ruhig noch einmal laden, weil er sich nicht von der Stelle rührt und den Jäger unverwandt im Auge behält. Hat man das Gewehr nicht bei sich, so braucht man blos ein Schnupftuch oder den Rock vor seinen Augen auf einen Stock zu hängen und kann dann ruhig nach Hause gehen, um Gewehr und Hund zu holen. Die vor ihm aufgestellten Gegenstände beschäftigen ihn derart, daß er gar nicht daran denkt, zu entwischen. Ein glaubwürdiger Mann erzählte mir, daß er vor Jahren mit mehreren anderen jungen Leuten einen Edelmarder mit Steinen vom Baume herabgeworfen habe. Das Thier schien zwar die an ihm vorübersauseuden Steine mit großer Theilnahme zu betrachten, rührte sich aber nicht von der Stelle, bis endlich ein größerer Stein es an den Kopf traf und betäubte.
Bei der Jagd des Edelmarders muß man einen recht scharfen Hund haben, welcher herzhaft zu- beißt und den Marder faßt, weil dieser wüthend gegen seine Verfolger zu springen und einen minder guten Hund abzuschrecken pflegt. Ziemlich leicht fängt er sich in Eisen, welche eigens dazu verfertigt worden und sehr verborgen aufgestellt sind. Als Anbiß dient gewöhnlich ein Stückchen Brod, welches man mit einem Scheibchen Zwiebel, mit ungesalzener Butter und Honig gebraten und mit Kampfer bestreut hat. Ausgezeichnet für den Fang ist nach Lenz auch der sogenannte Schlagbaum. Dieser besteht aus zwei knapp der Länge nach passenden und am Ende zusammengebundenen starken Stangen. Sie werden auf einem Baum befestigt; an dem andern Ende bringt man ein Schnellbret von funfzehn Zoll Länge und ebensoviel Breite an, welches zur Befestigung des Köders dient. Damit das Thier bequem hinaufkommen kann, wird eine Anlaufstange in die Erde gestellt und an das dicke Ende der untern Schlagbaumstange befestigt. Klettert der Marder dann hinauf, so muß er, um den Köder zu erhaschen, zwischen den beiden Stangen an das Schnellholz. Sobald er aber den Köder berührt, fällt die Stellstange nieder und zerquetscht ihn. Außerdem bedient man sich einer Falle, welche aus einem langen, nach einer Seite offenen Kasten besteht, der eine Fallthür besitzt. Jn der Mitte ist ein tellerförmiges Bretchen und die Lockspeise, oder noch besser, am hintern Ende der Falle ein eng- geflochtener Drahtkäfig, welcher ein lebendes junges Kaninchen, Täubchen oder Mäuschen enthält. Der Marder kriecht dann durch die Fallthür in den Kasten und wird gefangen, sobald er nach der Lockspeise greift, weil die geringste Bewegung an dem Bretchen die Thüre zum Fallen bringt.
Das Pelzwerk des Edelmarders ist das kostbarste aller unserer einheimischen Säugethiere und ähnelt in seiner Güte am meisten dem Pelze des Zobels.
Der zweite echte Marder, welcher bei uns vorkommt, ist der Stein- oder Hausmarder (Martes Foina). Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden hauptsächlich durch seine etwas geringere Größe und die verhältnißmäßig kürzeren Beine, den langen Kopf und den kürzern Pelz. Die Färbung des letztern ist kastanienbraun am ganzen Körper, mit Ausnahme des Halses und der Vorderbrust, welche weiß, und der Beine, welche schwarzbraun sind. Die Körperlänge beträgt etwa siebzehn, die Länge des Schwanzes aber neun Zoll.
