den Seiten dicht steht. Starke Schnurren und lange Borstenhaare finden sich auf der Lippe und über dem Auge; das Gesicht ist kurz behaart. Die auf dem Rücken zwischen Roth und Graubraun wechselnde Grundfärbung geht auf der Unterseite ins Gelbliche über; Stirn und Scheitel sind gelblichgrau, die Lippen weiß, die Ohren hinten bräunlichschwarz, vorn graulichgelb. Ein weißer, runder Flecken findet sich über jedem Auge, ein anderer am äußersten Winkel desselben und zwei, oft zusammen- fließende stehen unter dem Auge. Längs der Nasenwurzel läuft ein weißer Streifen herab.
Der einsame Coati oder Rüffelbär (Nasua solitaria), welcher durch Prinz Max von Neuwied von dem gefelligen getrennt wurde, ist etwas größer und derber, als dieser, nicht länger, aber höher und stärker. Seine Färbung erscheint auf der ganzen Oberseite bräunlichgelb, weil die Haare in der untern Hälfte grau, oben braun und an der Spitze gelb geringelt sind. Der Schwanz ist abwechselnd siebenmal braungelb und siebenmal schwarzbraun geringelt. Das Gesicht, die Füße und alle nackten Theile sind schwarz, über und unter den Augen steht ein grauweißer Flecken. Die Kinnseiten sind weiß, die Ohren schwarz, grau gerandet.
[Abbildung]
Der einsame Coati (Nasna solltaria).
Wir verdanken die Lebeusbeschreibung der Rüsselbären Azara, Reugger, Wied und neuer- dings auch Saussure, Beunett und Weinland.
Beide Nasenbären bewohnen den ganzen warmen Theil des östlichen Südamerika. Jn Mejiko kommt, wie schon Humboldt angiebt, auch ein Nasenbär vor; er ist aber als besondere Art anzu- sehen. Die Thiere leben in den wärmeren Theilen der Cordilleren und in großen Waldungen. Wie der Name besagt, unterscheiden sich die beiden beschriebenen Arten dadurch, daß der eine beständig in Gesellschaften von acht bis zwanzig Stück lebt und herumschweift, der andere aber einzeln in einem bestimmten Gebiete verweilt und nur während der Brunstzeit mit anderen seiner Art sich vereinigt, nach geschehener Begattung aber wieder trennt. Der einsame Nasenbär soll mehrere bestimmte Lager haben und bald in diesem, bald in jenem die Nacht zubringen, jenachdem er den einen oder den andern Theil des Waldes durchstreift. Der gesellige dagegen hat weder ein Lager, noch ein bestimmtes Gebiet, sondern führt ein echtes Zigeunerleben, läuft den Tag über im Walde umher und verkriecht sich da, wo ihn die Nacht überfällt, in einem hohlen Baume oder unter Baumwurzeln oder legt sich in eine von mehreren Aesten gebildete Gabel und schläft hier bis zum nächsten Morgen. Jhn oder besser seine Gesellschaften sieht man viel häufiger, als jenen Einsiedler. Die geselligen Rüsselbären ziehen zerstreut umher und lassen dabei beständig eigenthümliche, rauhe, halb grunzende, halb pfeifende Töne
Beſchreibung Beider. Jhre Lebensweiſe.
den Seiten dicht ſteht. Starke Schnurren und lange Borſtenhaare finden ſich auf der Lippe und über dem Auge; das Geſicht iſt kurz behaart. Die auf dem Rücken zwiſchen Roth und Graubraun wechſelnde Grundfärbung geht auf der Unterſeite ins Gelbliche über; Stirn und Scheitel ſind gelblichgrau, die Lippen weiß, die Ohren hinten bräunlichſchwarz, vorn graulichgelb. Ein weißer, runder Flecken findet ſich über jedem Auge, ein anderer am äußerſten Winkel deſſelben und zwei, oft zuſammen- fließende ſtehen unter dem Auge. Längs der Naſenwurzel läuft ein weißer Streifen herab.
Der einſame Coati oder Rüffelbär (Nasua solitaria), welcher durch Prinz Max von Neuwied von dem gefelligen getrennt wurde, iſt etwas größer und derber, als dieſer, nicht länger, aber höher und ſtärker. Seine Färbung erſcheint auf der ganzen Oberſeite bräunlichgelb, weil die Haare in der untern Hälfte grau, oben braun und an der Spitze gelb geringelt ſind. Der Schwanz iſt abwechſelnd ſiebenmal braungelb und ſiebenmal ſchwarzbraun geringelt. Das Geſicht, die Füße und alle nackten Theile ſind ſchwarz, über und unter den Augen ſteht ein grauweißer Flecken. Die Kinnſeiten ſind weiß, die Ohren ſchwarz, grau gerandet.
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Der einſame Coati (Nasna solltaria).
Wir verdanken die Lebeusbeſchreibung der Rüſſelbären Azara, Reugger, Wied und neuer- dings auch Sauſſure, Beunett und Weinland.
