinſicht den Mardern. Jm Gebiß unterſcheiden der doppelte Höcker am obern Fleiſchzahne, der beträchtlich große Unterkauzahn und verſchiedene geringfügige Merkmale das Katzenfrett von den Zibetkatzen; auch iſt der Cacamizli ein Zehengänger, und endlich ſind die kurzen Krallen der fünf Zehen jedes Fußes nur halb zurückziehbar.
Obgleich das Katzenfrett ſeit länger als zwei Jahrhunderten bekannt iſt, haben wir doch erſt in der Neuzeit eine genaue Schilderung ſeines Leibes und ſeines Lebens erhalten. Lichtenſtein beſchrieb
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Naturgeſchichte beider.
ihrer Verwandten, und die dunklen Flecke ſind ganz verſchiedenartig geſtellt. Ueber den Rücken läuft
ein faſt ununterbrochener Streifen, und auf dem Nacken und Schultern gehen die Flecken faſt in ein-
ander über und formen ſo ebenfalls Streifen, welche ſich dann auch an den Seiten fortſetzen. Auf
jeder Seite des Geſichts befindet ſich ein dunkler, ſchwarzer Flecken.
Zu den Ginſterkatzen zählte man früher auch noch ein anderes, höchſt zierliches Raubthier, die
Wieſelkatze, welches man gegenwärtig als Vertreter einer beſondern Sippe (Hemigale) angeſehen hat.
Das Thier iſt nur wenige Male von Aſien nach Europa gekommen und deshalb noch ſehr
unbekannt. Sein wiſſenſchaftlicher Name iſt Hemigale Boiei. Jn der Geſtalt ähnelt es den Zibet-
katzen ungemein, und nur die Färbung unterſcheidet ſie ziemlich weit von ihnen. Der Pelz iſt
oben gelblichgrau, unten lichtſchmuzig ockergelb, an den Beinen und Pfoten gelblichbraun. Ueber den
Rücken laufen vier breite, ſattelartig aufliegende, ſchwarzbraune Querbinden, welche bis an die Unter-
ſeite reichen und ſich nach unten hin verſchmälern und weiter vorn und hinten durch ſchmälere Binden
angedeutet ſind. So kommt es, daß einige Naturforſcher von fünf ſolchen Binden, andere aber von
acht reden. Jederſeits des Halſes, von den Ohren bis zu den Schultern, verlaufen eben ſolche ge-
[Abbildung Die Wieſelkatze (Hemlgale Botel).]
färbte Streifen, welche ſich auf der Schulter durch Querflecke vereinigen. Eine andere ſchwarzbraune
Linie geht von dem Rücken, eine ähnliche von der Naſe und den Augen nach den Ohren. Die vordere
Schwanzhälfte iſt ſchwarzbraun, die hintere mit dunklen Flecken gezeichnet. Die Körperlänge beträgt
etwa zwei Fuß und die des Schwanzes einen Fuß. Ueber Sitten und Lebensweiſe iſt nicht das
Geringſte bekannt; ich finde nicht einmal über das Vaterland eine beſtimmte Angabe.
Als einzigen Vertreter der Zibet in Amerika kann man das Katzenfrett oder, wie es bereits
Hernandez im Jahr 1651 nannte, den Cacamizli der Mejikaner (Bassaris astuta) anſehen. Die
Sippe, welche einzig und allein von dieſem Thiere gebildet wird, reiht ſich aufs engſte den Zibetkatzen
an, ähnelt aber auch wieder in anderer Hinſicht den Mardern. Jm Gebiß unterſcheiden der doppelte
Höcker am obern Fleiſchzahne, der beträchtlich große Unterkauzahn und verſchiedene geringfügige
Merkmale das Katzenfrett von den Zibetkatzen; auch iſt der Cacamizli ein Zehengänger, und endlich
ſind die kurzen Krallen der fünf Zehen jedes Fußes nur halb zurückziehbar.
Obgleich das Katzenfrett ſeit länger als zwei Jahrhunderten bekannt iſt, haben wir doch erſt in
der Neuzeit eine genaue Schilderung ſeines Leibes und ſeines Lebens erhalten. Lichtenſtein beſchrieb
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/543>, abgerufen am 27.11.2024.
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