Der Steinmarder findet sich fast in allen Ländern und Gegenden, in denen der Edelmarder vor- kommt. Ganz Mitteleuropa und Jtalien, mit Ausnahme von Sardinien, England, Schweden, das gemäßigte europäische Rußland bis zum Ural, der Krim und dem Kaukasus ebensowohl als Deutsch- land und Frankreich sind seine Heimat. Jn den Alpen steigt er während der Sommermonate über den Tannengürtel hinauf, im Winter zieht er sich gewöhnlich nach dem tieferen Gegenden zurück. Er ist fast überall häufiger, als der Edelmarder, und nähert sich weit mehr, als jener, den Wohnungen der Menschen, ja man darf sagen, daß Dörfer und Städte geradezu sein Lieblingsaufenthalt sind. Einsam stehende Scheuern, Ställe, altes Gemäuer, Steinhaufen und größere Holzstöße in der Nähe von Dörfern werden fast immer von diesem gefährlichen Feinde des zahmen Geflügels bewohnt.
Lebensweise und Sitten des Hausmarders stimmen ganz mit denen des Edelmarders über- ein. Er ist ebenso lebendig, gewandt und geschickt, ebenso muthig, listig und mordsüchtig wie jener. Jn den Leibesübungen ist er Meister. Er klettert selbst an glatten Bäumen und Stämmen hinauf, versteht es, weite Sprünge zu machen, schwimmt mit Leichtigkeit, weiß zu schleichen und sich durch die
Die Raubthiere. Marder. — Steinmarder.
ruhig noch einmal laden, weil er ſich nicht von der Stelle rührt und den Jäger unverwandt im Auge behält. Hat man das Gewehr nicht bei ſich, ſo braucht man blos ein Schnupftuch oder den Rock vor ſeinen Augen auf einen Stock zu hängen und kann dann ruhig nach Hauſe gehen, um Gewehr und Hund zu holen. Die vor ihm aufgeſtellten Gegenſtände beſchäftigen ihn derart, daß er gar nicht daran denkt, zu entwiſchen. Ein glaubwürdiger Mann erzählte mir, daß er vor Jahren mit mehreren anderen jungen Leuten einen Edelmarder mit Steinen vom Baume herabgeworfen habe. Das Thier ſchien zwar die an ihm vorüberſauſeuden Steine mit großer Theilnahme zu betrachten, rührte ſich aber nicht von der Stelle, bis endlich ein größerer Stein es an den Kopf traf und betäubte.
Bei der Jagd des Edelmarders muß man einen recht ſcharfen Hund haben, welcher herzhaft zu- beißt und den Marder faßt, weil dieſer wüthend gegen ſeine Verfolger zu ſpringen und einen minder guten Hund abzuſchrecken pflegt. Ziemlich leicht fängt er ſich in Eiſen, welche eigens dazu verfertigt worden und ſehr verborgen aufgeſtellt ſind. Als Anbiß dient gewöhnlich ein Stückchen Brod, welches man mit einem Scheibchen Zwiebel, mit ungeſalzener Butter und Honig gebraten und mit Kampfer beſtreut hat. Ausgezeichnet für den Fang iſt nach Lenz auch der ſogenannte Schlagbaum. Dieſer beſteht aus zwei knapp der Länge nach paſſenden und am Ende zuſammengebundenen ſtarken Stangen. Sie werden auf einem Baum befeſtigt; an dem andern Ende bringt man ein Schnellbret von funfzehn Zoll Länge und ebenſoviel Breite an, welches zur Befeſtigung des Köders dient. Damit das Thier bequem hinaufkommen kann, wird eine Anlaufſtange in die Erde geſtellt und an das dicke Ende der untern Schlagbaumſtange befeſtigt. Klettert der Marder dann hinauf, ſo muß er, um den Köder zu erhaſchen, zwiſchen den beiden Stangen an das Schnellholz. Sobald er aber den Köder berührt, fällt die Stellſtange nieder und zerquetſcht ihn. Außerdem bedient man ſich einer Falle, welche aus einem langen, nach einer Seite offenen Kaſten beſteht, der eine Fallthür beſitzt. Jn der Mitte iſt ein tellerförmiges Bretchen und die Lockſpeiſe, oder noch beſſer, am hintern Ende der Falle ein eng- geflochtener Drahtkäfig, welcher ein lebendes junges Kaninchen, Täubchen oder Mäuschen enthält. Der Marder kriecht dann durch die Fallthür in den Kaſten und wird gefangen, ſobald er nach der Lockſpeiſe greift, weil die geringſte Bewegung an dem Bretchen die Thüre zum Fallen bringt.