Beide Naſenbären bewohnen den ganzen warmen Theil des öſtlichen Südamerika. Jn Mejiko kommt, wie ſchon Humboldt angiebt, auch ein Naſenbär vor; er iſt aber als beſondere Art anzu- ſehen. Die Thiere leben in den wärmeren Theilen der Cordilleren und in großen Waldungen. Wie der Name beſagt, unterſcheiden ſich die beiden beſchriebenen Arten dadurch, daß der eine beſtändig in Geſellſchaften von acht bis zwanzig Stück lebt und herumſchweift, der andere aber einzeln in einem beſtimmten Gebiete verweilt und nur während der Brunſtzeit mit anderen ſeiner Art ſich vereinigt, nach geſchehener Begattung aber wieder trennt. Der einſame Naſenbär ſoll mehrere beſtimmte Lager haben und bald in dieſem, bald in jenem die Nacht zubringen, jenachdem er den einen oder den andern Theil des Waldes durchſtreift. Der geſellige dagegen hat weder ein Lager, noch ein beſtimmtes Gebiet, ſondern führt ein echtes Zigeunerleben, läuft den Tag über im Walde umher und verkriecht ſich da, wo ihn die Nacht überfällt, in einem hohlen Baume oder unter Baumwurzeln oder legt ſich in eine von mehreren Aeſten gebildete Gabel und ſchläft hier bis zum nächſten Morgen. Jhn oder beſſer ſeine Geſellſchaften ſieht man viel häufiger, als jenen Einſiedler. Die geſelligen Rüſſelbären ziehen zerſtreut umher und laſſen dabei beſtändig eigenthümliche, rauhe, halb grunzende, halb pfeifende Töne
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Beſchreibung Beider. Jhre Lebensweiſe.
den Seiten dicht ſteht. Starke Schnurren und lange Borſtenhaare finden ſich auf der Lippe und über
dem Auge; das Geſicht iſt kurz behaart. Die auf dem Rücken zwiſchen Roth und Graubraun wechſelnde
Grundfärbung geht auf der Unterſeite ins Gelbliche über; Stirn und Scheitel ſind gelblichgrau, die
Lippen weiß, die Ohren hinten bräunlichſchwarz, vorn graulichgelb. Ein weißer, runder Flecken
findet ſich über jedem Auge, ein anderer am äußerſten Winkel deſſelben und zwei, oft zuſammen-
fließende ſtehen unter dem Auge. Längs der Naſenwurzel läuft ein weißer Streifen herab.
Der einſame Coati oder Rüffelbär (Nasua solitaria), welcher durch Prinz Max von
Neuwied von dem gefelligen getrennt wurde, iſt etwas größer und derber, als dieſer, nicht länger,
aber höher und ſtärker. Seine Färbung erſcheint auf der ganzen Oberſeite bräunlichgelb, weil die
Haare in der untern Hälfte grau, oben braun und an der Spitze gelb geringelt ſind. Der Schwanz
iſt abwechſelnd ſiebenmal braungelb und ſiebenmal ſchwarzbraun geringelt. Das Geſicht, die Füße
und alle nackten Theile ſind ſchwarz, über und unter den Augen ſteht ein grauweißer Flecken. Die
Kinnſeiten ſind weiß, die Ohren ſchwarz, grau gerandet.
[Abbildung Der einſame Coati (Nasna solltaria).]
Wir verdanken die Lebeusbeſchreibung der Rüſſelbären Azara, Reugger, Wied und neuer-
dings auch Sauſſure, Beunett und Weinland.
Beide Naſenbären bewohnen den ganzen warmen Theil des öſtlichen Südamerika. Jn Mejiko
kommt, wie ſchon Humboldt angiebt, auch ein Naſenbär vor; er iſt aber als beſondere Art anzu-
ſehen. Die Thiere leben in den wärmeren Theilen der Cordilleren und in großen Waldungen. Wie der
Name beſagt, unterſcheiden ſich die beiden beſchriebenen Arten dadurch, daß der eine beſtändig in
Geſellſchaften von acht bis zwanzig Stück lebt und herumſchweift, der andere aber einzeln in einem
beſtimmten Gebiete verweilt und nur während der Brunſtzeit mit anderen ſeiner Art ſich vereinigt,
nach geſchehener Begattung aber wieder trennt. Der einſame Naſenbär ſoll mehrere beſtimmte Lager
haben und bald in dieſem, bald in jenem die Nacht zubringen, jenachdem er den einen oder den andern
Theil des Waldes durchſtreift. Der geſellige dagegen hat weder ein Lager, noch ein beſtimmtes Gebiet,
ſondern führt ein echtes Zigeunerleben, läuft den Tag über im Walde umher und verkriecht ſich da,
wo ihn die Nacht überfällt, in einem hohlen Baume oder unter Baumwurzeln oder legt ſich in eine
von mehreren Aeſten gebildete Gabel und ſchläft hier bis zum nächſten Morgen. Jhn oder beſſer
ſeine Geſellſchaften ſieht man viel häufiger, als jenen Einſiedler. Die geſelligen Rüſſelbären ziehen
zerſtreut umher und laſſen dabei beſtändig eigenthümliche, rauhe, halb grunzende, halb pfeifende Töne
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/711>, abgerufen am 24.11.2024.
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