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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Mordgier des Grison. -- Beschreibung der Marder.

Nicht ohne Grund haben die Naturforscher den Namen der Sippe, mit welcher wir uns jetzt be-
schäftigen wollen, als maßgebend für die ganze Familie erwählt. Die eigentlichen Marder (Martes)
sind die vollendetsten Gestalten der ganzen Familie und vereinigen das Gepräge, die Lebensweise
und die sämmtlichen Sitten der übrigen Mitglieder in sich. Es sind Thiere, welche allen Erfordernissen
zu einem echten Räuberleben Genüge leisten können. Jhr Leibesbau ist gestreckt; die Beine sind kurz
und kräftig, die Zehen getrennt und mit spitzigen, kleinen Krallen versehen; der Kopf ist klein und platt,
die Ohren und Augen sind groß, das Gebiß ist furchtbar.

Alle diese Begabungen befähigen ebenso zu höchst gewandten Bewegungen, als zum Durchstöbern
und Durchkriechen der verschiedenartigsten Schlupfwinkel und machen es den Mardern leicht, ihre Beute
überall aufzusuchen. Sie sind wirklich ausgezeichnete Raubthiere. Jhre Bewegungen sind rasch und
sicher: sie gehen gut, klettern vorzüglich, schwimmen ausgezeichnet, verstehen es, weite Sätze zu machen,
und sind ausdauernd und unglaublich behend. Sie besitzen feine Sinne, einen sehr empfindlichen
Geruch, ein gutes Gehör und scharfe Augen, und haben außerdem in ihren Stinkdrüsen ein Schutz-

[Abbildung] Der Edelmarder (Martes abietum.).
mittel gegen stärkere Naubthiere, als sie sind. Dabei sind sie klug, listig, schlau, muthig und tapfer
und somit auch in geistiger Hinsicht mit jeder Fähigkeit begabt, welche einen sehr leichten Nahrungs-
erwerb ermöglichen kann.

Jhre Verbreitung beschränkt sich auf Europa, Asien und Amerika. Hier aber sind sie auch fast
überall zu finden, in Amerika wenigstens in der ganzen nördlichen Hälfte. Der vorzügliche Pelz,
welchen sie tragen, bringt dem Menschen ebenso großen Nutzen, als der Schaden ist, welchen sie ihm
während ihrer Lebenszeit durch ihre Räubereien zufügen.

Als vorzüglichstes Mitglied der Gruppe gilt, wie aus dem Namen hervorgeht, der Edelmarder
(Martes abietum), hier und da wohl auch Baummarder genannt. Dieses sehr schöne Geschöpf ist
eins der schädlichsten unter allen kleinen europäischen Raubthieren. Seine Leibeslänge beträgt etwa
zwanzig, die des Schwanzes elf bis zwölf, die Höhe am Widerrist zehn Zoll. Der ganze Pelz ist oben
dunkelbraun, an der Schnauze fahl, an der Stirn und den Wangen lichtbraun, an den Körperseiten
und dem Bauche gelblich, an den Beinen schwarzbraun, und an dem Schwanze dunkelbraun. Ein

Mordgier des Griſon. — Beſchreibung der Marder.

Nicht ohne Grund haben die Naturforſcher den Namen der Sippe, mit welcher wir uns jetzt be-
ſchäftigen wollen, als maßgebend für die ganze Familie erwählt. Die eigentlichen Marder (Martes)
ſind die vollendetſten Geſtalten der ganzen Familie und vereinigen das Gepräge, die Lebensweiſe
und die ſämmtlichen Sitten der übrigen Mitglieder in ſich. Es ſind Thiere, welche allen Erforderniſſen
zu einem echten Räuberleben Genüge leiſten können. Jhr Leibesbau iſt geſtreckt; die Beine ſind kurz
und kräftig, die Zehen getrennt und mit ſpitzigen, kleinen Krallen verſehen; der Kopf iſt klein und platt,
die Ohren und Augen ſind groß, das Gebiß iſt furchtbar.

Alle dieſe Begabungen befähigen ebenſo zu höchſt gewandten Bewegungen, als zum Durchſtöbern
und Durchkriechen der verſchiedenartigſten Schlupfwinkel und machen es den Mardern leicht, ihre Beute
überall aufzuſuchen. Sie ſind wirklich ausgezeichnete Raubthiere. Jhre Bewegungen ſind raſch und
ſicher: ſie gehen gut, klettern vorzüglich, ſchwimmen ausgezeichnet, verſtehen es, weite Sätze zu machen,
und ſind ausdauernd und unglaublich behend. Sie beſitzen feine Sinne, einen ſehr empfindlichen
Geruch, ein gutes Gehör und ſcharfe Augen, und haben außerdem in ihren Stinkdrüſen ein Schutz-

[Abbildung] Der Edelmarder (Martes abietum.).
mittel gegen ſtärkere Naubthiere, als ſie ſind. Dabei ſind ſie klug, liſtig, ſchlau, muthig und tapfer
und ſomit auch in geiſtiger Hinſicht mit jeder Fähigkeit begabt, welche einen ſehr leichten Nahrungs-
erwerb ermöglichen kann.

