Die Raubthiere. Schleichkatzen. Rollmarder. -- Gemeiner Roller. Musang.
Jn der Gefangenschaft benimmt er sich ganz ähnlich wie der Musang, über welchen ich ausführ- licher sein kann. Man kann ihn, wie alle anderen Rollmarder, leicht erhalten, denn er genießt Alles, was man ihm giebt, Fleisch, Eier, Reis und andere Früchte. Seine Bewegungen sind in der Ge- fangenschaft ebenso träge, wie im freien Zustande.
Auf Java, Sumatra, Borneo und in Siam wird er von einem nahen Verwandten, dem Musang (Paradoxurus Musanga) vertreten. Dieser ist etwas kleiner und hat einen kürzern, gröbern Pelz. Seine Körperlänge beträgt sechzehn Zoll; der Schwanz ist gewöhnlich etwas kürzer. Die Pelzfärbung ist im hohen Grade veränderlich. Nur ein weißer oder grauer, von der Stirne bis zu den Ohren laufender Streifen scheint allen, welche man bis jetzt erhielt, gemeinschaftlich zu sein. Die eine Abart zeigt eine gelbliche Färbung des Pelzes mit schwarzen Haarspitzen und einzelnen
[Abbildung]
Der Palmenmarder (Paradoxurus Typus).
schwarzen Haaren. Ueber den Rücken laufen undeutliche, schwarze Längsstreifen und auf den Seiten befinden sich einige schwarze Flecken. Der Oberleib ist heller, der Vorderhals weißlich, der Bauch grau, die Beine schwarz u. s. w.; Andere haben einen lockern, braunen Pelz mit schwarzen Haarspitzen; wieder Andere sind hell, aschgrau mit großen und kleinen Seitenflecken, hellbraunen Beinen und schwärzlich braunem Gesicht; kurz, man hat bis jetzt acht Ab- oder Spielarten erkannt, welche mehr oder weniger von einander verschieden sind. Jch habe in den letztvergangenen Monaten viele Spielarten des Musang zu sehen Gelegenheit gehabt, weil eine ziemliche Anzahl dieser Thiere unserm Thiergarten zum Kauf angeboten oder geschenkt wurden. Zwei Roller bewiesen mir da- durch, daß sie sich paarten, ihre Zusammengehörigkeit: solcher Beweis war aber beinah auch nöthig, so verschieden gefärbt und gezeichnet waren die Thiere. Unser Holzschnitt stellt die am häufigsten vorkommende Färbung des Musang dar.
Die Raubthiere. Schleichkatzen. Rollmarder. — Gemeiner Roller. Muſang.
Jn der Gefangenſchaft benimmt er ſich ganz ähnlich wie der Muſang, über welchen ich ausführ- licher ſein kann. Man kann ihn, wie alle anderen Rollmarder, leicht erhalten, denn er genießt Alles, was man ihm giebt, Fleiſch, Eier, Reis und andere Früchte. Seine Bewegungen ſind in der Ge- fangenſchaft ebenſo träge, wie im freien Zuſtande.
Auf Java, Sumatra, Borneo und in Siam wird er von einem nahen Verwandten, dem Muſang (Paradoxurus Musanga) vertreten. Dieſer iſt etwas kleiner und hat einen kürzern, gröbern Pelz. Seine Körperlänge beträgt ſechzehn Zoll; der Schwanz iſt gewöhnlich etwas kürzer. Die Pelzfärbung iſt im hohen Grade veränderlich. Nur ein weißer oder grauer, von der Stirne bis zu den Ohren laufender Streifen ſcheint allen, welche man bis jetzt erhielt, gemeinſchaftlich zu ſein. Die eine Abart zeigt eine gelbliche Färbung des Pelzes mit ſchwarzen Haarſpitzen und einzelnen
[Abbildung]
Der Palmenmarder (Paradoxurus Typus).