Das Pelzwerk des Edelmarders iſt das koſtbarſte aller unſerer einheimiſchen Säugethiere und ähnelt in ſeiner Güte am meiſten dem Pelze des Zobels.
Der zweite echte Marder, welcher bei uns vorkommt, iſt der Stein- oder Hausmarder (Martes Foina). Er unterſcheidet ſich von dem vorhergehenden hauptſächlich durch ſeine etwas geringere Größe und die verhältnißmäßig kürzeren Beine, den langen Kopf und den kürzern Pelz. Die Färbung des letztern iſt kaſtanienbraun am ganzen Körper, mit Ausnahme des Halſes und der Vorderbruſt, welche weiß, und der Beine, welche ſchwarzbraun ſind. Die Körperlänge beträgt etwa ſiebzehn, die Länge des Schwanzes aber neun Zoll.
Der Steinmarder findet ſich faſt in allen Ländern und Gegenden, in denen der Edelmarder vor- kommt. Ganz Mitteleuropa und Jtalien, mit Ausnahme von Sardinien, England, Schweden, das gemäßigte europäiſche Rußland bis zum Ural, der Krim und dem Kaukaſus ebenſowohl als Deutſch- land und Frankreich ſind ſeine Heimat. Jn den Alpen ſteigt er während der Sommermonate über den Tannengürtel hinauf, im Winter zieht er ſich gewöhnlich nach dem tieferen Gegenden zurück. Er iſt faſt überall häufiger, als der Edelmarder, und nähert ſich weit mehr, als jener, den Wohnungen der Menſchen, ja man darf ſagen, daß Dörfer und Städte geradezu ſein Lieblingsaufenthalt ſind. Einſam ſtehende Scheuern, Ställe, altes Gemäuer, Steinhaufen und größere Holzſtöße in der Nähe von Dörfern werden faſt immer von dieſem gefährlichen Feinde des zahmen Geflügels bewohnt.
Lebensweiſe und Sitten des Hausmarders ſtimmen ganz mit denen des Edelmarders über- ein. Er iſt ebenſo lebendig, gewandt und geſchickt, ebenſo muthig, liſtig und mordſüchtig wie jener. Jn den Leibesübungen iſt er Meiſter. Er klettert ſelbſt an glatten Bäumen und Stämmen hinauf, verſteht es, weite Sprünge zu machen, ſchwimmt mit Leichtigkeit, weiß zu ſchleichen und ſich durch die
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[530/0604]
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ruhig noch einmal laden, weil er ſich nicht von der Stelle rührt und den Jäger unverwandt im Auge
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ſeinen Augen auf einen Stock zu hängen und kann dann ruhig nach Hauſe gehen, um Gewehr und
Hund zu holen. Die vor ihm aufgeſtellten Gegenſtände beſchäftigen ihn derart, daß er gar nicht
daran denkt, zu entwiſchen. Ein glaubwürdiger Mann erzählte mir, daß er vor Jahren mit mehreren
anderen jungen Leuten einen Edelmarder mit Steinen vom Baume herabgeworfen habe. Das Thier
ſchien zwar die an ihm vorüberſauſeuden Steine mit großer Theilnahme zu betrachten, rührte ſich
aber nicht von der Stelle, bis endlich ein größerer Stein es an den Kopf traf und betäubte.
Bei der Jagd des Edelmarders muß man einen recht ſcharfen Hund haben, welcher herzhaft zu-
beißt und den Marder faßt, weil dieſer wüthend gegen ſeine Verfolger zu ſpringen und einen minder
guten Hund abzuſchrecken pflegt. Ziemlich leicht fängt er ſich in Eiſen, welche eigens dazu verfertigt
worden und ſehr verborgen aufgeſtellt ſind. Als Anbiß dient gewöhnlich ein Stückchen Brod,
welches man mit einem Scheibchen Zwiebel, mit ungeſalzener Butter und Honig gebraten und mit
Kampfer beſtreut hat. Ausgezeichnet für den Fang iſt nach Lenz auch der ſogenannte Schlagbaum.