Jhre Verbreitung beſchränkt ſich auf Europa, Aſien und Amerika. Hier aber ſind ſie auch faſt
überall zu finden, in Amerika wenigſtens in der ganzen nördlichen Hälfte. Der vorzügliche Pelz,
welchen ſie tragen, bringt dem Menſchen ebenſo großen Nutzen, als der Schaden iſt, welchen ſie ihm
während ihrer Lebenszeit durch ihre Räubereien zufügen.

Als vorzüglichſtes Mitglied der Gruppe gilt, wie aus dem Namen hervorgeht, der Edelmarder
(Martes abietum), hier und da wohl auch Baummarder genannt. Dieſes ſehr ſchöne Geſchöpf iſt
eins der ſchädlichſten unter allen kleinen europäiſchen Raubthieren. Seine Leibeslänge beträgt etwa
zwanzig, die des Schwanzes elf bis zwölf, die Höhe am Widerriſt zehn Zoll. Der ganze Pelz iſt oben
dunkelbraun, an der Schnauze fahl, an der Stirn und den Wangen lichtbraun, an den Körperſeiten
und dem Bauche gelblich, an den Beinen ſchwarzbraun, und an dem Schwanze dunkelbraun. Ein

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[525/0599] Mordgier des Griſon. — Beſchreibung der Marder. Nicht ohne Grund haben die Naturforſcher den Namen der Sippe, mit welcher wir uns jetzt be- ſchäftigen wollen, als maßgebend für die ganze Familie erwählt. Die eigentlichen Marder (Martes) ſind die vollendetſten Geſtalten der ganzen Familie und vereinigen das Gepräge, die Lebensweiſe und die ſämmtlichen Sitten der übrigen Mitglieder in ſich. Es ſind Thiere, welche allen Erforderniſſen zu einem echten Räuberleben Genüge leiſten können. Jhr Leibesbau iſt geſtreckt; die Beine ſind kurz und kräftig, die Zehen getrennt und mit ſpitzigen, kleinen Krallen verſehen; der Kopf iſt klein und platt, die Ohren und Augen ſind groß, das Gebiß iſt furchtbar. Alle dieſe Begabungen befähigen ebenſo zu höchſt gewandten Bewegungen, als zum Durchſtöbern und Durchkriechen der verſchiedenartigſten Schlupfwinkel und machen es den Mardern leicht, ihre Beute überall aufzuſuchen. Sie ſind wirklich ausgezeichnete Raubthiere. Jhre Bewegungen ſind raſch und ſicher: ſie gehen gut, klettern vorzüglich, ſchwimmen ausgezeichnet, verſtehen es, weite Sätze zu machen, und ſind ausdauernd und unglaublich behend. Sie beſitzen feine Sinne, einen ſehr empfindlichen Geruch, ein gutes Gehör und ſcharfe Augen, und haben außerdem in ihren Stinkdrüſen ein Schutz- [Abbildung Der Edelmarder (Martes abietum.).] mittel gegen ſtärkere Naubthiere, als ſie ſind. Dabei ſind ſie klug, liſtig, ſchlau, muthig und tapfer und ſomit auch in geiſtiger Hinſicht mit jeder Fähigkeit begabt, welche einen ſehr leichten Nahrungs- erwerb ermöglichen kann. Jhre Verbreitung beſchränkt ſich auf Europa, Aſien und Amerika. Hier aber ſind ſie auch faſt überall zu finden, in Amerika wenigſtens in der ganzen nördlichen Hälfte. Der vorzügliche Pelz, welchen ſie tragen, bringt dem Menſchen ebenſo großen Nutzen, als der Schaden iſt, welchen ſie ihm während ihrer Lebenszeit durch ihre Räubereien zufügen. Als vorzüglichſtes Mitglied der Gruppe gilt, wie aus dem Namen hervorgeht, der Edelmarder (Martes abietum), hier und da wohl auch Baummarder genannt. Dieſes ſehr ſchöne Geſchöpf iſt eins der ſchädlichſten unter allen kleinen europäiſchen Raubthieren. Seine Leibeslänge beträgt etwa zwanzig, die des Schwanzes elf bis zwölf, die Höhe am Widerriſt zehn Zoll. Der ganze Pelz iſt oben dunkelbraun, an der Schnauze fahl, an der Stirn und den Wangen lichtbraun, an den Körperſeiten und dem Bauche gelblich, an den Beinen ſchwarzbraun, und an dem Schwanze dunkelbraun. Ein

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/599>, abgerufen am 24.11.2024.