ſchwarzen Haaren. Ueber den Rücken laufen undeutliche, ſchwarze Längsſtreifen und auf den Seiten befinden ſich einige ſchwarze Flecken. Der Oberleib iſt heller, der Vorderhals weißlich, der Bauch grau, die Beine ſchwarz u. ſ. w.; Andere haben einen lockern, braunen Pelz mit ſchwarzen Haarſpitzen; wieder Andere ſind hell, aſchgrau mit großen und kleinen Seitenflecken, hellbraunen Beinen und ſchwärzlich braunem Geſicht; kurz, man hat bis jetzt acht Ab- oder Spielarten erkannt, welche mehr oder weniger von einander verſchieden ſind. Jch habe in den letztvergangenen Monaten viele Spielarten des Muſang zu ſehen Gelegenheit gehabt, weil eine ziemliche Anzahl dieſer Thiere unſerm Thiergarten zum Kauf angeboten oder geſchenkt wurden. Zwei Roller bewieſen mir da- durch, daß ſie ſich paarten, ihre Zuſammengehörigkeit: ſolcher Beweis war aber beinah auch nöthig, ſo verſchieden gefärbt und gezeichnet waren die Thiere. Unſer Holzſchnitt ſtellt die am häufigſten vorkommende Färbung des Muſang dar.
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Die Raubthiere. Schleichkatzen. Rollmarder. — Gemeiner Roller. Muſang.
Jn der Gefangenſchaft benimmt er ſich ganz ähnlich wie der Muſang, über welchen ich ausführ-
licher ſein kann. Man kann ihn, wie alle anderen Rollmarder, leicht erhalten, denn er genießt Alles,
was man ihm giebt, Fleiſch, Eier, Reis und andere Früchte. Seine Bewegungen ſind in der Ge-
fangenſchaft ebenſo träge, wie im freien Zuſtande.
Auf Java, Sumatra, Borneo und in Siam wird er von einem nahen Verwandten, dem
Muſang (Paradoxurus Musanga) vertreten. Dieſer iſt etwas kleiner und hat einen kürzern,
gröbern Pelz. Seine Körperlänge beträgt ſechzehn Zoll; der Schwanz iſt gewöhnlich etwas kürzer.
Die Pelzfärbung iſt im hohen Grade veränderlich. Nur ein weißer oder grauer, von der Stirne bis
zu den Ohren laufender Streifen ſcheint allen, welche man bis jetzt erhielt, gemeinſchaftlich zu ſein.
Die eine Abart zeigt eine gelbliche Färbung des Pelzes mit ſchwarzen Haarſpitzen und einzelnen
[Abbildung Der Palmenmarder (Paradoxurus Typus).]
ſchwarzen Haaren. Ueber den Rücken laufen undeutliche, ſchwarze Längsſtreifen und auf den Seiten
befinden ſich einige ſchwarze Flecken. Der Oberleib iſt heller, der Vorderhals weißlich, der Bauch
grau, die Beine ſchwarz u. ſ. w.; Andere haben einen lockern, braunen Pelz mit ſchwarzen Haarſpitzen;
wieder Andere ſind hell, aſchgrau mit großen und kleinen Seitenflecken, hellbraunen Beinen und
ſchwärzlich braunem Geſicht; kurz, man hat bis jetzt acht Ab- oder Spielarten erkannt, welche mehr
oder weniger von einander verſchieden ſind. Jch habe in den letztvergangenen Monaten viele
Spielarten des Muſang zu ſehen Gelegenheit gehabt, weil eine ziemliche Anzahl dieſer Thiere
unſerm Thiergarten zum Kauf angeboten oder geſchenkt wurden. Zwei Roller bewieſen mir da-
durch, daß ſie ſich paarten, ihre Zuſammengehörigkeit: ſolcher Beweis war aber beinah auch nöthig,
ſo verſchieden gefärbt und gezeichnet waren die Thiere. Unſer Holzſchnitt ſtellt die am häufigſten
vorkommende Färbung des Muſang dar.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/562>, abgerufen am 28.11.2024.
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