Dieſer beſteht aus zwei knapp der Länge nach paſſenden und am Ende zuſammengebundenen ſtarken
Stangen. Sie werden auf einem Baum befeſtigt; an dem andern Ende bringt man ein Schnellbret von
funfzehn Zoll Länge und ebenſoviel Breite an, welches zur Befeſtigung des Köders dient. Damit das
Thier bequem hinaufkommen kann, wird eine Anlaufſtange in die Erde geſtellt und an das dicke Ende
der untern Schlagbaumſtange befeſtigt. Klettert der Marder dann hinauf, ſo muß er, um den Köder
zu erhaſchen, zwiſchen den beiden Stangen an das Schnellholz. Sobald er aber den Köder berührt,
fällt die Stellſtange nieder und zerquetſcht ihn. Außerdem bedient man ſich einer Falle, welche aus
einem langen, nach einer Seite offenen Kaſten beſteht, der eine Fallthür beſitzt. Jn der Mitte iſt ein
tellerförmiges Bretchen und die Lockſpeiſe, oder noch beſſer, am hintern Ende der Falle ein eng-
geflochtener Drahtkäfig, welcher ein lebendes junges Kaninchen, Täubchen oder Mäuschen enthält.
Der Marder kriecht dann durch die Fallthür in den Kaſten und wird gefangen, ſobald er nach der
Lockſpeiſe greift, weil die geringſte Bewegung an dem Bretchen die Thüre zum Fallen bringt.
Das Pelzwerk des Edelmarders iſt das koſtbarſte aller unſerer einheimiſchen Säugethiere und
ähnelt in ſeiner Güte am meiſten dem Pelze des Zobels.
Der zweite echte Marder, welcher bei uns vorkommt, iſt der Stein- oder Hausmarder
(Martes Foina). Er unterſcheidet ſich von dem vorhergehenden hauptſächlich durch ſeine etwas
geringere Größe und die verhältnißmäßig kürzeren Beine, den langen Kopf und den kürzern Pelz.
Die Färbung des letztern iſt kaſtanienbraun am ganzen Körper, mit Ausnahme des Halſes und der
Vorderbruſt, welche weiß, und der Beine, welche ſchwarzbraun ſind. Die Körperlänge beträgt etwa
ſiebzehn, die Länge des Schwanzes aber neun Zoll.
Der Steinmarder findet ſich faſt in allen Ländern und Gegenden, in denen der Edelmarder vor-
kommt. Ganz Mitteleuropa und Jtalien, mit Ausnahme von Sardinien, England, Schweden, das
gemäßigte europäiſche Rußland bis zum Ural, der Krim und dem Kaukaſus ebenſowohl als Deutſch-
land und Frankreich ſind ſeine Heimat. Jn den Alpen ſteigt er während der Sommermonate über den
Tannengürtel hinauf, im Winter zieht er ſich gewöhnlich nach dem tieferen Gegenden zurück. Er iſt
faſt überall häufiger, als der Edelmarder, und nähert ſich weit mehr, als jener, den Wohnungen
der Menſchen, ja man darf ſagen, daß Dörfer und Städte geradezu ſein Lieblingsaufenthalt ſind.
Einſam ſtehende Scheuern, Ställe, altes Gemäuer, Steinhaufen und größere Holzſtöße in der Nähe
von Dörfern werden faſt immer von dieſem gefährlichen Feinde des zahmen Geflügels bewohnt.
Lebensweiſe und Sitten des Hausmarders ſtimmen ganz mit denen des Edelmarders über-
ein. Er iſt ebenſo lebendig, gewandt und geſchickt, ebenſo muthig, liſtig und mordſüchtig wie jener.
Jn den Leibesübungen iſt er Meiſter. Er klettert ſelbſt an glatten Bäumen und Stämmen hinauf,
verſteht es, weite Sprünge zu machen, ſchwimmt mit Leichtigkeit, weiß zu ſchleichen und ſich durch die
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/604>, abgerufen am 16.07.2024.
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